Beiträge von Ragnar Danneskjoeld

    Kannst du irgend ein aktuelles Beispiel nennen für eine automatische Beförderung?

    Ich glaube in Bayern gibt es die Regelbeförderung noch, sonst nirgendwo, und in der Wirtschaft wird garantiert niemand automatisch befördert, da erfolgt das nur nicht auf Basis eines so ausführlichen Bewerbungsverfahrens sondern meist auf Basis der alltäglichen Arbeit und der dort erbrachten Leistung. Trotzdem wird nicht jeder "einfach so" befördert.

    Auch wenn ich nicht angesprochen bin: in THE LÄND gibt es im höheren Schuldienst die sog. Regelbeförderung, die Hälfte der A14-Stellen wird auf diesem Weg vergeben.

    Und in Zukunft müsstest du damit leben, dass ich dir bei ALLEN deinen Aufgaben (auch bei den "nicht zusätzlichen") pingeliger über die Schulter schaue

    Dann hast du zu viele zeitliche Ressourcen, das ist schön für dich. Aber falls das dein Vorgehen mir gegenüber wäre, würde ich bei allen anderen freiwilligen Dingen eben gar nichts mehr machen. Oder sie gekonnt gegen die Wand fahren. Geht alles.

    Kennt jemand Marie Kondo? Das ist eine japanische Expertin für Aufräumen, die eine Serie bei Netflix hatte. Eigentlich benötigt jede Schule eine Marie Kondo, die radikal Aufgaben streicht. Das Problem scheint mir, dass sich in den letzten Jahren immer mehr Sonderaufgaben entwickelt haben, die es früher gar nicht gab. Benötigt man die alle? Andersrum gesagt: bestünde mein Kollegium nicht mehr aus 80 überwiegend TZ-, sondern 55 VZ-Kollegen, dann wäre viel Schnickschnack gar nicht mehr möglich. Ich habe klammheimlich eine Aufgabe (Training und Supervision von Klassenpaten für neue Fünftklässler) einfach abgetreten, ohne mich um einen Nachfolger zu kümmern oder die SL zu informieren. Was ist passiert? Nix. Es geht auch ohne.


    Und ja, natürlich ist TZ immer auch ein wenig sich über den Tisch ziehen lassen. VZ hießt in meinem Falle aber diese Woche: Schlaganfall. Glücklicherweise nur ein kleiner, aber lieber lasse ich mich von meinem Dienstherren etwas über den Tisch als sozialverträglich ins Grab ziehen. Falls man das Verbitterung raus hört - stimmt.

    Mein erster Chef hat zur Problematik der systembedingten Mehrbelastung (Konferenzen, Fahrten, etc.) von beamteten TZ-Kolleg*innen sinngemäß gesagt: "Beihilfe und sämtliche Gimmicks bekommen sie aber auch in gleicher Höhe wie die VZ-Kolleg*innen. Da können sie auch ein bisschen mehr machen." Finde ich immer noch plausibel - und das sage ich als baldiger TZ-Lehrer.

    Ich habe auch keinen einzigen männlichen Kollegen in Teilzeit

    An meiner Schule arbeiten einige männliche Kollegen TZ, mich eingeschlossen.

    Und heute hocken da in den Bewerbungsgesprächen echt Mitte-20-Jährige, die mit 18 Stunden einsteigen wollen, weil... Ja, warum eigentlich?

    Weil sie es langsamer angehen lassen wollen. Als ich mein Referendariat beendet habe (2007), wurden die Kollegen reihenweise mit 18-20/25 eingestellt. Vorteil: mehr Kollegen haben eine Stelle erhalten. Aufgestockt haben die meisten nach ein, zwei Jahren ebenfalls, mich eingeschlossen.


    Zum Ausgangspunkt zurückkommend: V.a. die neue Sabbatical-Regelung zerschießt mir meine Vorruhestandsplanung.

    Wittmann ist ähnlich in der Grundschuldidaktik angesehen und hat gute Impulse für den Unterricht in der Grundschule entwickelt. Das mag in deinem Bereich anders sein. Grundsätzlich sollte man die Theorie mit der Praxis in Einklang bringen und ich sehe auch, dass viele Dozenten an der Uni die Schule nur im Referendariat gesehen haben.

