Beiträge von C.B.

    Es ist genauso unrealistisch, mit 50 Jahren noch eine unbefristete Festanstellung als Lehrerin zu bekommen und ich habe es dennoch geschafft und zwar mit einem guten Abschluss. Und auch da gab es Leute wie dich, die das als völlig unrealistisch abgetan haben.
    ich erinnere daran, dass eine Stelle an der Uni in der Fachdidaktik keine Altersbegrenzung hat und durchaus für Lehrer eine Möglichkeit ist, sich an die Uni zu bewerben. Ich strebe ja schließlich keine Professur an, der Zug ist abgefahren, das weiß ich auch, hatte ich auch nicht vor. Als Zielstrebigkeit bezeichne ich es durchaus, ein Projekt über Jahre trotz immenser Schwierigkeiten weiterzuverfolgen, das zeugt von mehr Engagement als ein Studi, der seine kleine Diss direkt zwei Jahre nach dem Studium protegiert von Unistelle etc. abschließt.
    Also erzähl du mir nichts von Realitäten. Und ja, gerade als Frau über 50 braucht man genau dieses Auftreten, was du oben so wunderbar beschreibst. Du kommst mir dagegen vor wie ein frustrierter Provinzlehrer, der seine eigenen Träume nicht verwirklicht hat und jetzt Spaß daran an, andere daran zu hindern, die ihren zu verfolgen Marke geht nicht, geht gar nicht, geht nicht, geht sowieso nicht. Gähn. Nur weiter so !

    Ohne Dir zu nahe treten zu wollen: Magister "schon" mit 30? Und dann die Diss "vorangetrieben", aber 20 Jahre später ist sie noch nicht fertig? Sorry, aber das Attribut wird sich jemand, der mit 30 den ersten Uni-Abschluss hinlegt, gefallen lassen müssen, selbst in den Geisteswissenschaften, selbst in der Philosophie. Und für eine Diss braucht man normalerweise auch keine 20 Jahre, nicht mal in der Philosophie. Wie verhinderst Du eigentlich, Dein Konzept alle zwei Jahre über den Haufen werfen zu müssen, weil schon wieder Relevantes zu Deinem Thema publiziert wurde? Aber gut, das Problem mag sich in der Philosophie nicht so akut stellen.

    - Solltest Du natürlich dein Abi mit 25 auf dem zweiten Bildungsweg erworben haben, verliert das oben zuerst Gesagte selbstredend seine Gültigkeit.


    Viele Grüße
    Fossi
    (dessen akademische Blütenträume schon ihren zehnten Todestag hinter sich haben)

    Was soll dieses missgünstige Gelaber ? Was weißt du von meinem Leben ? In Berlin war ich weiß Gott nicht die einzige, die in Geisteswissenschaften lange studiert hat (habe das Partyleben dort genossen und nie bereut !). Dass die Diss. so lange braucht, hat andere Gründe, die ich hier weiß Gott nicht ausbreiten will. Was ist eigentlich DEIN Problem ? Dass du deine akademischen Blütenträume schon beerdigt hast und damit vielleicht nicht zufrieden bist ? Oder ist es diese typisch frauenfeindliche Weltsicht, dass eine über 50 Jährige Frau gefälligst Apfelkuchen zu backen hat statt noch akademische Ziele zu verfolgen ? Mann, ist das doof hier. :sauer:


    Ja, das fragt man sich. Wobei die Antwort dann nicht unbedingt lauten muss: ich wechsle an die Uni.

    Emotionale Störung ist eine Behinderung. Wenn die Psyche krank ist, nimmt der Mensch anders wahr, verarbeitet soziale Infos anders, hat weniger Verhaltensalternativen. Wenn du es emotional erträgst, dann lies dich doch mal ein, wie es für Kinder ist, wenn sie körperlich und/ oder psychisch misshandelt werden (Vernachlässigung zählt auch dazu). Da können sie noch so doll wollen, ihre Seele ist verletzt und -auch ganz handfest physisch- ihre neuronalen Abläufe gestört. Ja, jetzt wirds ganz OT aber mach das mal. Lies mal in Psychohilfe- und Traumaforen über die Erlebnisse misshandelter Menschen. Du kannst sicher sein, dass in deiner Klasse Kinder davon betroffen sind.


