Falsche Welt

  • Hallo Ihr!
    Mein Referendariat ist noch nicht sooo lange her. Ich habe schnell eine Referendarin bekommen, die ich auch gern betreue. Mein Problem ist , dass ich mich noch zu gut an mein Ref. erinnere und das nicht gern, da es bei mir eher unerfreulich war. Ich stelle nun immer wieder fest, dass die Seminarleiter zu meiner Refi ganz andere Dinge sagen, als sie zu mir sagten. Da es sich um die gleichen Seminarleiter handelt, frage ich mich langsam, ob ich in der falschen Welt lebe... Die Dinge, die mir früher vorgehalten wurden, sind bei meiner Refi plötzlich super. Da wir uns von der Persönlichkeit her sehr ähneln, bin ich immer wieder hocherstaunt.... Dinge, die bei mir gut gefunden wurden, sind nun schlecht.... Wie soll ich das verstehen? Es juckt mir mittlerweile in den Fingern, bei Besuchen mal etwas dazu zu sagen, werde es aber wohl nicht tun, um der Refi nicht zu schaden. Ich würde gerne mal fragen: "Wie kommen sie denn zu der plötzlichen Einsicht? Ich erinnere sie doch nur mal an meinen Besuch damals. Da haben sie genau das Gegenteil gesagt..."
    Ich könnte manchmal nur kotzen. Was ist das nur für ein beschissenes System??? Kennt jemand den ultimativen Weg, die Erfahrungen des Referendariats aus dem Gedächtnis zu streichen - endgültig?!
    Tusnelda 8o?( :O<br>

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tusnelda,
    das hört sich ziemlich übel an. Mir ging es ähnlich wie dir- an meiner Seminarschule wurden die Noten nach Lust und Laune verteilt und ein Zweier war sowieso die große Ausnahme... nunja.
    Nach meinem Abschluss, der dementsprechend auch nicht wirklich berauschend war, hab ich eine Stelle an einer anderen Schule bekommen und da dann auch gleich zwei Referendarinnen zum Betreuen. Da hab ich gemerkt, dass an dieser Schule die Uhren ganz anders ticken als an meiner Seminarschule- da hat mich auch zur Weißglut gebracht.
    Aber dann hab ich gemerkt, dass den Schülern, den Kollegen und meinem Direktor sehr egal ist, mit welcher Note ich eingestiegen bin- die jetzige Leistung zählt!
    Der einzige Tipp, den ich dir geben kann ist, versuch auch örtlichen Abstand zu deinem Ref zu bekommen, wenn möglich! Wäre ich noch an meiner Ausbildungsschule, hätte ich vermutlich schon längst meine Seminarlehrer am Kragen gepackt und ordentlich durchgeschüttelt- aber das bringt ja auch nix. Denk dir einfach, du hast es hinter dir und das ist das Wichtigste- sich über Vergangenes zu ärgern bringt nix außer Sorgenfalten.
    Ganz liebe Grüße, voll Mitgefühl
    Hermine<br>

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tusnelda,
    ich kann das sehr gut nachvollziehen - ich bin an der Schule geblieben, an der ich Aublidung gemacht habe und mein Referendariat habe ich auch nur in sehr unangenehmer Erinnerung. Natürlich begenen mir, weil ich nun mal "Mentorin" bin, immer wieder deselben alten Pappnasen von Ausbildern (und ich hatte leider keinen einzigen guten), die "meine Refs" dann "besuchen". Ich empfinde es auch immer wieder als haarsträubend, was ich da so bei den Nachbesprechungen zu hören kriege - vor allem, wenn ich feststelle, wie willkürlich sich die Meinungen ändern, je nach Referendar.
    Ich muss allerdings sagen, dass ich es nicht als Problem empfinde, bei den Nachbesprechungen daran zu erinnern, dass vor zwei, drei Jahren offensichtlich ganz andere Schwerpunkte gesetzt wurden - im Gegenteil, es kann einen Heidenspaß machen, die Herren Selbstsicher und Überheblich zu verunsichern.
    Klar muss man diplomatisch sein um dem Ref nicht den UB zu vermurksen durch Einwürfe, aber oft kann man auch bestimmte Dinge hinbiegen, wenn man den/die FL daran erinnert, dass eben jene Entscheidung schon einmal ganz anders beurteilt wurde oder der eigenen Erfahrung nach (besonders in dieser dir bekannten Gruppe) richtig war.
    Versuchs doch mal von der Seite zu betrachten: du bist jetzt auf der "sicheren Seite" und brauchst dich vor niemandem mehr zu verstecken - und wenn du qualifiziert, aber unnachgiebig Kritik übst, kannst du auch oft das Dickicht der Urteile etwas durchdringen.
    Mach ruhig - vielleicht bringt es den einen oder anderen ja sogar zum Nachdenken!


