Beiträge von fossi74

    Wir hatten eine Referendarin, die sagte, sie könne mit Lyrik nicht viel anfangen - und das hat man auch gemerkt

    Ich bekomme ja nun über meine Schüler an der Klinikschule ständig mit, was Kollegen so im Unterricht machen und muss sagen: Es können wohl viele Deutschlehrer mit Lyrik nicht viel anfangen. Wenn ich mir anschaue, wie viele Schüler offensichtlich beigebracht bekommen, dass man bei der Gedichtanalyse zu allererst das Metrum und das Reimschema betrachten [und daraus dann tiefschürfende Schlüsse ziehen] soll... dennoch finde ich es legitim, sich die Freiheit zu nehmen, Lieblingsthemen und deren Gegenteil zu haben: ›Jeder‹, so schrieb Ludwig Marcuse zum Bildungsproblem, ›sollte frei
    sein, sich ins Herz treffen zu lassen oder keine Notiz von einem Meister
    zu nehmen.‹ Wer offen zugibt, zu Lyrik keinen rechten Zugang zu finden, stattdessen aber für Epik und Dramatik brennt - so what? Die Grundzüge der Gedichtanalyse muss man den Schülern halt trotzdem überzeugend beibringen können.


    Viele Grüße
    Fossi

    Und wenn ich am Montag noch eine Klausur schreibe und in der nächsten Woche nicht mehr da bin, dann muss ich die Klausur korrigieren.


    "Herr Müller! *Pochpochpoch* Sie müssen die Klausur von den 12ern noch korrigieren! Hören Sie mich? Ja, ich weiß, dass Sie einen schlimmen Autounfall hatten. Aber die Korrektur gehört zu Ihren Dienstpflichten, da können Sie doch nicht einfach...*Pochpochpoch*... Und wissen Sie, so eine Einäscherung, die kann man doch noch mal verschieben! Herr Müller, jetzt geben Sie doch mal Antwort!"


    Viele Grüße
    Fossi

    Du hast natürlich recht - diese verfahrenstechnische Besonderheit führt dann natürlich dazu, dass die Beleidigung eines Amtsträgers mit höherer Wahrscheinlichkeit teuer wird als die Beleidigung irgendeines dahergeloffenen Heinz, z.B. eines Lehrers :) . De facto musst Du aber schon einen Polizisten oder Richter beleidigen, um bluten zu müssen. Ich weiß nicht, ob die strafrechtliche Verfolgung der Beleidigung eines Bürgermeisters oder Kreisbrandrats von solchem öffentlichen Interesse ist. Zumal die Äußerungen wohl in der Tat "nahe an" den Straftatbeständen sind, diese aber wohl nicht erfüllen.

    Für die betreffende Website gilt allerdings in ganz besonderem Maß das alte "audiatur et altera pars"... in Fürstenberg war ich mal im Urlaub. Hübsche Gegend, hübsches Städtchen - aber da tun sich ja Abgründe auf!


    Viele Grüße
    Fossi

    Manchmal bin ich echt froh, an einer Klinikschule zu arbeiten, wo medizinischer Beistand einen Anruf entfernt ist...


    Viele Grüße
    Fossi
    - Pflasterkleber, Kühlpackholer, Düftchenanreicher, Händchenhalter, aber definitiv nicht Pillengeber.

    Wenn zu 'nem Abend oder Übernachtung, 'ne Flasche guten Wein.

    Darf ich als oft Betroffener eine Anregung äußern? Beim Weinverschenken ruhig vorher fragen, ob Rot oder Weiß präferiert wird. Ich weiß nicht, warum die Leute IMMER, IMMER, IMMER Rotwein verschenken (der Hang dazu scheint mir immer größer zu werden, je weniger die Leute von Wein verstehen)... ich LIEBE Wein. Einen schönen Silvaner, einen rassigen Riesling mit seinem feinen Säurespiel, auch ein gut ausgebauter Müller-Thurgau ist durchaus nicht zu verachten, gar nicht zu reden von der Scheurebe mit ihrem feinen Aroma von Grapefruit und schwarzer Johannisbeere - ach, ich komme ins Schwärmen. Und was kriegt man mitgebracht? Rotwein. Irgendeinen No-name-Italiener oder Spanier. Der landet dann zielsicher - sorry, liebe Freunde und Verwandte - im Kochtopf.


    Viele Grüße
    Fossi

    Ich muss nochmal in das Thema reinsenfen...

    ich finde es ausgesprochen zynisch zu behaupten, Kinder bekäme man, um die Gesellschaft am Laufen zu halten.
    Man bekommt Kinder, weil und wann man sie möchte.
    Was ich im Übrigenals völlig legitim und das Normalste überhaupt einschätze.

    Natürlich bekommt man Kinder nicht, um die Gesellschaft am Laufen zu erhalten. Allerdings: Ohne Kinder gibt es bald keine Gesellschaft mehr. Allen, die Kinder kriegen als "Privatsache" empfinden, empfehle ich folgendes Gedankenspiel:

    Alle Frauen im gebärfähigen Alter entschließen sich, ab sofort nicht mehr schwanger zu werden (geht ja heute problemlos). Folgendes würde passieren:

    - Im Jahr 2021 schließen die letzten Kindergärten

    - 2025 sind die Grundschule dran. OK, in Berlin erst 2027...