    Und zum freien Willen: du sprichst frei-willig so abwertend von deinen Schülern, warum sollten sie dir Wertschätzung entgegenbringen? :weissnicht:


    Allmählich gehen mir deine Posts hier richtig auf den Senkel. Willst du mich eigentlich dauernd falsch verstehen oder was passt dir eigentlich wirklich nicht ? Ich habe selbst bereits viele Jahre mit Traumatisierten gearbeitet u.a. in der Erwachsenenbildung und weiß sehr wohl, was eine Traumatisierung bedeutet. Und natürlich sind viele Kinder traumatisiert und selbstverständlich für ihr Trauma nicht verantwortlich. Ich bin an vorderster Front, wenn es um Opfer-Täter-Verkehrung geht, dagegen verwahre ich mich überall lautstark und das musst du mir hier nicht naseweis erklären. An meiner Schule häufen sich jedoch nicht die Fälle traumatisierter Kinder, sondern Fälle von Persönlichkeitsstörungen z.Bsp. narzisstischer Art, die Kinder durchaus auch zu Tätern machen. Und was bitteschön ist daran mangelnde Wertschätzung, wenn ich gegen Komplett-determinierung den freien Willen einklage. Den hat jede und jeder, egal wie traumatisiert oder gestört er ist. Und nicht jeder Traumatisierte wird automatisch zum Täter, weil er genau über diesen freien Willen verfügt. Amen.

    puah... die Religionszugehörigkeit ist natürlich ein Problem, wenn man morgens den lieben christlichen Gott darum bittet, einen tollen Schultag zu haben...

    sorry, konnte nicht anders...



    Ich bin in keinster Weise religiös gebunden, aber es gibt durchaus religiös motivierte Probleme insbesondere mit einigen Muslimen.


    Deshalb ist das Abgrenzen des "Disziplinierens" gegenüber dem "eigentlichen Unterrichten" auch Käse.

    Aber wenn du an einer Brennpunktschule mit 90 Prozent Muslimen und 100 Prozent bildungsfernen SchülerInnen 70 Prozent einer Unterrichtsstunde disziplinieren musst, damit sie du in den restlichen 30 Prozent der Stunde fachlich unterrichten kannst (und das machen bei uns laut eigener Aussage alle 100 Kolleginnen !!!), dann fragst du dich schon mal, ob du das noch 15 Jahre machen willst.

    [quote='Fred1
    Und wenn du der universitären Didaktik unterstellst, inhaltsleeres Geplappere zu sein: Ja, das gibt es mitunter durchaus auch. Was mir ein historischer Abriss des deutschen Schulsystems so wirklich bringt: Ich weiß es nicht. Aber gerade dann solltest du doch viel, viel höhere Ansprüche an Fachdidaktiker stellen: Dass sie eben nicht irgendwelche leeren Phrasen von sich geben, sondern sich mit der Theorie der eigenen Fachdidaktik super auskennen und diese unter praktischen Gesichtspunkten bewerten, hinterfragen, anwenden können. Von daher glaube ich eben auch, dass ein, zwei gute Literaturtipps dazu, was zurzeit so in fachdidaktischen Seminaren gelehrt wird, nicht unbedingt ausreichend sein werden, wenn du deinen eigenen Ansprüchen an gute, praxisnahe (aber eben immer noch universitär-theoretisch-wissenschaftlich fundierte) Fachdidaktik gerecht werden willst. Aber gut, jeder muss ja mal irgendwo anfangen - und wenn es nicht bei den zwei Büchern bleibt, alles gut.
    [/quote]

    Ich stimme dir vollkommen zu, dass man die Fachdidaktik beherrschen sollte, wenn man fachdidaktische Seminare an der Uni gibt. Und Fachdidaktik sollte auch nicht einfach nur ein Fluchtweg sein, alles d'accord. Ich muss mich wirklich erst schlau machen, was genau thematisch eigentlich zur Fachdidaktik gehört (und werde mich mal in ein paar fachdidaktische Seminare im FB Philosophie setzen), bin aber - falls es mich packt - mehr als willens, mich dort gründlichst einzuarbeiten. Immerhin bringe ich ja das Fachliche zur Philosophie mit und habe zig Jahre Lehrerfahrung auf dem Buckel, bin also nicht ganz falsch in dem Bereich, denke ich. Und so wie du das oben beschreibst, könnte die Fachdidaktik sich in der Tat als sehr reizvoll erweisen, gerade wenn man den Anspruch hat, nicht nur rumzulabern, sondern eine echte und sinnvolle Brücke zur Praxis zu bauen - und dabei können einem durchaus gute pädagogische Konzepte eine echte Hilfe sein. Ich bin also sehr interessiert daran, was du über deine fachdidaktischen Seminare sagst, denn du scheinst mir ja einer der Studenten zu sein, die gerade drin sitzen.

