Spickzettel im Heft - wie ahnden?

  • Hi ihr,


    beim Durchsehen der Deutscharbeiten von meiner 8 kam mir doch aus einem Heft ein Spicker entgegen - vielmehr: ein Merkblatt, das ich den SuS gegeben hatte und das sie zur Arbeit haben lernen sollen.
    Viel genützt hat es der Madame nicht und die Arbeit ist sowieso schon schlecht, aber irgendwie muss ich das ja ahnden - die brauchen im Moment sowieso Grenzen, testen bis zum geht nicht mehr.


    Wie handhabt ihr solche Fälle? Ich dachte, es gibt eine 6 für die Aufgabe, in der sie das Ding hätte einsetzen können. Obwohl, (es ging um Rhetorische Mittel - Gedichtanalyse), sie sollten die Dinger ja nicht nur erkennen und benennen,sondern auch die Funktion erläutern, und bei dem Teil hat ihr der Spicker nichts gebracht.


    Ich denke dennoch, so viel Doofheit muss bestraft werden.
    Was macht ihr da? Ganze Arbeit eine Note runter? Diese Aufgabe mit 0 Punkten bewerten?
    Vorknöpfen werde ich mir das Fräulein sowieso, denn das ist sowieso eine eher freche und auch schlampige Schülerin.


    Viele Grüße,
    Juliet (gespannt auf Meinungen)

    Traue jemandem etwas zu und er wird sich darum bemühen, diesem Vertrauen zu entsprechen. (Don Bosco)

  • Hallo Juliet!


    Also ich selber korrigiere ja keien arbeiten! Aus meiner eigenen schulzeit kann ich mich an zwei vorgehensweisen erinnern! Entweder die ganze Arbeit 6 (selbst schuld wenn man den Spicker vergisst) oder aber nur den Teil 6 bei dem der Spicker geholfen hätte und zwar Knallhart! Definitiv natürlich noch nen Kommentar drunter, nicht dass es an den Eltern vorbei geht!


    Uiuiui, das ist mmir mal in nem Bio-Test passiert, aber Gott sei Dank nie aufgeflogen! Danach hab ich sowas nicht mehr gemacht, viel zu schissig!


    LG Sunny!

    Tschacka!


    <img src="http://img113.imageshack.us/img113/6624/zwanzigklein7xb.jpg">

  • Hallo Juliet!


    Ich finde, du musst auf jeden Fall reagieren! Rechtlich gesehen hast du mehrere Möglichkeiten: Du kannst aufgrund des nachgewiesenen Täuschungsversuchs


    - die ganze Arbeit mit "ungenügend" bewerten,


    - die Aufgabe, bei der sie das Blatt hätte benutzen können nicht bewerten, d.h. hier null Punkte geben,


    - dir Madame am ersten Schultag schnappen und sie die Arbeit wiederholen lassen (wobei es dir hier frei steht, dieselbe Arbeit nochmal zu schreiben oder eine neue zu konzipieren),


    - sie lediglich streng ermahnen und die Sache auf sich beruhen lassen.


    Ich glaube allerdings, dass der letzte Punkt in diesem Fall auch das Letzte wäre, was ich tun würde, denn du schreibst ja, dass diese Lerngruppe momentan ihre Grenzen gesetzt bekommen soll, und da wäre der letzte Punkt zu lasch.


    Die Schülerin würde von mir vor die Wahl gestellt: zunächst einmal würde ich diese Arbeit mit "ungenügend" bewerten, sie der Schülerin nach den Ferien zurückgeben, sie darauf hinweisen, dass ich sie "auf frischer Tat ertappt habe", meinen Ärger darüber sehr deutlich machen und sie dann vor die Wahl stellen: entweder sie akzeptiert die 6, oder sie schreibt sie sofort nach, also keinen Lerntag mehr geben, sondern unmittelbar nach der Rückgabe. Wenn ich mir deine Beschreibung der Lerngruppe so durchlese und die Tatsache mit in Betracht ziehe, dass sie so offensichtlich gespickt hat, indem sie DAS AUFGABENBLATT DÄMLICHERWEISE IM ARBEITSHEFT VERGISST, denke ich, dass diese Maßnahme auf jeden Fall gerechtfertigt und angebracht ist. Ich denke, dass ihr diese Maßnahme eingedenk bleiben wird und dann auch weiß, dass man das mit dir nicht machen kann.


    Halt mich mal auf dem Laufenden, was du letztendlich gemacht hast - ich bin auch schon ganz gespannt!


