Beiträge von fossi74

    Was ich vergessen habe - ich frage das jetzt als Lehrerin UND Mutter. Also ich selbst bin Lehrerin , aber die WhatsApp - Gruppe , um die es geht , wurde von der Klassenlehrerin meines Sohnes gegründet.

    Das ändert den Tenor meiner Antwort nur unwesentlich. Ich würde auch hier der Lehrerin eine entsprechende Nachricht schicken und sie dezent darauf hinweisen, dass sie sich eventuell ein wenig besser organisieren sollte. Wenns nicht hilft - Gruppe verlassen. Tafelbilder und Stationen, ok - aber vormittags irgendwelche Infos abfragen geht gar nicht.

    Was gedacht war als "Telefonketten-Ersatz" entpuppt sich als regen Austausch von "Alltagsgeplänkel" und Fotos.

    Willkommen in der Realität. Wir sind letztes Schuljahr ganz schnell aus der entsprechenden Gruppe wieder rausgegangen. Man glaubt ja nicht, wie tief die Relevanzschwelle von Neuigkeiten für die durchschnittliche Grundschulmami hängt... Schade, denn eigentlich sind WhatsApp-Gruppen für schnellen Informationsaustausch ideal!

    Ich würde den Eltern klipp und klar schreiben, dass Du Dir das anders gedacht hast und gleichzeitig die Elternstammtischgruppe verlassen. Dann würde ich eine neue Gruppe aufmachen, nochmal explizit auf den Zweck hinweisen (und die Gruppe entsprechend benennen!) und schauen, ob es vielleicht so klappt. Dann können die Eltern ihre Katzenvideos immer noch in der alten Gruppe austauschen. Wenn das wieder nicht klappt: Experiment beenden, Telefonkette aufstellen.

    Unvallverursacher war nicht versichert; Arbeitgeber hat ihn rausgehauen, weil er drei Monate nicht verfügbar war; ALG I bekam er nicht, weil wir ja ein Haus haben und noch ein Auto; Amt hat sich vom Anwalt nicht beeindrucken lassen und wollte es aussitzen und da muss man ja in Vorlage gehen. Auto sollten meine Eltern loswerden, man könne ja mit dem Bus fahren...mit 8 umsteigen und 3 stunden Anfahrtsweg....

    ALG I bekommst Du - ich wiederhole mich nur ungern - ohne Vorliegen einer Bedürftigkeit. Es handelt sich um eine Versicherungsleistung, für die Du im Vorfeld (recht üppige) Prämien von Deinem Einkommen gezahlt hast. Du musst bei der Antragstellung keinerlei Angaben über Dein Vermögen machen. Über die krankheitsbedingte Kündigung nach drei Monaten hätte außerdem jeder Arbeitsrichter nur gelacht. Aber was solls - Du wirst schon wissen, wie es war.

    Mensch, fossi, welche Laus ist denn dir über die Leber gelaufen?
    Hast du das irgendwie in den falschen Hals bekommen?

    Ich habe die Kritik an dem Vater, der seinem Sohn ein Praktikum im eigenen Büro besorgt hat, nicht so ganz verstanden. Mir ist schon klar, dass die Lehrkraft sich wünscht, dass die kids hier selber tätig werden, aber was macht man als Eltern, wenn das Kind nicht tut?
    Als Ausgang des Falles wurde geschildert, dass die Lehrkraft eine Stelle besorgt hat. Der Junge ist also selbst gar nicht aktiv geworden.

    Ich habe auch nicht verstanden, warum es schlecht sein sollte, wenn der Sohn, der nicht so tolle Noten und damit geringe Chancen auf dem Ausbildungsmarkt hat, persönlich empfohlen wird. So kommt er wenigstens zu einer Ausbildung. Das bedeutet nicht automatisch, dass Sohnemann hätte studieren können und von Papa zur Ausbildung gezwungen wird.

    Ok, Du hast recht - allerdings hattest Du von schlechten Noten auch nichts geschrieben. Es ist halt so typisch: Ein Praktikum ist Pflicht, also wird der Sohn halt in die eigene Firma mitgenommen, wo er die Zeit absitzen kann, und zwar in einer Branche, die ihn gar nicht interessiert. Wäre es nicht viel sinnvoller - wie es dann am Schluss auch gemeinsam mit dem Schüler geschehen ist -, einen passenden Praktikumsplatz zu finden, wo der Schüler sich auf einem Gebiet, das ihn interessiert, eventuell so bewähren kann, dass er auch mit schlechteren Noten Aussicht auf einen Ausbildungsplatz hat? Ich kenne einige Fälle, in denen genau das Schülern gelungen ist, und zwar solchen, die definitiv nicht die hellsten Kerzen am Christbaum waren. "Wenigstens eine Ausbildung" führt wohl in den seltensten Fällen zu Leistungen, die hinterher Erfolg im Beruf versprechen.

