erstes elterngespräch ... bin enttäuscht von mir

  • liebes forum,


    hab seit 3 monaten eine vierte klasse. eine schülerin wurde wohl von der vorigen klassenlehrerin mitgeschliffen. da die leistungen in verschiedenen bereichen (und auch bei verschiedenen lehrern) unterdurchschnittlich waren, dachte ich mir (in rücksprache mit erfahreneren kolleginnen), es wäre doch gut, alternativen mit den eltern durchzugehen - konkret also eine freiwillige rückversetzung. das arme mädel sitzt im unterricht eigentlich nur noch lustlos rum, lächelt mal ganz lieb und ist einfach überfordert.


    nunja, da saß ich also, halb so alt wie die geladenen eltern ... beides intelligente menschen. nungut, ich stellte die situation also vor und formulierte, was ich für eine geeignete lösung halten würde (außerdem betonte ich, dass eine entscheidung schnell gemacht werden muss). hmm, ich hatte ja einiges erwartet, allerdings nicht, dass mir (und meinen kolleginnen) durch die blume alles mögliche vorgewurfen wurde:


    - unterricht sei nicht mehr so mitreißend
    - die zensuren wären bei vielen schülern plötzlich abgerutscht (zitat "... da kommt sicher auch noch einiges auf sie zu" - jetzt wird sogar schon gedroht)
    - der föderunterricht würde die indivudualität des kindes nicht berücksichtigen
    - das kind würde nicht genug motiviert werden


    ich fühlte mich ständig dazu genötigt, mich zu rechtfertigen ... sicherlich auch gewürzt durch meine unsicherheit, die man nunmal als berufsanfänger hat (vielleicht hat die frau ja recht? ist mein unterricht wirklich schlecht? motivier ich nicht genug?). habe mich zwar am ende sehr bemüht, das gespräch zurück zum eigentlichen thema zu lenken, aber im grunde wurde ich von den eltern an der nase herumgeführt. hab mich richtig schlecht gefühlt, war wohl etwas naiv...


    wollte mich mal so umhören, ob eure ersten gespräche auch nicht immer perfekt waren und ob es hoffnung auf besserung gibt ? ist vermutlich eine frage des selbstbewusstseins. eines muss man wohl unbedingt lernen: selbstkritik am unterricht ist gut und wichtig, aber im elterngespräch braucht man wohl ein mehr kaltschnäuzigkeit ("was ich mache, ist richtig!"). könnt ihr das bestätigen?!


    letztlich ist die verliererin die schülerin, die dieses jahr vermutlich nur so durchgeschliffen wird und dann auf ein teures internat gesteckt wird ...

  • Die "Kaltschnäuzigkeit", die du erwähnst ist sicherlich hilfreich und ich kann dir versichern, dass wohl jeder in den ersten Elterngesprächen kein besonders gutes Gefühl hatte. Das ist aber eine Sache, in die man reinwächst. Wachsende Berufserfahrung führt dazu, auch seinen Standpunkt besser vertreten zu können.
    Wenn es um das eigene Kind geht, versuchen viele Eltern (nicht alle), die Schuld für das Versagen bei anderen zu suchen. Und es ist ja auch ihre Aufgabe, sich für ihr Kind einzusetzen...
    Gerade gestern musste ich mir anhören "Wissen Sie, Englisch macht XY eben nicht so viel Spass...!". Da sage ich mir "Dann ist es eben so. Ich habe noch 32 andere Kinder in der Klasse, und man kann es wohl nie allen Recht machen. Außerdem kann man auch nicht erwarten, dass jedes Fach dem Kind gleich viel Spass machen."
    Ich denke mal, dass die große Kunst darin liegt, eventuelle Taktiken der Eltern zu durchschauen und bestimmte Reaktionsmuster zu entwickeln. (Was mache ich zum Beispiel wenn eine Mutter kurz vor den Zeugniskonferenzen vor mir sitzt und heulend sagt... "Der ABC kann zu Hause alles, aber bei den Arbeiten, *schluchz* da is alles weg.."...?)
    Das fiese bei den Elterngesprächen ist ja, dass man den Verlauf und die Reaktionen der Eltern nie voraussehen kann. Es gibt immer Überraschungen und die Reaktion auf solche unerwarteten Situationen lernt man mit der Zeit (Im Ref. gibt es leider keine Kurse "Schwierige Elterngespräche").
    Auf keinen Fall solltest du dich auf Diskussionen à la "seit sie unterrichten, ist alles schlimmer geworden.." einlassen. Solange sich nicht duzende von Eltern bei dir beschweren, kannst du wohl nicht alles falsch gemacht haben, oder?


