Nach dem Referendariat am Gymnasium an eine FOS/BOS ?

  • Hallo,


    ich habe zwar noch ein Jahr Zeit, überlege aber, ob ich nach dem Referendariat am Gymnasium an eine FOS/BOS gehe bzw. ob das eine sinnvolle Alternative wäre.
    Nun war ich halt nie an dieser Schulart und würde gerne wissen, wie es dort so zugeht und vor allem:
    Wie sind die Schüler ? Handelt es sich eher um sozial schwierige Klientel oder kann man sie mit den Schülern aus der Oberstufe vom Gymnasium vergleichen?
    Mich würden vor allem Meinungen von Lehrern interessieren, die zunächst auch am Gymnasium waren und dann zur FOS/BOS zugewiesen wurden.

  • Lustig, dass ich gerade mit meinem Onkel (der in Bayern lebt) darüber gesprochen habe. ;)


    Bin jetzt selbst am hessischen Gegenstück (nur mit noch mehr, wir haben alle Abschlüsse). Kann nur sagen, es ist recht angenehm. :)
    In Bayern sollen die SuS angeblich motiviert sein. Hier trifft das zwar nicht immer zu, aber im Vergleich zu dem, was ich vorher hatte, ist es Jammern auf hohem Niveau.
    Je nachdem, was du für Ansprüche hast, musst du sie vielleicht etwas runterschrauben, aber das hängt sehr von der individuellen Schule ab, da ich vorher immer nur Gesamtschule hatte, und kein "Elite"gymnasium, merke ich nicht viel. ;) Im Schnitt können mir manche Klassen/Kurse besser folgen als andere. :teufel:
    Sozial schwieriges Klientel hängt wohl sehr von der individuellen Schule ab. Generell sind die Leute da ja freiwillig drauf und haben ein Ziel. Hängt auch sehr davon ab, wie viel an der Schule getan wird.

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • Du hast an einer FOS/BOS genauso Leute, die wirklich motiviert sind wie auch das Gegenteil. Manche kommen an die FOS, weil sie nach dem mittleren Schulabschluss keine Ausbildung gefunden haben oder noch nicht wissen, was sie später mal machen sollen. Ähnlich sieht das an der BOS aus, da wissen manche nicht, was sie nach ihrer Ausbildung weitermachen wollen, und andere haben ganz genaue Vorstellungen und Ziele.
    Und nicht zu vernachlässigen: diejenigen, die auf das G8 keine große Lust hatten und das Abi lieber in 13 Jahren über die FOS machen. Die sind aber auch oft eher motiviert.


    Generell ist der Umgang mit FOS/BOSlern ziemlich angenehm. Ich kenne wirklich keinen Lehrer, der zurück ans Gymnasium möchte.

  • Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass Du mit Deinen Fächern an der FOS/BOS ein recht lockeres Leben hättest. Für mich - Deutsch und Englisch - war es umgekehrt: Der Unterricht ist zwar nach spätestens zwei Jahren komplett durchgeplant und kann dann auch wirklich eine Weile so verwendet werden, dafür ist die Korrigiererei endlos, und Du machst praktisch nur und ausschließlich Abi-Vorbereitung.


    Mit Bio/Chemie sieht das aber anders aus: Im Abitur kommen diese Fächer nicht vor (außer im agrarwissenschaftlichen Zweig, den es in Bayern an genau einer FOS/BOS gibt), Du bist also beim Abitur maximal als Aufsicht beteiligt. Wenn das Abi rum ist, sind die zwölften Klassen weg, und wenn Du Glück hast (bei mir war es so), fallen dann auch Deine Stunden in diesen Klassen weg, ohne dass Du irgendwelche Minusstunden angerechnet bekommst.


    Ein Nachteil kann sein, dass Du Deine Fachschaft normalerweise fast allein vertrittst (das mag an großen FOSen anders sein, ich war an einer eher kleinen) und dass ein Großteil des restlichen Kollegiums - nämlich alle, die mit Abiturfächern gesegnet sind - Dir unterschwellig ein lockeres Leben unterstellt (hier gilt natürlich der alte Spruch: "Lerne klagen, ohne zu leiden"). Damit zusammenhängend kann es Dir auch passieren, dass Du eine Menge außerunterrichtlichen Kram "angeboten" bekommst...


    Trotzdem: Ich würde es machen, denn...


    - Die Schüler sind tatsächlich mal mehr, mal weniger motiviert, dafür aber oft deutlich unkomplizierter als Gymnasiasten, was auch für die Eltern gilt (der Background ist halt ein anderer, und für Eltern, die selbst kein Abitur haben, ist der Lehrer oft doch noch eine Respektsperson). Notabene: Ich war auf dem Land; in der Stadt mag das auch wieder anders sein.


    - Der Aufwand für die Unterrichtsvorbereitung ist deutlich kleiner als am Gymnasium. Es sind halt insgesamt nur drei Jahrgänge. Das macht sich auch im Umfang der häuslichen Materialsammlung angenehm bemerkbar. Es ist insgesamt wesentlich leichter, auch mal eine oder mehrere Stunden aus dem Ärmel zu schütteln.


    - Last, not least: Die Kollegien der FOSen sind deutlich durchmischter als am Gymnasium; du hast viel mehr Seiteneinsteiger, Handelslehrer und ähnliche Zeitgenossen, die in ihrem Leben auch mal was anderes gemacht haben als Unterrichten. Das kann sehr angenehm sein.




    Viele Grüße
    Fossi
    (der Dir von Herzen wünscht, dass Du nach dem Ref überhaupt irgendwohin gehen kannst außer aufs Arbeitsamt und dass das dann tatsächlich eine, wie Du schreibst, "Alternative" ist und keine Notlösung)

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • FOS bedeutet doch, dass man nur Sekundarstufe II unterrichtet. Damit fällt die gesamte Sekundarstufe I weg. Wenn du also gern bei den Kleinen unterrichtest, dann werden sie dir wahrscheinlich fehlen.

  • Na ja, die Jüngeren werden mir wohl nicht wirklich fehlen. Mir geht es eher darum, ob die Schüler angenehm sind oder eher schwierig, wobei die meisten Aussagen hier doch eher positiv klingen.

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