Beiträge von stranger

    ..., so lautet die bemerkenswert vielsagende Antwort der Kölner Schulaufsicht in solchen Fällen. Heißt übersetzt: Was muss ich tun, damit ich nichts tun muss. Eine Kollegin kann sich kaum auf den Beinen halten, Schüler feixen, sie wollten bereits den Bezirkspolizisten mal zur allgemeinen Verkehrskontrolle bitten, um sich des hochnotpeinlichen Unterrichts der Kolegin elegant zu entledigen. Macht alles wenig Sinn und wirft ein sehr bedenkliches Licht auf einen Berufsstand, dem man dann doch wieder mit guten Recht die plattesten Vorwürfe machen kann. Ein Handwerker wäre seinen Job lange los. Aber, wie gesagt: "Das Problem haben viele Schulen." Na dann ist es ja nicht so schlimm.

    Liebe Leute,


    unsere Schule (HS, Rheinland) besitzt ein Sekretariat, das nun seit einem halben Jahr krankheitsbedingt unbesetzt ist. Vertretungskräfte aus den Reihen des Bezirksamtes sind nicht zu bekommen, die Aussagen der Schulverwaltung sind wie so oft ein vielsagendes Zeugnis der Unkenntnis über die tatsächlichen Verhältnisse: Außer plattesten Plattheiten ist dort nichts zu erfahren ("... dat hab'n viele Schulen!"). Fazit: Eine Schule im Ausnahmezustand, mit rund 500 SuS, zwei Dutzend KollegInnen in rund 20 Klassen seit einem halben Jahr von der Außenwelt abgeschlossen. Die Dienstpost stapelt sich ungelesen in großen Waschkörben, Rechnungsvorgänge bleiben liegen, von der Bestellung für Kopierpapier bis hin zur Ganztagsbetreuung fehlt die Organisation, für SuS und deren Eltern ist eine Sprechstunde eingerichtet, die jedoch wegen Überfüllung stets abrupt beendet wird. Die SL leistet Überstunden bis zum Abwinken. Der Blick in die Kleinanzeigen fördert jede Menge Bürokräfte zutage, die aber - siehe Auswahl- und Qualifizierungsverfahren des Amtes - nicht eingestellt werden können. Was tun? Jeder mittelständische Betrieb ist da besser und professioneller organisiert. Und demnächst kommt erneut die QA und wird uns mit schlauen Tipps rund um eine gute Schule versorgen. Das hat doch was von "Palim, palim!", oder?

    Das Thema berührt leider nur die Spitze des Eisberges. Auch als bereits länger angestellter Lehrer im öffentlichen Schuldienst muss man im Vergleich zu den verbeamteten KollegInnen dramatische Einkommensunterschiede hinnehmen. Die Kinderbetreuung, die man engagieren muss, um an einer Nachmittagskonferenz teilnehmen zu können, bekommt mehr als ich mit meinen netto 8,50 Euro für eine geleistete Vertretungsstunde. Fragen? Leider geht damit einher, dass ausgerechnet die jungen und ungleich schlechter bezahlten KollegInnen neben einer Menge Elan auch allerneuste fachdidaktische Kompetenzen mitbringen, was die Ungerechtigkeit noch weit deutlicher macht. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die meisten altgedienten KollegInnen sind "ihr Geld wert". Fraglos aber sind es die neuen eben auch. Was tun? In unserem Kollegium hat sich eine breite Fraktion junger KollegInnen darauf verständigt, diese monetäre Ungleichbehandlung zum Anlass zu nehmen und allein Dienst nach Vorschrift zu schieben. Extras wie Klassenfahrten sind selbstverständlich undenkbar. Teilnahme an Fortbildungen im Nachmittagsbereich? Geht nicht, weil die meisten KollegInnen anderweitig arbeiten, um die Differenz auszugleichen. Ist für das Gesamtsystem natürlich mehr als blamabel, aber nicht zuletzt dank der QA hat auch hier die Idee von der Professionalisierung Einzug gehalten. Übrigens: Von VBE und GEW bekommt man im Raum Köln da nur dümmliche Durchhalteparolen.

