Angst vor schlechten Noten...

  • ich sag' nicht, dass ich diese praxis grundsätzlich ganz dolle finde. es hat auch was von überwachungs- und obrigkeitsstaat und in finnland vertraut man den lehrern angeblich deutlich mehr als hierzulande. es sorgt aber offenbar auch für eine gewisse konzentration auf leistung und output im schulsystem. das kann man gut, schlecht, teils/teils, wie auch immer bewerten, aber da gibt's definitv einen zusammenhang.


    eigentlich wollte ich nur drauf aufmerksam machen, dass dieses "die schulleitung guckt alles nochmal durch" kein hinweis auf trollen ist, sondern in bayern völlig normal und alltag. leider oder gottseidank, das möge jeder mit sich selbst ausmachen/hier debattieren.

  • ich sag' nicht, dass ich diese praxis grundsätzlich ganz dolle finde. es hat auch was von überwachungs- und obrigkeitsstaat und in finnland vertraut man den lehrern angeblich deutlich mehr als hierzulande.


    Schule ist ein Ort der Kontrolle und Überwachung von Leistung. Unsere Schüler müssen sich täglich von uns Lehrkräften kontrollieren, messen, überpüfen und bewerten lassen. Also warum sollten wir Lehrkräfte nicht auch einer kontinuierlichen Kontrolle und Bewertung unserer beruflichen Leistung unterliegen? Das ist doch auch zum Zweck einer effektiven Qualitätssicherung sehr sinnvoll.


    Ich wäre z.B. dafür, einmal im Halbjahr eine einheitliche Klausur pro Fach schreiben zu lassen. Dann hat man Vergleichmöglichkeiten der Leistungsfähigkeit von verschiedenen Klassen und Kursen, die von bestimmten Lehrern unterrichtet werden.

  • Zitat

    Ich wäre z.B. dafür, einmal im Halbjahr eine einheitliche Klausur pro Fach schreiben zu lassen. Dann hat man Vergleichmöglichkeiten der Leistungsfähigkeit von verschiedenen Klassen und Kursen, die von bestimmten Lehrern unterrichtet werden.


    Nicht unbedingt, denn auch scheinbar einheitliche KAs weisen Fehlerquellen auf, die das Leistungsniveau beeinträchtigen (z.B. die Formulierung einer Aufgabenstellung).


    Ich sehe an meiner derzeitigen Schule das Problem (Sek I), dass die Auffassungsgabe und das Allgemeinwissen der SuS und deren Methodenkompetenz stetig abnimmt. Einfachste Instruktionen in den Arbeitsbüchern werden nicht verstanden (auch auf Deutsch oft nicht!). Ich muss in jeder Englischarbeit deutsche (!) Rechtschreibfehler korrigieren und deutsche Wörter (z.B. Ausgangssituation) werden ebenso nicht verstanden wie fremdsprachliche. Habe neulich die Prakikumsmappen unserer SuS korrigiert... man hätte meinen können, meine DaZ-SuS hätten die verfasst.


    Wir geben übrigens auch drei Arbeiten ab zur Durchsicht.

  • Aber nur, wenn die dann extern und anonymisiert korrigiert werden.


    Natürlich, sonst würde das Ganze auch keinen Sinn machen. Und wenn dann z.B. Klasse 8a von Frau Müller im Fach X einen deutlich schlechteren Leistungsstand aufweist als Klasse 8b von Frau Maier, dann wäre den Ursachen für diese Leistungsdifferenz auf den Grund zu gehen. Die Annahme, dass die Schüler der 8a einfach von Natur aus weniger fleissig oder weniger intelligent seien als die Schüler der 8b kann jedenfalls nicht als hinreichende Erklärung vorausgesetzt werden. Es muss dann auch in Betracht gezogen werden, dass Frau Müller einen schlechteren und weniger effizienten Unterricht erbringt als Maier und die Leistungsunterschiede der beiden Klassen genau darauf zurückzuführen sind. Da müsste dann eben geprüft und überwacht werden. So stehen dann eben auch Lehrkräfte unter einem konkreten und objektiv messbaren Leistungs- und Erfolgsdruck.

