Diese ganzen "Ich muss aber"-Geschichten sind ja schön und gut. Tatsächlich halte ich es für irrelevant, ob du (ja, du) ein Auto haben musst oder nicht. Die wichtigere Frage: Brauchen alle, die ein Auto haben, eines? Wenn das jemand glaubt, können wir uns gerne darüber unterhalten.
Tja, genau so ist es: Man zieht aufs Land und kriegt Kinder und dann braucht man unbedingt ein Auto oder zwei.
Und weil das so viele Leute machen und auch die in der Stadt tausend Gründe haben (der Arzt wohnt in der Nachbarstadt, das Kind muss zum Ballett), haben wir genau die Probleme, die wir eben haben.
Ich sehe immer die dicken SUVs, mit denen Kinder am Behindertenparkplatz rausgelassen werden, weil man ihnen zweieinhalb Meter sparen muss, die sie bis zum Eingang vom Schwimmbad brauchen. Zufahrt ist eigentlich für Nichtbehinderte gesperrt, aber hey: Geht ja gerade nicht anders. Pure Bequemlichkeit und Ignoranz.
Ginge schon, und ich habe meine Kinder niemals mit irgendwelchen fadenscheinigen Gründen im Halteverbot aussteigen lassen. In die Grundschule sind beide Kinder grundsätzlich unmotorisiert gebracht worden oder selbst gelaufen. Manche Leute fahren nach wie vor mit dem Geländewagen zum Bäcker. Und wenn ich mich in der Siedlung umschaue, sehe ich viele Leute mit mehr Autos, als sie überhaupt bedienen können. Und das bei besten Bedingungen, was den ÖPNV angeht.
Bevor ich das Pedelec erwarb, war ich neidisch auf die Kollegen, die mit dem Rad zur Schule fahren konnten. Ich bin im Studium nur Rad gefahren und danach auch viel, aber wo ich jetzt wohne, ist es zu steil, um das täglich zu machen. Jetzt bin ich sehr glücklich: Frische Luft, Bewegung und keine Einparkmanöver. Perfekt. Regenausrüstung ist wenn nötig an Bord, nur wenn es glatt ist, ist es mir zu gefährlich.
Es ist sehr unbequem und "dem Bürger" sagt es keine Regierung gern, aber es zeichnet sich immer mehr ab, dass wir über die Anzahl Hunde, Kinder, Autos und Schnitzel reden müssen, die wir so haben bzw. konsumieren.
Ich nehme mich nicht aus und verurteile niemanden, aber ein bisserl über den Tellerrand hinaussehen täte manchmal nicht schaden.