Beiträge von Meike.

    Also, um ehrlich zu sein haben wir doch (zumindest in meiner Schulform) de facto ein BYOD bei den Schülern. (Ach ja, BYOD heißt "Bring your own device", jeder arbeitet mit dem, was er hat.) Viele, wenn nicht gar die Mehrheit meiner Schüler hat Smartphones und Internetverträge und ich versuche, das ganz organisch in den Unterricht zu integrieren: ich ermutige meine Schüler dazu, ihre Telefone im Unterricht einzusetzen, um Begriffe oder Sachverhalte kurz zu recherchieren. Mir geht es darum, dass sie sich daran gewöhnen, die Informationsvielfalt "at their fingertips" SINNVOLL und PRODUKTIV einzusetzen. So, wie ich es selbst in meinem Alltagsleben auch tue. Auf das Internet, Wikipedia, Lexika, Nachrichtenseiten etc. pp. möchte ich nämlich nicht mehr verzichten und ich sehe ich keinen situativen Unterschied zwischen einer ganz normalen Situation, in der eine Frage z.B. in einem Gespräch auftaucht, und einer "Recherchesituation" eines "das schaue ich jetzt nach und setze mich dafür an das Internet."

    Das bedeutet allerdings auch, dass der unwillkürliche Griff zum Telefon bei den Schülern in der Unterrichtssituation anders zu bewerten ist als mit der üblichen Einordnung als Unterrichtsstörung, die durch den Lehrer zu sanktionieren ist. Ich halte das - und damit vertrete ich auch in der Erwachsenenbildung an meinem Weiterbildungskolleg keine Mehrheitsposition! - für pädagogisch vertretbar. Natürlich werden meine Schüler zwischendurch Facebook oder Whatsapp-Messages checken. Ich finde es aber wichtiger, auf die Kontrolle zu verzichten, Ablenkungen hinzunehmen und den Mehrwert an Informationsmöglichkeiten als Selbstverständlichkeit des Lernprozesses zu etablieren. Und rein subjektiv muss ich sagen, dass meine Strategie bei vielen Schülern aufgeht!

    Nele


    Ich mache das exakt genauso. es gibt so viele geniale English Advanced apps, und Möglichkeiten des sinnvollen Einsatzes, die auch der Lehrkraft Zeit und Arbeit sparen, den Alltag bereichern und dem Unterricht ein paar neue Dimensionen hinzufügen. Es gibt "Learning English with the News" - wo die Schüler Sprachübungen an tagesaktuellen Artikeln betreiben (ich kann mich nur noch mit Schaudern an die Zeiten erinnern, als man atsächlich auf den Kauf englischer Zeitungen am Bahnhof zurückgeworfen war um wenigsten mal wochenaktuelle Artikel zu liefern, zwar nicht zu eigentlichen Unterrichtsthema, da das halt grad nicht Zeitungsthema war, aber immerhin... oder völlig verstaubtes aus dem Schulbuch :tot: ), und nebem dem Fachvokabular auch noch was über die Welt mitkriegen, es gibt Vokabelapps, es gibt Grammatikapps, es gibt Lesekompetenzapps, es gibt history / politics apps... es gibt eigtl. alles. Und bei youtbe sagen die Politiker/Leute auf der Straße/Extremen direkt was zum aktuellen Thema und man kann wirklich diskutieren (ohne, dass es ein bloßes Rollenspiel wäre, weil das Thema total verstaubt ist).
    Mal abgesehen davon, dass minutenlanges Blättern in fetten 1,5 Kilo Dictionary-Wälzern entfällt, was immer ewig die Diskussionen/Arbeit aufgehalten hat (plus, dass sie herumgeschleppt werden mussten).


    Erstere können sich in Deutschland immer noch als Abmahnanwälte selbstständig machen: Das ist nämlich DIE ABM-Maßnahme für die deutsche Juristenschwemme, die Politiker (mehrheitlich ebenfalls Juristen) wissen schon, warum das deutsche Recht in diesem Aspekt weltweit einmalig ist...

