Beiträge von Sarek

    Ich bekomme mittlerweile nur noch selten Werbeanrufe. Meine Standardfrage: "Wann habe ich mein Einverständnis zum Erhalt Ihres Werbeanrufs gegeben?"
    Penetrant ist eine Firma, die angebliche Bioprodukte aus Ligurien verkauft und alle paar Monate anruft und einen ohne Punkt und Komma zutextet und einen am Ende ein überteuertes Probierpaket andrehen möchte. Das hörte icb mir 10 Minuten an und fragte dann auch nach der Zulässigkeit und da ging der Anrufer seinem Temperament so ricbtig an die Decke. Vor allem, als ich meinte, so lange er mit mir reden würde, könne er ja niemand anderen am Telefon belästigen. Er rief nur noch "Missgeburt!" und legte auf.
    Eine andere Firma rief mich mal zu einer angeblichen Umfrage über Schlafprobleme an und einige Wochen später wieder, ich hätte von ihnen Bettzeug gewonnen, das mir im Rahmen einer Schlafberatung überreicht würde. Das ganze sollte ähnlich ablaufen wie ein Tupperabend und ich sollte Paare aus meinem Bekanntenkreis einladen. Irgendwie ritt mich der Teufel und ich sagte zu und einige Zeit später kam also der Schlafberater (ein schleimig-unsympathischer Vertreter, dessen Parfümwolke den Zigarettenduft übertünchen sollte) angefahren und präsentierte zwei Stunden lang das überteuerte Bettensystem. Was er nicht wusste: Das Publikum bestand fast nur aus naturwissenschaftlichen Lehrern. Und prompt kamen im Verlauf der Präsentation Aussagen wie: "Tagsüber laden sich die Federkernmatratzen mit negativer Energie auf und geben diese nachts an den Schläfer weiter." - "Frage: was ist negative Energie?" Verkauft hatte er an diesem Abend nichts und wir Kollegen hatten einen skurrilen Abend. Und ich habe tatsächlich Zudecke und Kopfkissen geschenkt bekommen. Und die 10 €, die ich für jedes eingeladene Paar bekam, spendeten wir für einen guten Zweck.


    Sarek

    Ich unterrichte Bio und Chemie in Bayern.
    Zu den Experimenten in Chemie (meine Schule hat allerdings keinen naturwissenschaftlichen Zweig): Der Aufwand für Auf- und Abbau hält sich in Grenzen. Nicht jede Stunde hat einen Versuch. Wenn ich z.B. den Atombau bespreche, mache ich einige Flammenfärbungrn mit verschiedenen Salzen und das sich daraus ergebende Atommodell mit den Energiestufen der Elektronenhülle beschäftigt uns die nächsten Stunden ohne weiter Versuche dazu. Viele Versuche beinhalten auch nur die Chemikalien und ein Gefäß.
    Bio-Abitur: Seit Einführung des G8 ist das Abitur in Mathe Pflicht und kann nicht mehr durch eine Naturwissenschaft ersetzt werden. Der immense Lernaufwand in Bio schreckt mehr und mehr Schüler ab. Letztes Jahr hatten wir im gesamten Jahrgang (jeweils 80-100 Schüler) zwei schriftliche Abiture in Bio, dieses Jahr eines. Die Zahl der Kolloquien pro Kurs liegt bei 5-10, hält sich also auch in Grenzen. Die Schüler haben mittlerweile herausgefunden, dass sie auch in Musik oder Kunst Kolloquium machen können und nutzen diese Option rege. (Mein flapsiger Spruch: "Sing ein Lied und bekomme das Abitur." ;) )


