Beiträge von Antimon

    Ich unterrichte relativ häufig Geschwisterkinder, die alle hintereinander immer das gleiche Schwerpunktfach wählen. Es ist erstaunlich, wie langsam selbst in der Konstellation die Diffusion von relevanten Informationen voranschreitet. Es ist definitiv ein Zeichnen von Intelligenz, wenn das klappt. Wie bereits geschrieben, schaffen es irgendwie nur diejenigen sich zu informieren, die sowieso im Akkord die 6en produzieren. Passt zum Video, das ich im Mathe-Thread verlinkt habe.

    Ich nutze ja schon bei Nachschreibern (auch ohne vorherige Klausurrückgabe) meistens so grundsätzlich unterschiedliche Aufgaben, dass die Nachschreibenden nichts davon haben, dass sie gefehlt haben und "mal schauen wollen", was so dran war. Wenn die die Klausur vorher wieder bekommen, wähle ich erst Recht komplett andere Aufgaben aus

    Aber sind deine SuS so schlau? Das fände ich echt tragisch, wenn nur meine so doof sind das eben nicht zu tun... :gruebel:

    Unser guter Stundenplaner bastelt meinen Stundenplan um die Vorlesungen drumrum. Ich bin ein bisschen dumm und daher leider zu spät für das vom Bund finanzierte Ausbildungsprogramm für berufserfahrene Lehrpersonen. Das gab es eben um speziell Informatik Lehrpersonen auszubilden, läuft aber dieses Jahr aus. Ich habe also ab August auf 60 % reduziert und zahle die Studiengebühren selbst. Vorteil ist, ich habe keine Blockveranstaltungen überall im ganzen Land, wie die KuK, die das Förderprogramm mitgemacht haben. Ich bin einfach Studentin an der Uni Basel.

    Ich habe mir die Videos zum Vorkurs weiter angesehen und mich auch gewundert, wie viele da offensichtlich z. B. nicht Bruchrechnen können. Mir ist das Phänomen aus der Schule natürlich bekannt. Aber wieso schreibt man sich für einen technischen Studiengang ein, wenn man solche Schwierigkeiten in der Mathe hat?

    Ich bin ja gespannt, wie das im Herbst dann ist, wenn ich wieder an der Uni bin. Ich muss für die Facherweiterung gar keine Mathe mehr belegen, habe aber fürs 1. Semester beschlossen, es kann nicht schaden. Konkrete Mathe für Informatiker, mal sehen, was das gibt.

    state_of_Trance Stimmt dich das ernsthaft traurig? Ich mache das gerne, einfach mal in der nächsten Prüfung exakt die gleiche Frage wieder stellen und mich amüsieren, wenn's die Hälfte immer noch nicht kann. Jugendliche müssen lernen, was wirklich wichtig ist und manchmal geht's nur mit der Nase in den Haufen.

    Selbstüberschätzung ist auch ein grosses Thema hier - Generation "Ich bin grossartig!" Ich hatte in der Woche vor den Ferien in einer meiner Klassen einen Wutausbruch wie in 10 Jahren Lehrerleben noch nicht. Aufgeblasene Klugscheisser, die meinen, gestanden Lehrpersonen erklären zu müssen, wie Physik, Deutsch oder Zeichnen geht. Ich hab sie grade eben nicht Klugscheisser genannt aber ihnen ausgesprochen unfreundlich erklärt, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nichts gerissenen und keinen Blassen von irgendwas haben und ich mit ihnen keine Sekunde mehr über Fachinhalte diskutieren werde. Vielleicht hilft es ja, wenn ihnen jemand mal den Arsch versohlt anstatt denselbigen zu pudern.

    Den hier finde ich unterhaltsamer und vor allem weniger polemisch:

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    "Lustig" wird's gegen Ende ab etwa Minute 25. Solche Momente hatte wohl jede MINT-Lehrperson schon in ihrem Leben und das Beispiel zeigt so wunderschön auf, was falsch läuft. Unsere Jugendlichen entwickeln offensichtlich keine Überlebensstrategien (mehr). Es hat aber vorher schon einiges Erhellendes dabei.

    ne Kollegin von mir in der Fachschaft macht seit ich an dieser Schule bin (beinahe 10 Jahre) immer die selbe Prüfung

    Was mich interessieren würde: Wird's denn besser? Ich lege ja schon lange bei schriftlichen Nachprüfungen immer die original Prüfung wieder hin. Meistens sind die Nachschreiber die schlechtesten in der Klasse. Bei zwei meiner aktuellen Klassen bin ich gerade erfolgreich im Überlebenstraining, die glauben mir unterdessen, dass man die anderen halt mal fragen muss, was so dran war.