  • Die Annahme, dass die Schüler der 8a einfach von Natur aus weniger fleissig oder weniger intelligent seien als die Schüler der 8b kann jedenfalls nicht als hinreichende Erklärung vorausgesetzt werden. Es muss dann auch in Betracht gezogen werden, dass Frau Müller einen schlechteren und weniger effizienten Unterricht erbringt als Maier und die Leistungsunterschiede der beiden Klassen genau darauf zurückzuführen sind.


    Um deine eindimensionale Erklärung von Leistungsunterschieden einmal etwas anzureichern, hier noch ein paar Erklärungsmöglichkeiten, die jedem Praktiker auf Anhieb klar sein dürften:


    Die 8a erzielte schon als 7a unter einer anderen Lehrkraft deutlich schlechtere Ergebnisse als die 7b. Frau Müller war primär damit beschäftigt, die Lücken zu schließen, um überhaupt die Unterrichtsinhalte der 8. Klassen vernünftig in Angriff nehmen zu können. Die 8a hatte sich schon als 7a und 6a daran gewöhnt, gute Noten für wenig Leistung zu bekommen. Und das soll jetzt plötzlich anders sein?


    Die 8a hat einige Schüler mit "besonderem Förderbedarf", welche einen Großteil der Aufmerksamkeit und Zeit von Frau Müller beanspruchen. Der Lernfortschritt der Klasse leidet darunter, da Frau Müller selbstverständlich keine zeitliche Entlastung für diese Situation bekommt und ihre restliche Arbeitszeit auch auf andere Klassen verteilen muss (und nein, sie sieht es nicht ein, hierfür unbezahlte Überstunden und ihre Gesundheit zu opfern).


    Frau Müller macht in der 8a kein "teaching to the test", sondern zielt auf den Aufbau nachhaltiger Kompetenzen. Das mag sich kurzfristig zwar in schlechteren Ergebnissen von Vergleichsarbeiten niederschlagen, kommt den Schülern aber langfristig zu Gute. Die Schüler von Frau Müller bekommen später die Ausbildungsplätze, Frau Maier bekommt die Belobigung (und den Bonus?) für das gute Abschneiden ihrer Schüler im Test. Schön dumm von Frau Müller...



    Um diese ganzen "Nebenbedingungen" bei der Beurteilung der Arbeit von Lehrkräften valide abbilden zu können, muss man schon eine ganze neue Behörde aufbauen. Natürlich kosteneutral aus dem Bildungsbudget zu finanzieren, d.h. auf dem Rücken der Lehrkräfte. Schließlich sind die ja selber am jetzigen Bildungssystem schuld, oder?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Die Annahme, dass die Schüler der 8a einfach von Natur aus weniger fleissig oder weniger intelligent seien als die Schüler der 8b kann jedenfalls nicht als hinreichende Erklärung vorausgesetzt werden. Es muss dann auch in Betracht gezogen werden, dass Frau Müller einen schlechteren und weniger effizienten Unterricht erbringt als Maier und die Leistungsunterschiede der beiden Klassen genau darauf zurückzuführen sind.




    Frau Müller unterrichtet die 8a und die 8b parallel. Beide Klassen erreichen ein unterschiedliches Leistungsniveau. Das Nur-EIN-Wirkungsfaktor-Modell (Lehrer als einziger Wirkungsfaktor) versagt hier also als Erklärung. Nur mal so aus der Wirklichkeit geplaudert.


    Gruß


    putzi


    [Zitat repariert, Nele]

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Zitat

    Die Annahme, dass die Schüler der 8a einfach von Natur aus weniger fleissig oder weniger intelligent seien als die Schüler der 8b kann jedenfalls nicht als hinreichende Erklärung vorausgesetzt werden. Es muss dann auch in Betracht gezogen werden, dass Frau Müller einen schlechteren und weniger effizienten Unterricht erbringt als Maier und die Leistungsunterschiede der beiden Klassen genau darauf zurückzuführen sind. Da müsste dann eben geprüft und überwacht werden.