    Und Letztere brauchen nur Grundkenntnisse in Powerpoint, einen schicken Anzug sowie ein gesundes Selbstbewusstsein, um bei den diversen Beraterfirmen unterzukommen und anderen Leuten zu erklären, wie sie ihren Job zu machen haben. Die Beraterfirmen suchen immer Frischfleisch, "up or out" war da schon immer die Devise...

    Gruß !

    Wenn diese Art aussagen über Lehrer kommen, bist du der erste, der einen verärgerten Kommentar darüber schreibst.

    Ich empfinde solche völlig abseitigen Verallgemeinerungen als wirklich daneben.
    Es gibt genügend Menschen, z. B. welche, die mal bei mir Abi gemacht haben und Jurist, Architekt, Wirtschaftswissenschaftler oder Arzt studiert haben und sich mit üblem befristeten Verträgen von Stelle zu Stelle und Ort zu (sehr weit entferntem) Ort hangeln müssen, so keine Familie aufbauen können und ständig um das nächste Einkommen bangen müssen. Bei Bestnoten! Viele Juristen wollen halt gerade keine Abmahnanwälte werden, sondern ordentliche Rechtsberatung und Mandantenvertretung für Menschen in juristischen Konflikten machen und sich, wie im Falle einer jungen Absolventin, die ich kenne, eben auch gerne die Freiheit nehen, keine Vergewaltiger und häuslich Gewalttätigen etc. vertreten zu müssen. Leider ist das nicht so einfach, wenn die Miete bezahlt werden muss. Man kann sich also aussuchen, ob man in die Ecke "macht für Geld doch alles" gestellt wird, oder eben wieder zu Mutti zieht.

    Aus der bequemen Perspektive der Lebenszeitverbeamtung, in der man solchen existentiellen Druck und solche beruflichen Dilemmata überhaupt nicht kennt, solche platten Urteile zu fällen, lässt mich wirklich daran zweifeln, ob der Beamtenstatus vielleicht doch eine ernsthafte Weltfremdheit und Bequemlichkeit fördert, die auch das hier immer wieder aufblitzende völlig irreale Anspruchsdenken erklären könnte.

    Sag ich mal so, als Gewerkschaftlerin, die sich nach Kräften für bessere Arbeitsbedingungen engagiert und damit schon zu den "anspruchsvollen" zählt.

    Wir sind super ausgestattet. PC und internet / beamer in jedem Raum, Smartboards in der Hälfte, 6 PC Räume, genügend laptops. Smartphone haben eigtl alle.
    Das nützt aber nur zum Teil was.
    Ich stelle fest, dass die Schüler auch in der Oberstufe nur auf absolut minimalem Anwenderniveau die Geräte bedienen können. Wenn etwas nicht geht, können sie sich nicht helfen, weil sie die Systematik nicht vetstanden haben. Sicherheitseinstellungen und -vorkehrungen kennen sie kaum. "Besser als die Lehrer" ist insofern ein Gerücht, als sie vielleicht ein paar Apps mehr kennen, aber nicht wirklich mit den neuen Medien und den Geräten so umgehen können, dass das System für sie handhabbar ist.

    Ich frage meine Schüler immer so die wichtigsten Sachen und kriegen nie / fast nie eine Anwort: Wissen Sie, was ein Proxy Server ist? Wie sichern Sie daten? Wie schützen Sie sich vor Datenklau? Wozu dienen Browser wie Startpage? Was ist TOR? Welchen Verschlüsselungsgrad hat Ihre email? Ist ihr Passwort ihr Geburtsdatum? Bildschirmsperre? Was ist eine IP Adresse? Wer kennt die und wozu wird die genutzt? Usw...
    Ich ernste meist erstaunt aufgerissene Augen...

