Eltern, die "kein Geld" haben - was tun?

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß, dass die Familie nicht gerade viel Geld hat, weiß aber nicht, wie die finanzielle Situation wirklich aussieht.


    Das Mädchen ist erst seit diesem Schuljahr auf der Schule. In der 2.Klasse schaffen die Eltern zusammen mit den Schulbüchern ein Wörterbuch an (kostet ca. 10EUR, gebraucht bekommt man es für 5€). Seit Wochen haben die Eltern laut Aussage des Kindes "kein Geld" für das Wörterbuch. Im Unterricht kann ich ihr mein Exemplar geben, brauche es aber meist für die Vorbereitung (heute hab ich es einmal mit gegeben).


    Das Mädchen hat ja nun definitiv Nachteile: Es kann die Hausaufgaben nur unvollständig machen und auch zu Hause kein Wörterbuch bei Geschichten o.ä. benutzen.


    Was macht ihr in solchen Fällen? Ein zweites Exemplar kaufen und verleihen? Oder darauf pochen, dass das Buch dann eben zusammengespart werden muss? Oder springt bei euch eventuell der Förderverein ein?


    Gruß leppy

  • Sind denn noch gebrauchte Wörterbücher da?
    Ich finde 5 € sind wirklich nicht zu viel.
    Mal ehrlich, oft haben die Eltern Geld für Zigaretten und McD -Besuche übrig, die Lehrbücher ihrer Kinder sollen aber von der Allgemeinheit bezahlt werden.
    Hast du denn die Eltern schon einmal direkt darauf angesprochen?


    Ich würde das jetzt nicht als "darauf pochen" beschreiben, aber ich würde den Eltern schon klar machen, wie wichtig ein WB ist und dass ihr Kind ein eigenes haben MUSS.


    Vielleicht können sie es ja auch in 1 Euro Beträgen zahlen (wobei dieses ständige Geldeinsammeln auch nervig wird)


    Petra

    • Offizieller Beitrag

    Die Mutter hat mir einen Brief geschrieben, in dem sie erklärt, sie habe das Geld nicht. Ich werde ihr wohl einen Brief zurück schreiben, in der ich die Wichtigkeit des WBs betone.
    In der Schule haben wir keine zusätzlichen WBs (sonst wär ja leihen kein Thema), müsste ich übers Internet gebraucht besorgen. Ich denke eben auch, wenn immer der Lehrer einspringt, dann wird sowas irgendwann als selbstverständlich gesehen.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass wirklich gar kein Geld da ist, möchte aber auch nichts unterstellen.


    Gruß leppy

  • Manche Eltern haben es wirklich nicht dicke. Oft können die, die es nicht dicke haben, aber auch gar nicht mit Geld umgehen. Und man wundert sich, was dann so zum vorhandenen Standard gehört, etwa der Fernseher in jedem Zimmer einschließlich Küche, und jeder größer als mein einziger ... (aber auf einen Bleistift warte ich seit den Weihnachtsferien ...) Nun, das war off topic. On toppic:
    Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Kinder, die ein Arbeitsheft oder eben auch ein Wörterbuch nicht anschaffen "können", solange bis sie es können, in der Schule und zu Hause aus dem fehlenden Buch/Heft abschreiben zu lassen in einer Dosierung, die zu schaffen ist, aber deutlich über dem liegt, was die anderen Kinder etwa als Lückentext zu bearbeiten haben.


    Bei Wörterbüchern sollten sich inzwischen in der Schule veraltete Exemplare oder Musterexemplare anderer Verlage angesammelt haben, die als Schreibvorlage dienen können.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Ach so, ich hatte es so verstanden, dass gebrauchte Bücher von älteren Schülern, die diese nicht mehr brauchen zum Verkauf stehen. So war das bei uns.


    Leider habe ich auch ab und zu das Gefühl, dass sich manche Menschen gerne auf der Gutmütigkeit der Anderen ausruhen. Irgendjemand wird sich schon kümmern.....