    Wir haben an unserer Schule in Köln seinerzeit das gleiche Problem gehabt, wobei man sagen muss, dass das Schulamt in der Domstadt den vor Ort tätigen KollegInnen die Entscheidung in der Regel abnimmt und damit die "Orientierungsstufenkonferenzen" mitsamt dem pädagogischen Diskurs überflüssig macht (störte die KollegInnen in der Regel nicht weiter, konnte man doch stets früher als ohnehin in den Feierabend). Wir hatten schließlich in einer Klasse 6 ganze 7 testierte F-Schüler, weitere 5, bei denen der Verdacht zwingend geboten war, dazu eine Reihe von E-Schülern und schließlich auch einige, denen man einen regulären Schulbesuch mit dementsprechendem Lernerfolg ohne weiteres zugetraut hätte, wenn eben nicht diese desaströsen Rahmenbedingungen existiert hätten. Anträge auf Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs scheiterten in der Regel am Elternwillen, der eben durch die Schulaufsicht gestärkt wurde, was wir seinerzeit als unmissverständliche Bankrotterklärung unseres eigenen Arbeitens und deprimierende Aussicht derjenigen SuS deuten mussten, denen man hätte helfen können. Kein Wunder, dass man das Ableben dieser Schulform unter diesen Bedingungen eigentlich nur befürworten kann. Für die bedauernswerten SuS (und zwar sowohl diejenigen, die nicht den ihnen angemessenen Förderunterricht bekommen, als auch diejenigen, deren Begabung man nicht gerecht wird) gab es nur eine Lösung: Rette sie, wer kann, meint: Alle nicht F-Schüler müssten die Hauptschule verlassen, was die Realschulen ebenfalls vor unlösbare Probleme stellt. Die Realschulen scheinen es jedenfalls ebenso praktiziert zu haben, "regnete" es doch pünktlich zur Stufe 7 stets SuS im Dutzend auf uns herunter.

    Zu meiner Kölner Zeit fanden Hospitationen seitens der QA-Kommission statt. Das hatte aber mit Qualitätsanalyse recht wenig zu tun, weshalb wir uns seinerzeit darauf verständigt haben, die QA in Anführungszeichen zu setzen und mit dem Zusatz "sog." zu versehen. Also, die sog. "QA" hat innerhalb von drei Tagen an meinem Unterricht ganze 7 Minuten teilgenommen und anschließend das Urteil gefällt, mein Unterricht zeige grundsätzlich zu wenig Binnendifferenzierung. Darüber, dass dieses Verfahren, echte Daten zu gewinnen, Kokolores ist, muss man nicht lange diskutieren. Die in meinem Fall anwesende Kollegin der sog. "QA" war gelernte Grundschullehrerin, allerdings bereits seit 8 Jahren aus dem eigentlichen Unterricht raus. Die Auswertung der sog. "QA" stand keine 15 Minuten nach Beendigung der sog. "QA" und wurde uns mittel Powerpoint sehr bunt - und für Laien sicher auch sehr eloquent - vorgetragen. Bis heute haben wir keinerlei Analysegespräch geführt. Die schriftliche Auswertung, ebenfalls kein Dokument, das logische Verwirrung in die Welt trägt, wimmelt nur so von Banalitäten. Ich denke, kein Kollege unserer Einrichtung hat es wirklich gelesen.

    Ich habe seinerzeit im Umgang mit dem Studienseminar Aachen lernen duerfen, wie wenig sinnvoll eine Gegendarstellung ist. In meinem Fall hatte es der Seminarleiter glatt verschlampt, sich mit dem Fachleiter ueber das Thema der Examensarbeit ins Benehmen zu setzen. So kam es zum intellektuellen Super-GAU: Es wurde ein Thema gestellt, dass schlicht nicht existierte, ueber das es keinerlei Literatur gab, weil die beiden Autoren, um die es ging, nachweislich das Werk des anderen nicht gelesen hatten. Im Anschluss entwickelte sich ein unerquicklicher Streit, in dem sich der Fachleiter entbloedete, sinnfreies Zeug zu erfinden, Gespraeche nachtraeglich zu fingieren,... ich habe irgendwann darauf verzichtet, den armen Mann vollends zu blamieren, hatte allerdings auch laengst eine berufliche Alternative. Das Verhalten, mit dem Fach- und Seminarleitung vor der BezReg verhandeln, habe ich Jahre spaeter noch einmal erleben duerfen: auf einem marokkanischen Bazar.

