Kind ist nicht geeignet für Regelschule

  • Kann mir bitte jemand helfen? Ich weiß nicht , wie ich es anstellen soll (bin ja noch Reffi). Folgendes:


    In meiner Klasse (ich bin die Klassenlehrerin) ist ein Mädchen, das durchgängig in jedem Fach auf 5 steht und einfach nichts versteht.


    Letztens sollten die Kinder einen Musteraufsatz von der Tafel ins Heft schreiben, die meisten Kinder waren nache 15 Minuten fertig, dieses Mädchen nach einer kompletten Schulstunde immer noch nicht 8o



    Sie ist durch ihr sehr anhängliches Wesen gepaart mit ihren vielen Unzulänglichkeiten nicht gerade beliebt in der Klasse - ehrlich gesagt ist sie völlig aus der Klassengemeinschaft ausgeschlossen. Mir tut sie auf der einen Seite sehr leid, auf der anderen Seite geht sie mir langsam auch schon auf den Wecker, weil sie halt nie macht, was man ihr sagt.


    Von alleine würden die Eltern nie in die Sprechstunde kommen, auch zum Elternsprechabend haben sie sich nicht angemeldet. Zu Hause wird sich nicht wirklich um das Kind gekümmert. Einmal habe ich die Eltern angerufen, da habe ich einen Geschmack von der Atmosphäre bekommen, die bei dieser Familie zu Hause herrscht...


    Jetzt habe ich für kommenden Dienstag die Mutter zu einem Gespräch reinbeordert (ich hatte ins Mitteilungsheft geschrieben, dass "dringender Gesprächs- und Handlungsbedarf" besteht, das hat wohl gesessen - sie hat ihr Kommen zugesichert). Nur - wie fange ich das jetzt an??? Meiner Meinung nach braucht das Mädchen dringend eine Therapie (da sind nämlich zu Hause schlimme Dinge vorgefallen, über die ich hier nicht reden möchte), eigentlich bräuchte die ganze Familie eine Therapie, aber das ist utopisch - das würden die nicht machen, gerade weil sich die Eltern gerade am Trennen sind...


    Wie sage ich der Mutter, dass ihr Kind außerdem an einer Regelschule überfordert ist? Darf ich das überhaupt?? Ich bin übrigens in Bayern und habe eine 3. Klasse.


    Danke für eure Hilfe! Meine Seminarrektorin meinte zu dem Thema, ich solle mich nicht zu sehr in einzelne Kinderschicksale reinsteigern, weil mich das sonst auf Dauer kaputt machen würde. Ich will dem Mädchen aber gerne helfen.


    gudsek

    Alles wird gut!

    Einmal editiert, zuletzt von gudsek ()

  • Hallo!


    Trotz all der Probleme des Kindes, die du hier andeutest stellt sich mir trotzdem die Frage, wieso das Kind nicht für eine Regelschule "eignet"?
    Wenn sie mit dem Lernniveau an einer Realschule überfordert ist, kann sie doch trotzdem auf einer Gesamt- oder Hauptschule noch gut gefördert werden.


    Ein paar Tipps für das Gespräch:
    - Die Schwierigkeiten des Kindes deutlich benennen.
    - Ursachen dafür aufzeigen (soweit du sie kennst) --> das dürfte wohl der heikelste Teil sein, denn die liegen ja zum Teil im häuslichen Bereich.
    - anzustrebende Fördermaßnahmen der Schule und des Elternhauses festlegen (die Eltern mit ins Boot holen -- es gehört zu ihrer Pflicht, ihr Kind zu unterstützen)
    - eventuell Hilfsangebote des Jugendamtamtes oder ähnlicher Einrichtungen aufzeigen (bei nicht allzu kurzfristigen Terminen kann man Mitarbeiter des Jugendamtes zu Gesprächen hinzubitten, die ihre Hilfsangebote ganz konkret benennen und erläutern können)


    Liebe Grüße


    Sina

  • Hallo Sina,


    ich bin doch an einer Grundschule, hab ich doch geschrieben - nicht an der Realschule... ?(


    LG,
    gudsek

  • Eine Frage: wie ist das Kind denn von der 2. in die 3. Klasse versetzt worden bei den Noten? Oder haben die sich erst in diesem Schuljahr plötzlich verschlechtert?


