die Mittelschichteltern sind oft diejenigen, die aus ihrem Kind ein "Projekt" machen. Vom feierlichen Absetzen der Pille zum "optimalen" Zeitpunkt bis hin zur Schulbildung und weiteren Lebensentwürfen: Das Kind soll alle Möglichkeiten bekommen, möglichst viele davon nutzen, möglichst früh in verschiedenen Bereichen gefördert werden (Das oft zitierte Beispiel mit dem Kindergarten-Englisch). Aus dem Kind muss das Optimum "herausgeholt werden. Wenn das in irgendeiner Form nicht klappt. sind die Eltern persönlich betroffen. Das heißt, entdeckt ein Fachmann einen "Makel", fühlen sich die Eltern persönlich betroffen. Da kann es gar nicht sein, dass ein Lehrer nicht merkt, dass gerade dieses Kind unbedingt das Gymnasium ansteuern muss. Denn die Eltern meinen ja, ihr Kind sooo viel besser zu kennen. Tun sie oftmals auch, aber nicht im schulischen Bereich. Und schon gerät das "Projekt Kind" scheinbar ins Wanken. Kritik ist nicht gefragt, denn das eigene Kind ist ja ein Wunderkind. Gepaart wird das Ganze dann oft noch mit einer viel zu frühen Autonomisierung des Kindes, heißt: Entscheidungen werden dem Kind überlassen. Nein zu sagen trauen sich viele Eltern nicht, sie scheuen die Konfrontation. Das mit gleichzeitiger Kontrolle, dass ja nur jeder, der mit dem Kind zu tun hat, so mit ihm umgeht, wie es die Eltern wünschen.
Tja, dann wirds für Außenstehende schwierig.
Ich sage den Eltern meiner Schüler immer: Sie haben Ihren Schulabschluss gemacht. Ihr Kind muss seinen machen. Das können Sie ihm nicht abnehmen. Sollen Sie gar nicht. Und Sie sollen es eigentlich auch nicht wollen.
Erstaunlicherweise wirken viele Eltern dann erleichtert. 