Beiträge von Bolzbold

    Tendenziell beobachte ich aber auch, dass sich die Einstellung neuer Kollegen verändert hat. Das ist auch kein Wunder. Das ist die erste Generation, die mit den Idealen der individuelle Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung sowie der Social-Media-Selbstdarstellung "Hochglanz-Leben" aufgewachsen ist.

    DAS ist allerdings eine Entwicklung, der ich so gar nichts abgewinnen kann - und mit diesen KollegInnen tue ich mich in der Tat schwer. Das ist sowas von nicht meine Welt. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die "Alten" von vor 20 Jahren auch mit meiner Generation Probleme hatten - und sei es nur, weil wir eben Computer bedienen konnten und sie nicht...

    Bist du dir da sicher? Ich dachte, die vorgeschriebenen 11 Stunden Ruhezeit müssen zwischen dem Unterrichtsende an dem einen und dem Unterrichtsbeginn am Folgetag liegen. D. h. wenn jemand bspw. 1,5 Stunden Fahrtzeit vom/an den Schulort hat, ist das ihr/sein "persönliches Pech". Mal als Beispiel: Unterrichtsende an der Abendschule ist um 20:30, durch 1,5 Stunden Heimfahrt ist der Kollege aber erst um 22 Uhr zuhause; morgens muss er um 6:30 Uhr wieder aus dem Haus um pünktlich zu Unterrichtsbeginn um 8:15 Uhr wieder in der Schule zu sein. Die 11 Stunden Ruhezeit (zwischen 20:30 und 8:15 Uhr) wären damit aber trotzdem eingehalten, oder?

    Wenn Du es so rechnest, stimme ich Dir zu. Allerdings kratzt dieses Beispiel schon arg an der Lebensrealität, weil nun einmal nicht jeder so wohnt, dass er/sie innerhalb von wenigen Minuten zu Hause ist, damit die Ruhezeit auch eingehalten werden kann.

    Bolzbold mit dem guten Stundenplan meine ich bei einem guten Freund aus einem anderen Kollegium: Die haben auch Abendschule. Das ist für Jung wie Alt belastend, wenn man um 22 Uhr nach Hause kommt und um 6.30 Uhr wieder aus dem Haus fährt. Der Unterricht muss eben auch gemacht werden. Hier verwundert es, dass gerade frisch Eingestellte einen Einsatz alle 14 Tage verweigern.

    Das ist arbeitsrechtlich auch eigentlich so nicht zulässig. Dass man das verweigert, kann ich verstehen. Vielleicht haben die "Alten" hier auch einfach keine Ahnung von ihren Rechten und haben zu lange zu vielem "Ja und Amen" gesagt?

    EDIT:

    Auch wenn es zulässig ist, wie wir ja jetzt wissen, kann man natürlich darüber streiten, ob und wie legitim es ist, sich hier zu weigern.

    Bolzbold das hängt bestimmt wieder mit der eigenen Arbeitsweise zusammen. Ich habe in meinen Praktika und in meiner Zeit als Sozialarbeiterin an den GSen in der Region zu 90% KuK erlebt, die mit Wochenarbeitsplänen arbeiten.

    Das können diese KollegInnen gerne tun. Aber ich würde mich gegen die Erwartungshaltung verwehren, dass ich selbige Pläne bitte erstellen und hochladen möge, wenn ich krank bin.

    Die neue Generation tickt insofern anders, als dass sie bestehende Hierarchien und Pfründe nicht als Gottgegeben hinnimmt. So gesehen hat dann die Erziehung zur Mündigkeit etwas bewirkt - weil diese Strukturen hinterfragt werden. Die Grenze zur Impertinenz ist hier sicherlich fließend und hängt davon ab, wie ruppig und lautstark man seine Interessen vertritt.

    Die "Studienratsmentalität" in einem Kollegium, das zehn oder fünfzehn Jahre lang im eigenen Saft gekocht bzw. gealtert ist, ohne dass jemand Neues eingestellt wurde, kenne ich noch zu gut aus eigener Erfahrung. Ich fand dieses Gutsherrengehabe ehrlich gesagt ziemlich daneben.

    Warum muss man sich einen guten Stundenplan oder den Einsatz in "interessanten Klassen" verdienen?