    Ich glaube das muss man differenzieren: Wenn jemand als Expat im Ausland ist, entspricht das einer temporären Abordnung die je nachdem auch nur bedingt freiwillig passiert ist. Gerade bei der Novartis z. B. läuft das in den Führungspositionen wirklich so, dass den Leuten gesagt wird "du gehst jetzt ins Ausland oder du hast hier gar nichts mehr zu melden". Jemand der fürs Doktorat oder den PostDoc ins Ausland geht, macht das häufig auch nur für den Lebenslauf und hat gar nicht vor, sich dort stationär einzurichten. In so einer Situation finde ich es völlig in Ordnung, wenn man am Erlernen der Landessprache nicht interessiert ist.

    Ich persönlich habe das immer blöd gefunden, ich kann etwas Japanisch und ich kann ganz OK Französisch. Was mir echt auf den Sack geht, sind Leute, die 30 Jahre in einem Land leben und die Sprache nicht können. Ich hatte am Zivilstandsamt in Basel vor mir eine albanische Familie die ihre Unterlagen für das Einbürgerungsgesuch abgegeben haben, da musste die Tochter für die Eltern übersetzen. Wozu die genau das Gesuch überhaupt einreichen, ist rätselhaft, das wird ohnehin abgelehnt. Das ist aber was ganz anderes als der Inder am MIT, um den's hier im Thread für mein Verständnis geht.

    Schrieb niemand.

    Ah ja?

    Soweit ich weiß, geht das auf ein fundamentales Fehlverständnis zur experimentellen Methode und medizinischen Grundkenntnissen zurück.

    OK, das Wort lautet "Fehlverständnis". Das impliziert, er hätte es besser wissen können oder müssen. Hat er aber nicht. Über den Wirkmechanismus von pharmakologisch aktiven Substanzen war zu Hahnemanns Zeiten genau gar nichts bekannt und wie ich bereits schrieb, gab es zu der Zeit auch noch kaum irgendeine Systematik in der analytischen Chemie. Der konnte gar nichts "fehlverstehen", was überhaupt nicht etabliert war. Hahnemann war etwa 50 Jahre zu früh geboren als dass man ihm diesen Vorwurf machen könnte. Als Hahnemann mit seinen für die Entwicklung der Homöopathie entscheidenden Experimenten anfing, glaubten seriöse Wissenschaftler bzw. Naturforscher (die damals noch geläufigere Bezeichnung) noch an das Phlogiston und den Äther. Perkin hat 1856 (da war Hahnemann schon tot!) versucht Chinin herzustellen, indem er Anilin mit Kaliumdichromat verrührte. Jeder Maturand würde ihn 2023 dafür auslachen. Man hat damals alles mögliche ausprobiert ohne eigentlich zu wissen, was man genau tut. Hahnemanns Ideen sind im Kontext der Zeit zu begreifen und erst mal alles andere als lächerlich.

    Man kann den verlinkten Text von Tucholsky witzig und Steiner allgemein doof finden. Ist OK. Ich hätte mich nicht eingemischt, wenn infolge nicht plötzlich irgendwelche pseudo-Argumente aufgetaucht wären, die so wahnsinnig geistreich eben gar nicht sind.

    Nein, denn offenbar kaufen Millionen Patient*innen jedes Jahr Globuli in der Hoffnung, dass es ja möglicherweise doch helfen könnte.

