Beiträge von Quittengelee

    Wäre ich mit 15 in der Türkei gelandet und meine Eltern hätten gesagt, dass ist nur für vielleicht ein Jahr und danach geht es zurück, dann wäre meine Motivation zur Integration nicht sehr groß gewesen.

    Es ist auch ein anderes Gefühl, ob Eltern einen dienstlichen Auslandseinsatz haben und man für einen festgelegten Zeitraum in einer internationalen Schule lernt, oder ob die ganze Familie zwangsweise in irgend ein Land musste, nicht weiß, was morgen passieren wird und zu Hause Krieg ist und sich jedes Gespräch, jeder Kontakt zur Verwandtschaft um Existenzängste dreht. Da kann kein Mensch entspannt Freunde finden und eine fremde Sprache lernen.

    Möge inzwischen ein bisschen mehr Ruhe in die Familien gekehrt sein.

    Aber recht hast du, die Unterrichtszeit ist eben genau dafür da. Aber de facto für 10 Minuten eigentlich fast überflüssig zu sein kommt mir sehr komisch vor.

    Du kannst in den 10 min viel tun, z.B. durchatmen, aus dem Fenster gucken, dich sammeln. Dann bist du am Ende des Schultages entspannter, fokussierter, konzentrierter für die SuS da.

    Außerdem kannst du auch das Tafelbild beginnen, dir überlegen, wer als erster seine Lernergebnisse präsentieren soll, Notizen für mündliche Noten erstellen oder irgendeinen Bürokratieblödsinn im Klassenbuch nachtragen. Dir wird auch nicht langweilig werden, wenn du dich durchatmend zürucklehnst und auf die Antworten der Schüler*innen gespannt bist.

    Wenn dir das Unterrichtsgespräch noch schwer fällt, scheint es doch sinnvoll, zunächst mehr schriftlich machen zu lassen. Das mündliche Kommunizieren fällt dir leichter, je mehr Übung du darin hast und je entspannter du bist. Warum also nicht Aufgaben aus dem Buch? Dafür wurden sie angeschafft.

    Ansonsten klingt es für mich so, als ob du vor lauter Bäumen den Wald bzw. vor lauter Unterrichtsbesuchen den Unterricht nicht mehr siehst. Wie lernt man denn in kurzer Zeit am meisten? Etwa in eigene Worte fassen lassen/visualisieren/zusammenfassen/ wiederholen. Und wenn dir danach ist, probierst du eine Methode aus. Wenn nicht, machst du erst mal das, was sich sicher anfühlt.

    Ich musste eben mal bei Unser Lehrer Dr. Specht reingucken (1992). Hatte ich fast vergessen. Folge 1, Herr Specht erteilt einem chronisch kranken Schüler entgegen des Vaterwillens Flugstunden und Mitte-40-Jährige unterhalten sich darüber, ob man mit einer Abiturientin etwas anfangen sollte. Sonderbar.

    Die Kids sind genau dann in der Kita, wenn man selber in der Schule ist.

    Ist man zu Hause, sind die auch zu Hause. Und hab da mal einen egomanischen Fünfjährigen, dessen Charakter durch lebenslange falsch verstandene "gewaltfreie" Erziehung seiner Eltern derart versaut wurde, dass er jetzt im Halbstundentakt wahlweise Einrichtungsgegenstände demoliert oder die Nachbarschaft zusammenbrüllt, wenn etwas nicht nach seinem Kopf läuft :tot:

    Oskar, lässt du das bitte? Oskar, die Mama würde sich ganz doll freuen, wenn du damit bitte aufhören würdest. Ooooooskaaaar, ich zähle jetzt bis 20 mein Schatz und dann ist aber wirklich Schluss, sonst ist die Mama traurig... neunzeeeehn, zwaaaaahnziiig, Oskar!

    Ich wohne inmitten von jungen Familien :tanz:

    Nicht gegen dich persönlich! Ich finde der Ruf nach dem Arbeitgeber passt hier nicht, da der Nachteil des Lärms bzw. "un"ruhigen Arbeitens eben von dir in deinem für dich insgesamt sehr befriedigenden Gesamtpaket eingepreist sein sollte.