    Belehren ist natürlich so eine Sache - man ist neu, engagiert, möchte sich einbringen und meint, als junge(r) Wilde(r) könnte man nun die Welt verändern und den etablierten Kräften mal sagen, wo es lang geht. Das ist das Privileg der Jugend. Die "Erfahrung" (i.e. die erfahrenen KollegInnen) wird da metaphorisch sanft eine Hand auf die Schulter des/der jungen KollegIn legen und lediglich erwidern, dass weder alles schlecht ist, was die Alten machen noch alles besser ist, was die Jungen machen - und dass diese Dynamik auch schon vor zehn oder zwanzig Jahren so war.

    Hier erwarte ich, als Studierte und Mutter, einfach, dass vernünftig vertreten wird oder die erkrankten KuK einen Wochenarbeitsplan erstellen.

    Zustimmung für den ersten Teil - nämlich dass vernünftig vertreten wird.
    Klare Ablehnung zum zweiten Teil, denn diese Erwartungshaltung empfinde ich als übergriffig.

    Ich denke auf jeden Fall auch, dass Introversion und ein guter Lehrer zu sein sich nicht widersprechen. Vor allem nicht in der Grundschule.

    Es mag sich nicht widersprechen, aber die Grundschule ist genauso viel oder wenig ein geeigneter Ort dafür wie die anderen Schulformen. Die Kinder brauchen hier viel mehr An- und Zusprache - der Kontakt zur Lehrkraft - ganz besonders zum Klassenlehrer - ist hier von zentraler Bedeutung. Übermäßige Introversion ist dann nicht zwingend förderlich. Ein Hindernis ist sie aber ganz sicher nicht.

    Wird dann der Studienrat auch angehoben oder verdienen sie beide tatsächlich identisch in ihrer Besoldung?

    Das ist eine Grundsatzdebatte, die in vielen Bundesländern geführt wird.

    Als Angehöriger der Gymnasial"kaste" empfinde ich es zunehmend borniert, mit den fachlichen Ansprüchen und den Abschlussprüfungen (Abitur) zu argumentieren, um einen "standesgemäßen Abstand" der Besoldung zu den "niederen" Schulformen zu rechtfertigen.

    Das ist der "pädagogische Schwanzvergleich", wo gehofft wird, über eine scheinbar "gottgegebene Tatsache" die vorherrschenden Bedingungen auf ewig beizubehalten.
    Ich weiß, was meine Frau (Sek I-Lehrerin) und einige Bekannte (Primar- und Sek I-Lehrkräfte) jeden Tag in ihren Schulformen leisten. Während für mich der fachliche Anspruch keine Herausforderung darstellt, wäre das bei 25 Kindern vom Förderschulkind bis zum hochbegabten Kind in einer Lerngruppe, die ich alle individuell in der Grundschule voranbringen soll, eine für mich nicht stemmbare Herausforderung. Wer das täglich leistet, der/die leistet nicht weniger als ich. Und wer wäre ich dann, dass ich meine Tätigkeit wie von Gott gegeben als höherwertig und damit besser zu bezahlen erachte?

    Man kann auch ohne dienstliche Anweisung der Schulleitung entsprechenden "Druck" aufbauen, was das Einreichen von Material im Krankheitsfall angeht. Die standardmäßige Frage beim Anruf in der Schule wegen der Krankmeldung wie "schickst Du noch Material?" reicht im Grunde schon...

    Erneut zeigt sich hier die Unwissenheit vieler KollegInnen und der hier tatsächlich ungesunde Arbeitseifer im Dienste der anderen KollegInnen oder der SchülerInnen. So macht man pädagogische Preise kaputt. So schafft man Standards für die neuen KollegInnen, die sich in der Regel brav einfügen.

    Ich gehe mal auf die fünf Spiegelstriche ein.

    Umfeld:

    Seit wann bestimmt Dein Umfeld, was Du zu tun und zu lassen hast? Du bist bei Deiner Berufswahl nicht vom Placet Deines Umfeldes abhängig.


    Gehalt und Sozialprestige:

    Mag sein. Macht das glücklich? Als Lehrer kannst Du je nach Schulform bis A14 oder A15 kommen. Falls Du Schulleitung machen möchtest, ist auch A16 drin. Das Einkommen im öffentlichen Dienst ist ja jederzeit einsehbar. Was das Sozialprestige angeht, so ist das eine Frage der Eitelkeit. Ich habe mir meinen Beruf ausgesucht, weil ich ihn machen wollte, nicht wegen des vermeintlichen Sozialprestige(s?). Als Arzt kannst Du genauso ein Arschloch sein wie als Anwalt, Banker, Ingenieur oder eben als Lehrer - das zählt für die meisten Menschen.