    Das mit dem "der Lehrer ist immer schuld" ist wirklich ausgemachter Käse, das kursiert leider immer noch in der Lehrerausbildung und schwächt Referendare ungemein. Zu einer gut funktionierenden Lehrer-Schüler-Beziehung gehören immer zwei: Lehrer und Schüler plus ein einigermaßen für beide gutes Schulsystem. Ich denke, das Wichtigste ist, dass man als Lehrer authentisch ist und sich nicht verbiegt, das merken die Kids nämlich sofort. Nur ein kleiner Tipp, von einer, die auch erst vor kurzem im Studienseminar gesessen hat: Lass dich bloß nicht runterziehen von diesem "Sie als Lehrer tragen die alleinige Verantwortung !" Schwachsinn. Das A und O von gutem Unterricht ist und bleibt meines Erachtens immer die Beziehungsebene, zu der beide Parteien gehören. Wenn die Beziehungsebene stimmt, kannst du nahezu alles unterrichten und die Schülerinnen gehen mit.

    Also nichts für ungut, ich glaube, deine Infos haben mich erst richtig auf den Geschmack gebracht. Werde mir das jetzt mal selbst in der Praxis ansehen und mich schlau machen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder, der Fachdidaktik unterrichtet, 10 Jahre Fachdidaktik studiert hat, aber auch das muss ich erstmal eruieren. Viele Grüße und viel Erfolg ! :)


    Das ist auch Unsinn. Schlimm, wenn das wirklich an Studienseminaren so vermittelt wird.


    Den Unterschied kann ich allerdings nicht erkennen bzw. würde ihm nicht soviel Gewicht beimessen. Die einen wie die anderen sind, so wie sie sind, das Ergebnis ihrer Gene und ihrer Umwelt, einschließlich Drogenmißbrauch der Mutter, Unfälle bei der Geburt und und und. All diesen Ursachen gemeinsam ist aber, dass die Kinder nichts dafür können, dass sie sind, wie sie sind. Dass ein körperlich, einschließlich Hirnfunktion, eigentlich gesundes Kind, das aber emotional gestört ist oder sich nicht so verhält, wie man es in der Schule mit Recht erwartet, mal sich selbst hinterfragt, sein Handeln kritisch reflektiert und so etwas, kannst du in der Sek I nicht erwarten. Jedenfalls nicht in dem Maße, dass ein Kind mit mangelhafter/fehlender Erziehung, einem nicht kindgerechten Umfeld usw. daraufhin sein Handeln dauerhaft ändern wird.

    Bin ich definitiv anderer Meinung. Jenseits der Determination über Gene, Umweilt, Drogenmissbrauch der Eltern, etc. gibt es noch so etwas wie einen freien Willen. Und diese Kinder und Jugendliche, die ich unterrichte, wissen ganz genau, was sie tun. Sie sind weiß Gott nicht die gestanzten Opfer, sie sind leider auch Täter. Lustig daran ist allerdings, dass sich das in dem Alter noch wie das Wetter ändert. Heute A., morgen Musterknabe und dann wieder mal A., bei den Mädchen auch. Diese Wechselkrankheit nennt man, glaube ich, Pubertät. Die einzige Rollstuhlfahrerin in unserer Klasse ist die Normalste von allen.