    Das sehe ich anders. Wir haben uns das Homeoffice ja nicht ausgesucht. In jedem anderen Beruf, in dem man für seine Arbeit ein Büro braucht, bekommt man dieses gestellt.

    Ist bei Lehrkräften anders, das weiß 'man' wenn man den Beruf ergreift zwar, hat aber natürlich zunächst keine Ahnung, was das am Ende bedeutet. Insofern finde ich nicht verkehrt, dass "nachwachsende Lehrpersonen" das Thema ansprechen und immer wieder fragen: warum ist das eigentlich so?

    Im übrigen, für die, die es seltsam finden, dass jemand einen Büroraum mietet oder darüber nachdenkt: jeder, der ein Einfamilienhaus besitzt, hat mindestens einen Raum für Schulkram reserviert, Regale mit Material, Schreibtisch, natürlich privater PC, ggf Kisten im Keller. Wer in einer Mietwohnung wohnt, hat das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Werden 1 oder 2 Kinder geboren, ist die Bude voll, deswegen mag aber nicht jeder umziehen. Weil, erstens Wohnung schön, zweitens Bestandsmiete (an die Eigenheimbesitzer: die hat sich verdoppelt in den letzten Jahren) und "amtsangemessen" heißt nicht, dass jede*r Beamte sich eine größere Wohnung leisten kann, weil nicht jeder Beamte alleinstehend oder "kinderhabend" (wie heißt das korrekt?) und mit einer verbeamteten Person verheiratet ist.

    Ich bin ja sonst sehr für Strategievermittlung, aber bei deinen Überlegungen fehlt mir das Kindliche, der Bezug zur Klasse. Wenn ich 8-Jährige zum Zuhören bewegen will, überlege ich erst mal, was sie gerne hören würden und wie ich das als Lehrperson darbiete. Z.B. in die Stadtbücherei gehen und in Kinderbüchern blättern oder eines auswählen, das ich selbst als Kind geliebt habe.

    Es sind Kinder, die man mit Budenzauber begeistern kann, sie spielen gerne Theaterszenen, wollen basteln, malen, unterhalten sich mit Handpuppen oder schreiben Briefe ans Klassentier...

    Außerdem hilft es und ist auch üblich, in einer Unterrichtseinheit zu denken und nicht als erstes den Fokus auf eine einzelne Stunde zu legen. Im Praktikum muss man das so machen, da hat man nur dieses Zeitfenster, im Ref ist man Lehrerin oder Lehrer und muss anfangen, das Schuljahr zu überblicken. Das hat den Vorteil, dass man von gröberen Zielen zu immer feineren kommt.

    Der nächste Aspekt sind die Lernvoraussetzungen deiner Klasse in Bezug zum Lernziel. Ich unterrichte Förderschüler, daher neige ich dazu, Kinder mit durchschnittlichem Leistungsvermögen zu unterschätzen. Menschen die von der Uni kommen neigen dazu, Kinder zu überschätzen.

    Wenn du Ziele festgelegt und Lernvoraussetzungen bestimmt hast, kannst du Mittel und Wege (aka Methoden und Material) finden, erste zu erreichen. Das kann man in Mathe sehr fein aufdröseln, in Deutsch ist das schwieriger, finde ich, daher unbedingt Didaktikbücher besorgen und Aspekte, die du diagnostizieren/beobachten/ermitteln willst, herausarbeiten.

    Was sagt dein Seminar? Deine Mentorin (mwd)?

    Mit der Einführung der dreijährigen Schuleingangsphase wurde damals die Abschaffung der Schulkindergärten begründet. Kinder solten direkt in der Grundschule gefördert werden, und das möglichst schon mit 5 Jahren.

    Wobei es theoretisch die bessere Förderung wäre, da Grundschullehrkräfte statt Erzieherinnen und Erzieher dafür zuständig wären. Nur wenn am Ende alles zusammengekürzt wird, ist es wie mit "Inklusion", tolle Idee, aber...

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