    Also, ... Kopf hoch, weiter üben und nicht unterkriegen lassen :)

  • Ich hatte mal ein Elterngespräch mit einer Mutter. Seitdem ich in der Klasse unterrichten würde, arbeite das Kind nicht mehr mit. Grund: Ich bin nicht so nett, wie ich aussehe.
    Das passiert mir so schnell nicht noch mal

  • Zitat

    Paulchen schrieb am 23.11.2005 21:24:
    (Im Ref. gibt es leider keine Kurse "Schwierige Elterngespräche").


    Wir haben eine Einheit mit Transaktionsanalyse und simulierten Gesprächenim Ref gemacht; das ist/war eine große Hilfe.
    Ich rate den Berufsanfänfgern solche Fortbildungen bei den zuständigen Stellen anzuregen. Bei meinem Start hat das OSA auf unsere Anregungen im Hinblick auf Fobis sehr gut reagiert,

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Du hast mein größtes Mitgefühl, mir geht es (auch nach immerhin einem Jahr "Schulerfahrung") im Umgang mit manchen Eltern nicht anders. Auch bei mir ist es ähnlich: die Eltern sind mind. 10 Jahre älter als ich, durchweg Akademiker und wissen zum Teil vieles besser.


    Neulich sagte eine Mutter in Bezug auf die Deutsch-Defizite ihres Kindes (ich habe Rat zu Fördermaßnahmen gegeben): "Sie sind zu nett, seien Sie auch mal böse, denn wenn er will, dann kann er es."
    Gemeint war wohl auch: ich arbeite zu lasch, fordere nicht genug.
    Und leider fällt einem in dem Moment nicht die passende Reaktion ein - z.B., dass sich ein Sprachdefizit nicht mit Druck und Strenge lösen lässt.


    Sophia

  • A propos zu lasch: Eine Mutter meinte mal zu mir: " Herr ... , dem XY machen wir beide mal so richtig Druck.... Der soll ruhig mal sehen, wo der Hase lang rennt." Ich meine dabei ein leicht fieses Grinsen in ihrem Gesicht bemerkt zu haben ... :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    ein gewisses Maß an Kaltschnäuzigkeit plus ein dickes Fell sollte man in Elterngesprächen dabei haben- und wir haben zumindest im Ref gelernt, dass wir
    a) sämtliche Eventualitäten versuchen durchzudenken
    b) immer freundlich bleiben
    c) Eltern durch Zugeben überraschen.


    In deinem Fall hätte das vielleicht so ausgesehen:
    Vorwurf der Eltern: "Ihr Unterricht ist nicht mitreißend und Sie geben viel zu strenge Noten!"
    Lehrer: Haben Sie vielleicht noch Ideen oder Vorschläge, wie ich den Unterricht besser gestalten könnte?
    Eltern: Aber das ist doch Ihr Bier, das haben Sie doch schließlich gelernt!"
    Lehrer: "Ja, aber das Gelernte wende ich bereits an. Vielleicht haben Sie noch viel bessere Vorschläge? Sie kennen Ihr Kind ja auch besser als ich. Übrigens kommen meine Methoden bei anderen Kindern sehr gut an"
    Entweder die Eltern bringen tatsächlich gute Vorschläge oder sie trollen sich ganz schnell, weil sie merken, dass sie mit ihren Vorwürfen ins Leere laufen.
    Also, immer nett, aber unverbindlich sein- meist sind die Vorwürfe doch auch nur Unsicherheit und Panik, du könntest sie als schlechte Eltern sehen.
    Lg, Hermine

  • Zitat

    schlauby schrieb am 23.11.2005 21:11:
    leine schülerin wurde wohl von der vorigen klassenlehrerin mitgeschliffen.


