Beiträge von chilipaprika

    Mathe ist vermutlich entscheidend.
    Du würdest zur Zeit bei mir an der Schule sehr interessant sein. und zwar nicht wegen Mathe, sondern wegen Erdkunde oder Sport (in Kombi auf keinen Fall). Mathe ist halt dazu praktisch, weil viele Stunden, immer gebraucht und Klassenleitung.
    Sport wird bei uns sogar gekürzt unterrichtet, weil wir dieses Jahr nicht genug KollegInnen hatten/haben. Erdkunde hat sich in den letzten Jahren aufgrund von Pensionierungen, Teilzeit und Versetzungen zum Mangelfach entwickelt, es ist aber vermutlich eher schulabhängiger. Es gibt ja Schulen, die keine / kaum Kurse in der Oberstufe haben (in NRW möglich. in NDS glaube ich mich auch zu erinnern, dass man Abi ohne EK machen kann, meine Ausbildungsschule hatte von Anfang an nie einen "EK-LK" (Prüfungsfach 1-3), Sport muss aber an jeder Schule unterrichtet werden. Das macht halt den Unterschied.

    Dir ist aber schon klar, dass deine Azubis in 10 Jahren sagen werden, dass sie sowas niiiiiiiie in der Schule hatten?

    Sorry, aber ständig auf die anderen Schulformen meckern, weil deine SchülerInnen sagen, sie hätten es woanders nie gelernt, nervt.
    Wir bringen den Kids die Lesekompetenz bei, die sie brauchen, um komplexe Texte zu verstehen. Wir arbeiten mit literarischen, Fach- und Sachtexten, mit diskontinuierlichen Texten, usw.. Wir bringen ihnen die Materie bei, aus denen sie dann mündig entscheiden können, was sie wollen (wenn AbsolventInnen wissen, wie der Sozialstaat funktioniert, wie der Arbeitsmarkt funktioniert, usw... und auch noch Texte lesen können, werden sie in der Lage sein, ihr Bruttoeinkommen und ihre Fahrtwege irgendwo einzutragen.

    Jep.

    und dann haben wir die nächste Schulreform nach dem aktuellen französischen Modell:
    - Kinder müssen nicht mehr trocken sein, wenn sie in die Schule kommen (Schulpflicht ab 3 ab nächstem Schuljahr)
    - Einheiten zur Wassergewöhnung in der Vorschule
    - Einheiten zum Fahrradfahren (allerdings kostenpflichtig)
    - ach, kostenloses Frühstück für arme Familien (während der Schulzeit. ich sehe das schon, "eyh, Paul, du bist arm, hier dein Brötchen. Sorry, Peter, du bist reich genug")
    - Singen der Nationalhymne (braucht man ja als guter Patriot. Wie soll man sonst bei der nächsten WM anfeuern? )
    ...


    Sorry, aber Gymnasiasten (und auf DIE Schulform beziehe ich mich) soll man unterstellen können, die 3 Infoseiten zu lesen, die sie brauchen, wenn sie eine Steuererklärung machen wollen (keine Pflicht für die meisten.).
    Wer sich nicht einlesen kann / will, oder der Meinung ist, seine Zeit ist woanders besser investiert (und das kann jeder einschätzen, weil er über Opportunitätskosten Bescheid weiß), holt sich entsprechende Hilfe beim Lohnsteuerhilfeverein).

    @Brick in the wall:
    Die Frage ist nur: Wo soll das sonst laufen? Im Studium sicher nicht. In die Mittelstufe paßt es auch nicht. Das gehört in die Oberstufe.