    Und bei Referaten erzählen manche den größetn Stuss und sagen dann immer noch "aber das stand doch im Internet". Jaja, das Internet.

    Von daher kann man nicht früh genau anfangen, wenn man dann irgendwann mal mehr macht als nur die platte Anwendung von apps zu unterrichten, sondern einen kritischen Umgang mit Informationen, Daten, Programmen...

    http://www.grupet.at/de/produkte/webuntis/klassenbuch.php ist schon an einigen Stellen in Betrieb. Untis wird ja auch als Stundenplanungssoftware verwendet und ich meine mich zu erinnern, dass die Zusatzlizenz nicht allzu teuer war.
    Der Datenschutz entsteht wohl so, dass Schüler und Eltern nur auf ihre eigenen Daten zugreifen können, nicht auf das ganze Klassenbuch, also im Vergleich zum Papierklassenbuch, das mindestens der zuständige Bring/Holdienst locker einsehen könnte, wohl ein Fortschritt.
    Allerdings habe ich von einem Kollegen gehört, dass es realtiv komplex ist (Kollegen schulen war notwendig) erhebliche Startschwierigkeiten gab (Datensätze verschwunden, X Anrufe, dass Kollegen nicht "reinkommen" usw). Ob das nun auf das Programm oder die Kollegen zurückzuführen ist, weiß man natürlich nicht. ;)

    So z.B. gilt es, dass man bei der Erstbeurteilung nicht besser als die vorletzte Stufe sein kann. Ungeachtet dessen, was du gemacht hast. Man ist der Meinung, dass "man als Anfänger eben nicht besser sein kann." Witzig in meinem Fall, weil ich z.B. zum Zeitpunkt meiner ersten Beurteilung schon 8 Jahre Lehrer war (anfangs kleiner Vertrag, später Verbeamtung).
    Eine andere lautet, dass du, wenn du befördert worden bist, bei der nächsten Beurteilung deine Note nicht halten kannst, weil die Logik ist, dass ja in der Beförderungsposition Vieles inkludiert ist, was du vorher beurteilungswirksam unternommen hast. Jetzt gehört es zum normalen Anspruch deines Jobs. Auch hier eigentlich ungeachtet dessen, was du sonst so noch draufgelegt hast.


    Völliger Irrsinn. Sowas gibt's echt nur im Beamtensystem, wo irgendwelche verwaltungsrechtlichen Sesselpupserjuristen alle 6 Monate ne neue Idee für die Versinnlosung des Apparats abliefern müssen, sonst kriegen sie Haue vom Chef...


    Meike, ich hoffe du merkst, dass diese Aussage völliger Unsinn ist. Ich habe noch nichts gehört von Schülern die Lehrern im Schulgebäude oder auf der Straße mit Schnürsenkeln auflauern. Es war die besondere Situation einer Klassenfahrt, wo man eben nicht einander ausweichen kann und den ganzen Tag zwangsweise miteinander verbringen muss, die das ganze erst ermöglicht hat.

    Ehrlich gesagt, mir geht diese ganze Relativiererei ("Einzelfälle", "Hätte auch an jedem anderen Tag und Ort stattfinden können") gegen den Strich. Der Kollege hat seinen Erziehungsauftrag ausgeübt (Handy weggenommen) und wurde dafür fast getötet. Aber in dieser Gesellschaft gehört das Schulterzucken und der Übergang zur Tagesordnung bei solchen und ähnlichen Fällen ja mittlerweile zum guten Ton.

    Gruß !


    Nein, diese Aussage ist eine ganz normale Einschätzung, und daran, wie vielen sie gefällt, stelle ich beruhigt fest, dass die Verschwörungstheoretiker noch in der Minderzahl sid. Das beruhigt mich sehr...
    Und ja, es ist auch schon in Schulgebäuden zu Übergriffen gekommen - von Schülern auf Lehrer und von Lehrern auf Schüler. Die Tatsache, dass du bisher noch von keinen Schnürsenkelattacken gehört hast, ist darauf zurückzuführen, dass diese sehr selten vorkommen. Sowohl auf Klassenfahrten als auch anderswo. Und genau deswegen lässt sich aus dieser Schnürsenkelattacke auch kein Generalurteil über die Gefährlichkeit von Klassenfahrten ableiten.