    Liebe Grüße:


    Kelle.

  • Wenn du nur die Aufgabe mit 6 bewertest, für welche der Spickzettel nutzt, dann kann spicken bei Ahnungslosigkeit ja nix schaden! Willst du diese Botschaft vermitteln?


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Ich würde für die ganze Arbeit eine 6 geben, sonst vermittelst du die Botschaft, dass du ja doch gnädig bist. Ich habe auch schon mal eine 6 vergeben, es ist mir sehr schwer gefallen, hat sich aber dann doch als positiv erwiesen. Der Schüler, dem ich die 6 gab, arbeitet viel besser mit und die Beziehung hat sich zwischen uns verbessert, auch wenn das paradox klingt. Am Anfang ist der Schüler natürlich sauer auf dich, aber er weiß auch genau, dass es Grenzen gibt, und wenn du sie einhältst, verschaffst du dir mehr Respekt und kommst eher in den Ruf, gerecht (!) zu sein.

  • Danke!


    Ich bin eigentlich völlig eurer Meinung und denke, die Schülerin hätte sich die 6 redlich (oder unredlich??) verdient.


    Problem: Ich - Referendarin
    mein Direx - Fachkollege, sehr schülerfreundlich


    Ich hatte neulich schon eine so eine miese Englischklausur, dass ich nachgefragt habe, in welchem Fall ich denn über die Vergabe einer 6 nachdenken darf. Antwort der Fachkollegen: ein entsetztes "Gar nicht!!!". Sobald der Schüler irgendeine Eigenleistung gebracht hat - sprich: kein leeres Blatt abgegeben hat - dürfe ich keine 6 geben, sonst könne ich in Teufels Küche kommen.
    Das habe ich eben noch im Ohr, und da der Spicker ihr nur bei einer Aufgabe geholfen hat, weiß ich nicht, ob ich mir damit nicht ins eigene Fleisch schneiden würde.
    Ich muss die Arbeit mit Notenspiegel beim Direktor abgeben, er unterschreibt das dann.
    Ich habe den Fall jetzt per Mail der Kollegin der Parallelklasse geschildert, die kennt das Procedere an meiner Ausbildungsschule. Ich warte mal deren Meinung ab.
    Wäre ich nicht mehr im Ref., würde es für sowas die 6 geben, denn ich finde, eine solch dämliche Täuschung muss deutliche Konsequenzen haben. Gegen intelligentes Schummeln habe ich ja nix, aber sowas...


    Ich werde euch den Ausgang des Falles schildern.


    P.S.: Auf alle Fälle werde ich der Schülerin DEUTLICH sagen, was ich von diesem Verhalten halte und ein Kommentar kommt drunter, den Papa unterschreiben muß.


    Liebe Grüße und Danke,
    Juliet

    Traue jemandem etwas zu und er wird sich darum bemühen, diesem Vertrauen zu entsprechen. (Don Bosco)

    Einmal editiert, zuletzt von Juliet ()

  • Wenn du noch im Ref bist und dein Direx deine Linie nicht unbedingt unterstützt, wäre ich wohl auch vorsichtig.
    Einen Zahn zulegen kannst du ja immer noch, wenn du auf dem Ref raus bist. ;)


    Aber trotzdem die Schülerin nicht ganz davon kommen lassen: Eine deutliche Ermahnung und ev. ein zusätzliches Referat sollten schon drin sein.


    LG
    Eva

    Nemo: "Ich habe aber eine kaputte Flosse!"
    Kahn: "Ich auch. Das hat mich niemals von irgendetwas abgehalten."

  • Tut mir leid, aber das kann ich nicht verstehen. Wieso bekommt ein Schüler, der einen Täuschungsversuch unternommen hat und (vielleicht deshalb) kein leeres Blatt abgibt keine 6? Hast du schon mal bei euch im Schulgesetz nachgesehen?
    Eine Klassenarbeit ist eine Prüfung wie jede andere und da ist spicken - in welcher Form auch immer, egal ob der Spicker etwas bringt oder nicht - nicht erlaubt.
    Wenn ich einen Schüler erwische, der einen Spicker benutzt, sammle ich Arbeit samt Spicker ein, schreibe ein "Arbeit wird wg. Täuschungsversuchs nicht korrigiert" darüber und ein "ungenügend" darunter. Da ist es mir auch ganz egal, was auf dem Spicker steht.
    --- Bin ich zu hart?

