Muss ja auch nicht zwingend grausam sein. Ich denke, der Vorteil operanten Konditionierens generell liegt in der Gruppentauglichkeit. Es geht dabei ums Disziplinieren, damit der Unterrichtsablauf aufrecht erhalten bleibt.
Problematisch wird es bei Verhaltensstörungen, deren Ursachen tiefer liegen. Mit Tokensystemen können immer die Kinder abräumen, die andere nicht stören: Alle gut sozialisierten und psychisch gesunden Kinder, sowie Kinder mit nach innen gerichteten Auffälligkeiten. Es ist egal, ob jemand soziale Ängste hat oder sonst eine still leidende Problematik, solange er oder sie ruhig mitarbeitet, funktioniert für dieses Kind und die Lehrkraft das System. Es ist nicht egal, wenn ein Kind unruhig ist oder aggressiv, externalisierende Auffälligkeiten stören andere, somit sind davon betroffene Kinder ständig im Konflikt mit dem System.
In beiden Fällen, externalisierende und internalisierende Problematik, ist dem Kind nicht geholfen, wenn es für einen grünen Ampelpunkt die Klappe hält. Aber da wir nunmal eine Gruppe 5 Stunden am Tag dazu anhalten müssen, etwas Bestimmtes zu tun, bedarf es irgendeiner Art von Disziplinierung.
Ob jetzt ausgerechnet diese Methode hochproblematisch ist, weiß ich nicht, finde es in jedem Fall erstaunlich, wie schnell sie sich übers Internet verbreitet. Ich habe davon kürzlich auch im nächsten Umfeld erfahren und mir dieselben Fragen wie Kathie gestellt. Immerhin wird das "geheime Kind" nicht an den Pranger gestellt. Da aber nach der Stunde jedem klar ist, wer gestört hat, ist der Pranger ja doch wieder gegeben.
Hat es von euch jemand ausprobiert und Erfahrungen gesammelt? Wird die Methode in der Ausbildung im Referendariat angepriesen? Kümmert sich überhaupt noch irgendeine nennenswerte Gruppierung von Forschenden der pädagogischen Psychologie um Verhaltensregulierung im Kontext Schule?