Hallo Kopetz,
genau in dieser Situation war ich damals mit anderthalb Jahren im "richtigen" Dienst auch.
Es sollte ein weiteres Ausbildungsfach an einem nahe gelegenen Seminar aufgemacht werden. Unsere Schule bildet für dieses Seminar Referendare aus. Allerdings handelte es sich bei mir um mein weniger favorisiertes Fach.
Ich schreibe dir jetzt mal was mir damals durch den Kopf ging und warum ich mich dagegen entschieden haben:
Natürlich habe ich mich sehr geschmeichelt gefühlt, als man mir als Jungspund und sogar ohne Erfahrung in Leistungskurs oder gar Abitur so etwas zutraute. Spaß an der Betreuung von Referendaren war eh meinerseits vorhanden. Und der Gedanke nicht nur mit Kindern / Jugendlichen zu arbeiten, sondern endlich mal wieder intellektuelle Gespräche mit Erwachsenen in der Ausbildung zu führen - das reizte mich ungemein!
Damals bin ich zum Seminarleiter gegangen und habe ihm auch meine Bedenken mit geteilt: zu jung, zu unerfahren, muss ich nebenbei viel unterrichten, muss ich viel fahren (Flächenseminar), werden er es sehr viele Referendare, für die lange ist das angelegt, kann ich wieder zurück in den "normalen" Dienst????? Fragen ohne Ende.
Der Seminiarleiter redete das alles schön, wie ich im Nachhinein erkannt habe. Geringe Erfahrung = Sie sind noch sehr nach an der Uni und der Ausbildung dran, eine sehr gute Vorraussetzung. Nein, es würden nur wenige Refs werden und auch schön in der Nähe stationiert. Sicherlich gäbe es super Entlastung. Etc. pp.
Ich bin dann sehr in mich gegangen und hart mit mir ins Gericht und habe dann abgesagt. Gründe dafür:
(1) Ich hätte den Umgang mit den sehr netten Schülern vermisst.
(2) Ich hätte mich unsicher gefühlt, wenn ich einen Ref. im Leistungskurs hätte beraten sollen ohne selbst die Erfahrung zu haben.
(3) Ich wäre nur noch Gast mit wenigen Stunden an meiner Schule mit (damals) Super-Kollegium gewesen und nur eine Art Handlungsreisender in fremden Lehrerzimmern der Ausbildungsschulen.
(4) Ich habe es für dieses Fach in der Ausbildung gehasst, von hinten beobachtet zu werden. Sie Fachleiterin war unfähig gut auszubilden. Details spare ich aus. Ich war froh, dass in diesem Fach, in dem ich evt. selber ausbilden sollte, ich in meinem Unterricht so arbeiten konnte wie ich wollte. Als Lehrerin und Fachleiterin an einer Ausbildungsschule wollte ich dann nicht ausgerechnet meine Referendare in meinem Unterricht haben. Trauma meines Referendariats.... i.S.v. Ich kann ja nichts, alles was ich mache ist nicht gut genug und dann soll ich das auch noch vormachen?
(5) Damit einher: ich stand damals schon nicht 100% hinter dem, was den Refs beigebracht wird. Wie soll ich das glaubwürdig vermitteln.
(6) Es wäre eine "Mitwirker"-Stelle gewesen, d.h. kein echter Fachleiter-Posten (besser bezahlt!), sondern lediglich eine Position, bei der ich alle Fachleiter-Aufgaben im Status einer A13-Lehrkraft zu tun gehabt hätte. Ausnutzen kann ich mich selber....
Soweit meine sehr eigenen Überlegungen. Oh, ehe ich es vergesse: Ich habe nacher mitbekommen, dass man diverse Kollegen (noch zwei an unserer Schule und noch etliche an anderen dem Seminar angeschlossenen Ausbildungsschulen) wegen der Stelle gefragt hatte. Rüber kam es aber so, als ob ich DIE Person für die Stelle sei. Ja, ja.....
Ich denke, jeder muss das selber wissen. Hier im Forum gibt es Fachleiter, welche dir bestimmt aus ihrer Sicht berichten werden, wieso sie diesen Job machen und ob sie das gerne tun oder nicht. 
Ich für meinen Teil habe den inzwischen 7 Jahre zurückliegenden Entschluss zu keinem Zeitpunkt bereut. Kleines Schmankerln zum Schluss: Letzten Herbst wurde ich schon wieder gefragt! *gggg* Von der neuen Seminarleitung, die mich sehr gut kennt und welche ich sehr schätze. Ich habe erneut abgelehnt.
Liebe Grüße
Raket-O-Katz