    Alter:
    Ja, das kommt vor. Einige Menschen haben eben vorher rechts und links geschaut.

    Investition an Zeit und Geld:

    Schau nach vorne. Wie viel mal sieben Jahre würdest Du Dein Beharren auf dem ursprünglich vorgesehenen Weg bereuen?

    Grundschullehramt:

    Wenn es DAS ist, was Du willst, dann mach es.

    Dass Deine Eltern das unterstützen würde, finde ich super. Ein ehemaliger Kollege aus der Behörde hat übrigens das Medizinstudium durchgezogen, und ist anschließend ins Gymnasiallehramt gewechselt. Er ist mit dieser Entscheidung mit sich völlig im Reinen. Jetzt ist er A15 und kann davon auch ganz gut leben.

    Gerade heute, wo man einmal getroffene Entscheidungen revidieren kann, sollte man das tun, wenn das Herz daran hängt und man sich den ursprünglich angestrebten Beruf nicht als Perspektive vorstellen kann. Es ist Dein Leben.

    Die Position des/der Datenschutzbeauftragten ist oft auch eine politische Position bzw. Funktion. Das muss man immer im Hinterkopf behalten.
    Selbst in der Behörde schüttelt man den Kopf über weltfremde bzw. praxisfremde Entscheidungen aus dieser Ecke.

    Mich nervt seit langem das Missverhältnis zwischen freiwilligem Nackigmachen in sozialen Netzwerken - irgendwo muss man sich ja selbstdarstellen - und dem Schrei nach Datenschutz, wenn es um Daten im beruflichen oder schulische Kontext geht. Natürlich sollte niemand gezwungen werden, seine Daten preiszugeben, aber hier müssen wir zwischen einer eher theoretischen und einer konkreten Gefahr des Datenmissbrauchts unterscheiden.

    Wenn die theoretische Gefahr unsere Messlatte ist, dann kommen wir im Bildungsbereich auf Jahrzehnte nicht weiter - denn unsere zuständigen Behörden sind mit der Einrichtung einer funktionierenden datenschutzkonformen Plattform hoffnungslos überfordert.

    An unserem BK erfolgt bei leistestem Verdacht unmittelbar (möglichst am gleichen Tag) ein sehr ernstes Gespräch mit der Schulleitung. Dort werden die möglichen Konsequenzen aufgezeigt, das wirkt oft schon. Meine SL ist da sehr "überzeugend". Bei nachgewiesenem Mobbing gibts eine Teilkonferenz mit Androhung der Entlassung. Bisher hat das nach meinem Kenntnisstand ausgereicht, um die Situation zu verbessern. Oft sind die Klassen auch nur ein Jahr bei uns.

    Wenn das ohne vorherige Eskalationsstufen das Standardvorgehen sein sollte, dann wird im Falle eines Widerspruchs eine solche Ordnungsmaßnahme aller Voraussicht nach von der BR "kassiert".
    Das eigentliche Problem wird damit jedoch nicht gelöst. Die Androhung der Entlassung führt bei den TäterInnen in der Regel nicht zu Einsicht sondern zu Trotz. Mobbing erfolgt ja oft aus Machtgründen - und man kann sich dann schnell ausmalen, was nach der Teilkonferenz an der Schule los sein wird. Dann muss das Ganze eben künftig noch heimlicher erfolgen - und man darf sich nicht nochmal erwischen lassen.
    Die Täter brauchen Mobbing für ihr Selbstwertgefühl, weil sie sonst "nichts" sind. Aus der subjektiv empfundenen Ohnmacht muss durch Mobbing das Gefühl der Macht über das Opfer entstehen. Die TäterInnen sehen sich ja nicht als TäterInnen sondern oft selbst als Opfer. Im Falle der Aufdeckung braucht es einerseits Sanktionen, es braucht aber auch Strategien, um den TäterInnen Handlungsalternativen aufzuzeigen.
    (Was nicht heißen soll, dass ich bei einigen "Früchtchen" in meiner Fantasie nicht auch gerne einmal ausholen und zuschlagen wollen würde...)

    Zumal 99% der Dinge innerhalb des Unterrichts stattfinden - ich bin immer noch so sauer ...

