Wir hatten eine Referendarin, die sagte, sie könne mit Lyrik nicht viel anfangen - und das hat man auch gemerkt
Ich bekomme ja nun über meine Schüler an der Klinikschule ständig mit, was Kollegen so im Unterricht machen und muss sagen: Es können wohl viele Deutschlehrer mit Lyrik nicht viel anfangen. Wenn ich mir anschaue, wie viele Schüler offensichtlich beigebracht bekommen, dass man bei der Gedichtanalyse zu allererst das Metrum und das Reimschema betrachten [und daraus dann tiefschürfende Schlüsse ziehen] soll... dennoch finde ich es legitim, sich die Freiheit zu nehmen, Lieblingsthemen und deren Gegenteil zu haben: ›Jeder‹, so schrieb Ludwig Marcuse zum Bildungsproblem, ›sollte frei
sein, sich ins Herz treffen zu lassen oder keine Notiz von einem Meister
zu nehmen.‹ Wer offen zugibt, zu Lyrik keinen rechten Zugang zu finden, stattdessen aber für Epik und Dramatik brennt - so what? Die Grundzüge der Gedichtanalyse muss man den Schülern halt trotzdem überzeugend beibringen können.
Viele Grüße
Fossi