  • Hallo Paulchen,


    es geht nicht darum, ob das zu hart ist oder nicht, sondern darum, dass Juliet als Referendarin sich leider an der Philosophie des Direktors orientieren muss, wenn sie nicht anschließend negativ beurteilt werden will. Ich würde es auch nicht anders machen.


    Powerflower

  • nicht lange diskutieren:


    da gibts nur eins : note 6.

    Suum cuique!


    Um Vorwürfen vorzubeugen,
    gilt bei allen meinen Beiträgen mitzudenken:
    BSE:
    (BETROFFENHEIT SORGE ERSCHÜTTERUNG)

  • Als mein Mathelehrer damals meinen Spicker im Mäppchen gefunden hat, hat er mich enttäuscht angeschaut und ihn rausgenommen. Nichts weiter gesagt, hatte keine Konsequenzen, bis auf mein schlechtes Gewissen. Von da an hatte der Mann meine absolute Hochachtung und ich habe bei ihm nie wieder so etwas gemacht.


    Aber du schreibst, dass deine Schülerin faul und frech ist, wahrscheinlich kann man ihr dann nicht mit schlechtem Gewissen kommen.


    Ich würde auch am ersten Schultag direkt nachschreiben lassen. Sie wird ja nichts gelernt haben, also kein Vorteil für sie, aber wenigstens noch mal eine Chance.

  • Wieso nachschreiben lassen? Überlege mal, was das für Konsequenzen haben würde. Da denken sich doch die Schüler "Ich kann nichts zu den Aufgaben schreiben, dann spicke ich mal beim Nachbarn, bekomme mein Blatt abgenommen und kann dann irgendwann nachschreiben..."??? -


    Powerflower: Ist mir schon klar, dass es um den Ref-Status geht, aber es gibt auch Verordnungen, die sowas regeln. Macht dann jeder an der Schule das, was der Direktor macht? Wenn Juliet den Notenspiegel unterzeichnen lassen muss, kann doch eine sechs dabei stehen - wo ist das Problem? Wenn man den Referendaren die Kompetenz abspricht, gerechte Noten zu geben, dann darf man sie auch nciht mehr unterrichten lassen. Schaut sich der Direktor dann alle Arbeiten nochmal an und gleicht die Noten ab? Ne ne ... ich würde da auch als Referendar konsequent durchgreifen. Sonst heißt es doch auch unter den Schülern "Mit den Refs kann man alles machen ... selbst spicken wird nicht bestraft". Man hat als Ref sowieso bei den Schülern schon eine schwammig definierte Rolle ("Sie sind doch noch gar kein richtiger Lehrer"), dann muss man es sich mit solchen Aktionen nicht noch schwerer machen.
    Andere mögen anderer Meinung sein ...

  • Hallo alle,


    ob auch Hessen-Paule sich an Hessische
    Schulvorschriften halten muss oder gar will?



    Gruß, VdW.

  • Zitat

    Juliet schrieb am 28.12.2005 11:54:
    [...]
    Wie handhabt ihr solche Fälle? Ich dachte, es gibt eine 6 für die Aufgabe, in der sie das Ding hätte einsetzen können. Obwohl, (es ging um Rhetorische Mittel - Gedichtanalyse), sie sollten die Dinger ja nicht nur erkennen und benennen,sondern auch die Funktion erläutern, und bei dem Teil hat ihr der Spicker nichts gebracht.


    Ich denke dennoch, so viel Doofheit muss bestraft werden.
    Was macht ihr da? Ganze Arbeit eine Note runter? Diese Aufgabe mit 0 Punkten bewerten?


    Pädagogische und sonstige Erwägungen sind hier ja schon gemacht worden, aber so ein Täuschungsversuch ist in der ASchO genau geregelt. Die hessischen Vorschriften, die VanderWolke genannt hat, bieten mehr Spielraum als die nordrhein-wesftälischen, die für Juliet relevant sind:


    Zitat

    Bedient sich eine Schülerin oder ein Schüler zur Erbringung einer Leistung unerlaubter Hilfe, begeht sie oder er eine Täuschungshandlung. Bei geringem Umfang der Täuschungshandlung wird der ohne Täuschung erbrachte Teil bewertet; der übrige Teil wird als nicht erbracht gewertet. Bei umfangreicher Täuschungshandlung wird die gesamte Leistung wie eine ungenügende Leistung bewertet. Bei Unklarheit über den Umfang der Täuschungshandlung wird die Wiederholung der Arbeit angeordnet. Wird eine Täuschungshandlung erst nach Abschluss der Leistung festgestellt, ist entsprechend zu verfahren. (ASchO NRW, §21 (8))


    Da du den Spickzettel zwar erst ím nachhinein gefunden hast, da aber der Umfang der Täuschungshandlung durch den Spickzettel eindeutig bestimmbar ist, würde ich die entsprechenden Aufgabenteile einfach nicht werten. Denk bitte auf jeden Fall daran, eine entsprechende Anmerkung unter die Arbeit zu setzten und lass dir das am besten von den Eltern unterschreiben.