    Also ich suche in solchen Situationen das eins zu eins Gespräch, was ich bisher immer auf Augenhöhe führen konnte. (In der Tat lassen KollegInnen schnell das "Pädagogensprech" sein, wenn sie während des Gesprächs erfahren, dass man selbst auch Lehrer ist.
    Allerdings lasse ich die Kolleginnen dann immer gewissermaßen kommen, d.h. ich lasse sie zunächst ihre Eindrücke schildern und passe meine Strategie dann während des Gesprächs an. Das hat im Falle eines älteren Englischkollegen mit der Bitte um mehr Transparenz bei der Leistungsbewertung im Sinne der häuslichen Förderung und Verbesserung der Leistungen verhältnismäßig gut geklappt. (Ich hatte im Vorfeld schon befürchtet, ihn damit konfrontieren zu müssen, dass die Art und Weise, wie er seine Klassenarbeiten stellt und bewertet, schon seit einiger Zeit so nicht mehr zulässig war...)

    Mutter hatte das vor ein paar Jahren mit ihrem Sohn und war damals total enttäuscht, dass die Lehrerschaft sich nicht in der Pflicht sah.

    Jetzt ist es ähnlich - ich habe den Klassenlehrer erneut angeschrieben und es kam eine Antwort, die mich aber noch mal mehr schockiert hat.

    Ja, er habe Veränderungen an meiner Tochter erlebt, er wolle demnächst mal ein Gespräch mit ihr und der Sozialpädagogin führen. Die Stimmung in der Klasse empfände er als normal, und was die Schüler nach der Schule in ihrer Freizeit machen würden, dafür wären Lehrer ja nicht zuständig. :ohh:

    Kann mir jemand ein feedback geben? Wie ist das bei euch?

    Nur so viel kurz und bündig:

    SchülerInnenverhalten, das außerhalb der Schule stattfindet, aber in die Schule hineinwirkt, kann, darf (und sollte) sehr wohl auch durch die Schule sanktioniert werden. Der Kollege macht sich da einen zu schlanken Fuß.

    Also sei mir nicht böse, aber Du lässt uns nach wie vor im Trüben stochern.

    a) Hat Dein Partner dort bereits eine Stelle in Aussicht?
    b) Als was möchtest Du arbeiten?
    c) Habt Ihr bereits Kinder oder wollt Ihr noch welche haben? Wo und wie sollen sie aufwachsen?

    So ein "Projekt" würde ich nur dann starten, wenn ich konkrete Jobaussichten in Norwegen hätte und ich mich lange im Vorfeld darüber informiert hätte. Ferner würde ich mir gut überlegen, ob ich dann ggf. je nach Länge des Aufenthalts aus dem öffentlichen Dienst ausscheiden möchte oder nicht. Dann wäre es natürlich auch noch wichtig, eine Art "Rückzugslinie" zu haben, d.h. was passiert, wenn man sich trennt, wenn die Jobaussichten nicht so sind wie gedacht?

    Und das hier solltest Du Dir auch sehr genau ansehen.

    BVA - Auswanderer - In­for­ma­tio­nen für Aus­wan­de­rer nach Norwegen (bund.de)

    Ohne alles gelesen zu haben: Du darfst in der Elternzeit in Teilzeit keine Mehrarbeit machen, weil dadurch der Anspruch auf Elterngeld erlischt. Das habe ich gerade letzte Woche nochmal mit der BeZReg und dem/der betroffenen Kolleg:in abgeklärt. Das sollten auch eigentlich alle Stunden- und Vertretungsplaner:innen im Hinterkopf haben (ich habe den/die Kolleg:in darauf hingewiesen, woraufhin er/sie bei der BezReg nachgefragt hat, nicht umgekehrt).

    Ich kann dir nur raten, mit der/dem Stundenplaner:in zu sprechen. 12 Stunden möglichst (ganz) ohne Freistunden kann ich mir jetzt gerade nicht so ganz vorstellen, aber je flexibler du einsetztbar bist (lieber Sek I, als Sek II, möglichst nicht in Kopplungen/Schienen), desto einfacher wird das. 12 Stunden an drei Tagen würde ich schon als machbar bezeichnen. Auch hier gilt: Augen auf bei der Unterrichtsverteilung und Tipps im Stundenplanbüro holen.

    Edit: ihr müsstet ein Teilzeitkonzept haben. Da würde ich auch einfach mal reinschauen.

    Ergänzung: Teilzeitkräfte dürfen gegen ihren Willen nicht zu früherem Kommen oder längerem Bleiben verpflichtet werden, da dies der Idee der Teilzeit widerspräche und die Anfangs- und Endzeiten eine gewisse Verlässlichkeit haben müssen.

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