    Nun schau mal, hast Du diese Einschätzung den Eltern so klar vermittelt? Es gibt natürlich gute Gründe dagegen. Aber wenn Du schon mit "begrenzter Offenheit" ins Gespräch gehst, solltest Du von intelligenten Eltern nicht wesentlich mehr erwarten.



    Zitat


    hmm, ich hatte ja einiges erwartet, allerdings nicht, dass mir (und meinen kolleginnen) durch die blume alles mögliche vorgewurfen wurde:


    Warum nicht? Du wusstest doch, dass die Suppe der vorherigen Klassenlehrerin noch auszulöffeln ist.



    Zitat


    - unterricht sei nicht mehr so mitreißend
    - die zensuren wären bei vielen schülern plötzlich abgerutscht (zitat "... da kommt sicher auch noch einiges auf sie zu" - jetzt wird sogar schon gedroht)
    - der föderunterricht würde die indivudualität des kindes nicht berücksichtigen
    - das kind würde nicht genug motiviert werden


    Sooo ehrabschneidende Sachverhalte sind das nun auch wieder nicht. Es muss ja wohl Bereiche geben, in denen Berufsanfänger sich noch verbessern können. Deine Gegenüber haben wahrscheinlich Deinen Unterricht nie gesehen sind auf Vermutungen angewiesen.



    Zitat


    selbstkritik am unterricht ist gut und wichtig, aber im elterngespräch braucht man wohl ein mehr kaltschnäuzigkeit ("was ich mache, ist richtig!"). könnt ihr das bestätigen?!


    Stell Dir mal vor, Dein Arzt würde seine Kompetenz vor einer Operation Deines Kindes dezent in Zweifel ziehen. Nicht gut.
    Aber gleich jede Frage nach Aufklärung über Behandlungsmethoden zurückweisen? Auch nicht gut.



    Zitat


    letztlich ist die verliererin die schülerin, die dieses jahr vermutlich nur so durchgeschliffen wird und dann auf ein teures internat gesteckt wird ...


    Nach landläufiger Meinung sind die Verlierer in unserer Gesellschaft eher nicht auf teuren Internaten zu finden.


    Es kann aber genausogut sein dass die Eltern
    - excellente Nachhilfelehrer an den Start bringen
    - sich bei der Schulleitung bitter über Dich beschweren
    - nach vier Wochen auf einmal Zurückstufen wollen
    - gerade einen Schulwechsel beantragt haben
    - ...



    Grüße,
    Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

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  • @ Hermine: Dein Beispiel scheint mir nicht gerade geeignet für deinen Vorsatz "immer freundlich bleiben". Das klingt in meinen Ohren doch sehr überheblich und schürt wohl eher das Feuer in der Situation. Ich mag mich irren ...

  • Zitat

    ich fühlte mich ständig dazu genötigt, mich zu rechtfertigen


    es geht ja auch nicht ums rechtfertigen, sondern um die beste lösung für ein kind.


    wie hätten die eltern denn deiner meinung nach reagiert, wenn du dein unbehagen über rechtfertigungen und vorwürfe ausgesprochen hättest?


    und du kannst nicht wissen, ob das gespräch nicht gut gelaufen ist, denn du weisst noch nicht, was bei den eltern angekommen ist und was nicht.


    gruß,


    martina

    Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheiten erscheint es mir ja schade, sie nicht weiterzugeben - aber Du verstehst, o Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte (Teresa von Avila
    Nonne, Mystikerin, Kirchenlehrerin)

  • Bei einem Seminar über das Eltern-Lehrer-Gespräch für Eltern kam genau so eine Taktik zur Sprache: freundlich und unverbindlich die Eltern mit ihrem Anliegen ins Leere laufen lassen.


    Die Psychologin meinte dazu, dass jedes Gespräch mit so einem Gegenüber zum Scheitern verurteilt und damit eigentlich überflüssig sei. Da könnten die Eltern tun, was immer sie wollten.


    Wir probierten das in einem Rollenspiel aus. Die Frau, die die Lehrerin spielte, meinte, das gäbe ein wundervolles Gefühl von Macht. Sie hätte immer so weitermachen mögen.


    Die Eltern sind bitter drauf angewiesen, weiter zu kommen. Der Lehrer verweigert sich in diesem Moment, weil ihm "der Ton" der Eltern nicht passt oder wie auch immer. Schade für das Kind.