    Ich habe diese vollkommen sinnfreien Papiere einer Bestimmung zukommen lassen, die am Ende doch vielleicht etwas Gutes hat: Sie sind im Altpapier gelandet. Und die Tatsache, dass in unserer Einrichtung kein Kollege die Ergebnisse in irgendeiner Form kommentiert oder den Befund gar in seine Unterrichtskonzeption einbezogen hat, zeigt mir, dass andere auch so schlau verfahren wie ich. So sind am Ende alle zufrieden, vor allem die ministeriellen Buerokraten, die den Nonsens verfasst haben (Stichwort "Arbeitsplatzsicherung").

    Das mag in der Theorie ganz wunderbar klingen,... wir haben den Fall konkret mit der Kölner Schulaufsicht durchgespielt und bemerkenswerte Hilfestellung erhalten. Die Sache gipfelte in einem "Deal", insgesamt einem marokkanischen Basar nicht unähnlich, wobei man orientalischen Geschäfts- und Verhandlungsriten nicht dadurch zu nahe treten will, dass man sie mit dem kölk'schen Klüngel vergleicht. Die Schulaufsicht hat Nachprüfungen angesetzt, diese gar zum Teil besucht und recht lustige "Empfehlungen" bzgl. der Endnoten gegeben.

    Nix für ungut, aber wenn man "irgendetwas mit Medien" machen möchte, dann bestelle man sich am besten die aus Kolleginnen und Kollegen besetzten Fortbildungs- oder Kompetenzteams des Schulamtes in Haus. Da lernt man "irgendetwas", was auch immer das sei und wozu man das auch immer benötigt. Mit den konkreten Bedingungen in der Schule hat das meistens nichts zu tun. Uns empfahl man, angesichts der Sammlung betagter 486er-PC z.B. eine AG mit dem Inhalt "Webdesign" ins Leben zu rufen. So ist das, wenn Lehrer Lehrern etwas erklären dürfen.


    Soll es fachgerecht, praktikabel und vor allem nachhaltig sein, dann finanziere man aus dem Topf der Fördervereins einen versierten FH-Studenten aus dem Fachbereich Informatik, lasse ihn vorab die Bedingungen vor Ort checken (das haben die Jungs und Mädels in drei Minuten auf der Kette). Zudem ist er weit eher an dem dran, was bei Schülerinnen und Schülern letztlich angesagt ist. Manchmal kann es so einfach sein.


    Übrigens: Wir haben es auf die Spitze getrieben und zu ein und dem gleichen Termin "amtliches Kompetenzteam" und FH-Studenten eingeladen: eine Sternstunde meines Lehrerdaseins und im Ergebnis dazu angetan, die schlimmsten Vorurteile dem eigenen Berufsstand gegenüber zu nähren. Seitdem geht der Student bei uns ein und aus und der offizielle Medienkoordinator hat sein Amt im Anschluss an den Termin schamvoll niedergelegt.

    Tach zusammen,


    der Weg ist sicher gut und pädagogisch nachhaltig, habe allerdings letzte Woche von einem tragischen Fall aus dem Regierungsbezirk Kiel gehört, in dem sich eine Fachleiterin entblödet hat, nach Monaten, in denen sie den produktionsorientierten Ansatz als probat und interessant vorgestellt hatte, diesen in einer Examenslehrprobe kategorisch abzulehnen: zu wenig Niveau. Nun ja, wer daran glaubte, dass das irgendetwas mit Ausbildung zu tun hat, der ist einmal mehr eines Besseren belehrt.