    Ja, weil Millionen von Leuten im Jahre 2023 offenbar jegliches Verständnis für Naturwissenschaften und evidenzbasierte Medizin fehlt. Zwischen Hahnemann und heute ist ja eigentlich ne Menge passiert. Umso ärgerlicher finde ich z. B. das was du geschrieben hast:


    Hormone werden teilweise in Pikogramm (Billionstel g) gemessen. Irgendwo las ich mal, dass das Vorkommen eines bestimmten Hormons im Körper einer D irgendwas-Potenz entspricht

    Ich hab's in freundlich versucht, dann jetzt halt in unfreundlich. Pikogramm pro was genau? Pro Hühnerei, Tomate, Gurkensalat? Hast du irgendeine Vorstellung von analytischer Chemie bzw. klinischer Diagnostik? Ist das jetzt die Analytmenge oder bezieht sich das auf die Physiologie? Bestimmte Kontrazeptiva haben eine PNEC (predictet no effect concentration) in der Grössenordnung von 30 Pikogramm pro Liter. Der EU-Grenzwert für BPA im Trinkwasser liegt bei 2.5 Mikrogramm pro Liter. Das sind aber nicht die Nachweisgrenzen, die liegen je nach Verfahren im Bereich von Nanogramm pro Liter. Ja, es gibt gut etablierte Verfahren, mit denen sich kleinste Konzentrationen sehr genau bestimmen lassen, daran ist nichts Magisches. Zwischen der physiologischen Konzentration eines Hormons, Antigens, blablabla in irgendeinem Körpersekret und der Analytkonzentration in der Diagnostik liegt ne Menge Aufwand in Sachen Probenaufbereitung. Da kann Aufkonzentrieren genauso wie Verdünnen dabei sein, man weiss es nicht. Hängt halt davon ab, was man genau nachweisen will und wie man es nachweisen will.

    Was ist denn eine "D-irgendwas-Potenz"? Zwischen D1 und D6 liegt ein Faktor 100000 bezüglich der Verdünnung. "Verdünnen" ist nota bene ein trivialer Arbeitsschritt in der analytischen Chemie, nur weil eine Verdünnung mit D1 oder D6 bezeichnet wird, ist sie nicht gleich esoterisch. Eine Aussage bezüglich der Konzentration dessen, was man nachweisen möchte, lässt sich ohne Kenntnis der Konzentration der Stocklösung (so nennt der Chemiker die "Urtinktur") ohnehin nicht treffen, was die Bezeichnung "D-irgendwas-Potenz" doppelt sinnbefreit macht. Das Wort "entspricht" verlangt eine Referenz, die du aber gar nicht nennst.

    Dann ist aber ohnehin nicht mehr zwischen Tinktur und Lösungsmittel zu unterscheiden, da bereits ab ca. D6 der Anteil der Verunreinigungen die der Urtinktur übersteigt.

    So steht es zwar bei Wikipedia, die Aussage bezüglich der "Verunreinigungen" an sich ist aber belanglos. In jeder gewöhnlichen Aspirin-Tablette ist die Menge an Hilfsstoffen ein zigfaches (edit: etwa 5 x, ich hab's ja schon oft genug ausgewogen) grösser als die Menge an Wirkstoff. Die wirksame Plasmakonzentration der Salicylsäure (man geht davon aus, dass diese hauptsächlich für die Schmerzreduktion verantwortlich ist) liegt bei etwa 15 Mikrogramm pro Milliliter. Das ist ein lausiger Wert, wenn man mit meinen oben genannten Zahlen für z. B. die PNEC endokriner Disrubtoren vergleicht. Ohne zu wissen, wie potent ein Wirkstoff überhaupt ist, kann ich mich also auch nicht über Verdünnungsreihen lustig machen. Es fehlt auch immer noch der Bezugspunkt - was ist denn die Konzentration der "Urtinktur"?

    Das Konzept der Homöopathie ist aus heutiger Sicht lächerlich, ja. Dass so viele dran glauben liegt offensichtlich daran, dass so viele von "echter" Pharmakologie schon gar keine Ahnung haben, Zahlen nicht richtig einordnen können, naturwissenschaftliche Methodik nicht nachvollziehen können. Argumente, die man ganz einfach demontieren kann, sind umso ärgerlicher, weil sie den Falschen in die Hände spielen. Schade, dass wir das nach 3 Jahren Corona immer noch nicht gelernt haben.

    al davon abgesehen, ob ich das persönlich gut finde oder nicht, würde ich dir bei dem Fettmarkierten Recht geben - und wahrscheinlich müssen die Englischkenntnisse noch gar nicht mal so gut sein. Circa B1/B2 reicht da vermutlich bereits

    Du... Ich habe selber 3 Monate Japan problemlos überlebt. Wir haben in Genf an der Uni NIE Französisch gesprochen, da gab es Leute in der Arbeitsgruppe, die konnten das gar nicht. Ich habe auch in Heidelberg in der Arbeitsgruppe die meiste Zeit Englisch gesprochen, es gab Leute, die sprachen kein Wort Deutsch. Darunter zwei Inder übrigens, auch in Genf hatten wir einen solchen.