    Ich muss sagen, dass ich C.B. in vielen Punkten verstehen kann. Es kann übrigens auch sehr viele positive Aspekte haben sich zu Höherem berufen zu fühlen. Das sind meistens die Lehrer, die an der Schule den Ruf haben fachlich einiges abzuverlangen und es auch "fachlich drauf zu haben". Das sind auch meist diejenigen, die sich für die Repräsentation ihres Fachs an der Schule einsetzen, sei es bei Wettbewerben oder anderen fachlichen Aspekten.
    Erinnere mich noch genau an meinen früheren Chemielehrer, der hatte einen Doktortitel und wäre eigentlich lieber Professor geworden, wir wären seine 2. Wahl aber er würde uns auch gerne unterrichten. Einfach ehrlich der Mann. Als einer der wenigen Lehrer hatte er einen Unterricht auf einem Niveau gemacht, das mich stark gefordert hat. Er hat sich speziell für die Leistungsstarken eingesetzt und das inhaltliche Unterrichtsniveau vollkommen nach oben hin ausgereizt. Anstatt das Niveau abzusenken, damit auch die Schwachen aus unserem Kurs mitkamen (die meiner Meinung nach großteils eh im falschen LK, wenn nicht gar an der falschen Schulart waren!) hat er Gas gegeben für uns interessierte Chemiecracks. Dabei war er trotzdem fair den anderen gegenüber, hat aber eben seinen Fokus auf Leistung gehabt. Auch hat er Hilfestellung für die Schwachen gegeben, aber vor allem mit Aufträgen zu selbstorganisiertem Nacharbeiten außerhalb des Unterrichts, denn sein O-Ton "Unterrichtszeit ist fürs Wiederholen zu schade, das müsst ihr zuhause machen, sonst kommen wir nicht zu den spannenden Themen". Das war noch ein Lehrer, der Motivation bei den Guten einfach durch große Fachkompetenz erzeugt hat, nicht durch irgendwelche verrückten Methodenwechsel, pädagogischen Motivationstricks oder andere, lernzeitverbrennenden Schnickschnack den manche heutzutage machen (müssen), damit die desinteressierten Schüler überhaupt noch zuhören. Und er war einer, der nach der Chemie AG noch stundenlang da blieb um mit uns einen neuen Versuch zu testen.

    Das ist in SLH auch einfach ein Problem der Abschaffung des Gymnasiums. Besager Lehrer hatte noch den Mut knallhart zu sagen:"Wenn Du keine Lust auf den Unterricht hast, da ist die Tür." Und wir Interessierten haben auf die Tische geklopft und gedacht "Endlich sagts denen mal einer!".
    Heutzutage läuft das ja ganz anders. Da wird ja am Gymnasium mitgeschleift, wer seinen Namen schreiben kann, und wenn jemand keine Lust hat, dann muss der Lehrer ihn selbstverständlich motivieren. Wenn einer Schüler ruft "Langeweilig, wofür braucht man das", dann erntet er Applaus von seinen Mitschülern. Und wenn man als Lehrer andeutet, dass einige nicht ans Gymnasium gehören bekommt man schiefe Blicke von den Superpädagogen.

    90% Lehrer die ich selber hatte, haben sich um ein eher seichtes, massenkompatibles Niveau bemüht: Unterricht für den Durchschnitt oder gar Unterricht für die schlechten Schüler. Und alles musste bunt und crazy, am besten noch dramatisch sein. Wir guten Schüler waren dabei oftmals unterfordert.
    Das Gymnasium sollte meiner Meinung nach die Schulart für die leistungsfähigsten und leistungswilligsten Schüler sein und ich würde mir auch mehr Kollegen wünschen, die sich nebenher für Forschung an der Uni interessieren und von ihrem Fach so begeistert sind, dass sie liebend gerne, wenn sie die Möglichkeit hätten, ihre Brötchen in der Forschung verdienen würden.
    Ich bin auch so jemand. Dennoch unterrichte ich auch gerne und meine Begeisterung für das Fach springt oft über und steckt so manchen Schüler oder Schülerin an. Bei denjenigen, die sich durch Begeisterung für das Fach nicht anstecken lassen, kann man durch pädagogische und didaktische Spielereien eh meist allenfalls ein Strohfeuer entzünden. Bei denen bemühe ich mich um Fairness und gebe Hinweise zum Nachlernen, aber den Kopf zerbrech ich mir über diejenigen, für die ein Gymnasium ursprünglich mal gedacht war.

