Beiträge von Antimon

    Dem "Verwaltungsakt" des 3. Oktober kann man keine identitätsstiftende Wirkung beimessen.

    Die Geschichte hinter dem 3. Oktober ist eigentlich sehr schön, nur leider kennt sie kaum jemand. Ich habe vor einigen Jahren mal irgendwo eine Doku über die deutsche Wiedervereinigung gesehen, in der Helmut Kohl sich dazu äusserte, wie es ausgerechnet zu diesem Datum kam. Er meinte, es sei absehbar gewesen, dass es gegen Herbst wird, dass die Verträge unterschrieben werden und dann habe er beim deutschen Wetterdienst angerufen und die gefragt, wann denn statistisch gesehen der schönste Tag im Herbst sei. Achte mal drauf, es ist tatsächlich so, dass am 3. Oktober meistens die Sonne scheint. Welches andere Land kann denn bitteschön behaupten, der Nationalfeiertag sei nach dem Wetter ausgewählt worden?

    Abgesehen davon: Der eigentliche Termin wäre natürlich der 9. November gewesen aber aus historischen Gründen ging das offensichtlich nicht. Ich frage mich bis heute, wieso die nicht einen Tag vorher oder nachher angefangen haben die Mauer einzureissen bzw. warum daran keiner gedacht hat ...

    Patriotismus ist nichts Schlechtes. Natürlich kaufe ich zum 1. August Kuchenstücke mit Schweizer Kreuz und andere hängen sich halt Fähnchen ins Fenster. Patriotismus ist ja was anderes als Nationalismus. Doch, die deutsche Unfähigkeit sich angemessen in die NATO einzubringen hat schon sehr viel damit zu tun, dass man sich immer so latent fürs Detuschsein schämt. Oh Gott, oh Gott, was denkt nur die Welt, wenn ein deutscher Panzer im Jahre 2024 gegen Russland gerichtet ist?! In Europa würde wahrscheinlich jeder, der halbwegs klar im Kopf ist "recht so!!" denken.

    Vielleicht sollte man mal aufhören, die deutsche Öffentlichkeit in Watte zu packen, die Realitäten anerkennen und aussprechen.

    Exakt das. Und dann können wir bitte auch endlich das dumme "Schutzmacht-USA" Geschreibsel stecken lassen. Die Zeiten sind ganz einfach vorbei und insbesondere die deutsche Politik muss das endlich anerkennen. Die europäischen NATO-Staaten müssen selber den Arsch hochbekommen und zwar flott. Das deutsche Militär wird ernsthaft gebraucht und wir leben in einer ausreichend gefestigten Demokratie, dass man das auch aussprechen darf.

    Die Graphik ist wahrscheinlich bekannt und fasst das Problem ganz gut zusammen:

    would you fight for your country.png

    Das ist nur ein Nebenaspekt. Eigentlich sollen die Schüler sich mit unserer Hilfe die allgemeine Hochschulreife erarbeiten. Um zu lernen wie man einen TR bedient braucht man wenige Minuten und nicht mehrere Jahre. Diese 10 Minuten könnte sicherlich auch der Chemie- oder Physiklehrer erübrigen.

    Das kann auch nur jemandem kommen, der Mathe unterrichtet. Wie viele deiner SuS studieren denn am Ende tatsächlich? Also meine praktisch alle. Die sind intelligent, die können sich alles selbst "erarbeiten". Fragt sich dann halt, wofür ich bezahlt werde.

    icher in Wirtschaft, Physik, Chemie kann es sein, dass sich "schiefe" Zahlen ergeben und, dass der TR deshalb tatsächlich eine Zeitersparnis ist. Aber in Mathe sehe ich das einfach nicht - und nach wie vor konnte kein Gegenbeispiel genannt werden

