Seiteneinstieg oder Studium

  • Hallo,


    ich bin weiterhin in der Informationsphase zum Thema Seiteneinstieg in das Lehramt (im Moment ist die Schulform noch offen, das Praktikum beginnt erst in ein paar Wochen). Dabei kam die Frage auf, ob ich statt einem Seiteneinstieg nicht auch meine bisherigen Fächer anerkennen lassen und dann einfach ein normales Lehramtsstudium aufnehmen könnte. Ich besitze ein Diplom in Informatik, welches sehr mathematiklastig war (viele Vorlesungen zusammen mit den Mathematikern). Bei dem Lehramtsstudium handelt es sich konkret um einen Bachelor-/Master mit den Fächern Mathematik und Informatik für Berufsschulen oder für Gymnasien.


    Wenn ich die Prüfungsordnung der Studiengänge betrachte, komme ich auf maximal 2 Jahre Studium, die ich nachholen müsste. Das beinhaltet den ganzen Pädagogikteil, die Praktika und im Mathematikstudium zwei zusätzliche Fächer. Wobei ich hier wohlgemerkt vom Worst Case ausgehe und bei freundlicher Anerkennung vielleicht sogar mit weniger Aufwand wegkomme.


    Ich sehe folgende Vorteile für das Lehramtsstudium mit Anerkennung der bisherigen Leistungen:
    - mehr Zeit zum Lernen, besonders der Pädagogigteil und im Referendariat
    - bessere Chancen eine Stelle in meiner Wunschstadt zu finden


    Nachteile:
    - weniger Bezahlung, während des Studiums und währendes des Referendariats


    Deswegen hier noch einmal konkrete Fragen zu meinen Annahmen:

    • Seht ihr das ähnlich? Gibt es wichtige Gründe, die für das eine oder das andere sprechen? Gerne könnt ihr meine Annahmen widerlegen.
    • Ich sehe den Vorteil, dass wenn ich lieber an ein Gymnasium möchte in meiner Heimatstadt, dann sollte ich besser den Weg über das Studium gehen? Anscheinend sind die Gymnasialstellen etwas beliebter und mit Seiteneinstieg würde ich dort nicht unbedingt fündig werden?
    • Wie sind die Chancen eine Stelle in der Heimatstadt zu bekommen, wenn man wie ich Kinder und einen Partner hat? Beim Seitenstieg muss ich wohl auf eine freie Stelle hoffen, die aber wahrscheinlich nur in der Berufsschule in der richtigen Stadt vorhanden sein könnte.
    • Ist der gelernte Pädagogikwissen aus dem Studium wichtig für die Schule, bzw. hat euch das Wissen im Alltag tatsächlich weitergebracht und euch in konkreten Situationen geholfen? Ansonsten würde ich eine Seiteneinstieg bevorzugen. Fachlich fühle ich mich in beiden Fächern fit.
    • Sind die Teilzeitmöglichkeiten im Referendariat oder im OBAS besser? Oder sollte man, weder das eine noch das andere Teilzeit absolvieren?
  • 2. Ich habe OBAS bisher eigentlich nur an BKS gesehen. Da müsstest du mal gucken ob es überhaupt Stellen an Gymnasien gibt.


    3. dein Familienstatus ist in NRW total egal. Du bewirbst dich auf eine Stelle und die Schule entscheidet, ob du diese bekommst. Je nach Ort ist die Konkurrenz dabei unterschiedlich. Mit Mathe und Info hättest du aber evtl gute Chancen, weil da generell weniger Bewerber da sind.


    4. Die EWS-Kurse haben mir nicht wirklich geholfen, die Didaktikkurse aber teilweise schon.


    5. Das Referendariat kann man gar nicht in TZ machen, OBAS schon.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Zugegeben, mir haben die bildungswissenschaftlichen Kurse jetzt auch nicht so viel gebracht, die Didaktik aber natürlich schon. Davon abgesehen, dass es natürlich einen Sinn hat, warum man für die Ausübung des Lehrerberufs zuvor Lehramt studiert haben sollte, man sollte sich fragen, ob man in der Lage wäre, die Inhalte, die man eigentlich im Studium lernt, "mal eben" nebenbei zu lernen. Gerade im Fach Mathematik (wo ja schon einige Studienleistungen erbracht wurden) würde ich mal behaupten, dass man mit den fachlichen Inhalten alleine in der Schule nicht weit kommt und es daher äußerst sinnvoll ist, mal etwas von Algebra- oder Geometriedidaktik gehört zu haben. Aber ich denke, dass Seiteneinstieg oder Studium eine Grundsatzfrage ist, bei der es kein "Richtig" oder "Falsch" gibt - das muss man für sich selbst entscheiden.