    Sorry, aber das musste mal raus, nachdem ich heute eine freistundenlange Diskussion miterleben musste, wie man einen desinteressierten, nicht sonderlich intelligenten Schüler mit Verhaltensauffälligkeiten (der auch in einer meiner Klasse sitzt und den ich erfolgreich am Verlangsamen meines Unterrichts hindere) zu besseren Leistungen bringen kann. Eine komplette Freistunde haben die Damen sich da bekakelt. Eine davon unterrichtet Erdkunde in der Klasse und erzählt den Schülern fachlichen Bullshit zum Ozonloch, das ich dann wieder geradebiegen darf. Fast wäre ich hingegangen und hätte gesagt, sie solle die Freistunde lieber nutzen um ihr fachliches Wissen aufzubessern, anstatt irgendwelche pseudopädagogischen Experimente zu planen. (Hübsche Sternchen ins Mitteilungsheft für gute Mitarbeit, in einer 8. Klasse, ich bitte Euch). Aber das ist eben der mainstream der neuen Lehrer(innen). Da schätze ich männliche Kollegen doch irgendwie mehr, die sind meist pragmatischer und fachlicher.

    Zustimmung auf der ganzen Linie ! ich denke auch, dass die eigene Begeisterung für das Fach immer noch die beste Motivation für die SchülerInnen ist. Und ich denke wie du - wenn ich dich recht verstanden habe - dass man mangelndes Fachwissen und Begeisterung für das Inhaltliche im eigenen Fach nicht durch noch so spaßige Methodenwechsel und Schnickschnack kompensieren kann. Aber dass Frauen weniger als Männer pragmatisch sind, stimmt in der Regel nicht. Männer und Frauen sind, was ihre Fähigkeiten und Begabungen angeht, exakt gleich gut und schlecht. Es grüßt die Radikalemanze ! :)

    Dafür solltest du nicht nur fachdidaktische Kenntnisse in der Praxis (die du ja deiner Aussage nach zur Genüge hast), sondern auch in der Theorie haben - eine theoretische Fundierung sollte gerade an universitären Kursen sehr wichtig sein. Die eigentliche praktische Ausbildung findet erst im Ref und an den Studienseminaren statt, als Fachdidaktikerin an der Uni ist es deine Aufgabe, die Basics zu vermitteln an auch nicht immer unbedingt super interessierte Studierende. Und neben den einschlägigen fachdidaktischen Theorien solltest du dich auch in der Allgemeindidaktik, auch theoretisch, sehr auskennen - und je nachdem, wann du ausgebildet wurdest, kann sich da auch schon eine ganze Menge getan haben.
    Die Fachwissenschaft ist hier also eher Mittel zum Zeck - die Studierenden dürfen natürlich nichts Falsches behaupten, aber du hast dich "nur" darum zu kümmern, dass sie es schaffen, aus Gegenständen Themen für den Unterricht zu machen - und dann dazu noch eine sinnvolle Reihe/Stunde zu planen.

    Wenn ich jetzt mal deine persönlichen Unterstellungen in meine Richtung (es sei dir großzügig verziehen :)) weglasse, klingt das, was du über Fachdidaktik schreibst - offenbar aus eigener Erfahrung - gar nicht so übel. Ich dachte, Fachdidaktik wäre nur so ein an der Praxis der Schule lebensfern vorbei schießendes Pädagogik- Gelaber, wo es mehr darum geht, dass sich ein Theoretiker jenseits der Lebenswelt profiliert. Aber WENN es wirklich darum geht, "aus Gegenständen Themen für den Unterricht zu machen", dann würde mich das in der Tat sehr interessieren. Ich habe allerdings niemals Fachdidaktik studiert bis auf meine schmalen Einblicke im Rahmen der Lehrerausbildung, die für mich ja erst drei Jahre zurück liegt (bin insofern also auf dem neusten Stand als Oma unter den Refs). Aber wenn ich über die philosophischen Fragmente von Hölderlin und Novalis promoviere, traue ich mir schon zu, dass ich mich auch in die wesentlichen pädagogischen/fachdidaktischen Basica einarbeiten kann. Das müsste doch zu stemmen sein, denke ich.
    Also: so, wie du das beschreibst, klingt die Sache eigentlich gar nicht so öde, vielmehr sogar sehr sehr spannend ! :gruss:

    Ich bin gerade im Referendariat für das Sonderschullehramt und habe hier etliche Schüler mit sozio-ökonimischen Benachteiligungen und vielen weiteren Baustellen. Ich möchte gar nicht wissen, wie du die betiteln würdest ... Klar, ich ärgere mich oft genug über ihr Verhalten, aber trotzdem bemühe ich mich, egal ob ich mit ihnen oder über sie spreche, immer respektvoll zu bleiben. Ich denke, eine solche Wortwahl verrät sehr viel über die tatsächliche Einstellung. Und es passt ja auch zum restlichen Duktus deiner Beiträge. Auch wenn ich jetzt humorlos bin ... damit kann ich leben.

