Beiträge von Antimon

    Die schlechtesten Erfahrungen mit Leuten, die sich weigern, was anderes als ihre eigene Sprache zu sprechen, habe ich jahrelang im Urlaub in Spanien gemacht. Ich finde die auch grundsätzlich unfassbar unfreundlich. Franzosen sind voll OK und Frankreich ist schön. Man hüte sich als Velofahrer vor Autos mit französischem Kennzeichen, wobei deutsche Kennzeichen auch nicht minder (aber anders!) gefährlich sind.

    Beim Französisch haben viele Deutschsprachige einfach Mühe mit der Aussprache, daher wohl die ausgeprägte Abneigung. Für mich steht die Alltagsrelevanz ausser Frage, ich höre die Sprache beinahe täglich auf der Strasse, beim Einkaufen, beim Coiffeur,... Unsere Jugendlichen schaffen auch nach 10 Jahren Schulunterricht kaum ein B2. Das liegt aber am nicht Wollen und nicht am nicht Können. Ist schon ne verrückte Sache.

    Habe ich schon mal meine unglaublich tolle Klassenlehrerin der 3. und 4. Klasse Grundschule erwähnt? Ich glaube, ja. Ich hab's schwarz auf weiss im Übertrittszeugnis, dass mir daheim niemand helfen konnte. Es war diese Lehrerin, die meine Mutter praktisch dazu überredet hat, das Kind muss ans Gymnasium. Leider ist sie früh gestorben, ich hab's verpasst, ihr später nochmal Danke dafür zu sagen.

    Wieso französisch immer noch so verbreitet ist als 2. Fremdsprache verstehe ich ehrlich gesagt nicht.

    Schäme er sich. Baselland, Schweiz, 2023: Unsere Kinder lernen ab der 3. Klasse Primar (!!) Französisch als 1. Fremdsprache. Leider muss ich jetzt tatsächlich der SVP einmal Beifall klatschen, aus deren Reihen wurde nämlich gerade dieses Jahr ein Postulat in den Landrat eingebracht mit der dringenden Bitte, der Quälerei doch endlich ein Ende zu setzen. So wie ich unsere Bildungsdirektorin kenne, wird das in absehbarer Zukunft auch einen positiven Entscheid geben. Dann wird Englisch die 1. Fremdsprache ab der 5. Klasse Primar, Französisch startet erst in der Sek I.

    Und jetzt mal etwas weniger sarkastisch: Doch, ich finde, auch in Deutschland hat Französisch als 2. Fremdsprache immer noch eine offensichtliche Bedeutung. In vier eurer Nachbarländer wird Französisch gesprochen, in keinem davon Spanisch. In diesem Sinne müsste man eigentlich Polnisch als Alternative anbieten. Mir ist ehrlich gesagt die Relevanz des Spanischen nicht so ganz klar ausser dass man vielleicht gerne nach Spanien in den Urlaub fährt und da sein Bier in der Landessprache bestellen will. Grad so weit käme ich auch noch auf Spanisch.

    Also der Forschungsbericht, den ich 2004 im Rahmen des Anorganisch-Chemischen Forschungspraktikum abgegeben habe (das entspricht in etwa einer "Hausarbeit" in den Geisteswissenschaften) umfasst 40 Seiten, habe ich gerade auf meiner Festplatte gefunden. An der Schule habe ich noch meine original Praktikumsprotokolle aus dem Physikpraktikum liegen, ich kann bei Gelegenheit mal nachschauen, wie viele Seiten ich da für eine einzige Versuchsauswertung geschrieben habe. Es sind jedenfalls 3 DIN-A4-Hefte, die ich handschriftlich vollgeschrieben habe.

    Habe gerade mal ein bisschen geschmökert bezüglich des Lateinunterrichts ... Es scheint tatsächlich so zu sein, dass an deutschen Gymnasien noch viel häufiger Latein gelernt wird als bei uns. Als Schwerpunktfach wird es gerade mal noch von etwa 10 % der Jugendlichen gewählt. Griechisch ist meines Wissens bei uns in der Region nur noch am Münsterplatz in Basel wählbar. Besonders beliebt sind die allerdings, weil sie Pädagogik/Philosophie/Pädagogik als Schwerpunktfach anbieten. Das finde ich wirklich schade, dass wir das im Baselland gar nicht anbieten, es gäbe sicher noch einige Interessierte.

    aber wenn man dann am Alltagsenglisch scheitert...