    Carla2

  • Hallo gudsek,
    Ist das Kind schon mal getestet worden? Schlag der Mutter vor, den ASD einzuschalten, sie testen zu lassen, um herauszufinden wo es fehlt und sich beraten zu lassen, was man tun kann um zu helfen. Letzteres nämlich, zum Wohle des Kindes handeln und nach Hilfe suchen ,sollte oberste Priorität bei deinem Gespräch haben. Habt ihr eine Beratungslehrerin oder Schulpsychologin an der Schule. Das sind immer gute Ansprechpartner. Kannst du die Schulleitung um Rat fragen?

  • Hi Gudsek


    Du könntest der Mutter die Förderung durch den MSD zur Lernförderung vorschlagen.
    Allerdings müssen die Eltern nach den Tests durch den MSD (falls erhöhter Förderbedarf festgestellt wird) mit dem Besuch der Schule zur Lernförderung einverstanden sein, sonst geht nichts in Bayern - falls das Mädchen die Klasse nicht bereits wiederholt hat.
    Distanzlose Kinder/Jugendliche gibt es öfter: zeige dem Kind Handlungsalternativen bzw. signalisiere ihm, dass seine Anhänglichkeit unpassend ist im schulischen Kontext, evtl. Rollenspiele einbauen in geeignete HSU-Themen.


    Es ist nicht sehr erfolgversprechend, sich zu sehr um die Familie zu kümmern (das ufert aus, bringt meist wenig): schau, dass das Kind gut gefördert wird in Deiner Klasse bzw. lass es differenzierte, einfache Aufgaben lösen. Vermittle der Mutter, welche Ressourcen das Kind hat und wie es sie nutzen kann "schreibt Einwortsätze; setzt Formulierungshilfen noch nicht gewinnbringend ein; Abschreiben von der Tafel fällt sehr schwer und gelingt sehr langsam, etc"
    Vielleicht kann sie besser von einem AB abschreiben, ist leichter für Kinder mit visuellen Wahrnehmungsproblemen?



    Viel Erfolg!
    Michi

  • Danke für eure Antworten!


    @ Michi


    Das mit dem MSD habe ich heute angeleiert. Die Mutter hat die Einverständniserklärung zur Testung durch den MSD unterschrieben und mich von der Schweigepflicht befreit. Außerdem habe ich ihr die Nummer der Schulpsychologin gegeben und sie will einen Termin ausmachen. Jetzt bleibt es erst mal abzuwarten.


    Hatte zuerst überlegt, ob das Mädchen vielleicht zurück in die 2. Klasse gehen könnte, aber das scheidet aus, weil sie eh erst mit 8 eingeschult wurde (aus gesundheitlichen Gründen hauptsächlich).


    Das Gespräch war ganz schön hart heute - bin froh, dass es rum ist. :(


    Liebe Grüße,
    gudsek

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Zu Hause wird sich nicht wirklich um das Kind gekümmert. Einmal habe ich die Eltern angerufen, da habe ich einen Geschmack von der Atmosphäre bekommen, die bei dieser Familie zu Hause herrscht...



    Zitat

    Nur - wie fange ich das jetzt an??? Meiner Meinung nach braucht das Mädchen dringend eine Therapie (da sind nämlich zu Hause schlimme Dinge vorgefallen, über die ich hier nicht reden möchte), eigentlich bräuchte die ganze Familie eine Therapie, aber das ist utopisch - das würden die nicht machen, gerade weil sich die Eltern gerade am Trennen sind...


    Habt ihr nicht einen Beratungslehrer oder eine Beratungslehrerin an der Schule, die du zu dem Gespräch dazu bitten kannst? Beratungslehrer sind in der Regel ja speziell geschult und kennen Beratungs- und Anlaufstellen für die Eltern.


    Zitat

    Ich weiß nicht , wie ich es anstellen soll (bin ja noch Reffi).


    Gerade auch aus dem Grund würde ich unbedingt noch eine weitere, erfahre Person bitten, bei dem Gespräch dabei zu sein. Das könnte eben ein Beratungslehrer, jemand von der Schulleitung oder ein anderer (Haupt-)Fachlehrer sein, der seine Sicht der Dinge schildert und auch beschreibt, wie er das Kind in seinem Fach wahrnimmt.
    Ich bin seit knapp 2 Jahren mit dem Ref fertig, aber auch jetzt führe ich solche eher schwierigen Gespräche nur mit meiner (erfahrenen) Ko-Klassenleiterin gemeinsam, weil es eben in manchen Fällen gut ist, wenn jemand dabei ist, der Erfahrung mit ähnlichen Fällen hat.

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