    Auf der pädagogischen Schiene würde ich das nicht allzu hoch hängen. Die Arbeit ist ja ohnehin schlecht und das Mädel ärgert sich wegen seiner Doofheit wahrscheinlich schon selbst ein Loch in den Bauch. Meiner Meinung nach sollte man das ganze im Sinne von sportlichen Spielregeln handhaben: die Regeln sind klar, wer foult, fliegt vom Platz and no hard feelings. Persönlich solltest du das nicht nehmen - es ist von Olims Zeiten her Schülerprivileg, bei Klassenarbeiten mogeln zu wollen. Das hat mit dir als Person nichts zu tun.


    Zitat

    Vorknöpfen werde ich mir das Fräulein sowieso, denn das ist sowieso eine eher freche und auch schlampige Schülerin.


    Mhm, hieße das, dass du eine fleissige und liebe Schülerin bei entsprechendem Verhalten nicht maßregeln würdest? ;)


    Nele

  • @vdW : In der von dir zitierten Verordnung geht es ja nur darum, was passiert, wenn während der Arbeit der Spicker entdeckt wird. Was ist nun in Juliets Fall? "Androhen einer Maßnahme" ist ja nun nicht mehr :)

  • Kann nur in das gleiche Hörnchen tuten wie Nele und vanderWolke - die Vorschriften sind relativ klar, und einen großen moralischen Aufstand würde ich daraus nicht machen. Taten sagen hier mehr als tausend Worte.


    w.


    PS: Hübsche Stunde zur Wiederholung und Arbeitsvorbereitung: Die SuS sollen einen möglichst vollständigen und originell verborgenen Spickzettel vorbereiten - erstens setzen sie sich noch einmal sinnvoll intensiv mit dem Stoff auseinander, zweitens lernt man immer mal wieder neue Spickzettelverstecke kennen, drittens lässt sich im Anschluss daran sowohl der Bereich "Warum Spickzettel nur sehr begrenzt nützlich sind" als auch der Bereich "Was passiert, wenn man mit einem Spickzettel erwischt wird" gut thematisieren.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Hi,


    das Thema stösst ja auf reges Interesse 8)


    Vielen Dank für das Zitieren der Vorschriften!!


    Ich hoffe doch sehr, dass ich bei einer gewissenhaften, lieben Schülerin genauso handeln würde wie in diesem Fall. Es ist auch nicht so, dass ich das Mädchen nicht mag, im Gegenteil. Sie ist nur gerade ein Fall von Ms. Oberpubertär und verdreht sämtlichen Jungs in der Klasse zur Zeit den Kopf, eigentlich liebe Jungs prügeln sich wegen ihr...


    Es ist eher so ein Fall von "immer die Selben..." :P


    Besonders hoch hängen werde ich das nicht und persönlich nehme ich es schon gar nicht - wir haben das als Schüler wohl alle versucht. Aber eine entsprechend strenge Handhabung führt vielleicht zu geschickterem Mogeln, was ja durchaus ein Lernerfolg ist ;)


    Wolkenstein, diese Übung werde ich mal machen, könnte interessant werden!


    Viele Grüße, Juliet

    Traue jemandem etwas zu und er wird sich darum bemühen, diesem Vertrauen zu entsprechen. (Don Bosco)

  • Zitat

    Juliet schrieb am 29.12.2005 11:08:
    Vielen Dank für das Zitieren der Vorschriften!!


    Die habe ich aus der BASS ("Bereinigte amtliche Sammlung der Schulvorschriften"). Die braucht man wirklich immer wieder und die sollte als elektronische Version auf CD auch an deiner Schule vorhanden sein. Wenn du die Kollegen von der Schulverwaltung lieb fragst, wird man dir die sicherlich zum - ähem - Selbststudium kurzfristig überlassen ;)


    Nele

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