Todesfall und Islam

  • Hallo irh Lieben,
    in meiner 7. Klasse ist der Vater eines Jungen nach langer Krankheit gestorben. Der Junge wusste allerdings bis zuletzt nicht, dass er Krebs hatte und die Diagnose sehr schlecht war, und hatte Hoffnung.
    Die Familie ist islamisch. Da der Junge bereits im letzten Jahr bei mir Unterstützung suchte und bekam und ich die Familiengeschichte inzwischen kenne, möchte ich eine Beileidskarte schicken - ohne Kreuz, soviel ist klar, aber weiß zufällig jemand ob man noch irgendetwas beachten muss bzw. ob es Fettnäpfchen gibt?


    Eigentlich halte ich es für angebracht, auch auch mit der Klasse darüber zu sprechen - andererseits sind übermorgen Ferien und man sieht sich zwei Wochen nicht. Was würdet ihr tun - jetzt kurz ansprechen und dann ruhen lassen, oder nach den Ferien nochmal darauf eingehen... oder sich darauf verlassen, dass die Kinder schon von alleine darüber nachdenken?


    Grüße,
    JJ

  • Ich würde auf jeden Fall mit den Kindern darüber sprechen und gemeinsam überlegen, wie sie sich verhalten sollen. Ich finde es nicht gut, daß in unserer Gesellschaft der Tod immer so totgeschwiegen wird, denn gerade Kinder werden dadurch stark verunsichert im Umgang mit Trauernden (das sage ich als ehemaliges Kind, als Referendarin habe ich mit dem Thema noch keine Erfahrung).


    Zu islamischen Bräuchen kann ich allerdings nicht viel sagen!


    Dudelhuhn

  • Hallo Justus,


    ich kann da leider nicht so viel dazu beisteuern, aber ich denke, es wäre besser, es vor den Ferien zu thematisieren, weil es jetzt noch frisch ist. Nach den Ferien haben sich die nicht betroffenen Schüler schon gedanklich davon entfernt und beim betroffenen Schüler werden vielleicht manche Wunden wieder aufgerissen, die in den Ferien so einigermaßen verarbeitet wurden. Aber wie gesagt, ich kenne mich da nicht aus, das ist nur mein spontaner Gedanke.


    Femina

  • Hallo Justus Jonas,
    eine neutrale Beileidskarte kann nichts verkehrt machen! (In der islamischen Religion gibt es ja ein Weiterleben nach dem Tod.)
    Ich würde es auch lieber gleich als nach den Ferien thematisieren.
    Gruß venti
    :)

  • Salut,


    ich kann mich nur anschließen. Thematisiere es gleich, sprich mit den Schülern darüber. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Schüler sehr sensibel darauf reagieren und es die Klasse für einen Moment dieser Trauer auch stärker zusammenschweißen kann.


    Alles Gute

    Ich denke schneller als ich schreibe...

  • Hi,


    also ich würde es kurz vor den Ferien anreißen, aber nur dann wenn du merkst, dort besteht Bedarf bei den Schülern. Ansonsten länger eher nach den Ferien, da auch die Unterhaltung darüber Kinder sehr verunsichert und im Nachhinein noch viele viele Fragen aufkommen können, die du ihnen dann , wegen der Ferien, nicht mehr beantworten kannst.
    Wichtig ist zu wissen, wie nahe es dem Kind geht darüber zu sprechen....das mußt du natürlich vorher abchecken, denn vielleicht möchte das Kind erstmal gar nicht darüber sprechen und das müßte man natürlich respektieren. Spreche da leider aus eigener Erfahrung.
    Im Islam wird das ganze wahrscheinlich eh anders behandelt, aber wie, da bin ich jetzt auch überfragt.
    eine Beileidskarte würde ich in jeden Fall schreiben!


    Unabhängig von den Geschehnissen, ist es aber mit Sicherheit wichtig, das Thema Tod überhaupt mal anzusprechen,denn leider Gottes ist es ja echt ein Tabuthema und dann, wenn man es selber erlebt, steht man plötzlich da und bemerkt, dass man auf so etwas nie vernünftig vorbereitet wurde.


    Lieben Gruß
    Cliff

  • Hi Ho,
    danke für euren Rat! Ich habe gestern mit der Klasse drüber geredet und heute auch - ich habe einfach gefragt, wie sie behandelt werden wollten, wenn ihr eigener Vater gestorben wäre - das war ganz gut, denn es kam heraus
    - dass es viele verschiedene Verhaltensweisen gibt, die falsch sein können, und man sehr auf die Stimmung des trauernden Menschen achten und Rücksicht nehmen muss, und
    - dass man sich das kaum vorstellen kann wie es ist.


    Zwei haben dann einen Brief verfasst, und heute hat die ganze Klasse eine Karte geschrieben. Auch hier kam noch einmal ein guter Austausch zustande, denn ich hatte zwei Karten mit (ein bunte mit Blume, eine klassische). Die Schüler haben sich sehr sehr ernsthaft (und zwar in der 6. Stunde, letzte vor den Ferien!!!) darüber unterhalten, welche Karte aus welchen Gründen besser geeignet sei, und sich dann ganz bewusst für die Trauerkarte entschieden.


    Ich denke, nach den Ferien werde ich das Thema ruhen lassen, mit dem Jungen noch einmal kurz alleine sprechen und darauf nur zurückkommen, falls ein Anlass besteht.


    Grüße,
    JJ

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