    Es ist ja nun bekannt, dass es wenige Bereiche geben dürfte, wo die Attribuierung von (fehlender) Leistung so unglaublich schwierig ist wie in der Schule, da am Lernprozess immer eine Vielzahl fast oder nicht kontrollierbarer Faktoren beteiligt sind. Das ist insgesamt natürlich problematisch, da jeder Beteiligte sich auf Kosten anderer Beteiligter von der eigenen Verantwortung entlasten kann (wovon alle fleißig Gebrauch machen...) Es dürfte aber schwierig sein, das Problem durch Tests in den Griff zu bekommen.


    Ich stimme Dir aber insofern zu, als es natürlich schon Fragen aufwerfen würde, wenn ein Kollege über Jahre (!) immer die deutlich schlechtesten Vergleichsergebnisse erzeugt. Das dürfte die Zahl in Frage kommender Ursachen tatsächlich einschränken...


  • Frau Müller unterrichtet die 8a und die 8b parallel. Beide Klassen erreichen ein unterschiedliches Leistungsniveau. Das Nur-EIN-Wirkungsfaktor-Modell (Lehrer als einziger Wirkungsfaktor) versagt hier also als Erklärung. Nur mal so aus der Wirklichkeit geplaudert.


    Ich habe auch nicht behauptet, dass es nur eine einzige Erklärung für das niedrige Leistungsniveau der Klasse geben kann. Es ist aber eine naheliegende Erklärung, dass Frau Müller einen schlechten und ineffizienten Unterricht hält. Und diese Möglichkeit muss dann zumindest in Betracht gezogen und scharf kontrolliert werden, z.B. mit häufigeren, unangekündigten Unterrichtsbesuchen.


    Ich erlebe es immer wieder, dass ich Klassen übernehme, die in der Breite extreme Defizite in meinem Fach aufweisen, die ich dann mit den Schülern erstmal aufarbeiten muss, bevor ich mich überhaupt dem eigentlichen Stoff der Jahrgangstufe widmen kann. Und das betrifft dann nicht nur zwei bis drei Faulpelze, sondern die gesamte Klasse. Da frage ich mich dann schon, was mein Vorgänger in diesem Fach während der letzten Jahre eigentlich gemacht hat, dass die Schüler so desaströse Wissens- und Verständnislücken aufweisen.


    Viele Kollegen würden in der freien Wirtschaft kein Jahr überleben, weil ihre mangelhafte berufliche Leistung sofort auffallen und Konsequenzen nach sich ziehen würde. Im Schulwesen macht es de facto keinen Unterschied, ob man als Lehrkraft gute oder schlechte Leistung abliefert. Es wird leider nicht kontrolliert und hat auch keine Konsequezen.

  • Es ist aber eine naheliegende Erklärung, dass Frau Müller einen schlechten und ineffizienten Unterricht hält. Und diese Möglichkeit muss dann zumindest in Betracht gezogen und scharf kontrolliert werden, z.B. mit häufigeren, unangekündigten Unterrichtsbesuchen.


    Durch's staendige wiegen wird die Sau auch nicht fetter. :sterne:
    Es gibt Jahrgaenge, die durchgaengig niedrigere Ergebnisse erzielen, egal welchen Lehrer sie denn nun haben. Bei unseren zwei Vorschulklassen ist jetzt schon deutlich, welche Klasse mal "staerker" sein wird. Unsere 6er sind akademisch sehr gemischt, meiner 5er ebenfalls (obwohl staerker als die 6er), unsere 4er sind schon immer sehr stark. Danach kommen unsere derzeitigen 3er,...wesentlich schwaecher...2er ebenfalls,...1er sind wiederum eine sehr starke Klasse. Unsere Klassen bekommen jedes Jahr einen neuen Lehrer, unsere Pruefungen in der 2. und 6. Klasse werden extern gestellt und korrigiert...und dann die Resultate in landesweiten Vergleichstabellen veroeffentlicht, Unterrichtsbesuche sind bei uns ganz normal. Dennoch erzielen nicht alle Klassen die gleichen Ergebnisse und es waere total unsinnig die "Schuld" daran beim jeweiligen Lehrer zu suchen. (Dann waeren's ja immer die Lehrer der 2. und 6., die eins auf den Deckel bekommen.)


