Erfarhungen Unterrichten an Gesamtschule

  • Ein herzliches Hallo zusammen,


    ich brauch dringend eure Erfarungsberichte:


    Ich habe heute eine Einladung zum Vorstellungsgespärch an einer GEsamtschule erhalten. Wenn ich nun an die Gespärche während meines Referendariats mit Fachleitern und anderen Kollegen denke, habe ich aber leider keine positiven Erinnerungen, die mir helfen können, mich gegebenenfalls (so ich denn überhaupt genommen werden würde) für die Arbeit an dieser Schulform zu entscheiden. Es sind dabei weniger die Schüler, als die Arbeitsbedingungen des Ganztagsunterrichts, den ich bisher ja auch nicht kennen gelernt habe. Alternative hoffe ich ja noch auf eine EInladung zu einem GEspräch an einer Realschule.


    Wer von euch arbeitet an einer Gesamtschule und kann vielleicht auch positive Aspekte nennen? Wie organisiert man UNterrichtsvorbereitung, wenn man nachmittags auch noch in der Schule unterrichtet? Wie belastend oder auch gut erlebt ihr den Ganztagsunterricht?


    Liebe Grüße,


    sunshine14

  • Hallo Sunshine,
    ich habe mein Referendariat an einer Gesamtschule abgeleistet und nachdem ich mich zunächst einmal daran gewöhnen musste (die ersten drei Wochen fand ich furchtbar), bin ich inzwischen ein wirklicher Fan dieser Schulform geworden. Gerade den Ganztagsunterricht halte ich für eine absolut gute Einrichtung. Ja, es ist schon nervig bis vier in der Schule zu sein, ist man aber ja auch nicht jeden Tag. Mit einer vollen Stelle hatte man bei uns entweder einen ganzen Tag, oder zwei halbe Tage frei, die man hervorragend für so etwas nutzen konnte. Außerdem bietet der Ganztag etwas (unheimlich arbeitserleichterndes), was ich an meiner jetztigen Schule ganz ungemein vermisse. Vernünftige, lange Pausen, in denen man wirklich (und zwar richtig!) mit Kollegen (aber auch Schülern) ins Gespräch kommen kann. Zu meinen alten Kollegen hatte ich ein ganz anderes Verhältnis, weil man vielmehr gelegnheit hatte sich auszutauschen und gegenseitig zu beraten. Unterrichtsvorbereitungszeit wurde zumindest an meiner Schule hervorragend dadurch reduziert, dass ein extrem guter Materialaustausch selbstverständlich war. In Deutsch zum Beispiel haben wir in zwei Jahrgängen auf "Team" (es gibt meistens Jahrgangsstufenteams)-ebene so gut zusammengearbeitet, dass wir nicht nur den Unterricht gemeinsam (und damit reihum) vorbereitet haben (auf Wunsch inklusive Kopien), sondern auch eine gemeinsame Klassenarbeit geschrieben haben, für die auch der Erwartungshorizont einheitlich war. Natürlich hatte man auch die Freiheit sich auszuklinken - aber wer will das schon???
    Auch wenn sicherlich nicht alles perfekt war, habe ich meine Zeit an der Gesamtschule wirklich zu schätzen gelernt und bei meinem Abschied Rotz und Wasser geheult, obwohl ich eine Stelle bei mir um die Ecke (vorher 50 km Fahrtweg)...
    Ich denke, es kommt immer auf die einzelne Schule an, aber ich habe für mich gelernt, dass Arbeit an Gesamtschulen sicherlich "anders" ist als am Gymnasium, aber wenn man sie so akzeptiert, wirklich richtig toll sein kann!!!
    Ich bin neugierig auf deine Eindrücke!
    Viele Grüße
    Delphine

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von sunshine14
    Alternative hoffe ich ja noch auf eine EInladung zu einem GEspräch an einer Realschule.


    Wer von euch arbeitet an einer Gesamtschule und kann vielleicht auch positive Aspekte nennen? Wie organisiert man UNterrichtsvorbereitung, wenn man nachmittags auch noch in der Schule unterrichtet? Wie belastend oder auch gut erlebt ihr den Ganztagsunterricht?


    Hallo Sunshine 14,


    nur von dem Aspekt Ganztagsschule oder nicht würde ich die Entscheidung aus folgendem Grund nicht abhängig machen: Es gibt mehr und mehr Ganztagsschulen, inzwischen gibt es auch in vielen anderen Schulformen den Ganztagsbetrieb, so dass du möglicherweise auch an einer Realschule viel Nachmittagsunterricht hast. Außerdem werden in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten vermutlich eh fast alle Schulen auf den Ganztag umgestellt.


    Der Unterricht an einer Ganztagsschule ist einfach nur anders als an einer Halbtagsschule, nicht unbedingt schlechter. Bei uns gibt es ein echtes Schulleben, das sich weit über den bloßen Unterricht erstreckt. Man hat einfach eine engere Bindung zu seinen Schülern, wenn man beispielsweise seine Schüler seiner eigenen Klasse nachmittags noch in der Hausaufgabenbetreuung oder in einer AG sieht. Man hat dann eben auch öfter morgens erst zur 2. oder 3. Stunde Unterricht oder sogar einen freien Tag, lernt die Schüler am Nachmittag ganz anders kennen. AGs und andere Aktivitäten lassen die Schule am Nachmittag lebendig wirken - ich finde das wirklich schön. Ein weiterer Vorteil ist der, dass die Kollegen länger in der Schule sind, was Teamarbeit u.ä. erleichtert.


    Nicht verschweigen darf man aber, dass man nach dem Ganztagsunterricht manchmal schon sehr k.o. ist - insbesondere wenn man an einem Tag 8 Stunden am Stück unterrichtet hat. Aber dafür hat man dann möglicherweise am nächsten Tag - wie schon beschrieben - erst zur 2. oder 3. Stunde Schule.