    Gut, ich verstehe, dass du dem Kind gerne helfen möchtest, es ist ja auch dringend nötig und so ein paar Euro - was macht das schon.... aber wie geht das dann weiter?
    Irgendwann wird ein Geodreieck benötigt, eine neue Tube Kleber oder eine neue Schere.


    Petra


    edit: Das WB aus dem Oldenburger Verlag gibt es übrigens momentan günstig (für Lehrer) zu kaufen - vielleicht auch eine Möglichkeit. Das Buch könnte dann als Leihgabe an den Schüler gehen.

  • Hallo,
    bei uns gibt der Förderverein in jedem Schuljahr einen bestimmten Betrag aus für Kinder, die eben kein Geld haben. Davon kaufen wir immer einen "Querschnitt" an verschiedenen häufig gebrauchten Heftsorten sowie Schnellhefter. Die liegen für alle KollegInnen zugänglich in einer Kiste. Außerdem springt der Förderverein auch ein, wenn ein Theaterbesuch ansteht oder eben ein Wörterbuch gekauft werden soll. Das beantragt man dann vorher und bekommt das Geld.
    Du könntest bei euch ja mal anregen, so etwas ähnliches zu tun. Es ist prima!
    Gruß venti :)

  • Ja, das ist bei uns auch so. Allerdings gibt der Förderverein nur Zuschüsse, denn grundsätzlich ist es Sache des Sozialamtes, bei Bedarfsfällen für Schulsachen aufzukommen. Marion

  • Zitat

    Bablin schrieb am 09.03.2006 15:46:
    Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Kinder, die ein Arbeitsheft oder eben auch ein Wörterbuch nicht anschaffen "können", solange bis sie es können, in der Schule und zu Hause aus dem fehlenden Buch/Heft abschreiben zu lassen in einer Dosierung, die zu schaffen ist, aber deutlich über dem liegt, was die anderen Kinder etwa als Lückentext zu bearbeiten haben.


    Bablin


    Damit strafst du aber wieder das Kind - das vermutlich ohnehin schon gestraft ist mit Eltern, denen es zu mühsam ist, sich ein Päckchen Zigaretten zu verkneifen, um es für ein'olles Wörterbuch' auszugeben. :rolleyes:

  • Zitat

    Damit strafst du aber wieder das Kind - das vermutlich ohnehin schon gestraft ist mit Eltern


    Eine Zeitlang etwas mehr zu schreiben, halte ich für keinesfalls schädlich. Der Effekt, dass die Eltern sich in Folge in die Verantwortung nehmen lassen, kommt letztlich dem Kind zugute. Mehr dazu möchte ich hier öffentlich nicht dazu sagen.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Zitat

    müllerin schrieb am 09.03.2006 18:49:



    Damit strafst du aber wieder das Kind - das vermutlich ohnehin schon gestraft ist mit Eltern, denen es zu mühsam ist, sich ein Päckchen Zigaretten zu verkneifen, um es für ein'olles Wörterbuch' auszugeben. :rolleyes:


    Woher weißt du denn, dass die Eltern dieses Kindes rauchen?


    So schnell sind Vorurteile fertig!


    Amanda

  • @ amanda:
    Hast natürlich Recht - klar sind das Klischees, ist ja auch plakativ gemeint - aber ehrlich, oft ist es genau SO (dann sind es halt meinetwegen nicht die Zigaretten, dafür etwas Anderes).
    Eltern, denen etwas an der Bildung ihres Kindes liegt, kriegen irgendwie die 5 Euronen zusammen oder schaffen es, sich das Buch irgendwie zu organisieren.


    @ Bablin
    ob es schadet oder nicht, ist ja nicht das Thema - 'schaden' würde es vielleicht auch allen anderen nicht
    und wenn ich mir meine Brennpunktklasse ansehe: die Kinder, die es treffen würde, sind die, die im Hort sind, deren Eltern würden gar nicht mitkriegen, wenn ihr Kind Extraarbeit machen muss

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