    Alles Gute,
    Heike<br>

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Hallo,


    an euren Beiträgen kann man sehen, wie unterschiedlich man mit solchen Problemen umgehen kann.


    Am Ende des Refis stand ich auch vor der Entscheidung, bleibe ich an meiner Ausbildungsschule, an der mich ganz wohl gefühlt habe (teilweise sehr nette Kollegen, aber teilweise auch Stress mit Ausbildungslehrern) oder gehe ich woanders hin und wage als unbeschriebenes Blatt einen Neuanfang. Ich habe mich aus folgenden Gründen für die zweite Alternative entschieden:


    a) räumliche Distanz zu meinem Wohnort, um Abstand zum Schulalltag zu bekommen. Zudem wollte ich in meiner Freizeit keine eigenen Schüler mehr treffen.


    b) räumliche Distanz zu den Seminarausbildern. Einige von denen haben Spuren in meiner Seele hinterlassen und ich wollte auf keinem Fall diese als Ausbildungslehrerin wiedertreffen müssen. Ich finde es schwierig unter solchen Bedingungen sich für einen Refi optimal einzusetzen, da man eventuell seine eigene Verletztheit nicht zurückstellen kann. Und das allerletzte, was ein Refi gebrauchen kann, sind Grabenkämpfe-Spiele zwischen Ausbildungslehrer und SL. Meine jetzige Schule liegt in einem anderen Seminarbezirk, so dass ich mir darum keine Sorgen machen muss. Zum Glück gibt es an meiner neuen Schule zur Zeit keinen Refi mit meiner Fächerkombination, so dass ich noch länger Zeit habe, bestimmte Dinge aus dem Refi zu verarbeiten.


    c) in einer neuen Umgebung einen Neustart beginnen, mit all dem Wissen um empfindliche Lehrerpersönlichkeiten, dass Schulleiterinteressen andere Interessen als meine sind, usw.


    Und ich habe es bis heute nicht bereut!! Obwohl ich jetzt jeden Tag mit dem Auto ca. 60 km fahren muss (vorher konnte ich mit dem Fahrrad fahren). Mir hat der räumliche Abstand sehr gut getan.


    M. f. G. von der Sonne ;)



    <br>

  • Hi zusammen!


    Das erinnert mich irgendwie an die momentane Situation an meiner "alten" Schule (ich bin zum Glück nicht mehr dort).


    Ich hatte nämlich das "Glück", dass von meiner Schule zeitweise gleich 3 Lehrer im Seminar tätig waren. Mit einer kam und komme ich sehr gut zurecht, ein weiter war mein Mathementor, war aber im Prinzip auch ok. Die 3. allerdings war meine Hauptseminarleiterin. Als diese wieder zur Schule kam, war das mächtig ätzend. Außerdem hat sie sich eigentlich nie an die Grundsätze gehalten, die sie uns als Refis eingetrichtert hat....Aber was soll man da machen. Ich habe mir meinen Teil gedacht und geschwiegen, hätte ja doch nix geändert....


    Petra<br>

  • Ich kenne auch das Problem. Mittlerweile halte ich mich mit dem zurück, was ich Refs rate. Inhalte, die bei mir gut waren, waren schlecht und was bei mir als schlecht erachtet wurde, stimmt auf einmal.
    Mittlerweile sind zwar nicht mehr die gleichen Seminarleiter da, aber auch bei den Refs, die bei gleichen FL`s haben, gibt es Unterschiede. Wenn zwei das Gleiche tun, ist es immer noch nicht das Gleiche. Die Zieltransparenz, die von meinen Stunden immer erwartet wurde, den Schülern zu geben, würde ich gerne mal in Besuchen auf Ausbilderebene sehen.
    Ich habe mich im Moment aus der Refausbildung ausgeklingt, zum einen klar durch den Erziehungsurlaub und die Teilzeit, zum anderen aber auch, weil ich so schlechte Erfahrung machte und mir nicht mehr zutraute, zu beraten. Nun versuche ich die Refs auf meine Weise zu stützen - ist vielleicht auch nicht der richtige Weg, aber im Moment traue ich mir einfach nicht mehr zu. Wenn ich selber verunsichert bin, verunsichere ich nur weiter. Ausbildung ist eben eine Show.
    flip<br>

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