    Der eine oder andere Teilnehmer wird es am Titel erkannt haben, ja, wir sind da in Köln! Die Anschreiben der BezReg an die Schulen, die Korrespondenz der Schulamtes strotzt nur so voller Fehler, da fällt es bisweilen schwer, im Umgang mit den Schülern die nötige Ernsthaftigkeit bei diesem Thema walten zu lassen. Frei nach dem Motto: "Wenn es die, die es sturiert haben, nicht machen, was soll der Quatsch?" Und in der "Zentralen Abschlussprüfung" 2010 für das Fach Deutsch gab es bei über 140 zu vergebenden Punkten satte 8 für die sprachliche Gestaltung, davon ganze 2 für die Sprachrichtigkeit. Da reicht es, wenn der Kandidat "Brumbrum" kritzelt und ein Auto meint. Traurig, aber wahr, wir werden uns davon verabschieden müssen, dass Rechtschreibung etwas bedeutet.

    Der größte Vorteil ist es sicherlich, dem eigenen Berufsstand langfristig die allergrößten Probleme dadurch zu ersparen, indem man zum einen (weit seltener) diejenigen jungen Kolleginnen und Kollegen, die nun eindeutig nicht geeignet sind und dies auch nachhaltig unter Beweis stellen, den Tipp gibt, ihr Glück anderweitig zu versuchen: Ja, es gibt auch ein Leben außerhalb der Schule! Erheblich öfter muss ich in meiner Eigenschaft als AKO (Ausbildungskoordinator) jedoch die gröbsten Absurditäten des Studienseminars "begradigen" und die Ref's dahingehend anleiten, zwischen dem, was geht, und dem, was reine didaktische Theorie ist, zu unterscheiden. An der Uni Köln gibt es mittlerweile ein Pflichtseminar, in welchem die angehenden Ref's vorbereitet werden sollen, und selbst hier darf man sich nur verwundert die Augen reiben. Eine sinnvolle und fachgerechte individuelle Förderung in einer Hauptschulklasse mit 32 SuS ist eben nur auf dem Papier möglich. Sollte jemand etwas Anderes behaupten: Bitte vormachen!

    Für den Regierungsbezirk Köln kann ich da nur raten, in die Schulen selbst zu gehen. Die allermeisten Stellenausschreibungen (übrigens bis hin in diejenigen für Funktions- und Leitungsstellen) sind plumpe Fakes. Die Entscheidung in diesen Fragen ist bereits weit vor der eigentlichen Ausschreibung gefallen, letztere ist nur ein bürokratisches (personalrechtliches) Muss. Kriterien, welche die Leistung der Kandidaten honorieren, existieren zumeist nicht. Da, wo ein Handwerker zur Probe arbeiten muss, findet hier nichts statt, was Qualität sichern könnte. Basta! Wir hatten seinerzeit eine Kollegin eingestellt, die für eine andere Schulform studiert hatte, aber mit dem Zahnarzt des Personalrates liiert ist, und in der Folge mehr Kokolores fabriziert hat als drei Dutzend engagierter Seiteneinsteiger. Fragen?
    Die Schulen wissen weit besser, wo der Schuh drückt, als die Verwaltungsebene. Und ist man einmal bis zum Schulleiter vorgedrungen, so sollte man keine allzu großen Erwartungen in Sachen Professionalität stellen: Meistens geht es zu wie auf einem marokkanischen Basar, da wird geschachert und geklüngelt, was ja fast schon wieder sympathisch ist. Schließlich darf man mit Blick auf die eigenen Kompetenzen sehr wohlwollend argumentieren: Prüfen kann dies in der Regel keiner.

