Lesefehler verbessern?

  • Nachdem meine Tochter (3. Klasse) endlich das buchstabenweise lesen überwunden hat, ist die nächste Phase jetzt anscheinend das Wörter raten. Damit liegt sie auch zu ca 80 % richtig. Aber 20% falsch erkannte Wörter können den Sinn eines Satzes bis zur Unkenntlichkeit verdrehen.


    Meine Frage:
    Soll ich ihre Fehler beim laut vorlesen
    - einfach unkommentiert stehen lassen
    - sofort verbessern
    - sofort ein Zeichen geben, dass etwas falsch war
    - erst am Ende des Satzes auf Fehler hinweisen?


    Meine Tochter lässt sich von meiner Fehlerkorrektur immer sehr schnell demotivieren. Deshalb tendiere ich jetzt dazu, sie gar nicht mehr zu unterbrechen, aber ist es richtig, die Fehler unverbessert zu lassen? Und was ist mit den Sätzen, bei denen sie gar nichts verstanden haben kann, weil sie völlig in die falsche Richtung geraten hat?


    ?(

  • nicht auf fehler hinweisen.
    einfach das, was sie liest, halblaut auch lesen, egal ob sie es richtig oder anders gesagt hat.


    alle menschen sind empfindlich, wenn sie immer wieder auf fehler hingewiesen werden, besonders lehrer.


    also ist das, was deine tochter "anders" liest eben anders oder ein irrtum.

    • Offizieller Beitrag

    Und wie soll sie dann jemals den Fehler bemerken? Bei einigen Schülern ahbe ich dann schon versucht, mir erzählen zu lassen, was im Text steht ohen auf den Text zu sehen und sie können es einfach nicht und geben das dan nauch zu. Wenn ich so mache, wie wenn das alles richtig gewesen wäre, lernen sie doch auch nicht, dass da andere Wörter stehen.


    Eine tolle Lösung hab ich auch nicht, da ich das Problem kenne und oft auch nicht weiß, wie ich am Besten reagiere. Aber so zu tun, wie wenn alles in bester Ordnung wäre, kann es meiner Meinung nach auch nicht sein.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • nochmal:
    was dein kind dir vorliest, sprichst du einfach halblaut nach.
    wenn es mit dem gelesenen übereinstimmt, weil sie richtig gelesne hat, ist ja alles ok.
    wenn du etwas anderes sagst als sie, merkt sie das schon.
    sie ist ja nicht blöd.
    dann kann sie nachfragen oder einfach nochmal genauer hinschauen.
    du hast damit keinen "mangel" festgestellt, sondern sie selber hat die chance sich zu korrigieren.

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die Erklärung, die jetzt so ausführlich war, dass auch ich verstanden habe, was Du meinst.


    Du hast aber schon gemerkt, dass hier zwei verschiedene Leute geschrieben haben, ja? Komme mir irgendwie vor, wie zwei Erwachsene unterhalten sich über meinen Kopf hinweg...


    Dalyna

  • nein, dalyna, ich rede nicht über deinen kopf hinweg.
    du hattest gefragt:
    "Und wie soll sie dann jemals den Fehler bemerken?"


    und mein hinweis bedeutet: sag nicht dass sie etwas falsch gemacht hat.
    lass es sie selber feststellen.

  • robischon
    Danke für den Tipp.
    Ich kann es mir im Moment noch nicht so richtig vorstellen, wie das gehen soll, aber ich werde es auf jeden Fall morgen mal ausprobieren und dann berichten.

  • Du kannst es mir im Moment noch nicht so richtig vorstellen, wie das gehen soll?


    Ich bin gespannt auf Deine Rückmeldung oder Erfahrung.
    Wichtig ist bei Deinem Lesen, dass es nicht Kontrolle ist, sondern eben Dein Lesen.
    Das Kind liest "he-u-te" und Du liest "hoite".
    Wenn es stutzt und nachfragt, sagst Du einfach: Das steht da.

  • naja, ich weiss ehrlichgesagt auch nicht so genau, wie es funktionieren soll!
    das kind macht doch nicht automatisch nach jedem Satz ne Pause, so dass man halblaut lesen kann.
    Und parallel da halblaut mitlabern ist doch eher störend oder?

  • Wenn Du das Kind beim Lesen ernst nimmst, nimmt es Dich auch ernst.
    Wenn Du mitliest, ist der Text für Dich auch wichtig.
    Ob Du gleichzeitig liest oder hinterher, kommt auf die Lesegeschwindigkeit vom Kind an.
    Oder lass Dir einen Vorschlag vom Kind machen.
    Ich würde gleichzeitig lesen.