    Wobei man durchaus sagen muss, dass so eine Ankündigung "Frau Müllers Vertrag konnte nicht verlängert werden" noch eine vergleichsweise harmlose Ankündigung ist, die auch dazu dienen kann, der Gerüchteküche Vorschub zu leisten. Ein "Frau Müller ist nicht mehr an unserer Schule tätig" oder "Frau Müller verlässt die Schule" bietet ja auch immer Raum für Spekulationen seitens der Eltern. Besonders in der Grundschule ist die Klassenlehrkraft ja ein Heiligtum, bei dessen vorzeitigen Wechsel für Eltern eine Welt zusammenbricht. Von "Sie haben die liebe Frau Müller weg geekelt " bis "Die Müller hat doch gesoffen und war nicht länger tragbar" ist dann gerne einiges dabei. Ja, SL müssen das aushalten und im Rahmen der Gesetze klären, aber eine sachliche korrekte Ankündigung wie die o.g. Mitteilung könnte dazu durchaus beitragen.

    Ja, da hast jetzt Du wieder recht. Wobei die entsprechenden Eltern dann halt sagen, "pah, Vertrag nicht verlängert, das sind doch alles Beamte. Die Müller hat doch gesoffen und war nicht länger tragbar."

    Das mag bei Akademikers seltener sein, bei meinen Azubis ist es sehr häufig, dass ein Verwandter/Bekannter im Ausbildungsbetrieb arbeitet und der Ausbildungsplatz "besorgt" wird. Auch meinem Mann hat sein Vater den Job besorgt und meiner Schwester meine Tante. Das war damals gar nichts Ehrenrühriges.
    So funktioniert es da draußen eben.

    Genau. "Was willst du auf dem Gymnasium - für mich war die Fabrik auch gut genug!" Sollte man vielleicht wieder genauso fördern, wie das die Grundschulen jahrzehntelang gemacht haben. "Vater: Mauer --> Hauptschule; Vater: Buchhalter --> Realschule; Vater: Apotheker --> Gymnasium"

    Und dann singen wir gemeinsam mit den Ärzten:

    "Junge, warum hast du nichts gelernt?
    Guck dir den Dieter an, der hat sogar ein Auto.
    Warum gehst du nicht zu Onkel Werner in die Werkstatt?
    Der gibt dir ne Festanstellung, wenn du ihn darum bittest."

    Meinem Vater war einer mit Vollkaracho ins Auto geknallt und er war 3 Monate auf der Intensivstation. Das Elternhaus (über 4ßß JAhre im Familienbesitz) musste dringend neu gedeckt werden und als mein Vater dann wieder aus dem KRankenhaus kam und und daher keine Arbeit mehr hatte, meinte das Arbeitsamt dann ganz nett: Verkaufen sie doch ihr Haus und das andere Auto, vorher kriegen sie nichts. Nur doof das meine Mutter das Auto brauchte um zur Arbeit (30km entfernt ohne Nahverkehrsanbindung) zu kommen. HAt keinen im Amt interessiert.

    Das ist eine bittere Geschichte, die mir aber - wie so oft in solchen Fällen - doch etwas stark verkürzt erscheint. War der Unfallverursacher denn nicht versichert? Warum hatte Dein Vater nach nur drei Monaten Krankenhaus ("nur" nicht, weil ich das Schicksal Deines Vaters kleinreden will, sondern weil bei einem ansonsten einigermaßen zuverlässigen Arbeitnehmer eine krankheitsbedingte Kündigung auch nach sechs oder neun Monaten noch schwierig ist) keine Arbeit mehr? Warum bekam er kein Arbeitslosengeld I, für dessen Bezug du nicht bedürftig sein musst? Hatten Deine Eltern keinen Anwalt, der das Amt mal nett auf die (hier eindeutigen) Bestimmungen des SGB hinweist?

    Übrigens habe ich auch mal eine (kurze) Zeit lang von Hartz IV gelebt. Das ist kein Spaß. Weniger wegen der finanziellen Einschränkungen als wegen der Bevormundung und des Misstrauens, die man durch das Amt erfährt. Finanziell ging es. Und mein Auto durfte ich auch behalten.

