Zitat
Original von Mariele
Was tut ihr in so einem Fall?
Die Schüler hatten als Hausaufgabe auf, einen englischen Aufsatz zu schreiben mit der Option, diesen benoten zu lassen.
Ein Schüler, dessen Englisch richtig schlecht ist, hat einen nahezu perfekten Aufsatz abgegeben - nicht aus dem Internet, dazu ist er zu genau auf die Fragestellung eingegangen, aber sicher mit Hilfe der Nachhilfe oder sonstwem geschrieben...
Ich tendiere dazu, ihn nicht zu benoten und zu loben, dass er sich Hilfe holt. Ich werde aber deutlich dazu sagen, dass ich aber natürlich nicht die Nachhilfelehrerin oder wen auch immer hier benoten kann...
Was denkt ihr? In diesem Fall ist es wirklich 100% eindeutig. Aber in anderen Fällen ist es unklar. Ich möchte den Schülern auch nicht die Möglichkeit nehmen, daheim angefertigte Extraarbeiten abzugeben, weil manche das missbrauchen...
Freue mich über Input!
Danke,
Mariele
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In NRW dürfen HA auch nicht benotet werden. Entsprechend gibt es bei den von mir "kontrollierten" Aufsätzen statt einer Note ein schriftliches Kurzfeedback, anhand dessen die Schüler dann wissen, was gut und was nicht so gut war.
Wir hatten bei uns auch schon Fälle, in denen Schüler durch die Abgabe einer Hausaufgabe auf eine gute Note hofften und die HA dann aus dem Internet abgeschrieben war. Dass wir das nicht akzeptiert (aber auch nicht in Form einer Note sanktioniert) haben, sollte nachvollziehbar sein.
In Deinem Fall kann man nun spekulieren wie es zu dieser HA gekommen ist. Gezieltes Nachfragen dürfte sicherlich schnell klären, ob es sich um eine selbstständig gemachte HA handelt.
Was die "selbstständige" Suche nach Hilfe in Form von Nachhilfe, Eltern etc. angeht, so ist ein Korrekturlesen, was die gröbsten Schnitzer angeht, aus meiner Sicht durchaus statthaft; Facharbeiten werden für gewöhnlich ja auch von Dritten gegengelesen.
Wogegen ich mich wehre, und das wurde hier ja auch angedeutet, ist, dass es im Extremfall dann stärker auf die Kompetenz ankommen könnte, sich eine geeignete Person zu suchen, die einem auf die Sprünge hilft als wirklich eigenständige kognitive Arbeit zu leisten und dadurch auch seine Analysekompetenz zu vertiefen.
Handlungs- und Sozialkompetenz sind ja schön und gut - aber bei einer Hausaufgabe kann man sich auch zu Tode pädagogisieren.
Die HA dient in diesem Fall als fachliche (und ggf. methodische) Übung und Vertiefung von Inhalten oder Teilkompetenzen.
Und genau DAS, sofern gesetzlich erlaubt, sollte ich dann auch bewerten - und aus meiner Sicht nur dann, wenn nicht konkrete Anhaltspunkte vorliegen, dass ggf. getäuscht wurde. Denn was bewerte ich denn dann?
Ein Extembeispiel wäre ja eine pervertierte Aufgabe: Analysiert Text XY unter folgenden Aspekten. Euer Text wird danach bewertet, wer sich die besten Hilfen suchen kann und es so verpackt, dass der Lehrer es möglichst wenig merkt.
Unter diesen Aspekten bin ich froh, dass ich Hausaufgaben nicht bewerten darf. Die Schüler, die sich ein Feedback wünschen, geben mir auch freiwillig Hausaufgaben ab. Für gewöhnlich sind das auch die Schüler, die lernwillig sind.
Bei den anderen nehme ich zumindest in der Oberstufe keine Rücksicht mehr drauf.
Gruß
Bolzbold