Binnendifferenzierung im LK?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Leute!


    Ich habe mit Beginn dieses Schuljahres einen Geschichts-LK mit 29 Schülern übernommen.
    Die ersten Stunden sind gelaufen und auch hier im LK zeigt sich die typische Drittelung in "Top-Leute", "Durchschnitt" und "Luschen" - wenn mir diese Etikettierung der Pointierung halber gestattet sei.
    Die Ursachen sind mir bekannt (Neigung, Begabung, (nicht-)vorhandene Alternativen zum Ge-LK)).


    Ich bin damit nicht unbedingt glücklich und überlege mir, ob ich hier nicht mit Binnendifferenzierung arbeiten soll.


    Dann wiederum schwebt über mir das Damoklesschwert des Anspruchs und das "Etikett" des LKs, wenngleich letzteres vermutlich mehr Phantom meines eigenen Anspruchs als real ist.


    Ich würde gerne möglichst viele Schüler ins Boot holen, stehe andererseits aber auch auf dem Standpunkt, dass man im LK nicht zum Vergnügen sitzt und zumindest das historische Basiswissen bzw. Hintergrundwissen sich selbst erarbeiten muss.


    Wie habt Ihr das gehandhabt - vor allem in der langfristigen Entwicklung bis hin zum Abitur?


    Danke für Eure Antworten im Voraus!


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    Ich fange leicht binnendifferenzierend an, weil unter den schwachen Schülern nicht nur faule Socken, sondern auch solche, deren Lücken nicht unbedingt selbst verschuldet sind. Denen muss geholfen werden. Die immer auch vorhandenen faulen Socken profitieren dann zwar auch, aber was soll's, geschenkt.


    Ich mache aber absolut klar, dass ich am Anfang gerne und intensiv nachhelfe, dass man sich aber ebenfalls ganz schnell eigenständig ans Lücken schließen machen muss: in der 13 differenziere ich nicht mehr, denn da geht es direkt und ohne viel Zeit aufs Zentralabi zu, da ist Binnendifferenzierung ein Zeitfresser, der für alle kontraproduktiv ist! Und: ich kann und will für niemanden Vokabeln lernen, Schreiübungen machen und eine Fehlerkartei führen, das machen die Lieben zuhause bitte selber (Material und Materialtipps gebe ich natürlich, auch genaue Anweisungen zum "wie").


    Ich mache auch gleich am Anfang ein paar Musteraufgaben aus dem letzten Abi, zu denen ich eine ungefähre Einschätzung gebe. Das führt bei den meisten Schülern zu einer ziemlich klaren Einsicht warum es nötig ist, sich an meine Angebote und meine Forderungen zu halten, wenn sie dereinst so ein Abitur in den Händen halten wollen.


    Gruß
    Meike

  • Hallo Meike,


    kannst du kurz die Idee der Fehlerkartei erläutern? Ich habe jetzt auch einen LK, mit offensichtlich sehr vielen Naturwissenschaftlern darunter. Wenn ich von mir auf die Schüler schließe, sind die einseitig begabt ;)
    Gerne würde ich denen morgen oder am Mittwoch die Idee der Fehlerkartei erklären, damit die dann hoffentlich schnell ihre Lücken schließen können.


    Vielen Dank!!


    Tina

    • Offizieller Beitrag

    meike


    Danke für die Denkanstöße.
    Methodisch haben einige in der Tat unverschuldete Lücken. Dass ich dort die Quellenanalyse im Schnelldurchlauf nochmal wiederhole und auch von denen, die das noch nie (so sagen sie) schriftlich gemacht bzw. geübt haben die Hausaufgaben einsammle, ist dann selbstverständlich.
    Natürlich gibt es auch immer Tipps zum Nachlesen, Vorbereiten etc..


    Dann scheine ich ja auf einem nicht ganz so verkehrten Weg zu sein.


    Gruß
    Bolzbold

  • Ähnliches wie Meike und Bolzbold schreiben, habe ich mir auch vorgenommen. Im Moment arbeite ich noch kräftig bei und biete auch zusätzliche Sachen bei lo-net an. Ich bin aber noch gespannt, wie weit das angenommen wird. Auch die Sache mit lo-net muss sich erst noch ein wenig etablieren.
    In der letzten Stunde sah es so aus, dass die HA u.a. war, ein Gedicht zu bearbeiten, zu markieren, zu kommentieren etc. ... meistens strahlten mir jungfräulich weiße oder aber auch komplett gelb markierte Gedichte entgegen. Markierungen und Querbezüge waren eher zu suchen. Da ich das geahnt hatte, hatte ich meine Bearbeitung exemplarisch kopiert, woraufhin alle meine Farben fleißig abmalten. Für morgen gab es eine sehr ausführliche HA, eine Interpretation, bin gespannt, was dabei rauskommt. Auf Dauer bzw. in Kürze müssen die Schüler doch kräftig reinkloppen. Die Aufgabe aus dem Abitur zu besprechen, steht bei mir auch auf jeden Fall auf dem Plan.
    Sie sind willig und wollen lernen - aber es soll keine Mühe machen ....