    Was Mathelehrpersonen halt so gar nicht gerne hören: Ihr unterrichtet für die Naturwissenschaften eine Hilfswissenschaft. Die wenigstens Abiturienten und Maturandinnen studieren Mathe, die meisten brauchen es aber in irgendeiner Form an der Uni. Und als Naturwissenschaftlerin habe ich ständig den TR in der Hand, weil mich Mathe als Wissenschaft nun mal nicht wirklich interessiert. Ich rechne im Schwerpunktfach Chemie durchaus mit quadratischen Gleichungen und Exponentialfunktionen, die ich aber um Himmels Willen nicht von Hand löse. Mich interessiert nicht die Gleichung sondern das Ergebnis. Und es nervt mich unfassbar, wenn die Jugendlichen nicht in der Lage sind, ihren verdammten TR zu bedienen. Bring du als Mathelehrperson ihnen das doch bitte bei, dann kann ich mich weiter um Chemie kümmern.

    nee nee.. die kennst du nicht, weil sie einfach gar nicht zu dir rüberkommen

    Das von dir zitierte widerspricht überhaupt nicht dem, was ich schrieb. Ein 5er Zeugnis ist natürlich formal "zu schlecht" für jemanden, der hochbegabt ist. Ist aber natürlich weit entfernt von *wirklich* schlecht und genau das schrieb ich. Auf das Marburger Hochbegabtenprojekt wurde schon verwiesen, es ist ein belegter Mythos, dass Hochbegabte besonders häufig als Underachiever auffallen würden. Das Gegenteil ist der Fall.

    Dass leistungsstarke Jugendliche vor allem in der Mittelstufe auch schon mal gemobbt werden, ist mir durchaus nicht fremd. Bei einer Übertrittsquote von 25 % in die gymnasiale Oberstufe sind die bei uns dann aber doch recht gut aufgehoben. Dass gute Leistungen abfällig kommentiert werden, erlebe ich in meinen Klassen praktisch nicht. Ich kann mir vorstellen, dass das eher ein Problem ist, wenn zu viele eigentlich überforderte Jugendliche in einer Klasse sitzen.

    Da fällt mir was ein, was ich tatsächlich mit meinen Lernenden mache. Ich weiss, du bist kein grosser Fan von Stöchiometrie … aber das Lustige daran ist, dass sie für mathematische Aufgaben gut geeignet ist 😂 Ich bringe meinen Lernenden tatsächlich bei, wie man stöchiometrische Koeffizienten mit einem Gleichungssystem bestimmen kann - das hätte ich mir als Schüler auch gewünscht, dann wären mir solche Aufgaben leichter gefallen 😂 Das sieht dann so aus:

    IMG_5274.jpeg

    Ich kenne die Herangehensweise, habe es aber noch nie im Unterricht gezeigt. Vielleicht versuche ich es mal als Alternative zum "Kügeli zählen" anzubieten. Ansonsten sind das Aufgaben, die irgendwann wirklich auch meine schwächsten Schülerinnen und Schüler lösen können. Wenn ich dann nachfrage, warum wir das eigentlich machen... Ich fürchte, dann habe ich schon so um die 10 % Verlust.

    Ob das eine "tolle Leistung" ist, kannst du mangels Sachverstand nicht beurteilen

    Ein Dr. rer. nat. ist ganz grundsätzlich eine herausragende Leistung. Es ging jetzt gerade aber um die Note und da ist es nunmal speziell in der Chemie so, dass die 1.0 keine Differenzierung zwischen den Absolventinnen und Absolventen zulässt weil es halt die Standardnote ist. Insofern taugt das Beispiel auch nicht dafür ausdrücken zu wollen, man habe sich vom Diplom zur Promotion in der Leistung gesteigert.

    Wenn ich mich selbst notenmässig einschätzen sollte, glaube ich, dass meine 5en in der Informatik recht gut passen. Bewertet wird das, was ich auf das Prüfungsblatt schreibe, nicht was grundsätzlich in meinem Kopf ist. Für den elenden Zustand vor und während der Prüfung bin ich mit einer 5 sehr zufrieden. Ich habe da währenddessen immer mal wieder das dringende Bedürfnis einfach aufzustehen und zu gehen.

