Attestpflicht Lehrer, Schüler, Eltern (als Arbeitnehmer)

  • Zitat

    the-unknown-teacher-man schrieb am 28.10.2005 14:16:


    stehe nämlich kurz davor, einen gepfefferten Leserbrief zu verfassen...


    Die Reaktion auf deinen Leserbrief stelle ich mir dann ungefähr so vor:
    "Da kann man mal sehen wieviel Zeit die Lehrer haben - wenn sie Leserbriefe schreiben können! Man sollte sie während der Ferienzeiten im Steinbruch arbeiten lassen, damit sie mal erleben, was Arbeit ist!"


    ;)


    Gruß


    Animagus

  • Die ganze Diskussion ist doch unsinnig.


    Unterricht darf halt nicht ausfallen - egal warum.
    Und wenn er ausfällt, dann muss er zügig nachgeholt werden.
    Daran sind die Planstellen auszurichten und fertig.


    Dass es wünschenswert wäre, unterrichtsmüde Beamte ganz von den Kindern fernzuhalten, steht auf einem anderen Blatt.



    - Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

  • Zitat

    Timm schrieb am 28.10.2005 08:18:
    Also erstmal habe ich deinem Profil entnommen, dass du in Sek I und II unterrichtest, deshalb mein Beispiel mit dem 5.-Klässler.
    Da ich selbst an einer Berufsschule (dem entspricht doch das Berufskolleg bei euch?)bin, unterrichte ich Voll-und Teilzeitschüler.


    Hallo Timm,


    das Berufskolleg in NRW entspricht nur zum Teil der Berufsschule, nämlich beim "dualen" Zweig, also der Berufsausbildung mit begleitender Berufsschule. Der zweite (und wesentlich größere) Teil sind die Vollzeitklassen verschiedener Bildungsgänge, bei denen die Schüler außer einer beruflichen Grundbildung verschiedene Abschlüsse vom Hauptschulabschluss bis zur Allgemeinen Hochschulreife erwerben können. Das ist also ähnlich zu deinem Vollzeitbereich.
    Es heißt bei uns trotzdem Sek. I und II, weil es eben Bildungsgänge gibt, die dem Sek I-Bereich entsprechen (die Schüler holen ihren Haupt- oder Realschulabschluss nach). Aber das kann man aus meinem Profil nicht ersehen, stimmt schon.


    Zitat

    Ich denke schon, dass Schüler nicht nur durch steten Zwang zu erziehen sind, sondern dass sie auch lernen müssen, mit Freiheiten verantwortungsvoll umzugehen. Das lernen sie m.E. mit einem so rigiden System wie bei euch nicht richtig.


    Was die Erziehung zum verantwortungsvollen Umgang auch mit Freiheiten angeht, gebe ich dir Recht. Allerdings hat bei uns die Erfahrung gezeigt, dass die Schüler meist noch nicht so weit sind, sondern erst langsam an die Verantwortung herangeführt werden müssen. Der Großteil kommt aus schwierigen sozialen Verhältnissen und ist mit Verantwortung für sich selbst schlichtweg überfordert. Für "normale" einzelne Schultage haben wir ja auch keine Attestpflicht, nur für die Klausurtage, und allein der Umgang mit den Fehlzeiten für "normale" Schultage ist schon grenzwertig.


    Viele Grüße
    volare

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

  • Zitat

    oh-ein-papa schrieb am 28.10.2005 15:43:
    Die ganze Diskussion ist doch unsinnig.


    Unterricht darf halt nicht ausfallen - egal warum.
    Und wenn er ausfällt, dann muss er zügig nachgeholt werden.
    Daran sind die Planstellen auszurichten und fertig.


    Tja, das wird nicht passieren und deshalb ist die Diskussion nicht überflüssig. Es wird keine angemessen dicke Personaldecke geben, deswegen müssen andere Wege gefunden werden, um die für den Unterricht notwendige Arbeitskapazität besser bereitzustellen.


    Nur zur Erinnerung: beim Ausfall von Unterricht durch Krankheit ist ja nicht der einzelne Lehrer, der mal mit einem grippösen Infekt im Bett liegt, das Problem. Die Schwierigkeit sind langfristig erkrankte Kollegen oder Kolleginnen im Mutterschaftsurlaub. Da die Schulen am absolut untersten Rand des Notwendigen mit Lehrern ausgestattet sind, reisst so ein längerer Ausfall regelmäßig schwere Lücken in die Unterrichtsversorgung, die von den Schulleitungen nur mit allergrößten Anstrengungen ausgeglichen werden können und das auch nur halbgar.


    Nach "Attesten ab dem ersten Tag" für Lehrer zu schreien, ist da natürlich populistisches Gewese ohne jeden inhaltlichen Gehalt.