  • Seht ihr das ähnlich? Gibt es wichtige Gründe, die für das eine oder das andere sprechen? Gerne könnt ihr meine Annahmen widerlegen.

    Mehr Zeit hat man wohl im Ref im Vergleich zu OBAS. Ob du da was lernen musst? Naja, wenn du fachlich fit bist, beschränkt sich das wohl eher auf wiederholen.

    Ich sehe den Vorteil, dass wenn ich lieber an ein Gymnasium möchte in meiner Heimatstadt, dann sollte ich besser den Weg über das Studium gehen? Anscheinend sind die Gymnasialstellen etwas beliebter und mit Seiteneinstieg würde ich dort nicht unbedingt fündig werden?

    OBAS am Gym kannste vergessen. Da ist die Chance höher, dass auf der A46 mal kein Stau ist (und da ist immer Stau!).


    Wie sind die Chancen eine Stelle in der Heimatstadt zu bekommen, wenn man wie ich Kinder und einen Partner hat? Beim Seitenstieg muss ich wohl auf eine freie Stelle hoffen, die aber wahrscheinlich nur in der Berufsschule in der richtigen Stadt vorhanden sein könnte.

    Im Gegensatz zum Ref kannst du dir beim Seiteneinstieg deine Schule aussuchen, sofern sie die Stelle ausschreibt. Die Fachkombi ist gefragt, also einfach bei BKs in deiner Nähe anfragen. Da bleibst du dann auch - keine Neuorientierung.


    Ist der gelernte Pädagogikwissen aus dem Studium wichtig für die Schule, bzw. hat euch das Wissen im Alltag tatsächlich weitergebracht und euch in konkreten Situationen geholfen? Ansonsten würde ich eine Seiteneinstieg bevorzugen. Fachlich fühle ich mich in beiden Fächern fit.

    Ich sags mal so: Es schadet vermutlich nicht, wenn das aber dein Hauptgrund für ein Studium sein sollte - lass es. Es kostet dann vielleicht ein paar Versuche mehr, die richtige Herangehensweise im Unterricht zu finden. Aber du hast auch mehr Zeit, Dinge zu versuchen. Letztlich kommt es sowieso darauf an, was dein Fachleiter/in später sehen will. Daran - und nicht an Uniwissen oder Selbstversuchen - musst du dich orientieren. Ja, das System ist wirklich so toll wie es klingt - NICHT.



    Sind die Teilzeitmöglichkeiten im Referendariat oder im OBAS besser? Oder sollte man, weder das eine noch das andere Teilzeit absolvieren?

    Teilzeit im OBAS ist immer noch mit mehr verbunden Stunden als Vollzeit im Ref. Wenn es um weniger Arbeitszeit geht, ist Ref sicherlich besser.


    Auch am Gymnasium musst du dich später mit fertigen Lehrern um die Plätze streiten, wenn du ein normales Ref gemacht hast. Es ist absolut nicht sicher, dass du damit eine Stelle an einem Gymnasium in deiner Nähe bekommst. Mich persönlich überzeugt keiner deiner Überlegungen - OBAS wäre die richtige Wahl unter den Gesichtspunkten. Ob du das fachlich und didaktisch packst, kann natürlich keiner sagen.

  • Ist der gelernte Pädagogikwissen aus dem Studium wichtig für die Schule, bzw. hat euch das Wissen im Alltag tatsächlich weitergebracht und euch in konkreten Situationen geholfen?

    Ist vielleicht netter, das Zeugs erzählt zu bekommen, als es in Büchern nachlesen zu müssen, aber sonst... An praktisch Verwertbarem haben mir die Fachdidaktiken am meisten gebracht, aber auch nicht so viel wie man denken könnte. Pädagogik/Erziehungswissenschaften ist in erster Linie akademisches Wissen: Pawlows Hund, Skinners Box und hastenichgesehen... ist auch durchaus nicht uninteressant, aber Lebenszeit opfern um das in Vorlesungen zu hören würde ich ehrlich gesagt nicht. Was du in deinen Seminaren wären deiner Ausbildung darüber hören und dir selbst anlesen wirst, reicht dicke. Ist aber meine persönliche Sicht der Dinge, nachdem ich das hinter mir habe. ;) Andere mögen das anders beurteilen.


    Was Didaktik angeht - nun, in deinen Lehrproben musst du das zeigen, was die wichtigen Leute sehen wollen und hoffen, dass sie sich darin einig sind. Wenn du z.B. von bekennenden Konstruktivisten beurteilt wirst, wäre eine Stunde hardcore Frontalunterricht für dich der Killer - so viel Theorie solltest du dann schon wissen - aber man bekommt relativ schnell raus, wie die Leute so ticken. Wenn du alleine unterrichtest, musst du das tun, womit du dich wohl fühlst - aber auch das wirst du schnell herausfinden.

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