    Gegenfrage: Warum sollte es Aufgabe der Schule sein, das Ausfüllen einer Steuererklärung beizubringen?
    Ich habe tatsächlich schon im GK und im Zusatzkurs immer wieder kurz zwischendurch das Thema "Brutto/Netto", "Nebenjob" und "Steuer" (Grenzen, usw...). Das macht man kurz zwischendurch, wenn eine Frage aufkommt.
    Aber akut ist es für die SuS auch nicht. Sie sind froh, das Geld ihres Minijobs zu haben, man muss ihnen noch mal klar machen, dass sie "geschützt" sind und sie also nicht von ihren Verdiensten auf andere schließen können. Ebenfalls bei der Debatte zum Mindestlohn. Und so weiter.

    chilipaprika: Hast du dir dazu schon eine Meinung gebildet? ... oder jemand anderes aus NRW, der/die das Fach an den allgemeinen Schulen unterrichtet?

    Ich habe keine Synopse gemacht. Auf dem "ersten" Blick hatte ich nur noch ein Thema in der Sek 1 gesehen, das nicht wirtschaftlich angeraucht war.
    Aber sowas hängt eh immer ein bisschen von der Lerngruppe, von der Schülerschaft und von den Vorlieben der Lehrkraft ab. Also nicht, ob man den Lehrplan einhält sondern wie der Schwerpunkt bzw. die Perspektive plötzlich ist.

    Wenn Du unbedingt Politik unterrichten willst, weil dir die aktuelle Politikverdrossenheit in der Bevölkerung nicht paßt, mach es als eigenes Fach.

    wow, das ist aber ein sinnvoller Beitrag in einer Diskussion...


    Meine Azubis, die ich aktuell vom Gymnasium bekomme, bestätigen mir auch heute noch, daß es solche Themen da nie gab.
    Aber ich würde gerne mal die SoWi-Lehrer hier fragen, die sollten sich ja zumindest mit VWL auskennen, weil sie es auch von der politischen Seite beleuchten, wie sie zu folgenden VWL-Themen stehen:

    • Angebot und Nachfrage, Marktgleichgewicht
    • Substitution von Gütern
    • Marktversagen
    • Gefangenen-Dilemma (=Spieltheorie)
    • Pareto-Effizienz
    • Steuereinnahmen des Staates und Laffer-Curve
    • Magisches Sechseck, Ziele der Wirtschaftspolitik
    • Eigentumsverteilung zwischen den Volkswirtschaften und innerhalb einer Volkswirtschaft (=Gini-Koeffizient)

    was meinst du denn, mit "zum Thema stehen"?
    Ich hatte bisher nur einmal einen GK-Durchgang, habe schon außer der Laffer-Curve alle Themen unterrichtet, wobei wir die Steuereinnahmen des Staates selbstverständlich auch ansprechen.
    Was glaubst du denn, was wir in SoWi machen? den ganzen Tag Wahlen simulieren?

    chili

    Der Entwurf des neuen G9-Curriculums für das Fach Politik/Wirtschaft (ups, sorry, es wurde durch den Lehrplan in ‚Wirtschaft/Politik‘ umbenannt) verstärkt den wirtschaftspolitischen Abteil mehr als deutlich. Die bisherige grobe Drittelregelung ist seeehr aufgeweicht, weil jedes Thema (aus nachvollziehbaren aber trotzdem auch nicht unbedingt humanistischen Gründen) wirtschaftspolitisch beleuchtet wird (zb Klima, Medien, usw).
    Wer das unterrichtet? Diejenigen, die die Fakultas dafür haben.
    Chili, in RLP ‚Sozialkunde‘ studiert, in NDS das Ref in ‚Politik/Wirtschaft‘ gemacht, in NRW für das Fach ‚Politik/Wirtschaft (sek1)-Sozialwissenschaften (sek2)‘ eingestellt... ich werde es glaube ich mit grosser Anstrengung schaffen, das Fach ‚Wirtschaft/Politik‘ und dann irgendwann ‚Wirtschaft‘ zu unterrichten, weil: klar, dass es nur eine Umsortierung/Umbenennung der Stundentafel seim wird...