    Hier ist Einschulung so wichtig, dass eben nicht nur Familie schenkt, sondern auch die Nachbarn usw.

    Ein ewiger Streitpunkt zwischen mir und meiner Frau. Ich bin als alter Wessi auch der Meinung, dass man um die Einschulung nicht so einen Bohei machen sollte. Ist schließlich kein Freudentag :teufel: .

    Aber es ist schon interessant zu sehen, wie neue Adoleszenzrituale an die Stelle der alten treten, wenn die Religion ihre Rolle verliert. Im Westen hatten wir halt Taufe, Erstkommunion, Konfirmation etc.

    Unsere Kleine hat vor den Ferien von ihrer zukünftigen Klassenlehrerin einen Brief bekommen, in dem sinngemäß (natürlich mit mehr Worten als ich jetzt wiedergebe) drinstand, dass sie sich auf ihre neuen Kinder freut. Der Rand des Briefs war mit Fußspuren zum Ausmalen verziert, eine für jeden Tag bis zur Einschulung. Für die Eltern gab es Hinweise zum Ablauf des ersten Schultags. Fand ich sehr nett und persönlich.

    Als Sek-Lehrer finde ich die Idee sehr seltsam, den Kindern etwas zur Einschulung zu schenken, das ich selbst gekauft habe. Ich denke, das muss nicht sein.

    Ich gebe doch nicht zu Beginn des Monats Geld sorglos aus und gucke dann ab dem 20., was ich esse.

    Ja, Du natürlich nicht. Ich auch nicht. Aber das ist wahrscheinlich schon so ein Fall, bei dem man nicht von sich auf andere schließen sollte.

    und vielleicht wartet heute nach der Schule ein besonders leckerer, selbstgebackener Kuchen auf das Kind..

    Ja, in der bunten Welt von Polly Pocket ganz bestimmt. Sorry, das meinst Du doch nicht ernst.

    Wir haben nun hier so einen Fall, der Schulleiter veröffentlicht sogar Personalsachen im Internet bzw. Elternbriefen: "Lehrer Müller hat uns leider verlassen, weil sein Vertrag nicht verlängert werden konnte".

    Was für ein Idiot. Gibt es aber immer wieder - wir wurden kürzlich von der Musikschule unserer Großen informiert, dass der Klavierunterricht bis auf Weiteres ausfallen muss, weil Frau S. sich den Oberschenkelhals gebrochen hat. Danke für die Info. Ohne Worte... aber es gibt Hoffnung: Kürzlich wurde ich von einem Schüler beim Abschied gefragt, ob er ein Selfie mit mir machen dürfe. Auf meine Bitte, das dann aber nicht online zu stellen, versicherte er mir glaubhaft, mit den gängigsten Datenschutzregeln durchaus vertraut zu sein. Vielleicht ist es wirklich ein Problem der "Das Internet ist für uns alle Neuland"-Generation, die momentan wohl einen Großteil der SL-Stellen besetzt (sagen wir mal Jahrgang '55 bis '65) : Zu jung, um das Internet und die damit verbundenen Datenschutzdiskussionen zu ignorieren, aber zu alt, um sich wirklich eingehend damit zu befassen (Einzelfälle und Anwesende natürlich ausgenommen!). Ja, ich weiß, die oben diskutierten Vorfälle haben mit dem Internet eigentlich nichts zu tun. Die ganze Datenschutzgeschichte ist aber doch eine Entwicklung der letzten zehn, fünfzehn Jahre.

    Würdet ihr eher das studieren was euch interessiert oder eher das, was bessere Jobchancen hat?

    Unten auf der Seite unter "Ahnliche Themen" bekomme ich gerade den Thread "schockierende Zahlen aus Bayern" angezeigt. Der passt sehr gut zur Frage, ob Deutsch/Englisch oder Deutsch/Ethik vorzuziehen sei.

    Ehrlich gemeinte Antwort: Keines von beiden. Und Deutsch solltest Du auch noch mal überdenken. Nicht wegen der Korrekturbelastung - die liegt nämlich für D-Absolventen momentan und sicher noch für einige Zeit bei nahe null.

    Beim Täter von München lag die Ursache in der Dummheit und in einem falschen Welt- und Menschenbild. Hier hat auch die Schule versagt und könnte die Ursache durch besseren Geschichts- und Ethikunterricht bekämpfen.

    Nur wenn man unter "die Schule" auch die Schulpolitik subsumiert. Für die Ausdünnung des Geschichtsunterrichts kann die Schule erstmal nichts.

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