    Du hast andere Schüler als ich. Ich würde nie auf die Idee kommen, ernsthaft Behinderte zu diskreditieren. Wir haben vor allem die emotional Gestörten und die Asozialen. Und von denen liebe ich weiß Gott nicht alle. Respektvoller Umgang ist schon viel. Ich denke auch nicht, dass ein Lehrer immer alle Schüler mögen muss, zu einer menschlichen auch pädagogischen Beziehung gehören immer zwei Seiten. Wenn da was nicht stimmt, ist nicht automatisch IMMER der Lehrer schuld. Das erzählen sie im Studienseminar und ich halte das für Unsinn.

    Übrigens kann man intellektuelle Befriedigung auch außerhalb der Schule finden. Ich für meinen Teil schreibe literarisch und lerne sehr viel bzw. bilde mich sehr viel im IT-Bereich fort. Also in einer ganz anderen Sparte als in meinem originären Fachgebiet. Von stetigem Lernen im allgemein naturwissenschaftlichen Bereich mal abgesehen. Selbstredend hat das wiederum positive Auswirkung auf meine Arbeit als Lehrer - auch, wenn das nicht die eigentliche Motivation ist. Der Lehrerberuf ist da nicht schlecht - wenn man sich gut organisiert, hat man die Luft, eigenen Interessen nachzugehen, und das Geld für die Brötchen ist gesichert.

    Die Inhalte der Schulbildung, auch in der Sek II im Leistungskurs, sind bestenfalls trivial. Andererseits muss ich natürlich sagen, dass ich kontinuierlich in meinem Unterricht aus meiner gesamten fachwissenschaftlichen Bildung schöpfe - denn selbstredend organisiere ich Unterrichtsinhalte, Unterrichtsstruktur und das konkrete Unterrichtsvorgehen anhand wissenschaftstheoretischer Prinzipien; selbst wenn ich nichts von dem universitären didaktischen Geplappere halte. Deshalb empfinde ich auch das Unterrichten als eine sehr befriedigende Angelegenheit. Ich habe einen Draht zu meinen Schülern, ich kann ihnen spannende Dinge über Sprache und die Vergangenheit erzählen, genau so wie über das rational kritische Denken, und ich erhalte ein konkretes Feedback, dass meine Schüler das auch begrüßen und interessant finden. ich stehe als Lehrer für die Inhalte meines Unterrichts. Das ist die Grundvoraussetzung für Schule als funktionierende Bildungsvermittlung.

    Wenn ich Schule und Unterrichten Scheiße finde und sowohl meine Schüler als auch meine Kollegen verachte (ich persönlich habe übrigens ganz regelmäßg unglaublich spannende Gespräche mit Kollegen, von denen ich viel über deren Fachgebiete lerne), wenn ich also meine Umgebung verachte, dann kann ich natürlich kein guter Lehrer sein. Und erst recht habe ich dann nichts an der Uni als didaktischer Lehrer für Lehramtsstudenten zu tun. Schlechte Didaktiker, die aus der Schule geflohen sind, gibt es ohnehin zu viele. Schlimm genug, wenn die in der Schule wirken, als potenzielle Multiplikatoren muss man die auf jeden Fall aus der Universität fernhalten.

    Nele

    Ja, aber zu denen gehöre ich nicht. Auch ich habe einen guten Draht zu meinen Schülern und das Unterrichten macht mir generell Spaß, auch der Kontakt mit Jugendlichen sehr. Aber dennoch gibt es einen Unterschied, ob man an einer Brennpunktschule unterrichtet oder am Gymnasium oder mit Erwachsenen im Weiterbildungskolleg. Es macht auch etwas mit einem selbst. Ich fühle mich an meiner Brennpunktschule (noch) sehr wohl, aber zum Beispiel die langen Ganztage nerven mich schon und die ständig - zumindest in Sek I - extrem notwendige Disziplinierung, bevor du überhaupt mal ans Unterrichten (fachlich) kommst. Das ist eine Sache des Standpunkts der Schule und nicht meine Privatangelegenheit. Und wenn es mir mehr Spaß macht, ältere Schüler oder Studenten zu unterrichten - was wäre daran falsch, sich langfristig etwas zu suchen, wo man das tun kann ? Wo also ist das Problem ?