    Ich erlebe es immer wieder, dass ich Klassen übernehme, die in der Breite extreme Defizite in meinem Fach aufweisen, die ich dann mit den Schülern erstmal aufarbeiten muss, bevor ich mich überhaupt dem eigentlichen Stoff der Jahrgangstufe widmen kann. Und das betrifft dann nicht nur zwei bis drei Faulpelze, sondern die gesamte Klasse. Da frage ich mich dann schon, was mein Vorgänger in diesem Fach während der letzten Jahre eigentlich gemacht hat, dass die Schüler so desaströse Wissens- und Verständnislücken aufweisen.


    Genauso werden sich wahrscheinlich andere Kollegen fragen, warum du nicht durch den gesamten Stoff gekommen bist und was du da so rumgemengt hast. Wenn man deiner Idee folgt, und die Tests mit deinen Lerngruppen nun also zeigen, dass sie "desastroese Wissens- und Verstaendnisluecken" aufweisen, muesste die Schuld derzeit ja auf dich zurueck fallen,...denn schliesslich scheinst du ja da was nicht richtig zu machen. In dem Fall wuerdest du wahrscheinlich die Schuld an deine Vorgaenger verweisen,...und die machen dann wahrscheinlich genau das Gleiche.
    So funktioniert das aber nicht. Statt Schuldzuweisungen und staendigen Ueberwachungsversuchen, waere eine offene Diskussion darueber, wie man Schueler weiterbringen kann, wohl wesentlich hinlfreicher.


  • Ich habe auch nicht behauptet, dass es nur eine einzige Erklärung für das niedrige Leistungsniveau der Klasse geben kann. Es ist aber eine naheliegende Erklärung, dass Frau Müller einen schlechten und ineffizienten Unterricht hält. Und diese Möglichkeit muss dann zumindest in Betracht gezogen und scharf kontrolliert werden, z.B. mit häufigeren, unangekündigten Unterrichtsbesuchen.


    Ich erlebe es immer wieder, dass ich Klassen übernehme, die in der Breite extreme Defizite in meinem Fach aufweisen, die ich dann mit den Schülern erstmal aufarbeiten muss, bevor ich mich überhaupt dem eigentlichen Stoff der Jahrgangstufe widmen kann. Und das betrifft dann nicht nur zwei bis drei Faulpelze, sondern die gesamte Klasse. Da frage ich mich dann schon, was mein Vorgänger in diesem Fach während der letzten Jahre eigentlich gemacht hat, dass die Schüler so desaströse Wissens- und Verständnislücken aufweisen.


    Viele Kollegen würden in der freien Wirtschaft kein Jahr überleben, weil ihre mangelhafte berufliche Leistung sofort auffallen und Konsequenzen nach sich ziehen würde. Im Schulwesen macht es de facto keinen Unterschied, ob man als Lehrkraft gute oder schlechte Leistung abliefert. Es wird leider nicht kontrolliert und hat auch keine Konsequezen.

    Sicherlich gibt es gute und schlechte Lehrer und sicherlich gibt es einigen Verbesserungsbedarf in Sache Qualitätskontrolle. Die Frage ist aber, ob eine schärfere Kontrolle via unangekündigte Unterrichtsbesuche so fruchtbar ist. Wenn man ständig 'Angst' haben müsste, dass jemand vorbeikommt und den Unterricht anschaut, baut das doch auch einen gewissen Druck auf. Ich finde, dass man mit Druck schlechter arbeitet. Außerdem ist eine separate Unterrichtsstunde nicht gerade repräsentativ. Vielleicht hat man in gerade dieser Stunde Gründe, warum man auf eine bestimmte Weise vorgeht, was sich im Reflexionsgespräch aber eher wie eine 'Ausrede' anhören würde. Hinzu kommt, dass 'guter Unterricht' keinesfalls überall gleich definiert wird. Bei uns im Seminar gab es Fälle (keine Einzelfälle), wo eine Person immer gute Unterrichtsbesuche hatte. Dann musste sie eines Tages zum anderen Fachleiter und schon gab es bis zu 8(!) Punkten Unterschied. Laut Referendar und Mentor waren diese Stunde auch nicht anders als die bisherigen.