    In Köln pfeifen es die Spatzen bereits von den Dächern der BezReg: Die Förderschulen werden den Hauptschulen einverleibt, was diese sicher nicht sonderlich trifft, benötigt doch bereits heute ein Großteil der HS-SuS "sonderpädagogischen Förderbedarf". In der aktuellen Klasse 5 einer guten Bekannten aus Köln-Ehrenfeld sitzt ein halbes Dutzend dieser Kandidaten mit attestiertem Bedarf, ohne dass man ihrem Bedarf auch nur annähernd gerecht werden kann, stattdessen aber die anderen 23 SuS der Klasse mit Maßnahmen der individuellen Förderung malträtiert, wo sie eigentlich eher gefordert werden sollten. Die Schulaufsicht ist - wie so oft - ratlos, gut klingende Fortbildungsveranstaltungen hinterlassen bei den KollegInnen einen faden Nachgeschmack, sind doch auch die Referenten des so genannten Kompetenzteams vollkommen überfordert. "Inklusion" heißt hier nur: reinkommen, hinsetzen, Klappe halten. Spart Personal, damit Geld, die mir bekannten beteiligten KollegInnen sparen ebenfalls: Zeit bei der Vorbereitung und Zeit beim Nachdenken darüber, was diese Posse denn letztlich soll. Also: alles gut.

    Die QA hat in meiner damaligen Schule bis auf einige heitere Anekdoten keinen bleibenden Eindruck - und vor allem keine professionellen Ergebnisse - hinterlassen. Die Unterrichtsbesuche dauerten selten länger als 5 Minuten, die Inspektoren waren allesamt seit vielen Jahren "raus aus dem Geschäft", die lustigen Fragestunden waren ein Lehrstück für Erstsemesterveranstaltungen, in denen demonstriert werden soll, wie bittesehr Benchmarking gar nicht geht. Und in der Nachbereitung dieser denkwürdigen Tage offebarte sich das gesamte Drama, als nämlich die vermeintlichen Defizite durch nicht minder platte Fortbildungsveranstaltungen kompensiert werden sollten. Ich finde, jeder und jede muss das mal mitgemacht haben, damit man weiß, dass die pädagogische Malaise im eigenen Klassenraum nur die Spitze eines weit größeren Eisbergs ist, was am Ende dazu führt, im Unterricht doch wieder ein Stück glücklicher zu sein.


    Ach ja,... keine 5 Minuten nach Ende des letzten Unterrichtsbesuches war der vorläufige Endbericht verfügbar und wurde uns als hölzerne Powerpoint präsentiert: Ich habe gehört, dass sich die Leute von Roland Berger für die Auswertung einer Unternehmensanalyse mindestens eine halbe Stunde Zeit nehmen. Und die Konzepte, die hier und dort moniert wurden? Man gab uns von "ganz oben" den bemerkenswerten Rat, diese Dinge doch in Zukunft mal zu googeln. Das haben wir dann auch gemacht. Und alles war gut. Wie gesagt, man sollte das alles mal erlebt haben, um wieder zu wissen, mit wem man es eigentlich zu tun hat.

    Klarer Fall: natürlich nicht. In meiner Kölner Zeit hatte meine damalige Schule den Fortbildungsetat für alles ausgegeben, aber eben nicht für Fortbildungen. Das fabelhafte Kompetenzteam der Schulaufsicht hat uns angesichts der prekären Finanzsituation dann mit "hauseigenen" Fortbildungen versorgt, samt und sonders sinnfreie Veranstaltungen mit allenfalls humorigem Erinnerungswert. Wir haben damals den Hinweis auf eigene Kostenbeteiligung zur Kenntnis genommen und im weiteren Verlauf ignoriert. Schließlich leistete gut die Hälfte des Kollegiums als angestelltes Personal gleiche Arbeit für deutlich weniger. Davon sind exklusive und vor allem professionelle (!) Fortbildungen schlicht nicht möglich. Und auch von den 8,23 Euro netto je Mehrarbeitsstunde ist nicht einmal die Kinderbetreuung zu bezahlen, die in diesem Fall unweigerlich einspringen müsste.

    Stimmt, wobei ich eigentlich dasjenige Notabitur des deutschen Kaiserreiches ab 1914 meinte, erinnerte doch bisweilen das Auftreten der in meinem Beitrag Gemeinten an monarchische Strukturen... Die gerade pensionierte Kollegin jedenfalls hat satte 6 Semester studiert. In der Zeit wird man gerade einmal Teilezurichter. Und bevor nun der nächste Einwand kommt: Nichts liegt mir ferner, als Menschen aufgrund ihres Alters zu diskreditieren, wenn sie denn nur nicht mit ihrer "Trümmerpädagogik" im 21. Jahrhundert jungen KollegInnen vorgesetzt werden.