  • Ich habe mein Referendariat auch an einer Gesamtschule gemacht, bin jetzt mit einer vollen Stelle an einer Realschule. Ich kann mich meinen Vorrednerin anschließen, vor allem was die Stundenverteilung anbetrifft und der Kontakt zu den Schülern.
    Ich habe sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht, was die Teamarbeit und der Zusammenhalt im Kollegium angeht. Die ist meistens wirklich grandios und absolut unkompliziert.
    Was mich manchmal an Gesamtschule ein bißchen abschreckt ist der Großbetrieb. Teilweise mehr als 1000 Schüler, fast 100 Lehrer... das braucht Eingewöhnungszeit. Aber mit findet schnell Kontakt.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe noch ein wichtiges Argument vergessen:


    Ganztagsschulen haben - zumindest in NRW - einen besseren Personalschlüssel als Halbtagsschulen, was bedeutet, dass Ganztagsschulen (bei gleicher Schülerzahl wie eine Halbtagsschule) mit mehr Lehrerstellen ausgestattet werden. Somit hat man den Luxus, Lehrerstellen für viel Förderunterricht, AGs, die auf die Stundenzahl angerechnet werden und manchmal auch Teamteaching zu haben. Auch Klassenleiterteams sind möglich, was in meinen Augen für jeden, der halbwegs gut im Team arbeiten kann, eine super Sache ist. Viele der Dinge, die an anderen Schule nicht möglich sind - was ich im Ref in einer Halbtagesschule immer als sehr frustrierend empfand - sind an Ganztagsschulen möglich. Man hat eben mehr Fördermöglichkeiten und auch Möglichkeiten, als Lehrer eben mal was anderes als "nur normalen" Unterricht zu machen, indem man eine AG anbietet oder kleine Fördergruppen unterrichtet.

  • War auch mal auf einer GS. Musste aber feststellen, dass das Niveau auf der RS deutlich höher liegt und die Schüler fitter sind. Vielleicht täuscht das auch nur, keine Ahnung. Von Vorteil an der GS war das WP Naturwissenschaft ab Klasse 7. Dort waren in der Tat nur die SuS drin, die auch Lust auf NW hatten. Das ist an der RS dafür von Nachteil und meine Fächer, zu dumm.


    Wegen Ganztag sollte man sich nicht abhalten lassen. So schlimm ist es auch nicht.

  • Zitat

    Original von MYlonith
    War auch mal auf einer GS. Musste aber feststellen, dass das Niveau auf der RS deutlich höher liegt und die Schüler fitter sind.


    Ich denke, dass sich das aber in den nächsten Jahren deutliche ändern wird, denn seit letztem Jahr werden immer mehr Kinder an den Gesamtschulen (in NRW) angemeldet, die eine Gymnasialempfehlung haben. Ich habe noch zu einer Gesamtschullehrerin Kontakt und da ist es dieses Jahr zum erstem Mal so, dass sie tatsächlich jeweils 1/3 mit Hauptschulempfehlung, 1/3 mit Realschulempfehlung und 1/3 der Schüler mit Gmnasialempfehlung aufgenommen haben.


    Ich habe als Schulformwunsch fürs Ref übrigens Gesamtschule angegeben, weil ich davon überzeugt bin, dass die Arbeit dort gut ist. Im Praktikum konnte ich nämlich genau diese Erfahrungen machen, dass die Zusammenarbeit unter den Lehrern gut ist (Jahrgangsstufenteams) und der Nachmittagsunterricht auch seine Vorteile hat. Es ist z.B. ganz nett beim Mittagessen mal mit den Schülern über etwas anderes als Schule zu reden.

  • Ich lese hier a, es ist schon nervig bis vier in der Schule zu sein und staune.
    Von euch ist keiner an beruflichen Schulen, oder?
    Also ich bin oft bis vier oder länger in der Schule, nicht täglich, aber wöchentlich ein, zwei Mal. Der Unterricht an meiner Schule geht bis 15 Uhr, danach finden aber Absprachen (team teaching), Nachschreibetermine für Klassenarbeiten, Konferenzen usw. statt.


    Auf die Gefahr hin, vom Thema abzulenken: ISt es so ungewöhnlich, dass man häufiger bis 17 in der Schule ist? Bin ich an einer so andersartigen Schule oder geht es anderen (Berufsschullehrern)ähnlich?

  • Zitat

    Original von Finchen


    Ich denke, dass sich das aber in den nächsten Jahren deutliche ändern wird, denn seit letztem Jahr werden immer mehr Kinder an den Gesamtschulen (in NRW) angemeldet, die eine Gymnasialempfehlung haben. Ich habe noch zu einer Gesamtschullehrerin Kontakt und da ist es dieses Jahr zum erstem Mal so, dass sie tatsächlich jeweils 1/3 mit Hauptschulempfehlung, 1/3 mit Realschulempfehlung und 1/3 der Schüler mit Gmnasialempfehlung aufgenommen haben.



    Nun war es an meiner ehemaligen GS auch so, dass es eine 1/3-Aufteilung gab. Nur die "GS-Realschüler" reichen dennoch nicht an das Niveau der "richtigen" Realschüler heran. Ganz zu schweigen von den GS-Gymnasiasten. Die würde ich geringfügig besser einstufen als meine Realschüler. Und es war eine GS mit einem sehr guten Ruf in der Umgebung, weil eben gut gearbeítet wird.
    Aber Kompetenzen sind die eine Sache, wissen die andere. Letztlich heißt es doch auch: Wissen ist Macht!


    In 20 Jahren werden in Deutschland dann keine Nobelpreisträger mehr produziert. Die kommen dann aus Costa Rica! =)

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