    Klar gibt es in der freien Wirtschaft einen enormen Leistungsdruck und viele Lehrer würden in dieser Schwierigkeiten haben. Aber muss denn alles, was in der freien Wirtschaft gemacht wird auch gut sein? Ich persönlich arbeite unter Druck auf jeden Fall schlechter. Seit das Referendariat (und damit auch der Druck) vorbei ist, bin ich viel entspannter, was meiner Meinung nach auch einen positiven Effekt auf die Schüler hat. Das, was ich eher hilfreich finden würde, wäre eine Art von Supervision durch andere Kollegen, die sich danach nur mit einem selbst austauschen und nicht mit höheren Instanzen. Auf diese Weise könnten beide Seiten viel lernen. Durch die hohe Arbeitsbelastung, die an den Schulen jedoch sowieso schon herrscht, ist das kaum machbar.


    LG


    Sylvana


  • Wenn man ständig 'Angst' haben müsste, dass jemand vorbeikommt und den Unterricht anschaut, baut das doch auch einen gewissen Druck auf. Ich finde, dass man mit Druck schlechter arbeitet.


    Entschuldigung, aber das ist doch für unsere Schüler täglich Brot. Sie werden täglich von uns kontrolliert und bewertet. Es wird täglich Leistung von ihnen eingefordert. Und wenn sie ihre Leistung nicht erbringen, hat es die entsprechend negativen Konsequenzen für unsere Schüler. Unsere Schüler "arbeiten" permanent unter diesem Druck. Warum sollte das, was wir unseren Schülern zumuten, für uns Lehrkräfte eine Unzumutbarkeit sein?


    Klar gibt es in der freien Wirtschaft einen enormen Leistungsdruck und viele Lehrer würden in dieser Schwierigkeiten haben. Aber muss denn alles, was in der freien Wirtschaft gemacht wird auch gut sein?


    Wie stellst Du dir denn vor, dass die Qualität des Schulunterrichts gewährleistet werden soll, wenn nicht durch Leistungsdruck und Leistungskontrolle? Wie sollen die schlechten Lehrer von den guten Lehrern unterschieden werden? Wie soll sich Leistung in unserem Beruf auszahlen, wenn nicht durch Kontrolle der Leistung? Wie sollen mangelhafte Leistungen in unserem Beruf erkannt und geahndet werden?

  • Wie sollen mangelhafte Leistungen in unserem Beruf erkannt und geahndet werden?

    Gar nicht. Weil es dafür keine geeignete Methode gibt - soviel sollte wenigstens unter Lehrern mittlerweile eigentlich klar sein. Dass irgendwelche dahergelaufenen Laien das nicht kapieren und dann Unsinn daherbölken vom Kaliber "Wenn isch in meim Büro so schaffe tät, dann könnt isch mir aber jeden Taach en Einlauf beim Scheff abhole...!", ist ja noch akzeptabel. Profis sollten es besser wissen.



    Viele Grüße
    Fossi


    PS. In der so gern strapazierten "freien Wirtschaft" ist es bei weitem nicht so leicht, Minderleister loszuwerden, wie vor allem von Beamtenseite gern angenommen wird. In jedem größeren Betrieb kannst Du jederzeit eine Flaschensammlung veranstalten und gehst nicht mit leeren Händen raus.


    PPS. Du willst scharfe Kontrolle? Geh' doch nach drunten (aka Bayern)!


    PPPS. Bist Du Lehrer ("Bundesland: Sek I und Sek II")?