    Die Psychologin führte uns dann vor, wie es auch laufen könnte. Ihr Rat: konstruktive Vorschläge in unterschiedliche Richtungen.


    Grüße Enja

  • Zitat

    schlauby schrieb am 23.11.2005 21:11:
    - unterricht sei nicht mehr so mitreißend
    - die zensuren wären bei vielen schülern plötzlich abgerutscht (zitat "... da kommt sicher auch noch einiges auf sie zu" - jetzt wird sogar schon gedroht)
    - der föderunterricht würde die indivudualität des kindes nicht berücksichtigen
    - das kind würde nicht genug motiviert werden


    Das Notenargument kann ich schon nicht mehr hören, deshalb besorge ich mir vor solchen Gesprächen schon die letzten Noten des Kindes. Die Behauptungen die Schüler seien vorher besser benotet worden stimmen eben nicht immer!


    Hast du die Eltern gefragt wie sie zu o.g. Einschätzung kamen? Ich hätte da gerne eine Begründung möglichst aus der Sicht des Kindes hören wollen.


    LG
    Maria Leticia


    auch Berufsanfängerin aber bisher fast ohne Erfahrung mit problematischen Elterngesprächen

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Zitat

    Enja schrieb am 23.11.2005 22:53:
    Bei einem Seminar über das Eltern-Lehrer-Gespräch für Eltern kam genau so eine Taktik zur Sprache: freundlich und unverbindlich die Eltern mit ihrem Anliegen ins Leere laufen lassen.


    Hier war die Situation ausnahmsweise mal umgekehrt. Die Lehrerin hatte ein Anliegen und die Eltern haben sie - egal ob taktisch, sachlich oder emotional begründet - abblitzen lassen.


    Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, den Eltern nahezulegen, bei der Auswahl der weiterführenden Schule ("Vielleicht kommt ja auch ein Internat in Frage?") eher auf verständige Pädagogen als auf ehrgeizige Einpeitscher zu setzen. Das holt die Eltern zumindest da ab, wo sie zur Zeit stehen.


    Auf die Vorteile einer frühen Rückstufung ("Eine Ehrenrunde auf Oberhohenstaufensee kostet sie einen fünfstelligen Eurobetrag." ;) ) kann man ja im Gesprächsverlauf noch dezent hinweisen - wenn die Eltern nicht von selbst darauf kommen.



    - Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

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  • @oh-papa: lehrer, nicht lehrerin ;)


    Zitat

    oh-ein-papa schrieb am 23.11.2005 22:27:


    Nun schau mal, hast Du diese Einschätzung den Eltern so klar vermittelt? Es gibt natürlich gute Gründe dagegen. Aber wenn Du schon mit "begrenzter Offenheit" ins Gespräch gehst, solltest Du von intelligenten Eltern nicht wesentlich mehr erwarten.


    das "mitschleifen" ist eine vermutung der jetzigen kollegen. ich maße mir nicht an, über den unterricht meiner vorgängerin vor den eltern zu urteilen (den ich nicht einmal kenne)... ziehe diese erklärung aber durchaus in betracht.


    ansonsten habe ich in aller offenheit gesprochen, was die eltern auch bestätigten und sich ausdrücklich dafür bedankten.


    Zitat

    Warum nicht? Du wusstest doch, dass die Suppe der vorherigen Klassenlehrerin noch auszulöffeln ist.


    diese suppe ist ganz sicher nicht der kollegin aufzudrücken. ich weiß, dass es schon gespräche gab - bis hin zu anrufen bei schulleitung und schulrat. der vorigen klassenlehrerin ist sicherlich keine mangelnde kompetenz vorzuwerfen...


    ... es musste ein entscheidung getroffen werden, was JETZT zu tun ist - nicht, was alles hätte anders laufen können.


    Zitat

    Sooo ehrabschneidende Sachverhalte sind das nun auch wieder nicht. Es muss ja wohl Bereiche geben, in denen Berufsanfänger sich noch verbessern können. Deine Gegenüber haben wahrscheinlich Deinen Unterricht nie gesehen sind auf Vermutungen angewiesen.


    es würde doch relativ lange dauern, hier auszuholen, da sich die vorwürfe ja nicht nur gegen mich richteten. kurz gesagt, war es eine unverschämtheit und diente lediglich dazu, das gesprächsanliegen zu verschleiern. dieses gefühl habe ich den eltern auch widergespiegelt.