    - Im Jahr 2031 trifft es die Gymnasien. Der letzte Jahrgang macht Abitur, danach gibt es keine Schüler mehr.

    Das ist natürlich rein hypothetisch. Aber möglich. Und äußerst gruselig, just my two cents.


    Viele Grüße
    Fossi

    Dass ich mich nicht gut dabei fühle, dass ich schon wieder für fast 3 Wochen krankgeschrieben bin, wo ich doch erst kurz nach den Sommerferien 1 Woche gefehlt habe, ist die eine Sache.

    "Nach den Sommerferien" heißt in NRW Mitte August, oder? Und jetzt haben wir Mitte November. Also immerhin ein Vierteljahr dazwischen. Ziemlich normale Krankquote, würde ich sagen. Insofern kein Grund zur Aufregung. Ansonsten - so fürchte ich - wird es schwer sein, Dir Tips zu geben, weil Du schon selbst ganz genau erkennst, wo der Hase im Pfeffer liegt. Zwei spontane Gedanken:

    - wie lange wirst Du noch eine Wochenendbeziehung führen? Wenn da ein Ende absehbar ist, fällt ja über kurz oder lang eine (nicht zu unterschätzende, auch emotional!) Belastung weg.

    - kannst Du Deine Korrekturen zurückschrauben? Konkret könnte das heißen: Weniger von Dir korrigierte Schülerübungen, korrekturfreundlicher angelegte Klausuren und Klassenarbeiten.


    Ansonsten fällt mir nicht viel ein. Sprachenfächer sind halt Sprachenfächer...


    Viele Grüße und gute Besserung
    Fossi


    ... und mach Dir keinen Kopf wegen Deines Ausfalls. Wenn bei BMW am Band der Scheibenwischeranschrauber krank ist, dann kommt ein anderer und schraubt die Scheibenwischer an. In der Schule ist das ganz genau so. Und wenn es nicht so ist, obwohl es so sein sollte, dann ist das nicht Dein Problem.

    Wer die dort genannten Beträge zu dem gezahlten Eigenanteil hinzurechnet dürfte mal realistische Werte für die Kosten der Kinderbetreuung haben.

    Dass Kinderbetreuung tatsächlich nicht nur 100 bis 300 Euro im Monat kostet, dürfte wohl jedem klar sein. Ebenso, dass eine U-Bahn-Fahrt nicht wirklich 2,40, eine Theatervorstellung nicht wirklich 25 und ein Schwimmbadbesuch nicht wirklich fünf Euro kosten...


    Viele Grüße
    Fossi

    Aber um das zu tun, was du im Sinne deiner Schüler tun kannst, musst du Eier in der Hose haben. Also, grow a pair!

    Die Cojones sind nicht das Problem (vorhanden, danke der Nachfrage). Angesichts der oft sehr speziellen persönlichen Situation der Schüler werden ohnehin sämtliche vorhandenen Augen zugedrückt; in einem Maß, wie das an einer Regelschule nicht vorstellbar wäre. Leider spielt das Ganze in Bayern (bin nur mit dem Hauptjob nach B-W gewechselt), und da steht nun mal am Ende ein Zentralabitur, das wir zwar selbst korrigieren (sind staatlich anerkannt), das aber bei privaten Schulen von den übergeordneten staatlichen Stellen SEHR genau unter die Lupe genommen wird. Ich will gar nicht ausschließen, dass da ebenfalls Augen zugedrückt werden (die Organisatoren dieser Schule kommen alle aus hohen Positionen im staatlichen Schulwesen und sind bestens vernetzt, anders würde vieles auch nicht funktionieren) - dennoch lautet der Auftrag, die Schüler in vier Jahren à zehn Wochenstunden zum allgemeinen Abitur zu führen. Ich denke, es ist wenig hilfreich, wenn ich hier (nur) mit den Eiern denke. Dass Notenbildung in Bayern rein rechnerisch erfolgt und nicht auf der Grundlage irgendwelcher pädagogischer Überlegungen, sollte mittlerweile hinlänglich bekannt sein.

    Und ja, der Umgang mit inhomogenen Lerngruppen ist tatsächlich Alltagsarbeit; danke für den Hinweis. Ich muss allerdings gestehen, dass mir eine so gravierende Inhomogenität in meiner jetzt zehnjährigen Berufspraxis noch nicht untergekommen ist. Dieser Online-Unterricht ist außerdem schon sehr speziell, was die konkrete Unterrichtsgestaltung angeht, das darf man nicht vernachlässigen. Allein die Tatsache, dass man die Schüler (außer bei Leistungserhebungen) nur hört und nicht sieht, ist äußerst gewöhnungsbedürftig. Speziell dieses Fehlen des optischen Feedbacks (in der Regelklasse sehe ich halt, ob die SuS fleißig am Text arbeiten oder dasitzen und schafsmäßig dreinschauen) ist auch ein Faktor, der den Umgang mit den unterschiedlichen Leistungsniveaus erschwert. So habe ich z.B. eine Schülerin, deren Spezialität es zu Schuljahresbeginn war, immer kurz vor Ende einer 20-minütigen Arbeitsphase zu fragen, was denn eigentlich zu tun sei...


    Viele Grüße
    Fossi

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