    Sarek

    Bitte bei den Fünftklässlern auch bedenken, dass sie noch sehr bildhaft denken. Abstrakt denken können zu diesem Zeitpunkt nur die wenigsten.
    Beim Beispiel Rindermagen kenne ich jetzt die genaue Aufgabenstellung nicht, halte aus den genannten Daten den Anspruch aber für recht hoch. Ich würde die Kinder in kleinen Schritten dorthin leiten. Zuerst auf die sicher schon besprochene Verdauung beim Menschen hinweisen. Von dort sollten sie wissen, was Ballaststoffe sind und dass für uns eben pflanzliche Nahrung Ballaststoffe sind. Dies noch einmal für alle wiederholen lassen, weil mindestens die Hälfte das schon wieder vergessen hat. Klarmachen, dass diese Nahrung schwer verdaulich ist. Jetzt hat das Rind aber nichts anderes außer Pflanzen/Gras zu fressen. Also nur schwer verdauliche Nahrung. Welche Anpassungen können wir bei seinem Verdauungssystem finden?
    Häufig ist den Kindern bei Transferfragen auch nicht klar, dass sie ihr Wissen hier übertragen bzw. logisch denken sollen. Viele raten dann einfach herum im Sinne von "Vielleicht... ?" Hier muss man ihnen recht deutlich machen, was von ihnen erwartet wird. Z.B. dass sie nun ihr Vorwissen anwenden müssen.
    Gestern bin ich mit meiner sechsten Klasse fast verzweifelt, als sie den Kreislauf der Fische mit dem des Menschen vergleichen sollten. Den hatte ich ein Jahr zuvor bei ihnen unterrichtet. Es scheiterte daran, dass viele diesen nicht mehr wussten. Unterteilung in Lungen- und Körperkreislauf, Unterteilung des Herzens in zwei Hälften, Begriffbedeutung Arterien und Venen (Grundwissen) - das war bei den allermeisten nicht mehr da, und daher konnten sie mit der Schemazeichnung zum Blutkreislauf des Karpfens nicht mehr viel anfangen. "Gasaustausch in der Lunge bzw. in den Kiemen... was bedeutet der Begriff Gasaustausch denn?" Hatten wir auch in der 5. eingeführt und jetzt noch in der 6. bei vielen anderen Beispielen wiederholt. Es meldeten sich zig Schüler, die mir erzählten, dass der Gasaustausch in den Lungenbläschen stattfindet (war nicht gefragt, das hatten wir ja eben schon geklärt), aber kaum einer konnte sagen, was damit gemeint ist (Sauerstoffaufnahme und Abgabe von Kohlenstoffdioxid). Jetzt stelle ich mir gerade vor, wie es abgelaufen wäre, wenn die Schüler sich dies alles selbst erarbeiten hätten sollen und ich ihnen nur die entsprechenden Materialien zur Verfügung gestellt hätte.
    Andetes Beispiel (nicht von mir): Lehrer bespricht Jagdverhalten der Katze, Schleichjäger, Krallenmechanismus etc. Seine Erwartung, dass die Schüler dies nun bei der Fragestellung "Wie ernährt sich die Katze?" wiedergeben. Antwort der Schüler: "Von Mäusen."


    Sarek

    Idde für den Einstieg: Fettfleck auf Textilien. Warum ist die Mama sauer, wenn man einen Butterfleck auf dem Tischtuch hat? Etwas in dieser Art. Warum ist sie bei einem Wasser- oder Limofleck nicht so genervt? Die Schüler ausprobieren lassen. Nicht so teuer wie ein Tischtuch oder die Hose, also Papier.
    Wäre jetzt auch im Plenum, aber meiner Ansicht nach darf/soll die Hinführung bzw. Problemstellung durchaus im Plenum sein. Du kannst ja schlecht Butter und ein Stück Stoff als stummen Impuls hinstellen und rufen "Macht mal was damit!"
    Auch sehe ich keine Möglichkeit, dass die Schüler von selbst auf den Begriff Indikator kommen. Sie können schon selbst sehen, dass der Fettfleck nicht mehr verschwindet und dadurch Fett angezeigt wird. Den Fachbegriff könnten sie aber nur dann erkennen, wenn sie Latein haben. Daher würde ich an dieser Stelle als Lehrkraft darauf hinweisen, dass viele Fachbegriffe aus dem Lateinischen kommen. Anzeigen heißt auf Latein indicare, daher der Begriff Indikator.


    Ich hoffe, ich konnte etwas helfen.