    Ist das so? Ich war nun doch schon einige male mit Jugendlichen im Ausland auf Bildungsreise, die konnten sich da eigentlich immer ganz hervorragend verständigen. Mir selbst ist über die Jahre leider der aktive Wortschatz recht verloren gegangen. Man merkt's halt schon, wenn man's nicht mehr täglich braucht. Besonders schockiert bin ich immer, wenn mir ein Wort auf Französisch aber nicht (mehr) auf Englisch einfällt. Das ist wirklich beunruhigend. ^^

    Frage an die anwesenden Fremdsprachenlehrpersonen: Sprecht ihr in der Oberstufe überhaupt noch Deutsch im Unterricht? Mir ist das so geläufig, dass das nicht der Fall ist. Viele KuK haben sogar irgendwelche "Busssysteme", da kostet Deutschsprechen im Unterricht 10 oder 20 Rappen und am Ende geht die Klasse davon Eis essen. Meistens wird dann leider nichts aus dem Eis bzw. die Lehrperson lädt ein :)

    Der Spanisch-Hype ist hier irgendwie schon wieder vorbei. Als ich an meiner Schule vor 9 Jahren anfing, hatten wir noch volle Spanisch-Klassen. Jetzt sind es noch Halbklassen. Dafür werden die bilingualen Klassen mit Englisch überrant. Da haben wir Wartelisten, es kommen gar nicht alle rein, die wollen. Das Nachbargymnasium bietet Russisch als Schwerpunktfach an. Ob das gewählt wird... Keine Ahnung.

    wir bieten als zweite FS Farnzösisch, Latein oder Spanisch. Gegen Spanisch muss Französisch sehr kämpfen. Latein wird mehr gewählt als Französisch, weil diejenigen, die eine moderne FS möchten, eher auf Spanisch stehen.

    Ich bin überzeugt, liesse man unsere Jugendlichen die zweite Landessprache wählen, würde sich eine Mehrheit für Italienisch entscheiden. Als Schwerpunktfach kämpft es arg gegen's Aussterben. Weil die Anmeldezahlen stetig rückläufig sind, darf es jetzt auch neubeginnend gewählt werden, früher mussten die Jugendlichen Italienisch schon als Wahlfach an der Sek I belegt haben. Natürlich klagen jetzt die KuK, die Italienisch unterrichten weil sie jetzt eben Anfänger neben Muttersprachlern im gleichen Kurs sitzen haben. Das ist im Spanisch aber immer schon so. Naja. Lehrpersonen klagen einfach grundsätzlich gerne, glaube ich ^^

    Italienisch ist in der Grammatik schon das grössere Arschloch, finde ich. Dafür ist die Aussprache natürlich wesentlich einfacher als im Französischen. Das es mir primär ums Sprechen geht, ist das für mich ein ganz klares Argument fürs Italienisch. Aber unser "Französischobligatorium" wird in den nächsten Jahren wohl kaum aussterben, dafür ist die Lobby viel zu gross.

    die mit der Aussprache in Englisch bereits überfordert sind oder grundsätzlich so schreiben, wie sie es hören.

    Italienisch ist eben toll. Habt ihr aber wahrscheinlich nicht im Angebot, ne? Ist also moderne Fremdsprache natürlich auch nur begrenzt "nützlich", wenn man das als Kriterium nennen will.

    Das stimmt nicht für jedes Studium. Aber immerhin kann man Latein heute an der Uni nachholen.

    Ich schreibe für die Situation, so wie sie bei uns in der Schweiz ist. An der Uni Basel kannst du absolut alles ohne Latein studieren. In Zürich braucht man's noch für die romanischen Sprachen, soweit ich weiss.


    Auch das stimmt nicht.

    Doch, bei uns an der Schule stimmt das absolut. Wir haben Jahrgänge ganz ohne Lateinklassen dabei, ansonsten sind das sehr kleine Kurse mit sowas wie 5 Personen, denen's einfach Spass macht. Mit Bildungsbürgertum können wir ohnehin nicht dienen. ;) Aber ja, in Zürich an der Hohen Promenade z. B. lernen alle Latein, weil's zum Leitbild der Schule einfach dazu gehört. Finde ich OK, man weiss ja worauf man sich einlässt, wenn man sich an einer solchen Schule anmeldet.