    • Offizieller Beitrag

    @AK


    Das erinnert stark an meine beiden 13er GK Englisch und die Shakespeare-Sonette...
    ...entweder lesen sie gar nicht bzw. nur sehr oberflächlich oder aber sie interpretieren werweißwas heraus, ohne sich mit den eigentlichen Aussagen (also schwarz auf weiß) auseinanderzusetzen.


    Dann fehlt der Wille sich durchzubeißen und so einen Text einmal für sich zu "knacken". Am Mittwoch werde ich ihnen ankündigen, dass ein Sonett in der Klausur drankommen wird.


    Das mit den jungfräulichen Texten oder vollständig markiert habe ich auch in nahezu allen Oberstufenkursen erlebt. Mir scheint, in den Methodenkursen bei uns hören sie nur "markieren, markieren, markieren" und sehen dann die einzelnen wirklich wichtigen Passagen vor lauter Textmarkergelb oder -orange oder -rosa etc. nicht mehr.


    Gruß
    Bolzbold

  • @ Meike und natürlich auch @ all:
    Könntest du mal Beispiel für "leicht differenzierten" Unterricht geben?
    Habe auch einen LOK (Leistungsvorkurs) neu in der 11, viele SuS von der Realschule, denen leider methodisch & inhaltlich doch einiges fehlt, was dringend aufgeholt werden muss - bin also für jeden Gedankenanstoss dankbar.
    Vor allem möchte ich vermeiden, dass die Lieben sich in die Kategorie "Ex-REalschüler, die eh nix können" eingestuft fühlen.
    Danke,
    liebe Grüße
    slumpy

    • Offizieller Beitrag

    slumpy


    Bei uns gibt es dafür sogenannte Angleichungskurse. Interessanterweise werden die nur von der Hälfte der Ex-Realschüler, Ex-Hauptschüler und sonstiger Wechsler angenommen. Jeder, der diese Kurse unterrichten darf, ist alles andere als begeistert.


    Wichtig ist, dass die Ex-Realschüler im Unterricht jederzeit Fragen stellen können - das fängt bei Fremdwörtern an bis hin zur Methodik. Man kann dann einen stärkeren Schüler den jeweils schwächeren Schülern an die Seite stellen und sie gemeinsam arbeiten lassen. Natürlich drücke ich das niemandem auf sondern frage vorher.


    Ansonsten kann man sich natürlich die Hausaufgaben der "schwächeren" noch extra geben lassen, um sie nachzugucken, ggf. in Kleingruppen noch extra etwas nacharbeiten etc.


    Ich finde die Differenzierung insofern problematisch, als dass wichtige Fachmethoden wie Analyse und Fachvokabular eben gekonnt werden müssen. Zusätzlich zu dem normalen Programm noch individuelle Defizite aufzuarbeiten, ist schwierig. Hier kann man in der Regel vor allem nur Hilfestellungen in Form von Übungsmaterial oder Tipps etc. geben.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tina,
    die Schüler bekommen zum Thema Fehlerkartei etc bei mir folgendes Blatt mit Tipps ausgeteilt :



    und an slumpy:
    "leicht binnendifferenziert" heißt, dass z.B. die Themen und der Umafng der obligatorischen Minipräsentationen unterschiedlich sind, dass ich von den Schwächeren nicht erwarte GA-Ergebnisse zu präsentieren, die Schüchternen nicht selber Theater spielen müssen sondern eine kommentierende Rolle bekommen, die Stillen nicht moderieren müssen, die ganz stillen schriftliche Aufgaben zur Aufbesserung der SoMi Note bei mir holen können, die schreibschwachen zunächst eher nach ihren Bemühungen denn nach ihren tatsächlichen Leistungen beurteilt werden (außer bei Klausren natürlich), ich grundsätzlich eine PA vor der Plenumsdiskussion einbaue, damit man das schonmal vorformulieren kann und die Stärkeren den Schwächeren helfen können, etc etc.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Hallo Meike,


    du bist ein Schatz! Danke!
    Nachdem ich den ersten Tag hinter mir habe, ist auch die anfängliche Panik verflogen! :)


    Dein Arbeitsblatt hilft mir auf jeden Fall weiter!!


    :super: :bussi:

  • Hallo Meike,


    vielen, vielen Dank - werde mich auch an deinem AB orientieren!
    Habe einen Leistungsvorkurs, in dem leider auch einige Süße sitzen, die gar keinen LK gewählt haben, wegen ungünstiger Kurskonstellation aber in diesem gelandet sind und heute schon ganz große Angst bekamen, als wir über das Niveau gesprochen haben und ich glaube, man muss ihnen so viel wie möglich an die Hand geben, Wege aufzeigen, Methoden erklären, damit die Armen nicht sofort wieder abspringen!
    Ganz liebe Grüße,
    slumpy

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