Deshalb sagte ich, ich bin kein Feind, weil natürlich mit zunehmender Digitalisierung der Lebenswelt andere Kompetenzen in den Mittelpunkt gerückt werden. Dennoch ist aus meiner Sicht die Fähigkeit, komplexe Texte erfassen und verarbeiten zu können, essentiell.
Pakativ und überspitzt formuliert: Was bringt mir eine neue hochkomplexe Software, wenn ich die Bedienungsanleitung/FAQ nicht lesen kann (und die Software z.B. nicht intuitiv gestaltet ist oder kein Support verfügbar? )
Lesen und Schreiben sind nunmal basale Schlüsselkompetenzen, die nicht zugunsten anderer (ebenso wichtiger) Fähigkeiten vernachlässigt werden dürfen. Dazu gehört auch, die eigene Muttersprache schriftlich zumindest befriedigend zu beherrschen.
Daher sehe ich den Kompetenzbegriff bzw. das Konzept der Kompetenzorientierung als problematisch an.
Gleichwohl dürfte mittlerweile das Gros der schriftlichen Kommunikation bei den SchülerInnen (und bei vielen Erwachsenen) über Handys laufen und im Wesentlichen aus Kurznachrichten in den bekannten sozialen Netzwerken bestehen. Da geht mittelfristig das Bewusstsein für formalere (und förmlichere) Kommunikation verloren.
Dann ist es Aufgabe der Schule, hier ein Bewusstsein für die notwendige Differenzierung in der Kommunikation zu schaffen. Meine SchülerInnen an meiner neuen Schule sind teils überraschend oberförmlich, gleichwohl finde ich das gut, weil sie grundsätzlich wissen, wie Kommunikation im schulischen Kontext und im "offizielleren" Kontext funktioniert.
Beim Lesen und Schreiben sowie beim Rechnen Abstriche hinzunehmen halte ich für sehr gefährlich. Das sind Dinge, die man einfach können muss, weil sie zum einen wie oben dargelegt basal und obendrein zeitlos sind.