    Hörst du eigentlich Xavier Naidoo ;) ??

    Ich muss sagen, dass mich dieser ganze thread etwas peinlich berührt.
    Wenn ein Lehrer einen Schüler misshandelt und das dann in der Zeitung steht, kommen hier zum Teil dieselben Leute und erklären, dass und warum sich das auf gar keinen Fall auf die ganze Lehrerschaft übertragen lässt und wieso man aus solchen Vorfällen nicht den Schluss ziehen kann, die ganzen Lehrer strenger zu kontrollieren und zu überwachen oder zu meiden - das sei unzulässige Generalisierung usw.

    Was ja auch richtig ist.

    Und ehrlich, liebe Leute: wer dieses komplett gestörte Verhalten eines einzelnen Schülers bei der nächsten Klassenfahrt dem Schullleiter gegenüber als Argument nicht auf Klassenfahrt zu fahren verwendet - "Chef, ich will nicht mit dem Schnürsenkel erwürgt werden" - macht sich schön zum Vollhorst.

    Ich bin kein Fan von Klassenfahrten, ich halte sie vom Aufwand und Nutzen her für völlig unverhältnismäßig. Wer mich kennt, weiß das. Aber die latent peinlichen Verallgemeinerungstendenzen und die großen Vergeltungsgesten mit in diesem thread finde ich -- unangenehm und leicht infantil.

    Hier hat ein Mensch eine Straftat begangen.
    Zufällig auf einer Klassenfahrt. Hätte auch an jedem anderen Tag und Ort stattfinden können.
    Daraus kann man überhaupt keine Schlüsse über Klassenfahrten ziehen.


    Wenn man sich über Klassenfahrten unterhalten will, dann gerne - nur bitte an allem anderen als diesem Beispiel.
    Man könnte mal die Überstunden zählen, die man nur dadurch macht, oder den Einfluss, den das nächtliche Nichtschlafen und der 24std. Dauereinsatz auf die Lehergesundheit haben und das versuchen, gegen den Nutzen - wenn er denn existiert - den man später in den Klassen davon hat, aufrechnen. Man könnte darüber sprechen, oder versuchen mal eine ordentliche empirische Datenlage dazu zu bekommen, wie nachhaltig die (angeblichen) positiven Veränderungen durch Klassenfahrten sind. Und ob die dann wirklich den Stress durch den Arbeitsaufwand und den dann auch noch folgenden Stress durch das Aufarbeiten der liegen gebliebenen Arbeit und ggf. der Organisation der eigenen Familie/Kinderbetreuung zu Hause aufwiegen. Usw usf.

    Aber bitte nicht diese Schnürsenkelklassenfahrts-meme...

    Ich fürchte, ich arbeite in meinem Gremium die ganze Zeit mit den Zahlen, von denen du glaubst, sie seien nicht stimmig. Und ich war, sorry, auch in der Arbeitsgruppe, die die GS-Besoldung auf den Weg gebracht hat.. das schreiben wir uns nicht auf die Fahnen, das waren wir. Es waren auch Dezernenten dabei (dann, später) und der HPR war im Boot und viel viel später noch so ein paar, aber angestoßen haben wir das. So ist es nunmal....

    Und ich sage nicht, dass nur Murks gemacht wurde. Es wurde an anderen Stellen auch einfach gar nichts gemacht. Immer, wenn kei gewerkschaftlicher Druck oder Elterndruck da war.

    Was ich aber auch finde, ist, dass das unter Kultusministern jedweder anderer Couleur nicht viel besesr war. Scheint ein Ressort für Leute zu sein, die weder Weitsicht noch Systemdenken haben. Oder das mit dem Denken überhaupt nicht so drauf haben.