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Ich habe mal miterlebt, wie an einer Schule 4 Monate lang darüber Buch geführt wurde. Der Ausfall durch Krankheit der Lehrer betrug in einzelnen Klassen bis zu 30 %. Im Schnitt waren es 10 %. Das Schulamt versicherte uns, dass kein Grund zur Besorgnis bestünde. Das seien durchschnittliche Werte.


    Für die, die die gute alte Holzapfel-Arithmetik nicht kennen: Unser damaliger Kultusminister hatte den legendären Satz "90 % sind 100 %" geprägt. Womit er meinte, dass bei erteilten 90 % nach Stundentafel der Unterricht zu 100 % abgedeckt sei. Seitdem ist uns Hessen klar, dass das Ding mit der Statistik kein einfaches ist.


    Grüße Enja

  • Zitat

    Enja schrieb am 28.10.2005 16:06:
    Ich habe mal miterlebt, wie an einer Schule 4 Monate lang darüber Buch geführt wurde. Der Ausfall durch Krankheit der Lehrer betrug in einzelnen Klassen bis zu 30 %. Im Schnitt waren es 10 %. Das Schulamt versicherte uns, dass kein Grund zur Besorgnis bestünde. Das seien durchschnittliche Werte.


    Ich möchte die Situation nicht schönreden. Was in der Statistik des Rechnungshofes fehlt, sind nämlich Stunden, die laut offizieller Stundentafel gehalten werden müssen, aber im normalen Stundenplan nicht auftauchen, weil sie wegen Lehrermangels nicht gehalten werden können (z.B. Sport, oder die langjährige Verkürzung der allgemeinbildenden Fächer D und GK im 1./2. Lehrjahr um die Hälfte).
    Andererseits belegen die Zahlen des Rechnungshofes eindrücklich, wie die Gymnasien (in B-W) selbst Unterrichtsausfall durch Krankheit und Fobis vermeiden. Dass da Kollegen eine große Bugwelle von Überstunden Jahr für Jahr vor sich herschieben (die werden dann im nächsten Jahr virtuell abgebaut und dafür kommen dann neue dazu ), steht auf einem anderen Blatt.
    Wichtig ist aber, dass man bei einer zufälligen Stichprobengröße von n=1000 sehr zuverlässige statistische Werte bekommt und damit die These widerlegen kann, Krankheiten und Fobis seien Hauptursachen des Unterrichtsausfalles. Mag sein, dass es in Hessen anders aussieht - es wurde ja auch ein Wahlkampf mit dem Versprechen nach mehr Lehrern geführt -,mag sein, dass du einfach Pech hast. Denn es kann prinzipiell sehr wohl sein, dass es Schulen mit hohem Krankenstand gibt, genau so wie es dafür Schulen mit sehr niedrigem Krankenstand gibt (an meiner ersten Ausbildungsschule damals knapp 2% !!!).


    Prinzipiell hat oh-ein-papa aber recht, es müssen mehr Stellen her. Dass das erstmal utopisch ist, steht auf einem anderen Blatt. Politik hat u.a. die Aufgabe, Utopien umzusetzen.


    volare: Das Missverständnis kommt daher, dass bei uns alle Schüler auf der Berufsschule der Sek. II zugeordnet werden, weil sie die Sek. I abgeschlossen haben (o.k. über BVJler ohne HS-Abschluss könnte man sich streiten...). Ansonsten entsprechen bei uns die Berufsschulen euren Berufskollegs, wobei es Schulen mit mehr Azubis und weniger Vollzeit und umgekehrt gibt. Aber an fast allen Schulen kann man vom HS- bis zum FH-Abschluss alles nachholen, viele haben auch noch ein berufliches Gymnasium.



    edit: Um auch mal die "Bürokratie" zu loben. Unser RP tut wirklich alles, um a) an Mittel für Krankheitsvertretungen zu kommen und b) Neueinstellungen und Krankheitsvertetungen zu gewinnen. Nun stehen wir in B-W kurz vor der Wahl, so dass die Mittel vom Ministerium leichter fließen, das schmälert aber nicht den Verdienst der so oft gescholtenen "Bürokraten", die selbst Verordnungen dehnen (z.B. werden Teilzeitdeputate auf Wunsch auch unter dem Schuljahr aufgestockt, um Vertretungsstunden direkt zu bezahlen, statt Überstunden zu verrechnen, was der gültige Erlass so nicht vorsieht).

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Hallo,


    das war damals zu "Holzapfel-Zeiten". Tatsächlich wird heute meines Wissens in Hessen fast flächendeckend der vorgeschriebene Unterricht auch erteilt. Selbst die dritte Sportstunde findet an etlichen Schulen durchaus statt oder wird irgendwie in geballter Form durch Sport-Freizeiten ersetzt.