    Zitat

    Stell Dir mal vor, Dein Arzt würde seine Kompetenz vor einer Operation Deines Kindes dezent in Zweifel ziehen. Nicht gut.
    Aber gleich jede Frage nach Aufklärung über Behandlungsmethoden zurückweisen? Auch nicht gut.


    schon klar. in diesem gespräch habe ich aber auf meine pädagagogische kompetenz nicht ausreichend vertraut und habe mich durch unberechtigte kritik verwirren lassen. das wurde mir leider erst im nachhinein klar!


    Zitat

    Nach landläufiger Meinung sind die Verlierer in unserer Gesellschaft eher nicht auf teuren Internaten zu finden.


    ich rede nicht von verlierern der gesellschaft, sondern von dieser schülerin, die das kommende 4.schuljahr eher leiden als freude an schule entwickeln wird.



    ???


    Zitat


    wie hätten die eltern denn deiner meinung nach reagiert, wenn du dein unbehagen über rechtfertigungen und vorwürfe ausgesprochen hättest?


    und du kannst nicht wissen, ob das gespräch nicht gut gelaufen ist, denn du weisst noch nicht, was bei den eltern angekommen ist und was nicht.


    ich habe mein unbehagen geäußert, die eltern haben sofort alles wieder relativiert ("nein, so war das ja nicht gemeint ... aber ... naja ... sie wissen, schon ..."). letztlich weiß ich jetzt aber, dass das dorf brodelt ;).


    im moment geht es mir auch weniger um das konkrete problemkind bzw. wer nun recht hat, sondern um meine pädagogische professionalität und meine psychische stabilität: ich habe in dem gespräch gemerkt, wie schnell ich mich verunsichern und einschüchtern lasse. das wird mir hoffentlich nicht noch mal passieren, gerade nicht bei diesem klientel. lieber lasse ich mir den schulrat auf den hals hetzen (ich brauche mich vor meinem unterricht nicht zu verstecken) als dass ich mich von eltern noch einmal so an der nase rumführen lasse!


    ich war nach dem gespräch sauer --- und zwar auf mich. ich werde das gespräch morgen mit meinen kolleginnen reflektieren (die ja auch mitangegriffen wurden) und werde den nächsten konflikt sicherlich selbstbewusster führen! den eltern ist nichts vorzuwerfen, sie haben eine typische position eingenommen ("versagen ist zu großen teilen bei den lehrern zu suchen"). die harte zeit steht mir aber erst im februar bevor ... also vielleicht ein gutes training!


    Zitat


    Auf die Vorteile einer frühen Rückstufung ("Eine Ehrenrunde auf Oberhohenstaufensee kostet sie einen fünfstelligen Eurobetrag." ) kann man ja im Gesprächsverlauf noch dezent hinweisen - wenn die Eltern nicht von selbst darauf kommen.


    :) tja, das habe ich - natürlich etwas verschlüsselt - auch angeführt. allerdings scheint es in der familie nicht wirklich ein problem mit geld zu geben. wenn diese mädchen es tatsächlich schafft, das abitur an einem internat zu schaffen, dann ist bildung käuflich... ich habe auf meiner damaligen ref schule stärkere schüler auf die hauptschule gehen sehen ...


    Zitat

    Hast du die Eltern gefragt wie sie zu o.g. Einschätzung kamen? Ich hätte da gerne eine Begründung möglichst aus der Sicht des Kindes hören wollen.


    das hörten die eltern aus den äußerungen des kindes, wobei sie immerzu betonten, dass mich ihre tochter gerne als lehrer hat ... aber der su war bei frau XYZ viel interessanter. nun muss ich mir da wirklich nichts vorwerfen, weil das jetzige thema niedersachsen+bundesländer vom thema her schon nicht so der brüller ist, im 3.schuljahr wohl ganz viel "tiere und blumen"-themen dran waren und die genannte kollegin XYZ eher als unbeliebt bei den kindern gilt. ich habe eine super prüfung hinter mir, mein schulleitergutachten ist sehr gut, ich habe in den 3 monaten von der stationsarbeit über gruppen-, wochenplan und projektarbeit alles eingebracht und mir auch bei drögeren themen nette dinge ausgedacht (natürlich nicht mehr nur ref-stunden, aber das darf ja wohl auch keiner mehr erwarten). was ich nicht ausschließen will, ist, dass ich mehr erwarte als meine vorgängerin - vielleicht zu viel ?!? aber wir reden hier ja nicht über katastrophale arbeiten, sondern über eine notentendenz, die sich von "alles gute bis sehr gute schüler" zu "ein paar sehr gute, viele gute, aber auch schwächere schüler" relativiert.