    Solche "Regelungen" ändern sich alle paar Tage / Jahre / Regierungen und darauf würde ich niemals setzen.
    Die Sek 1 sollte eh nicht die Müllhalde für gescheiterte (im Sinne von "keine Planstelle erhalten") GymnasiallehrerInnen.
    Es führt nur dazu, dass die Leute versuchen, dann durch Laufbahnwechsel wieder zu wechseln, was wiederum auch nicht richtig fair ist. und mit Erdkunde / Geschichte findet man sicher selbst an einer Sek 1 keine Stelle auf dem Silbertablet. Obwohl... zur Zeit wird in NRW wirklich alles mögliche (beliebig/beliebig) ausgeschrieben und bei der Anzahl an Bewerbungen nehmen sie doch jeden.

    Edit: Was ich auch schon mal erlebt habe ist, dass meine Mathenote schlecht war, so dass der Schüler sitzengeblieben wäre, da kein Ausgleich vorhanden. Da hat einfach die Deutschkollegin ihre Note deutlich angehoben, so dass dann plötzlich ein Ausgleich da war.

    Wenn du nicht an einer anderen Schulform wärst, würde ich vermuten, dass wir an der selben Schule sind. Ich habe eine Kollegin, da graust es mir jedes Mal, wenn ich bei ihr in der Klasse unterrichte. Die Deutschnoten heben sich in der Notenkonferenz plötzlich oder man hört sowas wie "hat 5-5-4 geschrieben, mündlich sagt er kaum was, aber er ist halt schüchtern, er kann nicht auf die Sekundarschule, Zeugnis: 3" und schwuptiwups hat der Schüler trotz 5 in Französisch und 4minus in Englisch und Mathe eine Versetzung, und Überraschung: im Jahr darauf bleibt er mit 2-3 mal eine 5 sitzen.
    Da ich mit Französisch oft wenig Spielraum habe (richtig "problematische" SuS schreiben nur 4minus bis 5 und haben in den Tests einen Schnitt von 4,X bis 5,X), darf ich mich oft wundern, welche Noten in Deutsch rauskommen. Da ich allerdings auch Deutsch unterrichte(t habe), weiß ich wie schwer es uns die Vorgaben machen, eine 5 zu setzen ("das Portfolio war echt gut") Sorry, war OT, will nicht mehr die Buhh-Frau sein.

    OT: Da ich eine Studentin im ersten Jahr zuhause habe: das Studium ist aber auch wirklich nicht mehr das, was wir vor 10-20 Jahren kennengelernt haben.
    (Von "ich stelle die wortwörtliche PPT jeder einzelnen Sitzung im Voraus" bis zu den 1000 Begleitveranstaltungen zum Mitkauen des Stoffs über die "Länge" der Aufgaben. Alles nur gestückelt.)


    also ja: sie werden durchs Abitur leider "studierfähig". Die Menge erschlägt sie, viele lachen aber über die "Selbstständigkeit", weil eben alles so überbetreut wird.

    _Irgendwas_ muss sie sich aber aufbauen, um sich attraktiv zu machen... Darstellendes Spiel, Sport-Schein, Wettbewerb-Erfahrung (im Ref zb), ...
    Wir könnten die Kombi auf keinen Fall gebrauchen, obwohl wir bald einen Erdkundemangel haben...
    Und um zu zeigen, wie schlimm es mittlerweile um Geschichte geht: wir bevorzugen den Vertretungslehrer x/ geschichte, statt x/y, obwohl wir ein paar Stunden in y gebrauchen/vergeben könnten, weil wir Angst haben, dass der x/y sonst bald eine Stelle hat, bei x/Geschichte sind wir realistischerweise der Meinung, dass es ruhig noch eine Weile dauert, bis er was bekommt.