    Sarek

    Der allerbeste Moment kam, als Hans Klaffl einfach aus einem Schreiben des bayrischen Kultusministeriums zum Flexibilisierunsjahr vorlas. Hierbei haben die Schüler die Möglichkeit, ein Schuljahr in zwei Jahren durchzulaufen, beim zweiten Durchlauf einige Fächer wie z.B. Bio wegzulassen und sich dafür auf die Fächer zu konzentrieren, in denen der Förderbedarf erhöht ist.
    Und da zitierte er aus dem Schreiben: "... In den Freistunden geht der Schüler dann z.B. eigenständig in die Bibliothek, um selbstständig seine Lücken in diesen Fächern zu schließen." In dem Moment lag das Publikum - geschätzt zu 90 % Lehrer - lachend unter den Stühlen.


    Sarek

    Schön, dass es in dem Sinne gut ausgegangen ist und dir weitere Arbeit oder Ärger erspart geblieben ist. Um solche Situationen zu vermeiden, zähle ich nach dem Einsammeln alle Arbeiten schnell durch. Kein Schüler verlässt den Raum, bis ich nicht fertig gezählt habe und sicher weiß, alle bekommen zu haben. Das ganze dauert eine Minute und wird schnell zur Routine. Es entlastet mich insgesamt, weil ich dann weiß, alle Arbeiten sind da und ich musste mir nie den Kopf über verschwundene Arbeiten zerbrechen.


    Sarek

    Das klingt schon sehr bequem, wobei ich bisweilen auch sehr gerne spontan eine Kopie mache, z.B. weil ich jetzt von diesem Formular/dieser Klassenliste eine Kopie brauche und nicht erst morgen. Und bis ich auf einen Zettel schreibe, dass ich davon gerne 10 Kopien doppelseitig verkleinert hätte und hiervon 23 Kopien, habe ich sie auch selbst kopiert.
    Was ich mittlerweile bei uns sehr schätze: Wenn ich meine am Computer erstellten Arbeitsblätter, Schulaufgaben etc. als pdf-Datei auf einen USB-Stick speichere, kann ich diesen in den Kopierer stecken und direkt davon kopieren, spare mir also das vorherige Ausdrucken.
    Ansonsten gehen mir unsere Kopierer tierisch auf die Nerven, die im Schnitt alle 30 Kopien einen Papierstau produzieren. Das ganze wird getoppt, wenn ich zuerst einmal den Papierstau des unbekannten Kollegen beheben darf, bevor ich meine eigenen Kopien machen kann.


    Sarek

    Ich atte es einmal erlebt, dass auch eine Schülerin am nächsten Tag kam, ich hätte da ihre Antwort übesehen. Die Antwort stand dort, wo ich das Fehlzeichen gemacht habe (also direkt daneben) und mir kam er sehr merkwürdig vor, dass ich das überlesen hätte. Das sagte ich auch der Schülerin und dass ich die Arbeit übers Wochenende mitnehmen würde, um in Ruhe darüber nachzudenken. Noch am gleichen Abend rief der Vater an, entschuldigte sich vielmals für die Störung, und seine Tochter hätte ihm gebeichtet, die Arbeit gefälscht zu haben. Ichwar heilfroh über diesen Anruf, weil er mir weiteres Herumgrübeln erspart hatte und ich deutlich entspannter ins Wochenende gehen konnte. Und da die Eltern sowieso schon Bescheid wussten und die Schülerin von selbst gemerkt hatte, dass ihr Verhalten falsch war, verzichtete ich auf eine Ordnungsmaßnahme.


    Sarek

    Ich sehe das Problem hier, dass die Note - und zwar nur die Note 6 - als Disziplinierungsmaßnahme eingesetzt wird. Daraus ergibt sich für die Hausaufgaben nur die beiden Möglichkeit "keine Note" oder "Note 6". Die Noten 1-5 kommen in dem System nicht vor und das kann nicht Sinn der Sache sein.
    Unabhängig vom tatsächlichen Leistungsstand könnte dieses System im Extremfall auch dazu führen, dass ein Schüler das Klassenziel nicht erreicht.
    Ich sanktioniere mehrfach vergessene Hauaufgaben mir Nacharbeit, um hier eben den nicht eingeübten Stoff nachzuholen. Viele Schüler kann man ganz gut treffen, wenn man ihnen am Nachmittag einen Teil ihrer Freizeit nimmt. Natürlich bedeutet es für mich mehr Aufwand, den entsprechenden Hinweis an die Eltern zu schreiben und ggf. Aufsicht zu führen (wir haben zum Glück jede Woche einen zentralen Nacharbeitstermin mit wechselnder Aufsicht), aber das ist Teil meines Jobs.


