großes Rechtschreibproblem, aber kein LRS

    • Offizieller Beitrag

    Woran kann es liegen, dass ein Kind im Bereich Rechtschreibung große Schwierigkeiten hat - insbesondere im Bereich kurze und lange Vokale als auch in der englischen Rechtschreibung - wenn weder LRS noch ein Hörproblem vorliegt (beides wurde durch Tests bzw. medizinisch abgeklärt)? Welche Gründe könnte es denn noch geben?


    Wie kann ich als Lehrerin ein solches Kind gezielt fördern bzw. welche Förderübungen kann ich den Eltern empfehlen?


    Ich habe mich schon auf LRS-Seiten im Internet umgeschaut, aber ich vermute, wenn ja definitiv kein LRS vorliegt, muss ich anders vorgehen. Oder helfen vermutlich auch LRS-Übungen?


    Ich weiß, dass es schwer ist, eine Ferndiagnose zu stellen, aber vielleicht habt ihr ja noch die eine oder andere Idee, in welche Richtung ich denken oder bzw. mich weiter informieren könnte.

  • Hallo Referendarin,


    eine LRS liegt in diesem Fall ja dann doch vor, allerdings wohl keine Legasthenie. (Wobei diese Begriffe auch von Fachleuten immer mal durcheinander geschmissen werden bzw. ich habe den Eindruck, dass da unterschiedliche Definitionen kursieren.)
    Wurde nur die Hörfähigkeit überprüft oder auch die auditive Wahrnehmung? Evtl. könnte Letzteres ursächlich für die LRS sein. Deine Beschreibung der Schwierigkeiten deutet ja zumindest doch auf irgendein auditives Problem hin.


    Wenn Teilleistungsstörungen ausgeschlossen sind, dann würde ich bei so einem Schüler eine problemorientierte Förderung versuchen. Das heißt, man müsste eine Fehleranalyse machen und schauen, wo die Hauptschwierigkeiten liegen. Diese Bereich kann man dann gesondert fördern.
    Wenn du also z.B. eben schon festgestellt hat, dass lange und kurze Vokale schwierig sind, würde ich genau das speziell üben: Hörübungen, Differenzierungsübungen, zusätzliche Erklärungen und spezielle Aufgaben möglichst mit visueller Unterstützung (Farben und Symbole zur Kennzeichnung der Längen) dazu.


    Wenn keine Fortschritte sichtbar werden oder sich das Ganze sehr zäh gestaltet, dann würde ich noch genauere Diagnostik anraten. (Man kann ja nie alles perfekt abtesten, es kann sich bei späterer Diagnostik immer noch irgendwas rausstellen, was beim ersten Mal noch nicht in Erwägung gezogen wurde.)
    Gute LRS-Institute machen häufig auch gute Diagnostik (allerdings gibt's auch viele Scharlatane - da müsste man sich genau umhören.) Ärztliche Diagnostik ist oft eher unzureichend.


    Ich hoffe, das hilft dir erstmal weiter.


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Wenn ihr Geld dafür auftun könnt - der learnserver, ich habe allerdings nur davon gehört, noch keine eigenen Erfahrungen. Ich finde das Angebot sehr teuer, doch vielleicht ist es ein Mittelding zwischen Institut und gar keiner Förderung.
    flip

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Mia,


    vielen Dank für deine Antwort. Deine Angaben sind sehr sehr hilfreich und bringen mich schon ein riesiges Stück weiter. :)


    Ich muss wohl noch ein paar Informationen hinzufügen:
    Der Test wurde bei einem LRS-Institut durchgeführt, von dem ich auch bisher einen guten Eindruck habe, da dort einige meiner Schüler sind und diese dort recht zufrieden sind. Dort wurde festgestellt, dass die Fehlerzahl nicht überdurchschnittlich hoch ist und somit keine LRS vorläge (leider habe ich das Gutachten und den genauen Wortlaut nicht). Es fällt aber auf, dass der Schüler viele Fehler im Bereich kurz-lange Vokale macht. Sowohl die Eltern als auch ich sind uns aber einig, dass das Kind sehr viele Rechtschreibfehler macht und auch öfter mal einfachste Wörter falsch schreibt. In Englisch fällt es mir sogar noch mehr auf, da der Rest der Klasse inzwischen ganz gut mit der englischen Rechtschreibung klar kommt, das Kind aber extreme Probleme mit der Rechtschreibung hat, obwohl es sonst wirklich gut mit der Sprach klar kommt.


    Das Kind hört meiner Einschätzung nach den Unterschied - zumindest wenn ich ihm ein Wort mit einem langen und ein Wort mit einem kurzen Vokal sage, weiß es, welcher kurz und welcher lang ist.


    Gibt es Möglichkeiten und Übungen, wie der Junge die Schreibweise englischer besser behalten kann?


    ?(


    Edit:
    Elefantenflip, ich habe gerade deine Antwort gelesen. Nein, Gelder stehen dafür nicht zur Verfügung. Meine Hauptmöglichkeit wäre es, dem Kind während des Klassenförderunterrichts oder für zu Hause Übungen zur Verfügung zu stellen oder mit ihm spezielle Lernmöglichkeiten für die Schreibweise englischer Vokabeln an die Hand zu geben.


    Dazu müsste ich aber erst einmal wissen, in welche Richtung ich fördern muss: Reicht es, ihm einfach Übungen zum Bereich kurzer-langer Vokal zu geben und mit ihm Regeln dazu zu besprechen, geht es vermehrt um wiederholtes Üben oder um Regellernen...?

  • Das kommt ein bisschen drauf an, wie du ihn einschätzt: Wenn du das Gefühl hast, an sich hat er die Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen und Möglichkeiten der Schreibweise kapiert, dann scheint das wohl wirklich eher ein Übungsproblem zu sein und Arbeitsblätter (vielleicht ein Wortlistentraining oder sowas) dürften reichen.


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo Referendarin,


    große Probleme in der Rechtschreibung aber keine LRS - das gibt es per Definition nicht!
    Und du beschreibst typische LRS-Probleme kurz ./. lang.


    Lies mal den LRS-Erlass für NRW:
    http://www.legasthenie.net/con…e/nordrhein-westfalen.pdf


    Natürlich gibt es "Gelder":
    1. Pflichtförderungen verschiedener Art in der Schule
    2. Förderungen außerschulisch und schulübergreifend
    3. KJHG § 27 und § 35a Kostenübernahme durch die Jugendhilfeträger (Jugendämter)


    Als Hessin kommt mir der NRW-Erlass nach einmal lesen ganz gut vor. Für mehr kannst du dich beim Landesverband Legasthenie NRW erkundigen.


    Ja, der Gebrauch der Begriffe ist uneinheitlich. In Hessen steht amtlich uber allem "Besondere Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechtschreiben". Das scheint mir auch gut so. Vielerorts wird dazu sowohl "Legasthenie" als auch "LRS" gesagt. Spezielle Spezies begrenzen "Legasthenie" auf was scheinbar edleres als nur "Lese-Rrechtschreib-Schwierigkeiten".


    Nach dem NRW-Erlass soll allen geholfen werden, die besondere Probleme haben. Darauf kommt es an!


    Gruß, VdW.

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