    Hab ich nur den Eindruck, dass hier eine tolle Leistung schlecht geredet wird? Wenn ja: Warum macht man sowas?

    Wie kommst du darauf? Ich bin selbst in der Chemie promoviert. 1. liegt die Promotionsrate in diesem Fach bei um die 90 % und 2. ist es einfach so, dass am Ende fast alle mit magna cum laude rausgehen. Ich kenne exakt 2 Personen, die ein cum laude geschafft haben, das ist echt fast eine "Leistung". Insgesamt liegt die Promotionsrate in der Bevölkerung aber bei irgendwas um die 1.5 %, insofern ist natürlich jeder Doktortitel grundsätzlich etwas besonderes.

    beispielsweise vermerke ich bei mir, dass ich zum Netzwerk der Abiturbesten eingeladen wurde, dann erübrigt sich die Frage nach der Abiturnote

    Das interessiert in unserem Beruf niemanden. Ansonsten, ja... In der Chemie ist die Standardnote für die Promotion 1.0 magna cum laude. Für weniger muss man sich echt Mühe geben. Mein Chef hat mich für das summa cum laude vorschlagen wollen. Ich habe ihn ausgelacht und ihm erklärt, ich hätte keine Lust mich ernsthaft auf die Prüfung vorzubereiten. Ausserdem würde es ohnehin niemanden intetessieren. Siehe oben.

    Abi mit 3,3; 1. StEx. mit 2,0; Promotion mit 1,0 (in 3 Jahren, also auch flott).

    Keine Ahnung ob ich inselbegabt bin oder nur quasi keinen Bock hatte in der Schule. Aber durchschnittlich intelligent bin ich, denke ich, schon und hatte gerade mal ne 4,25 im Schweizer System. Und geübt habe ich nullkommanix (was ich im Studium bitter bereut habe).

    Ich habe tatsächlich selber seit etwa Mitte des Studiums ziemlich ausgeprägte Prüfungsangst. Ich kann dir auch sagen, woher die kommt. Dass ich jetzt im Studium trotz Übelkeit während der gesamten Prüfung der Reihe nach 5er hinwurste, hat auch nen guten Grund. Die Atmosphäre bei den Informatikern in Basel ist einfach sehr gut und darauf lege ich auch als Lehrperson an der Schule grossen Wert. Es kommt nicht selten vor, dass bei mit während einer Prüfung gelacht wird, weil jemand eine "seltsame" Frage hat. Meine Jugendlichen wissen auch sehr genau, was sie lernen müssen und dass auf die Fragen Verlass ist. Das nimmt ne Menge Druck raus. Genau so erlebe ich es auch an der Uni, die Prüfung ist genau so, wie vorher die Übungsaufgaben.

    Soziale Ängste können diesen Effekt unabhängig vom IQ haben, genau wie Traumata. Mit Verweigerung muss das gar nichts zu tun haben.

    Das stimmt wohl, ja. Habe ich in der Ausprägung aber tatsächlich auch noch nie erlebt. Ich hatte schon Jugendliche mit schweren Angststörungen, die am Ende immer noch die 6 im Zeugnis stehen hatten. Bei ausgeprägter Prüfungsangst bin ich durchaus auch bereit mal unkonventionelle Sondersettings zu "erfinden".

    Das merkt man schon daran, dass es immer wieder auch Leute mit überdurchschnittlichem IQ gibt, die trotzdem schlechte Noten haben

    Ist mir tatsächlich noch nie untergekommen. Ich habe immer wieder offensichtlich sehr intelligente Jugendliche mit einem absolut durschnittlichen Zeugnis. Schlechte Noten haben die aber nicht. Mit Dasein und Zuhören kommt da immer sowas wie ne 5.0 raus. Für wirklich schlechte Noten gehört bei einem überdurchschnittlichen IQ schon auch einiges an Verweigerung dazu. Ob ich solche Leute dann noch "intelligent" nennen würde... Formal sind sie das sicher, aber wohl nicht recht überlebensfähig.

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