    Der Thread scheint seinem Ende zuzueilen, deshalb vielleicht zum Abschluss ein Beispiel aus der Praxis:

    Ein Freund von mir ist habilitierter Politikwissenschaftler. Nach der Habilitation hat er sich nach etlichen anderen Stationen mit einer Aushilfsstelle am Gymnasium durchgeschlagen, wo er vier Jahre Sozialkunde unterrichtet hat und dafür fürstlich mit E 11 entlohnt wurde (wegen fehlenden Staatsexamens). Während dieser Zeit hat er sich natürlich auf alle möglichen Uni-Stellen beworben und ist jetzt seit ein paar Jahren an einer NRW-Uni (250 km von seiner Familie entfernt) in der Fachdidaktik tätig, wo er - Wunder! - eine A 13-Stelle ergattern konnte. Der Mann ist aber mehr als zehn Jahre jünger als die TE, und dass die Fachdidaktik nicht sein Lebenstraum war, ist auch klar. Genauso wie die Tatsache, dass er sich auf eine Professur kaum noch Hoffnungen zu machen braucht.


    Viele Grüße
    Fossi


    Tja, daran sieht man mal wieder, wie verschlungen Lebenswege sein können ... Ist doch toll, dass er doch noch an der Uni gelandet ist, wenn er dorthin wollte !

    ...es gibt viele, sehr viele nette, geistlose lehrer. es gibt aber auch durchaus tolle kollegien, wo die leute nicht durch die bank ständig erzählen, dass sie "ihr examen nicht mehr gebraucht haben" im schuldienst und andersrum die fachlich fitteren nicht ständig das gefühl haben "an der schule zu versauern".

    Hab ich nie bestritten. Ich gehöre auch nicht zur Jammersorte Marke "Ich bin ein wissenschaftliches Genie, holt mich aus der Brennpunktschule", aber ich spüre immer mehr meine mangelnde Bereitschaft, mich dort verheizen zu lassen bis zur Rente. Da gibts ja vielleicht noch andere Optionen ! Und die gucke ich mir jetzt mal an, teste sie aus ...

    Dumme Fragen kann man natürlich stellen; aber ob man mit einem breiten Pinselstrich Schüler als "tumbe Pappnasen" und Lehrer als "nett aber geistlos" malen sollte, wenn die eigenen Fragen ein wenig den Eindruck einer - wie soll man sagen? - generell uninformierten und unbeholfenen Naivität machen, weiß ich nicht so wirklich...

    Nele

    P.S. Hättest du tatsächlich Zeit in einem Universitätsinstitut verbracht, würde das auch deine Vorstellungen vom sprühenden Esprit und dem geistreichen Austausch unter waschechten Akademikern in den Geisteswissenschaften relativieren.


    Ad 1) Ich tu nur so naiv, damit ihr mir hier mal was erzählt, klappt doch ganz gut, Ziel erreicht ...:) :zungeraus:

    Ad 2) zu P.S.: Das mag in der Tat sein. Aber man muss dort gearbeitet haben, um es beurteilen zu können. Ich habe nie behauptet, dass ich alles schon weiß. Vielleicht finde ich Uni, falls es klappt, ganz scheußlich (lauter arrogante Affen ?) und krieche reumütig wieder in meine Brennpunktschule zurück, wo das Kollegium sehr nett ist (obwohl zum Teil recht bieder). :sterne:

    An solche Lehrer kann ich mich noch erinnern- aus meiner eigenen Schulzeit. Lehrer, die sich eigentlich zu Höherem berufen fühlten und für die wir Schüler eben, tja, das tumbe Schulpöbelvolk waren. Die uns das auch immer spüren ließen, weswegen man sich mit dem Unterrichten natürlich auch besonders wenig Mühe geben musste. Ob du auch dazu gehörst, C.B., will ich dir natürlich nicht unterstellen. Wenn man aber von den Bedingungen der Arbeit an einer Uni so derartig wenig Plan hat außer dass man da unbedingt hin muss, finde ich das schon....irgendwie traurig :( Hoffe, vom Unterrichten weißt du mehr.

    Ja, ich fühle mich zu Höherem berufen ! Und nu ? :teufel:

    Ich halte es für keine gute Idee, wenn jemand, der Schüler öffentlich als "tumbe (!) Pappnasen" bezeichnet, angehende Lehrer ausbilden soll. Und wenn er noch so viel Praxiserfahrung hat. Schon Kurt Tucholsky wusste: "Man kann seine Sache auch 20 Jahre lang falsch machen."