  • Hallo Rolf!


    Interessante Methode, finde ich. Es erinnert mich an meine frühere Schulzeit, als wir "im Chor" das Einmaleins oder Quadratzahlen oder schwierige Zungebrecher-/Fremdwörter aufsagten.
    Das hat gut funktioniert bei uns allen.

  • Hallo!


    row-k
    Interessant! Wo siehst du die Parallelen?
    Auf der einen Seite eine sehr indivdiuelle Situation: ein Erwachsener liest mit einem Schüler und zeigt ihm sehr sensibel und ohne erhobenen Zeigefinger, was er falsch gelesen hat.
    Auf der anderen Seite eine gemeinsame Groß-Gruppe-Lern -Situation. Weniger sensibel und weniger individuell werden Dinge eingepaukt.


    ??

  • hallo row-k
    das was ich da vorschlage ist wirklich etwas ganz anderes.
    sowas geht nicht im chor oder in einer großen gruppe, sondern nur zu zweit oder in einem ganz kleinen team.

  • Zitat

    robischon schrieb am 05.11.2006 18:11:
    ...Wenn Du mitliest, ist der Text für Dich auch wichtig.
    Ob Du gleichzeitig liest oder hinterher, kommt auf die Lesegeschwindigkeit vom Kind an.
    ...
    Ich würde gleichzeitig lesen.


    Die Parallelen sehe ich darin:


    Wenn mehrere Leute (aber mindestens zwei) etwas gleichzeitig tun, gleicht sich der Unsichere (der Geführte) dem Sicheren (dem Führenden) an und tut es dadurch immer sicherer und eigenständiger.


    Diesen Effekt kann man auch schön beim Singen in der Kirche beobachten. Am Anfang eines Liedes schleppt der Gesang noch sehr. Die Orgel spielt nach kurzem Vorspiel die zu singende Melodie, sie führt und die Leute singen von Strophe zu Strophe immer sicherer (und damit sauberer und schneller) die Melodie.


    Nur darum ging es mir, nicht um's Pauken. Was hier immer so alles "verstanden" werden will ...

  • lieber row-k,
    den unterschied sehe ich immer noch darin, dass bei meinem vorschlag nicht "geführt" wird.

  • Zitat

    robischon schrieb am 05.11.2006 15:48:
    ...
    Das Kind liest "he-u-te" und Du liest "hoite".
    Wenn es stutzt und nachfragt, sagst Du einfach: Das steht da.


    Hallo Rolf!
    Was ist denn so schlimm daran, dass der Erwachsene, wenn er sagt, dass es "da steht", somit bestimmt, was richtig ist und also zum Richtigen führt?


    EDIT: Schade, jetzt ist er schon raus aus dem Forum. Eben war robischon noch da...

  • lieber row-k,
    du bist für führen
    und ich bin für begleiten, nebenher gehen.
    wenn du führst, musst du den weg zeigen, erklären, anweisungen geben...



    wenn ich begleite, beantworte ich fragen, wenn sie an mich gestellt werden.

  • Zitat

    robischon schrieb am 06.11.2006 18:56:
    ...wenn ich begleite, beantworte ich fragen, wenn sie an mich gestellt werden.


    Ist ja ok. Das soll ja ruhig so sein. Aber schau bitte nochmals weiter oben! Wenn Du sagst, dass '"hoite" da steht', dann bestimmst Du doch.


    Manchmal kommt man gar nicht umhin; man führt eben einfach, ohne es zu wollen.


    Also nochmals die Frage bitte:
    Was ist denn so schlimm daran, dass der Erwachsene, wenn er sagt, dass es "da steht", somit bestimmt, was richtig ist und also zum Richtigen führt?

  • lieber row-k,
    es ist nicht "schlimm".
    wenn ich dem kind sage, da steht "hoite", dann ist das eine kürzeste form von beantwortung.
    du weißt, lehrer neigen dazu, gründlich zu erklären und womöglich zu sagen: also weißt du, eu wird als oi gesprochen.
    und dann noch ein paar weitere beispiele zu sagen.


    umständliche antworten verhindern womöglich, dass das kind lust hat wieder einmal zu fragen.
    wenn das kind weiß, dass ich lesen kann und dass ich deutlich älter bin und mich schon einigermaßen auskenne, glaubt es mir zunächst.
    sicher wird es meine antwort überprüfen.

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