    Achso, ich dachte, du hätest den Anspruch, als Muttersprachlerin ale Wörter deiner Sprache zu kennen. Das kann man vergessen. Ist also auch kein Anspruch, den man an einen Fremdsprachenlehrer haben kann.
    C2 und ein bisschen Ehrgeiz darüber hinaus finde ich schon eine ganz gute Messlatte.

    In Cardiff gab es damals noch eine Prüfung, die ich absolvierte und die über C2 hinaus ging, "English for academic purposes" (ich hatte eigtl. vor, in GB zu bleiben) - die scheint es aber gar nicht mehr zu geben, oder zumindest finde ich sie online in der Form C2++ nicht mehr. Die war sozusagen "nach oben offen" und man bekam keine grades A-F, sondern einen written report mit einer genauen Darstellung der Leistungen, die fand ich sehr, sehr gut.

    Ich kann behaupten, dass ich Muttersprachlerniveau habe, wenn auch immer wieder mit Abzügen :D Meine Schüler schmunzeln, dass ich immer wieder mein Wörterbuch raussuchen muss :D (Ich BIN Muttersprachlerin, muss aber ab und zu behaupten "nee, keine Ahnung, wie man das auf Französisch / auf Deutsch sagt, ganz ernsthaft, ich glaube, das Wort gibt es nicht.

    Das ist ja auch völlig normal. Als Deutscher muss man nur mal den Duden aufschlagen und dann stellt man fest, dass man auf jeder Seite ein Wort findet, das man nicht kennt, auch nicht als redlicher Zeitungsleser und mit akademischer Bildung. Mir reichen schon Gespräche mit meinem Herrn Papa über meinen Garten... Dunkelkeimer, Leguminosen, Fertigation und Krümelgefüge fallen dann gerne mal und die germanistikstudierte Tochter fühlt sich vom anderen Stern.

    Ich habe in England die C2 - Prüfung gemacht und dann noch über ein Jahr dort gewohnt und gearbeitet. Seitdem bin ich überwiegend in der Fremdsprache in der Oberstufe unterrichtlich tätig, überwiegend in LKs - und ohne diese Grundlage und erhebliches Eigenengagement (überwiegend englische Nachrichten, Filme, Zeitungen, chats mit Freunden in UK, regelmäßige Besuche) ginge es nicht, ohne mich zum Vollhorst zu machen. Ein Viertel bis ein Drittel meiner Kurse waren ein Jahr im Ausland und sprechen flüssig - wenn auch ohne nennenswertes Fachvokabular - ich habe jedes Jahr einen oder zwei Austauschschüler aus US/Aus/UK. Was passiert, wenn der Lehrer da fachlich nicht sehr fit ist, hatten wir ja vor kurzem in diesem thread besprochen:

    Zitat

    Tatsächlich hat man z.B. in Hessen auch die letzte, wirklich harte Sprachprüfung am Ende des Gymnasiallehramtsstudiums abgeschafft - in einem Jahr, als es Panik im HKM wegen akutem Englischlehrermangels gab. Durch diese Prüfung sind in einigen Jahrgängen bis zu 50% durchgefallen, sie galt als berüchtigt und man bekam dann die Empfehlung, mindestens ein Jahr ins Ausland zu gehen, sonst mache erneutes Antreten keinen Sinn.
    Viele haben gar nicht erst gewagt ohne langen Auslandsaufenthalt diese Prüfung zu machen und sind halt vorher ins Ausland. Danhach ging's dann auch gut.

    Seit es diese Prüfung nicht mehr gibt und du im Prinzip ohne wirklich Englisch zu können, sozusagen als "Theoretiker des Englischen", durchs Studium kommen kannst, gibt es immer mehr Referendare, die bei uns mit einem Englisch aufschlagen, für das ich und meine Kollegen in der Q4 keine 5 Punkte mehr verteilen.