    Meine Güte, wie humorlos. Dann komm mal an meine Brennpunktschule mit 90 Prozent asozialen Schülern. Da fallen dir noch ganz andere Schimpfworte ein, glaub mir ! Aber bevor der Shitstorm hier wieder los geht: Ich mag zum großen Teil sogar diese Schüler, aber man sollte sich schon überlegen, wo man die nächsten Jahre seine Energie (verpuffen) lässt. Wenn man lieber Sozialpädagoge als Lehrer ist, ist das ja ganz o.k., aber mich interessiert vor allem die fachliche Vermittlung und ich würde in diesem Bereich schon ganz gern mal etwas anspruchsvoller arbeiten, weil es mich einfach langweilt, Klausuren zu korrigieren, in dem noch nicht mal in der 13 drei Sätze mit richtigem Satzbau zu lesen sind. Gruß aus der Praxis ! 8)

    Irgendwie fühle ich mich hier in Rechtfertigungshaltung und frage mich allmählich warum eigentlich. Nein, ich war nie ziellos, ich habe meinen Magister bereits mit 30 gemacht und dann - neben voller Berufstätigkeit - die Diss. vorangetrieben. Und jetzt habe ich eben vor, dass ich nicht bis zur Rente in einer Brennpunktschule ausbrennen möchte, sondern schlicht mehr fachlich unterrichten und weniger disziplinieren möchte. Weiterbildungskolleg wäre auch eine Option, ist mir aber zu popottig irgendwie, obwohl ich jahrelang in der Erwachsenenbildung gearbeitet habe und mir das mehr liegt als mit den schreienden Kids. An die Uni zu gehen, ist in der Tat ein alter Lebenstraum von mir. Ich nehme in Sek II das Abitur in Deutsch und Philosophie ab, ich habe einen hochkarätigen Doktorvater aus Tübingen für meine externe Diss. gewinnen können, ich habe mit 50 jahren den Seiteneinstieg in den Schuldienst gemacht - also ganz bescheuert und naiv kann ich wohl nicht sein, auch wenn ich in der Tat keine Ahnung habe, wie die Wege sind, an der Uni Stellen zu ergattern. deshalb stelle ich hier ja ganz bewusst dumme Fragen. Du unterstellst hier 1000 Sachen, obwohl du mich gar nicht kennst. Nein, ich habe bislang keine Ahnung von Fachdidaktik und habe mich dafür auch nicht sonderlich interessiert bisher, das kann aber durchaus noch kommen, wer weiß. Vielleicht kann man in der Tat genial Praxis und Theorie verbinden, ich habe weder mit dem einen noch mit dem anderen Probleme. Wenn ich vorab aber sehe, dass Fachdidaktik mir zu öde ist, werde ich mich ganz bestimmt nicht für einen Posten in der Fachdidaktik bewerben, nur, um an der Uni zu sein. Ich sondiere gerade einfach nur die Lage, was geht und was nicht geht. Und ich greife generell bei der Lebensplanung immer nach dem Stern, der mich am meisten inspiriert, damit bin ich bislang immer sehr gut gefahren und auch schon recht weit gekommen. Was dagegen ?

    Ich bin seit ein paar Jahren mit halber Stelle in der Schule tätig sowie mit halber Stelle an die Uni in die Fachdidaktik abgeordnet. Vor meinem Job an der Uni habe ich höchste Hochachtung. Fachdidaktik als Schnittstelle von Fachinhalten, Methoden, usw. ... gerade auch in Bezug auf die Kompetenzorientierung hat sich im Bereich Philosophie/Ethik in den letzten Jahren enorm viel getan ... und zwar als Chance und Möglichkeit, Unterricht analytisch zu hinterfragen, reflektieren, etc..

    Ach ja, und ich habe ein tolles Kollegium sowohl an der Schule als auch an der Uni ...

    Gratuliere, du lebst schon mein Ziel. Darf ich fragen, wie du an die Stelle in der Uni gekommen bist - über Abordnung oder Initiativbewerbung und wo hast du die Ausschreibung gefunden ? Bist du in der Fachdidaktik Philosophie ? Könntest du mir ein, zwei wichtige Lektüren nennen, die man da behandelt ? Viele Grüße !

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