    Angesehen bei wem?

    Und warum sollte man eine als fehlerhaft erkannte Theorie überhaupt mit der Praxis verbinden?

    Was hier im Forum leider sehr oft dementiert wird und sich das Gehalt schön geredet wird.

    Wir verdienen als LuL schon gut, das will ich gar nicht bestreiten. Und längst nicht alle Angestellten sind tarifbeschäftigt.

    Dennoch sehe ich nicht ein, mich konstant unter Wert zu verkaufen. Hätte ich in all den Jahren vorab anständige Lohnerhöhungen erhalten, würde ich aktuell kein Problem damit haben, zurückzustecken. Hätte, hätte, Fahrradkette.

    Was hier aber vorbereitet wird ist die absolute, dauerhafte Absenkung der Realbeslodung im zweistelligen Prozentbereich

    Als ich im Praxissemester war, hat mir mein Ausbildungslehrer erzählt, dass er zu Beginn seiner Dienstzeit knapp das Doppelte (brutto) verdient hat wie seine Frau (Sekretärin mit IGM-Manteltarif). Nach zwanzig Jahren verdiene er nur noch 60% mehr als sie.

    Und dann wundert man sich, dass immer weniger Menschen in den öD gehen wollen.

    Diese Mittel und Wege würden mich wirklich interessieren, da ich weiß, dass "meine" Mittel und Wege ja nicht legal sind.

    Da wäre zum einen das Ablehnen jeglicher Zusatzaufgaben. Ich habe meiner SL gesagt, dass ich A14 mit der Kneifzange nicht nehme und anderen KuK die Chance zur Profilierung von Herzen gönne.

    Zum anderen: Klassenarbeiten o.ä. einsparen, falls rechtlich möglich. Ich habe früher in meinem Nebenfach immer zwei geschrieben, aktuell nur noch eine. Fazit: die Zeugnisnoten sind auch nicht anders.

    Und, ganz banal: zwei Stunden in der Woche Unterricht aus der Dose. Buch auf, Text zusammenfassen, danke. Die von iPad und Methodenwechsel gestressten Schüler danken es einem sogar.

    Was wäre denn, wenn man androht in allen Bundesländern die Klassenfahrten ausfallen zu lassen?

    So standfest sind wir Lehrer nicht. 2005 (?) wurde das Regeldeputat an Gymnasien in BW um eine Stunde erhöht, viele Kollegien haben als Protest die Studienfahrten gecancelt - nur um sie ab dem Folgejahr dann doch wieder durchzuführen. Zudem haben andere KuK den Protest desavouiert, in dem sie "mehrtägige Exkursionen" als Alternative anboten, was wiederum zu bösem Blut innerhalb der Lehrerschaft geführt hat.

    Ich weiß, dass das hier nicht gut ankommen wird, aber ich fühle mich von diesem System nur noch verarscht.

    Da bist du sicher nicht allein mit diesem Gefühl. Wir haben für das Jahr 2022 ja ein Reallohnverlust von ca. 5% (2,8% Lohnerhöhung, 7,9% Inflation). Damit arbeitet man - je nach Schulart - ca. eine Unterrichtsstunden für umme. Ich warte jetzt ab, wie der Abschluss konkret ausfallen wird. Es gibt ja ganz legale Mittel und Wege, sich Arbeitszeit zurückzuholen.

    Jeder hat natürlich eine andere Vorstellung, was frugal ist. Wie alt bist du denn, dass du davon ausgehst, dass die jetzigen Bedingungen auch noch gelten werden, wenn du ins entsprechende Alter kommst? Während meiner mittlerweile 35 Jahre im Schuldienst haben sich einige Details fundamental verändert.

    Hast du deine Altersbezüge nun berechnen lassen oder nicht?

    Als frugal würde ich mich, Mitte 40, übrigens nicht bezeichnen.

    Mir ist schon klar, dass sich die Parameter verändern können und auch werden, aber selbst für den extremen Fall, dass wir auf Rentenniveau heruntergestuft werden sollten, klappt das bei mir, da musst dir keine Sorgen um mich machen.

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