    Die Momente, wo sie dann vor meinem/einem Leistungskurs stehen - in welchen sich immer irgendwo zwischen 4-8 Leute befinden, die selbst ein halbes Jahr oder Jahr im Ausland waren - lassen sich eigentlich nur noch satirisch beschreiben. Man sitzt da hinten, sieht wie die Schüler entweder mitleidig Sprachhilfen eingeben und den Ref. korrigieren, oder zwecks Kursamusement so schnell reden und Wortwitzchen machen, dass Ref kaum noch folgen kann. Für die Schüler stellt sich dann die Frage, die mir in der Tat auch schon nach dem Unterricht gestellt wurde: "Frau Meike, wir müssen Sie das mal fragen: wenn die Frau Y ihr Examen besteht - dann darf die UNS in ENGLISCH benoten??!"
    Joah... darf sie... - und man schwankt zwischen Mitleid und Ärger: warum macht man sich nicht die Mühe, eine Sprache, die man unterrichten will, wirklich zu können? Das kann ich nicht nur prüfungstechnisch, auch persönlich nicht nachvollziehen. Interessieren die sich gar nicht für ihr Fach? Warum es dann 40 Jahre unterrichten wollen?

    Zitat

    Wie sieht es also bei euch aus? Habt ihr Muttersprachlerniveau oder merkt ihr z.B. im Urlaub auch mal, dass ihr auch oft etwas nicht versteht?

    Das kann man so einfach nicht sagen. KEIN nicht-Muttersprachler hat wirklich "Muttersprachenniveau". Man hört es immer irgendwie raus. Selbst wenn man sich den lokalen Akzent angeeignet hat. Man klingt dann halt irisch mit deutscher Einfärbung, oder umgekehrt oder walisisch mit leicht bayrischem Einschlag.

    Wenn ich mit einem englischen Automechaniker über Autos rede, bin ich raus. Ich hab die Worte nicht.
    Wenn der allerdings mit mir über die literarische Rennaissance redet, ist er raus. Ich habe dann das größere Fachvokabular - auch in seiner Muttersprache.

    Es gibt in der Tat Gegenden in Südost-London, da verstehe ich nicht jeden.
    Das ging mir in Prien am Chiemsee allerdings genauso, als ich da mal nach dem Weg fragte.... 8)

    Das kenne ich auch. Ich war an einer Schule, an der das Lehrerzimmer ein Zentrum des Jammerns und Klagens und Schimpfens war. Dazu kam noch die unselige Attitüde, dass ein großer Teil der Lehrerschaft die Schüler verachtete und keine Gelegenheit ausließ, über deren vermeintliche Dummheit und Bösartigkeit herzuziehen. Jetzt bin ich in einer Schule, in der im Lehrerzimmer oft und gerne gelacht wird. Es gibt natürlich Konflikte, aber die werden offen geklärt. Was ich ganz wunderbar finde, ist, dass das verächtliche Herabblicken auf Schüler bei uns verpönt ist. Das kommt mir persönlich sehr entgegen!


    DAS kenne ich auch noch aus den Jahren, als ich mich mit der Hälfte der Stunden an eine Mittelstufenschule habe abordnen lassen, was ich aus genau dem Grund dann wieder gelassen habe - die Schüler waren okay, Pubertierende halt - aber der Heulbojenton im Lehrerzimmer hat mich derart runtergezogen...
    In dieser Schule wurde auch evaluiert, es kam aber nichts bei raus, mittlere Werte und eine diffuse Lage bezüglich der Gründe - weil die knackigen Fragen nicht gestellt wurden. Selbstevaluation in den Klassen war unüblich. Man hatte seine Meinung über die Schüler und deren Meinung interessierte eher nicht (Ausnahmen gab es da natürlich auch).