    Wie gut deine Grammatik ist, interessiert doch keine Sau. Wenn du ein Paper schreibst, korrigiert's dir eh der Editor beim Verlag. Und mit B1 in der jeweiligen Landessprache wirst du in der Schweiz schon eingebürgert, auch in Deutschland musst du nicht mehr können, als das.

    Natürlich entscheide ich mich bei entsprechender Qualifikation für UK weil es der tausend mal bessere Forschungsstandort ist. Und wenn ich die Wahl zwischen München und Zürich habe, nehme ich natürlich Zürich, weil es der hundert mal bessere Forschungsstandort ist. Welche Sprache da ausserhalb der Uni gesprochen wird, interessiert mich nicht die Bohne. Bin ich aber gar nicht erst entsprechend qualifiziert, lande ich eben nirgendwo. Als Inder habe ich nach UK vielleicht noch eher familiäre Beziehungen, was ein Argument sein kann. Aber primär geht es in der Forschung echt null und gar nicht ums Einkaufen in der Stadt, in der man dann lebt. Du kannst bei der Novartis in Basel arbeiten ohne jemals einen Fuss runter vom Campus und in die Stadt setzen zu müssen. Es besteht keinerlei Notwendigkeit, jemals Deutsch zu lernen. Das gleiche gilt natürlich für die ETH in Zürich.

    Die Sprache ist für jemanden, der an Forschung interessiert ist, so ziemlich das letzte Kriterium. Mit Englisch kommt man überall durch. Wir haben einige Expats bei uns im Haus wohnen, die kein Wort Deutsch sprechen und bei der Roche nen Arsch voll Geld verdienen. Die kommen von überall her nur nicht aus Indien.

    Ich verstehe deine Polemik gerade nicht. Alle Schülerinnen und Schüler, egal welcher Schulformen, lernen nur, wenn der Unterricht gut strukturiert, die Lehrperson nen Plan und ne Beziehung zu ihren Schöfli hat. Beim Thema Digitalisierung geht es vor allem um Inhalte und übergeordnete Kompetenzen, die vermittelt werden sollen. Mag sein, dass das für Förderschüler*innen nicht wahnsinnig relevant ist, kann ich mir aber ehrlich gesagt nicht vorstellen. Auch die leben in einer digitalen Welt, also wird man ihnen gewissen Fähigkeiten in dem Bereich schon auch mitgeben müssen.

    Wir hatten in den letzten Jahren wiederholt verpflichtende Fobis über irgendwelche Tools (edoop, teams, ...) aber nicht eine einzige zur Pädagogik und das finde ich für unsre Schule echt beschämend.

    OK, ein Stück weit kann ich den Frust verstehen. Grundsätzlich braucht es aber halt schon Schulungen wenn man möchte, dass Lehrpersonen mit der Technik irgendwie zurecht kommen. Wir hatten im Zuge der Einführung von BYOD auch zwei Jahre hintereinander eher technisch orientierte schulinterne Weiterbildungen. Die SCHIWE dieses Jahr war aber sowas von pädagogisch, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Du musst das als Prozess sehen, der halt schrittweise aufgegleist wird. Wenn ich mit dem Werkzeug nicht umgehen kann, kann ich mir auch nicht überlegen, wofür ich es einsetzen will. Als Beispiel: Ich überlege mir gerade, wie ich digitale Prüfungsformate dazu nutzen kann, mich selbst und meine SuS in Sachen Prüfungsstress zu entlasten. Ich will das jetzt gar nicht weiter ausführen (es sei denn, es interessiert dich), aber das kann ich ja nur, wenn ich die Technik kenne.

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