    Witzig in dem Kontext übrigens, dass ein ehemaliger Kollege nicht glauben mochte, dass ich wirklich kein Latein gelernt habe. Er fing immer wieder damit an "du bist doch intelligent, da achte ich, du musst ja Latein gelernt haben". Ich mochte den sehr gerne, aber an der Stelle hatte er echt nen Schlag ^^


    Bei guter Vorinformation wählen die Familien (=Eltern + Kinder) Latein, weil die Kinder nicht die Lerntypen für eine moderne Fremdsprache sind.

    Da habt ihr's natürlich gut, dass das überhaupt geht. Bei uns lernen alle obligatorisch eine weitere Landessprache als zweite Fremdsprache neben Englisch und zwar an allen Schulniveaus bist einschliesslich 9. Klasse.

    Ja, wir haben auch bei uns an der Schule noch Lateinklassen. Die alten Sprachen haben aber nicht mehr den Stellenwert wie noch vor 20 Jahren, so ist der Lauf der Dinge halt. Man "braucht" sie bei uns im Grunde für gar nichts mehr, ums Lateinobligatorium an der Uni kommt man problemlos drumrum. Latein wird wirklich nur noch von denen gewählt, die Spass dran haben. Gleiches gilt im Grunde bei uns aber auch für die modernen Fremdsprachen und die künstlerischen Profile. "Zweckorientiert" gewählt, wenn man so möchte, werden die Profile Mathe/Physik, Biologie/Chemie und Wirtschaft/Recht. Darauf entfallen dann aber auch 2/3 unserer Schüler*innen, was in etwa dem nationalen Durchschnitt an allen Gymnasien entspricht. Albert Einstein hat nota bene 1896 Matura gemacht und zwar ohne Latein und Griechisch, dafür mit Französisch, Englisch und Italienisch als Fremdsprachen. So neu scheint die Idee dann doch nicht zu sein, dass man Fremdsprachen tatsächlich auch zum Sprechen gebrauchen könnte.

    Verbringt man mal eine Zeit in einem anderen Land, stellt man einige Unterschiede fest im Bezug auf das gesellschaftliche Miteinander, Werte und Moralvorstellung, Freizeit und Berufsvorstellung, Kunst, Musik und Schauspiel, Essen, Umgang mit Mensch, Tier und Pflanze. All das lässt sich mit Kultur zusammenfassen.

    Da hast du vollkommen recht. Nur ist Kultur eben keine Konstante und hat sich im Laufe der Zeit auch in Deutschland stetig verändert. Weil immer schon neue Bevölkerungsgruppen zuwandern und andere abwandern. Neues kommt, Altes geht, das ist der Lauf der Dinge. Deswegen ist die Idee mit der "Assimilation" auch ziemlich absurd.

    Ja, das meine ich doch. Ich verstehe einfach nicht, was man immer gleich so beleidigt tun muss, wenn man feststellt, dass eine kaufmännische Ausbildung halt nicht wahnsinnig intellektuell ist. Wenn man jetzt Ausbildungen oder Berufe nach "Nützlichkeit" einteilt, wird man wohl zum dem Schluss kommen, dass die Kauffrau schlussendlich "nützlicher" ist, als der studierte Kunsthistoriker. Da könnte dann letzterer auch wieder beleidigt sein.

    Dem Maturanden stehen einfach unmittelbar mehr Wege offen als jemandem, der in eine Berufslehre geht. Einige überfordert das und dann wechseln sie halt das Studienfach. Andererseits arbeitet heutzutage auch kaum jemand, der aus der Berufslehre kommt, die nächsten 30 Jahren in exakt *diesem* Beruf.

    Also das was ich so unterrichte hat für die Mehrheit meiner Maturanden keinen konkreten Marktwert. Für einige wird es eine Entlastung im Studium sein aber im Berufsleben werden sie 90 % der Fachinhalte getrost vergessen können.

    Gefühlt magst du da für die Fremdsprachen recht haben. Für die Naturwissenschaften würde ich eher das Gegenteil behaupten. Ich meine, wir fordern von unseren Jugendlichen erheblich mehr Transferleistung als ich selbst zum Abitur abliefern musste. Projektunterricht, selbst Experimente planen, etc. das gab es nicht.

Werbung