    In meiner OS gibt es einen wesentlich geringeren Teil an Kollegen, die so denken - und die wissen, dass sie in der Minderheit sind und maulen eher nur in einer kleinen Grummelecke und stören halt nicht (sehr). Es gibt unter den Kollegen xzig Gruppen, die gemeinsame Freizeit organisieren - dei, vier Sportgruppen, bei einer dürfen auch Schüler mitmachen und tun es auch, ein paar andere Interessengruppen. Schüler gelten als ... ja, Schüler halt. Menschen, die man unterrichtet, berät, wertschätzt, die einen mal sehr erfreuen und einem mal aufn Senkel gehen, mit denen man sich auf jeden Fall insgesamt beim Abiball sehr freut - und das Anstoßen auf das Gelingen mit einem Glas Sekt am Tag der Feier ist das gemeinsame Ziel (und die schluffigen Jungs endlich mal in Anzug und Krawatte zu sehen, mein ganz persönliches ;) ).

    Die Korrekturbelastung ist hoch, die Arbeitszeiten gehen bis 17.30 und dann oft zu Hause weiter, trotzdem ist die Stimmung überwiegend gut, weil solidarisch. Man tauscht sich aus, koordiniert, bietet Hilfe an, wenn einer am Rad dreht, hortet keine Materialien, macht vieles öffentlich zugänglich, das Equipment ist gut, Transparenz wird großgeschrieben, Einzelkämpfertum findet nur vereinzelt statt, die Schulleitung versteht sich als jemand, die den Lehrern den Weg für möglichst reibungsloses pädagogisches Tun freischaufelt/oganisiert. Ein weiterer Punkt ist, dass Sekretärin, Cafeteriadamen und Hausverwalter als Teil des Kollegiums gelten und bei Ausflügen und Feiern mit dabei sind, z.T. auch beim Lehrersport - entsprechend helfen die, wo immer was hakt und klemmt, gerne und freundlich. Aus anderen Schulen kenne ich das eher so, ass diese Mitarbeiter als "Dienstmägde" behandelt werden... Viele (die meisten?) Kollegen bitten die Schüler am Ende um ein feedback und arbeiten damit.

    Die Stimmung sinkt dann deutlich, wenn mal wieder neue kultusministerielle Irrwitzigkeiten die ohnehin hohe Arbeitsbelastung verschärfen oder wenn wir sinnlose Pflichten, die mit unserem Kerngeschäft (Schüler-->Abi) nichts zu tun haben, abarbeiten müssen. Dokumentationen, Schriftverkehr, neue, arbeitsintensive Auflagen bei den Korrekturen oder Prüfungen, Einschränkungen der Arbeitsentlastung durch zentrale Gängelung zB im pädagogischen Netz, Hängenlassen der SL und Kollegen durch das SSA in Streitfragen oder beim Persoalmanagement, Streichung von Unterstützungssystemen und Fördermitteln, usw usw. Das erbost, schlaucht, nervt, frustriert. Danach wurde bisher bei keiner Inspektion gefragt, diese Meldung soll nämlich möglichst nicht nach oben gehen... :nein:

    DA ist man gleich wieder arrogant oder ängstlich, nur weil man sich nicht ständig evaliúieren lässt. :autsch:


    Wieso ständig? Einmal im Jahr konkret von denen, die es betrifft?
    Ständig ist nicht der Punkt. Regelmäßig wäre gut. Und mit den eigenen Worten und Gedanken - nicht über vorgegebene Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten - wäre dann auch konkret. Schüler machen das sehr ausführlich, vernünftig und wohlüberlegt, wenn sie wissen, dass es nicht in der Tonne landet und damit wirklich umgegangen wird.

    Und ja, diejenigen, die sich Evaluationen total verweigern, empfinde ich als entweder arrogant oder ängstlich. Ich kann keinen guten Grund erkennen, warum man nicht wissen will, ob man gute Arbeit macht. Außer eben den genannten Gründen. Vorwände gibt es dann auch genug.