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • jeder, der wirklich glaubt, dass leistung nur das ergebnis von druck und/oder belohnung sein kann, tut mir leid. habt ihr noch nie erlebt, was motivation, begeisterung, zwischenmenschliches, einsatz füreinander und vor allem vertrauen in anderen auslösen können? versteht mich nicht falsch, ich gelte nicht als wattebauschlehrkraft (ganz sicher nicht), ich habe selber mal leistungssport gemacht und coache nach wie vor im nachwuchs(hoch-)leistungssport (14-jährige, die 8-10 einheiten die woche machen, teils an der regelschule, kein sportgymnasium...). ohne druck geht manchmal nichts und gewisse kontrollstrukturen erleichtern es natürlich, kontinuierlich auch eine gewisse arbeitsqualität zu liefern. aber wenn diese kontrollmechanismen (die auch aus belohnungen, incentives aller art, nicht nur aus sanktionen für minderleister bestehen!) überhand nehmen und dem lehrer/schüler/sportler das gefühl vermitteln, man unterstelle ihm/ihr permanent, sich nicht reinzuhängen, nicht vertrauenswürdig zu sein, keine leistung zu bringen/bringen zu wollen, dann geht das ganz schnell nach hinten los und führt zur berühmten inneren kündigung.
    außerdem macht das einfach keine freude, in einer derart vergifteten und hierarchischen atmosphäre statt vertrauensvoll miteinander und am gemeinsamen ziel zu arbeiten.

  • Entschuldigung, aber das ist doch für unsere Schüler täglich Brot. Sie werden täglich von uns kontrolliert und bewertet. Es wird täglich Leistung von ihnen eingefordert. Und wenn sie ihre Leistung nicht erbringen, hat es die entsprechend negativen Konsequenzen für unsere Schüler. Unsere Schüler "arbeiten" permanent unter diesem Druck. Warum sollte das, was wir unseren Schülern zumuten, für uns Lehrkräfte eine Unzumutbarkeit sein?

    Natürlich kontrollieren und bewerten wir die Schüler. Und ich sage ja auch nicht, dass Lehrer keine Leistung erbringen sollen. In einer einzigen Unterrichtsstunde müssen wir analysieren, bewerten, fordern und fördern. 'Nebenbei' mitunter erziehen und zig Entscheidungen spontan treffen.
    Die Schüler stehen also unter permanenter Beobachtung, das ist mir klar. Aber die negativen Konsequenzen stellen sich für sie etwas später ein als für - sagen wir 'überwachte' Lehrkräfte. Bevor wirklich eine negative Note für die Schüler erfolgt, wird beraten, begleitet und gefördert. Damit will ich den Leistungsdruck, unter den Schüler stehen auf keinen Fall herunterspielen. Aber es ist doch etwas anderes, als wenn Lehrer jetzt sofort eine negative Konsequenz aufgrund von schlechten Klausurergebnissen oder so bekommen würde. Außerdem, wie soll die aussehen? Gehaltskürzung? Eine Art 'Nachhilfe' für Lehrer? Oder sollen sie sofort entlassen werden? Und wer entscheidet das? Was ist denn wirklich OBJEKTIV guter Unterricht? Meiner Meinung nach lässt sich das nicht objektiv messen. Meine Vorredner hatten ja schon darauf hingewiesen, dass ein schlechter Klausurenschnitt immer an mehreren Faktoren liegt und nicht nur an einem. Außerdem schließe ich mich Kecks' Meinung an: Leistung geht auch ohne Druck, in vielen Fällen sogar besser. Des Weiteren setzen sich die meisten Lehrkräfte, die ich kenne (mich eingeschlossen) auch selbst unter einen gewissen Druck: Man möchte die Schüler so gut wie möglich fördern/fordern. Und solange man diese Motivation hat, wird man auch seinen eigenen Unterricht selbst evaluieren (und von Schülern evaluieren lassen) und daraus die Konsequenz ziehen. Schätzungsweise machen das 80% meiner Kollegen auf diese Art und Weise. (Was jetzt nicht heißen soll, dass die restlichen 20% schlecht sind). Klar gibt es überall schwarze Schafe, aber ich finde es schade, dass oft der ganze Lehrerstand aufgrund einer Minderheit in Frage gestellt wird.