    Wir hatten es bisher mit 5 verschiedenen Gymnasien zu tun. Der Krankenstand war überall gleich hoch. An unserer jetzigen Privatschule wird allerdings konsequent vertreten, wodurch es keinen Ausfall gibt. Die Lehrer werden dafür bezahlt. Überstunden machen sie keine.


    Die Lehrer an den öffentlichen Schulen, die wir erlebten, machten auch keine. Dort fielen die Stunden eben aus.


    Für Ausfälle, die durch Fortbildung, Klassenreisen, etc verursacht werden, sind wir regelrecht dankbar.


    Grüße Enja

  • Im Übrigen läuft die Diskussion etwas falsch, zumindest was ältere Schüler betrifft. Hier muss man zwischen Unterrichtsausfall und "Stoffausfall" unterscheiden.
    Wenn es absehbar ist, dass ein Lehrer fehlt, kann dieser den Stoff so aufbereiten, dass die Schüler ihn eigenständig erarbeiten können. Bei Randstunden kann dies zuhause geschehen, sonst reicht es, wenn der Kollege nebenan mal ab und an einen Blick ins Klassenzimmer wirft (so es keine "Chaotenklasse" ist). Bei uns praktizieren das viele Kollegen - leider auf freiwilliger Basis. Ich finde es durchaus vertretbar, dass dies unter obigen Bedingungen den Kollegen zur Pflicht gemacht wird, denn die Stunde hätten sie ja so oder so vorbereiten müssen.
    Nicht wenige schicken oder faxen sogar Aufgaben in die Schule, obwohl sie krank im Bett liegen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Zitat

    Enja schrieb am 28.10.2005 16:06:
    Der Ausfall durch Krankheit der Lehrer betrug in einzelnen Klassen bis zu 30 %. Im Schnitt waren es 10 %.


    Den Krankenstand würde ich aus dem Bauch heraus unser Grundschule auch zurechnen. Allerdings habe ich keine nennenswerten Unterrichtsausfälle registriert.


    Zitat


    Das Schulamt versicherte uns, dass kein Grund zur Besorgnis bestünde. Das seien durchschnittliche Werte.


    Da ist aber auch irgenwas Ungesundes in der Luft, denn "blau machen" tun die Lehrerinnen hier nicht. Eher ist es so, dass sie erkennbar zu früh wieder antreten, zu viel reden ;) und gleich wieder ausfallen.



    Grüße,
    Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

  • Natürlich ist da was ungesundes in der Luft. Ich würde nie unterstellen, dass die blau machen. Wenn ich mich bei meiner Arbeit wohl fühle, kommt sowas doch gar nicht in Frage.


    Die Gesundheitsrisiken für Lehrer werden ja immer mal wieder aufgezählt. Deshalb lasse ich das jetzt hier mal aus. Ich verstehe allerdings auch nicht, warum sie das so hinnehmen.


    Grüße Enja

  • Hallo,


    also im allgemeinen, so denke ich, will niemand gerne krank sein, ich kenne sogar viele Lehrer, die kommen ziemlich krank in die Schule, damit nichts ausfällt.


    An unserer jetzigen Schule versucht man Ausfälle durch Kollegen abzufangen, was auch oft geschieht.


    Allerdings habe ich es an der Vorgängerschule erlebt, dass die Klassenlehrerin, die für 4 Fächer verantwortlich war im gesamten Schuljahr für sage und schreibe ca. 3 Monate krank.


    Gut, könnte man sagen, es gibt nun mal sehr anfällige Menschen mit labiler Gesundheit, auch unter den Lehrern.


    Nur ist diese Lehrerin sehr sportlich und in ihrer "Lieblingsdiziplin" dem Triatlon in unserem Bundesland Vizemeisterin. Ich weiß das, weil ich bei dem Wettbewerb Sani war.


    Da frage ich mich dann schon, wie das zusammen passt.


    Leidtragende sind die Kinder, denen enorm viel Stoff in wichtigen Fächern fehlt.


    Aber das sind Ausnahmen.


    Also so sollten auch Lehrer erst nach dem 3. Tag die Krankmeldung anbringen müssen.


    Das gilt zumindest bei uns auch für Beamte jeglicher Art, ohne Ausnahme.


    Wieso müssen bei anderen Bundesländern Schüler Atteste anbringen? Das kenne ich nicht.


    Ich brachte nämlich mal eines mit, weil mir die Ärztin eines schrieb, aber man meinte, so bürokratisch will man dann doch nicht sein.


    Doris

Werbung