    Schulinspektionen und online Evaluationen hatten wir schon einige. Da kam dann immer raus, dass irgendwie alles ganz gut war. Oder sogar richtig gut. Nun gab es aber genügen Beschwerden im Kollegium über dies und das - und auch unter den Schülern mal über dies und mal über jenes... Nichts davon wurde in der evaluierten Summe gespiegelt. Damit konnte man nicht wirklich arbeiten. Und über den einzelnen Lehrer sagte es gar nix. Dann fühlten sich die entsprechenden Gemeinten natürlich wieder mal nicht angesprochen.... :pfeif:

    Das mag in Kollegien, wo man einhellig oder überwiegend sehr zufrieden oder sehr unzufrieden ist, anders sein. Da kann auch mal ein verwertbares Ergebnis rauskommen. Aber auch nicht wirklich für den Einzelkollegen im speziellen eigenen Unterricht.

    Vielmehr sind mir Aussagen begegnet wie: "Ja das habe ich gelernt, aber ich habe keine Lust das umzusetzen." "Ja kann ich, aber ich hab keine Lust die Zeit dafür zu investieren" etc.

    Ich habe noch nie einen Kollegen getroffen, der sagte er habe keine LUST, das umzusetzen. Jungkollegen arbeiten oft deutlich über 60 Std. die Woche und haben weder ZEIT noch überhaupt die MÖGLICHKEIT, irgendetwas außer dem reinen Überleben umzusetzen.

    Ansonsten lernt man im Referendariat durchaus einiges, was man später dringend braucht: Umgang mit Druck, Umgang mit hoher Arbeitsanforderung, Organistaionsfähigkeit was das Berufliche und Private angeht, Kommunikation auch mit Menschen, die man nicht so prickelnd findet, durchaus ein paar basics des Unterrichtens, da man ja auch eigenverantwortlichen Unterricht hat (!!) - und natürlich den Umgang mit Überprüfungssituation (leider vergessen das einige einen Tag nach dem Ref wieder und können sich dann auf einmal nicht mehr in die Schüler hineinversetzen, die sich jeden Tag in genau dieser Situation befinden - und verstehen üüüüberhaupt nicht, warum die "sich immer so lächerlich über die Noten aufregen" :gruebel: ).

    Ich persönlich hatte eine besonders angespannte Situation, was Ausbilder anging - echte Unterrichtsflüchtlinge (es gab aber in anderen Fächern auch andere, die von Mitrefs als sehr hilfreich empfunden wurden) - aber dafür hatte ich eine richtig gute, solidarische und hoch motivierte Referendarentruppe an meiner Schule (große Ausbildungsschule). Wir haben unglaublich viel voneinander gelernt, uns gegenseitig unterstützt, beraten, kritisiert, hospitiert, Korrektur gelesen, mit Trost und Lob versorgt, abends inner Kneipe Frust und Freude rausgelassen. War richtig gut. Das und der eigene Unterricht waren schon ne richtig gute, solide Unterlage für den Berufseinstieg.

    Der aber im Arbeitsumfang einfach nochmal ein krasser Praxisschock war. :heul:

    Tipp: versuch dir ein gutes Team zu suchen. Schon ein kleines Team reicht, Leute, mit denen du UBs besprichst, die dir ehrlich feedback geben und dir helfen, aber auch mal mit dir feiern...

    Ich halte diese Umfragen zur Gesamtsituation für sinnlos. Durch die hohe Anzahl an z.T. gegensätzliche Gesinnten kommt in der Summe ein nichtssagender Mischmasch raus, mit dem man nicht arbeiten kann. Siehe Schulinspektionen. Komplet für'n Arsch.

    Dass sich jeder Lehrer - möglichst im Freitext und anonym - am Ende des Jahres NACH der Notenvegabe beurteilen lässt, halte ich für unbedingt notwendig. Das nicht zu tun halte ich für irgendwo zwischen arrogant und aus gutem Grund verängstigt.... es ist wirklich das feedback das hilft.

Werbung