Morgen! Ich hatte ja versprochen, dass ich von meiner Schülerin die Ergebnisse hier zeigen würde. Einige Beispiele:
tüpe - Tube - ü /u p/b
roke - Röcke - o/ö k/ck
serbern - Scherben - s/sch ern/en
däegkel - Deckel - äe/e gk/ck
pieiekeil - Pickel - ieie/i ei/e
ciefern - Kiefer - c/k ern/er
viltern - Filter - v/f ern/er
sabpe - Salbe - l/b b/p
Es handelt sich um eine 6. Klässlerin mit sehr gutem Notenbild. Es liegt keine Hörschwäche vor. In den letzten drei Stunden haben wir es geschafft, dass sie nun einzelne Wörter fehlerfrei abschreiben kann. Dafür hat sie immer ein Wort mit Bild auf der einen Seite und das gleiche Bild ohne Wort auf der anderen Seite. Nun muss sie im ersten Schritt die Wörter sprechen, dann Silbenbögen schwingen, zeichnen und die Silbenkönige markieren. Danach schreibt sie Silbe für Silbe auf die leere Linie. Beim ersten Versuch hatten wir viele Fehler, nun hat sie das Prinzip jedoch verstanden und schreibt quasi fehlerfrei ab.
Für alle die es interessiert, beschreibe ich mal das weitere Vorgehen. Das Silbenschwingen und Silbenkönige markieren bleibt bei allen Übungen gleich. In den nächsten Übungen werden mehrere Wörter untersucht und es müssen Quatschwörter entdeckt und auf Linien übertragen werden. Irgendwann werden aus mehreren Wörtern dann Wörter herausgesucht, die lange Vokale haben oder die kurze Vokale haben. Dann müssen Wörter gesucht werden, die fälschlicherweise eine Konsonantenverdopplung und einen kurzen Vokal aufweisen (z.B. Lacken). Ebenfalls müssen irgendwann ganze Sätze abgeschrieben werden, zuerst mit Sichtkontakt, später aus dem Gedächtnis. Außerdem müssen Silben zu sinnvollen Wörtern zusammengefügt werden. Weiterhin gibt es immer wieder Konzentrationsübungen (Labyrinthe, Wimmelbilder, Gruppenspiele, Fangenspiele mit Wörterkarten (pro Silbe ein Sprung), ...). Für jedes Rechtschreibproblem gibt es eine eigene Materialsammlung. Bei Phonem-Graphem-Zuordnungen beginnen wir zunächst mit Hörübungen und dem Ankreuzen der Laute im Wort. Danach beginnen die Übungen wie oben beschrieben und der Problemlaut steht im Fokus. Es gibt ebenfalls extra Übungen für ck, Doppelkonsonanten, Umlaute, ie, Leseverstehen, schm, schl, spr, str, ß, pf, qu... Unser Programm wird regulär in der 5. und 6. Klasse durchgeführt und basiert auf 9 Stufen. Die Schülerin oben hat einen Test auf Stufe 4 geschrieben. Leider befindet sie sich eher mitten in Stufe 3:
Konsonanten h, d, k, p, t, g, b
Zwielaut eu und der Umlaut ü
Silbenstrukturen: KVK, VK, KV-KVK,
VK-KV-KVK, V-KVK (K=Konsonant, V=Vokal
Die meisten Kids sind nach 2 Jahren recht fit. Andere Kids dürfen weiterhin an dem Programm teilnehmen.
Eine meiner Schülerinnen, die ähnliche Ergebnisse wie oben erzielte und bis jetzt in der Förderung ist, hat mir diese Woche in der 9. Klasse eine wunderbare Deutscharbeit abgeliefert. Es waren fast nur noch Groß-/Kleinschreibungsfehler vorhanden. Sie durfte die Deutscharbeit einen Tag nach der Arbeit noch einmal auf Rechtschreibfehler korrigieren. Das ist bei uns im Nachteilsausgleich verankert und auch rechtlich so vorgesehen (mehr Zeit - alle Kids mit LRS Nachteilsausgleich erhalten ihre schriftlichen Arbeiten noch einmal zur Korrektur). Das ist natürlich ein großartiger Erfolg, den wir bei dieser Schülerin erkennen können. Allerdings hatte sie auch noch die doppelte Förderzeit. Früher hatten wir 60 Minuten Förderung in der Woche, nun sind es nur noch 30 Minuten.
In diesem Sinne, nichts ist unmöglich. Es sieht am Anfang nur so aus 
LG
Jazzy