    Sarek

    Ich lese gerne und bin mittlerweile schon traurig, dass ich während der Schulzeit (also außerhalb der Ferien) kaum noch dazu komme, mal wieder ein Buch zu lesen. Da geht zu viel Zeit mit Zeitschriften, Fachliteratur und den vielen interessanten Artikeln im Internet (und auch Foren wie diesen) drauf. Seit drei Jahren habe ich auch einen kleinen Garten, den ich genieße, und meine beiden Katzen.
    Ansonsten interssiere ich mich für Star Trek, Luftfahrt - den Großflughafen in 50 km Nähe finde ich daher nicht als störend, sondern als entspannend - und damit verbunden reise ich in den Ferien auch gerne. Seit meiner Kindheit ist auch die Astronomie mein Steckenpferd. Die Annäherung der New Horizons-Sonde an den Pluto in dieser Woche fand ich spannender als jeden Krimi oder Thriller. Wenn es möglich ist, baue ich daher auch gerne Dinge aus der Astronomie in meinen Unterricht ein.


    Sarek

    Alle paar Monate haben wir auch solche Vertreter, die ihren Stand im Lehrerzimmer aufbauen oder dort einen halben Tisch belegen. Beim letzten konnte man kaum noch den Vertretuntgsplan lesen oder gar abzeichnen, weil er sich davor postiert hatte. Meisten kann man die gut ignorieren, es gab aber auch schon die penetranten Exemplare, die einen dann im Lehrerzimmer angequatscht haben bzw. nacheinander alle Fachbetreuer heraussuchten und diese anquatschten. Einer hatte mich sogar einmal im Unterricht gestört, den ich dann aber recht achnell abgebügelt habe. Ich bin von diesen Vertretern häufig recht genervt, andererseits tun sie mir auch leid, da ich mich frage, wie man zu einem solchen Job kommt. Den ganzen Tag in fremden Lehrerzimmern stehen, von den Lehrern dort gewissentlich ignoriert werden und trotzdem versuchen, irgendwie die Verlagswerke an den Mann zu bringen.


    Sarek

    Die wöchentliche Natur und Technik-Stunde meiner 5. Klasse war genau während der Sonnenfinsternis und daher nutzte ich die einmalige Gelegenheit, den Kindern diese Naturphänomen zu zeigen, nachdem wir es vorher kurz besprochen hatten. Kein Kind blickte ungeschützt in die Sonne, aber jeder durfte mit der einen vorhandenen Schutzbrille die Sonne betrachten und ich hatte zusätzkich das Sonnnbild auf eine Pappscheibe projeziert, wo man es gefahrlos betrachten konnte. Dazu das diffusere Licht als sonst im Pausenhof und eine begeisterte Klasse. Ein Physiklehrer stellte noch sein Fernglas mit entsprechender Schutzausrüstung bereit und in der Pause standen die Schüler brav Schlange, um einen Blick auf die Sonne zu werfen. Sogar einen Sonnenfleck gab es zu sehen. Das war eine tolle Stunde und ich zeigte noch Fotos der letzten totalen Sonnenfinsternis und des Venustransits von 2004, was einige Schüler auch faszinierte.


    Sarek

    Ich habe heute Nachmittag mein Implantat bekommen und laut Kostenplan muss ich mit insgesamt etwa 3000€ rechnen. Den Kostenplan habe ich bei meiner Versicherung vorher eingereicht und bekam auch die Zusage für die Kostenübernahme gemäß dieses Plans, auch mit dem BE-Tarif.


    Sarek

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