Lyrik in Klasse 9 Bayern G8

  • Nach der Erörterung mache ich nun erst mal Lyrik in meiner 9. G8-KLasse.
    Im Lehrplan steht 19. Jahrhundert bis heute als Epochenauswahl.
    Ansonsten soll interpretieren gelernt werden.


    Wer hat gute Ideen, welche Gedichte sich eignen? Eventuell auch Herbst- und Wintergedichte?
    Die SuS müssen auch Gedichte auswendig vortragen. Hat jemand dafür einen Auswahlpool? Ich möchte den SuS wenigstens ein paar Gedichte vorschlagen können, nicht alle sollen dasselbe Gedicht lernen müssen.


    Weiterhin suche ich noch nach Möglichkeiten zu kreativem Umgang mit Lyrik, v.a. auch zur Herangehensweise an Lyrik und auch zur Interpretation.
    Gibt es eventuell im Internet irgendwo Unterrichtshilfen oder Ideen dazu?


    Für alle Anregungen und Ideen bin ich sehr dankbar!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jassy,
    für den Gedichtpool schau doch mal in den alten Lehrplan, da müssten evtl. ein paar Gedichte vorgeschlagen sein.
    Was ich g a r n i ch t empfehlen kann, ist, das Gedicht "Reklame" von Ingeborg Bachmann auswendig lernen zu lassen. Der Sohn einer Freundin musste das machen- und ich fand es überhaupt nicht prickelnd, abgesehen davon, dass das einen Neuntklässler nicht sonderlich interessiert.
    Sorry, für deine anderen Fragen kann ich dir leider nicht weiterhelfen.
    Liebe Grüße
    Hermine

    "Ein Mann, der noch keinen Fehler begangen hat, hat noch nie etwas getan."
    Sir Robert Baden-Powell, Earl of Gilwell

  • Ich fange einen ersten Einstieg in die Lyrik im sprachspielerisch an, niemals analytisch. Da kann man spannende Experimente machen:


    Ohne den Schülern vorher zu verraten, was jetzt passiert, lasse ich sie eine Liste von 10 beliebigen Adjektiven aufschreiben. Dann eine Liste mit 10 beliebigen Substantiven. Dann wird das letzte Adjektiv mit dem ersten Substantiv kombiniert, das vorletzte mit dem zweiten und so weiter. Die fertige Liste von Adjektiv-Subjektiv-Paaren wird an den Nachbarn weitergereicht, der dann dazu Assoziationen notieren muss. Die Ergebnisse sind in der Regel spannend und es läßt sich viel mit ihnen anstellen. Man kann betrachten, welche Kombinationen spannend sind oder langweilig; vielleicht werden unterschiedliche Assoziationen geweckt? Wenn es gut läuft, taucht von alleine die Erkenntnis auf, dass Bedeutung beim Leser entsteht, und das in der Dichtung nicht um Logik geht, sondern um das Spiel mit Sprache - der erste Schritt in die Metaphorik ist dann getan.


    Auch der erste Schritt in die ästhetische Würdigung kann so gemacht werden: funktioniert das ganze mit zwei Adjektiven plus Substantiv? Manchmal. Mit drei Adjektiven plus Substantiv? So gut wie nie. Woran liegt das, wie funktioniert Rhythmus?


    Als erste Konfrontation mit einem Gedicht verwende ich gerne Lewis Carrolls "Jabberwocky". Gerade, weil das Gedicht auf nichtexistierende englische Worte aufbaut, aber trotzdem völlig klar verständlich ist, kann man sehr schön die Funktionsweise von Onomatopoeia betrachte - und abermals produktorient anwenden: warum klingt ein Wort grauslich? Aha, also erfindet mal grausliche Worte. (Im Deutschunterricht müsste man entsprechende Gedichte finden. Jandl?)


    Metrik mache ich gerne über den Weg des Haikus (einige hier wissen, dass ich dafür ein gewisses Faible habe.;) ) Das ist einfache, kurze Gedichtform mit simplen Erzählformen, die auch für Schüler formal beherrschbar ist.


    Es gibt ja Kollegen, die stellen die Formalanalyse über die inhaltliche Analyse. Ich gehe den umgekehrten Weg - Inhalt und Wirkung stehen über der Form. Gerade weil Gedichte oft hermetisch und knapp formuliert sind, ist für Schüler schwierig, den Inhalt genau zu verstehen - hier verwende ich im Englischunterricht gerne das Lied aus "KIll Bill", "Bangbang - my Baby shot me down" von Nancy Sinatra. Ich weiß ja nicht, wie das bei euch in Bayern geht, ich halte im Westen der Republik Popsongs für ganz famoses Material zur Lyrikbetrachtung.


    Gedichte kann man sehr schön zeilen- oder couplet-weise in Stücke schneiden und von den Schülern zusammensetzen lassen. Das kann eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe sein, um z.B. das Versmaß von Sonetten oder Alexandrinern einzüben.


    Gedichte auswendig lernen zu lassen, um sie dann unter Benotung abzufragen, halte ich für kontraproduktiven Murks. Worum es im Vortrag gehen sollte, ist die Rezitation - auch eine gute Übung für freie Vorträge. Es kommt auf die Lerngruppe an, aber man kann da unter Umständen sehr schöne handlungsorientierte Sachen machen - vielleicht sogar eine Art Aufführung-Projekt, in der Gedichte in einen selbstverfassten Prosakontext gesetzt werden? Das Auswendiglernen ergibt sich dann als notwendigkeit ganz organisch und verliert seinen Charakter als Nötigung oder gar Strafe.


    Nele

  • Vielen Dank für eure Antworten!


    Eure Tipps haben mir sehr weiter geholfen! Danke!! =)

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