    LG


    Sylvana

  • Und wer entscheidet das? Was ist denn wirklich OBJEKTIV guter Unterricht? Meiner Meinung nach lässt sich das nicht objektiv messen.


    In einem professionellen Beruf gibt es einheitliche Qualitätsstandards, die objektiv evaluiert werden können. Wenn es das nicht gibt, kann de facto jeder Mitarbeiter nach eigenem Gutdünken arbeiten und das Ergebnis der Arbeit kann nicht überprüft werden. Dann wäre es auch egal, ob man sich im Beruf anstrengt oder nicht, ob man Leistung bringt oder nicht, ob man gute Ergebnisse erzielt oder nicht, denn es überprüft sowieso niemand und einen objektiven Qualitätsbegriff gibt es auch nicht.


    Im Schulwesen finde ich das besonders schlimm, weil wir den Kindern zwar die Pflicht auferlegen eine Schule zu besuchen, ihnen aber gleichzeitig keinen qualitativ hochwertigen Unterricht garantieren.


    Viele Lehrer geben deshalb keine schlechten Noten, weil sie dann ihre Ruhe haben. Wenn es in ihrem Fach keine 5 oder 6 gibt, kommt auch niemand darauf die Qualität ihres Unterrichts zu hinterfragen oder zu überprüfen. Die Schüler sind mit ihren Noten glücklich, es gibt keine Beschwerden, keinen Ärger mit den Eltern, keinen Rechtfertigungsdruck, warum die Klasse so einen schlechten Leistungsstand aufweist.


  • Viele Lehrer geben deshalb keine schlechten Noten, weil sie dann ihre Ruhe haben. Wenn es in ihrem Fach keine 5 oder 6 gibt, kommt auch niemand darauf die Qualität ihres Unterrichts zu hinterfragen oder zu überprüfen. Die Schüler sind mit ihren Noten glücklich, es gibt keine Beschwerden, keinen Ärger mit den Eltern, keinen Rechtfertigungsdruck, warum die Klasse so einen schlechten Leistungsstand aufweist.


    Demnach muesste man davon ausgehen, dass Lehrer, die massenweise schlechte Noten geben, die besseren Lehrer sind und qualitativ hoeherwertigen Unterricht machen. :autsch:
    Entgegen deiner vorigen Argumentation muessten wir nun stolz auf die Lehrer sein, deren Klassen regelmaessig schlechte Noten haben...und sollten die eher unter die Lupe nehmen, deren Klassen gute Noten bekommen.


    Oder wir koennten Lehrer mal einfach in Ruhe lassen und sie ihren Job machen lassen. Ich stell mir grad vor, dass mein Doktor staendig von irgendwem unangemeldet besucht, belagert und bewertet wird, weil seine Patienten denken, er leiste gute Arbeit. Dem wuerde das auch auf den Senkel gehen.
    Meine Mutter lehnt "nervige" Patienten regelmaessig ab, denn den Stress will sie nicht haben. Wenn ihr dann staendig noch einer in die Praxis latschen und ihre Arbeit kritisieren wollte, wuerde sie wohl ganz aufhoeren. :sterne:

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    m Schulwesen finde ich das besonders schlimm, weil wir den Kindern zwar die Pflicht auferlegen eine Schule zu besuchen, ihnen aber gleichzeitig keinen qualitativ hochwertigen Unterricht garantieren.


    ich gehe davon aus, dass jemand, der sein 2. Staatsexamen bestanden hat, in der Lage ist, guten Unterricht zu machen. Mit Abstrichen und Ausnahmen, ganz gewiss. Also ganz so ohne Garantie ist es gar nicht. Über Einzelfälle muss man sicher reden.


    Aber das idiotischste Kriterium, das man für guten oder schlechten Unterricht anlegen kann, ist doch wohl die Notenverteilungen in den Klassen und Fächern.

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