    "den Ball flach halten" würde ich keinesfalls. Es ist DEINE Note. Du musst sie rechtfertigen können. Würdest du genauso "den Ball flach halten", wenn die Noten nach unten geändert worden wäre?
    Es ist dem Schüler unfair gegenüber, der eine faire Bewertung seines Leistungsstandes verdient hat, es ist dem Schüler und dir gegenüber unfair, weil sich der Schüler (und sicher auch weitere) nicht mehr auf deine Aussagen verlassen können (wenn es Sek 2 ist, hast du die Note genannt, wenn es Sek 1 ist, kann sich ein Schüler aus seiner grob bekannten SoMi-Note plus Klassenarbeit denken, was kommt).
    Ich würde nicht den Kollegen "angreifen", sondern einen Übertragungsfehler ansprechen und dann darauf bestehen, dass die Note neu geändert wird (es hat nebenbei auch möglicherweise Einfluss auf die Versetzung) und das "falsche Zeugnis" wieder eingezogen wird.

    Ich bin übrigens in NRW und kann nur die Noten der KollegInnen sehen, die sich den USB-Stick mit mir teilen. Um allerdings die Noten von KollegInnen zu ändern, müsste ich mutwillig in ihre Datei reingucken und etwas aufschreiben. Da es nur purer Zufall wäre, dass ich auch genau dieselbe Klassengruppe hätte, wird sowas bei uns nicht passieren.

    Gerade der PhV hat bei uns an der Schule dafür gesorgt, dass 2 befristet angestellte KollegInnen (&sorry, dass ich es sage, aber durchaus ‚berechtigt‘ befristet, in dem Sinne, dass sie nicht die benötigte Qualifikation im Form eines Staatsexamens fürs Gymnasium hatten) unbefristet übernommen werden. Bei einer dritten Kollegin haben sie auch nach 12 Jahren die Entfristung erfolgreich eingeklagt.


    Oder bei mir: Als ich angefangen habe, gab es im ganzen Bundesland im ganzen Jahr 14 Stellen, auf die ich mich bewerben konnte. Da war die Stelle in 120km Entfernung fast noch die mit der geringsten Anfahrt zur Schule.

    so darf man es aber im NRW-Bayern-Vergleich nicht sehen. Du hast dich "freiwillig" auf die 120km-Stelle beworben. (Ich übrigens auch: trotz 4 vollen Fächer (darunter 2 Hauptfächer) gab es in 100 km-Umkreis ganze 5 Stellen, auf die ich mich bewerben konnte!! Zugegeben: da ich am Bundeslandrand wohnte, hatte ich nur ein Halbkreis). Ich hätte warten können. Du auch. Ich habe die Stelle genommen, weil sie es mir wert war (also von der Schule her), du auch, ich bin gependelt, du auch auch, bin jetzt am Schulort, du nicht. Es sind aber unsere privaten Entscheidungen. Zu einer anderen, 60 km weit gelegenen Schule wäre ich nicht gependelt, weil sie mir nicht passte.
    In Bayern hast du aber gar keine Wahl, gar keinen Einfluss auf die Stelle. Friss oder stirb. Keine Möglichkeit zu steuern, eine Schule anzusprechen, dass sie dich kennenlernt, toll findet und versucht, dich durch eine passende Ausschreibung zu gewinnen.

    Selbst, wenn es im berufsbildenden Bereich vielleicht weniger Schulen mit deinem Fach gibt (was du dir beim Studium auch ausmalen konntest), diese eigene Freiheit ist auch mal etwas wert.
    [Zugegeben: auch wenn ich aufgrund vieler anderen Sachen nicht so gerne in Bayern arbeiten möchte, die 23 Stunden am Gym sind attraktiv]

    Ich wüsste von keinen beworbenen Massnahmen à la ‚du machst im Mai Staatsexamen? Unterrichte dieses Schuljahr eine halbe Stelle für 700 Euro monatlich und wenn du in Mai bei den Prüfungen (Wettbewerb! Nicht nur Prüfungen) auf einem guten Platz ankommst, darfst du dir die Region (!) aussuchen‘

    Das Sek-Lehramt ist national, man hat keinen/ kaum Einfluss auf die Einsatzregion.
    Beim Primarlehramt ist es regional (ich glaube, ca. 20 Regionen hat mittlerweile Frankreich? Sorry, ich komme nicht mehr mit, es waren früher 36)

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