    Klare Frage, klare Antwort: Nein! Habe anno 1995 meinem damaligen Seminarleiter - zugegeben etwas flapsig - geantwortet, ich wolle eine solide Halbtagsstelle, woraufhin er sich in seiner Berufsehre als quasi gottähnlicher Menschenmacher gekränkt fühlte. Heute, nach fast zwei Jahrzehnten im Dienst muss ich erkennen, dass für die allermeisten KollegInnen es nicht mehr als dieser Halbtagsjob ist. Da wird mehr über die beweglichen Ferientage debattiert, der nächste Kollegiumsausflug beratschlagt, da zerstreitet man sich bei der Frage nach dem richtigen Bier für den Stammtisch,... not my cup of tea! Meine Lösung: Die andere, frei gewordene Hälfte des Tages mit pädagogischer Arbeit verbringen, die auch außerhalb von Schulen dringend gesucht wird. Die Bedingungen für guten Unterricht und schülerorientiertes Lernen sind in unserem System so unerhört schlecht. Ich war in Schweden, meine Güte, haben die Schweden gelacht, als sie die Kapriolen unserer Schulaufsicht und von den Zuständen in unseren Einrichtungen erfahren haben. Bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem ich mich frage, ob ein in den 50er Jahren mit Notabitur und anschließendem viersemestrigen Schnellstudium gestarteter und heute bin zum Schulamtsdirektor emporgestiegener Vorgesetzter über mein pädagogisches Arbeiten befinden soll oder ob denn nicht besser die radikale Emigration sinnvoller ist. Dann allerdings würde man denen das Feld überlassen, die nur in Besoldungstabellen, Lehrergremien oder Funktionsstellen denken.

    Zu meiner inzwischen - Gott sei's gedankt! - der Vergangenheit angehörenden Zeit in Köln war das geschilderte Prozedere üblich. Mehr noch: Die BezReg wusste hier dadurch zu beeindrucken, dass Revisionen im Zuge einer Beförderung zum stellvertretenden Schulleiter schon mal am Schreibtisch durchgeführt wurden (m.a.W.: ausfielen) oder offizielle Bewerbungsverfahren Monate nach Ablauf der Frist für beendet erklärt wurden, nur weil "Versorgungsfälle" unterzubringen waren. Die SL hat Lehrproben zur Verbeamtung bzw. A13-Beförderung an Tagen angesetzt, an denen nur ein halbes Dutzend Schüler im Kurs waren,... wie gesagt: Das Thema ist erledigt. Und in der freien Wirtschaft wird man sich bis hinunter zu Klein- und Kleinstbetrieben angesichts dieser Praxis sicher auf die Schenkel schlagen.

    "Nach Dienst....!" heißt es immer, meistens einigt man sich auf einen Kompromiss: bis zur dritten Stunde Unterricht und dann ein "Konferenzanliegen", das auch die Schulaufsicht zufrieden stellt. Und der eigentliche Vorteil der ganzen Veranstaltung ist, dass die Teilnahme daran fakultativ ist. Sprich: Wer sich mit familiären Pflichten entschuldigen kann, darf sich glücklich schätzen, diese weinseligen Touren zu umgehen. De facto werden sie vom gleichen Gremium geplant, das auch Adventsbasare, Sommerfeste, Lehrerstammtische und Karnevalsumzüge plant. Der Anlass ist beliebig, stets geht es nur darum, den vorgeschobenen Anlass baldmöglichst abzuhaken, um zum eigentlichen Anliegen vorzustoßen: "dem Fässchen" bzw. dem "Ausklingen" in einer rustikalen Weinstube oder Schnapsbrennerei. Ein fabelhaftes Bild, das so manches Vorurteil eindrucksvoll bestätigt: eine ganze Busladung heiterer und angeheiterter LehrerInnen, die sich am hellichten Tag singend von Kneipe zu Kneipe kutschieren lassen. Nächstes mal fahre ich auch wieder mit. Und eine Kaffeefahrt mache ich auch mal mit.

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