    • Offizieller Beitrag

    Paulchen:
    Nein, es sollte nicht überheblich klingen und ich habe auf die Art und Weise auch schon Tipps von Eltern bekommen, die ich genutzt habe.
    Es sollte den Eltern aber auch klar machen, dass ich meinen Unterricht nach bestem Wissen und Gewissen gestalte und das nicht so einfach ist, wie es sich manche Eltern vorstellen.

  • Hallo,


    mit dem was du schreibst, finde ich nicht, dass das Gespräch schlecht verlaufen ist.
    Zwei Parteien haben unterschiedliche Sichtweisen über Kind xy. Ist ja erstmal legitim.


    Nach eingehender Selbstreflexion (wie es ja gerade geschieht) und Besprechung mit erfahrenen Kollegen, ändert sich nichts an deiner Sichtweise über Kind xy. Und das hast du den Eltern mitgeteilt und Lösungswege angeboten. Und da endet deine Verantwortung.


    Das schlimmste wäre, mit den Eltern einen Machtkampf anzufangen, egal wie sie sich entscheiden. Jetzt liegt die Verantwortung bei den Eltern, ihre eigene Sichtweise und deine zu überprüfen. Vielleicht tun sie`s, vielleicht auch nicht.


    Wenn du nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hast , und so hört sich das an, dann ist der Prozess erst einmal abgeschlossen.


    Aber das, was dich wohl am meisten nervt, dass sie dich in die Ecke gedrängt haben, wird wohl jedem Berufsanfänger passieren.


    kinerliebe

  • Zitat

    schlauby schrieb am 23.11.2005 23:51:
    @oh-papa: lehrer, nicht lehrerin ;)


    Ups, sorry, wir hatten vor dreißig Jahren mal einen GS-Lehrer in Sport, seitdem habe ich keinen mehr persönlich kennengelernt. ;)



    Zitat


    lieber lasse ich mir den schulrat auf den hals hetzen (ich brauche mich vor meinem unterricht nicht zu verstecken) als dass ich mich von eltern noch einmal so an der nase rumführen lasse!


    Die Eltern werden sicher nicht das Gefühl haben, Dich an der Nase herumgeführt zu haben. Aus ihrer Sicht ist die Lage schlechter geworden, nachdem die alte Lehrerin gegangen ist. Und sie vertreten die (vermeintlichen) Interessen ihres Kindes mit harten Bandagen.


    Ich denke, es ist ein Konflikt den Du nicht lösen kannst. Und der Schulrat sieht nicht das erste mal problemignorante Eltern. Nichts spricht gegen Selbstvertrauen und eigene harte Bandagen - also den Eltern gegenüber und in diesem Fall.



    Zitat


    wenn diese mädchen es tatsächlich schafft, das abitur an einem internat zu schaffen, dann ist bildung käuflich...


    Das ist jetzt nicht der Zeitpunkt für bildungsromantische Weltverbesserung.



    - Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

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  • @oh-papa:


    ja, wir kommen wieder ;) ... noch vereinzelt, aber mittlerweile studieren mehr männer auf schwerpunkt grundschule als männer auf schwerpunkt haupt- und realschule studieren (zumindest in hannover).


    ansonsten stimme ich mit den beiden positionen meiner vorredner überein. heute bin ich auch schon wieder entspannter :D ... ich wappne mich derweil schon mal gegen die angedrohte welle von elternbeschwerden, die ja bald in mein haus flattern werden :) (oder war es vielleich doch nur ein druckmittel?!?).


    immerhin helfen wir so einem unterbezahlten lehrer, sein taschengeld durch nachhilfe aufzubessern - hat also doch auch seine gute seite.

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