Pro verbale Beurteilungen ?

  • hallo! haben an der uni mal ein referat zu diesem thema gehört, da hab ich mir die nachteile der ziffernnoten aufgeschrieben:


    • Ziffernnoten entmutigen viele Schüler:
    Täglich gehen viele Schülern mit einer Vier oder Fünf nach Hause und sie sind gedemütigt und verunsichert. Schwächere Schüler fühlen sich durch die Wiederkehr der schlechten Noten „gekennzeichnet“.
    • Ziffernnoten verursachen Angst
    Nicht nur bei den Schülern, die schlechte Noten bekommen, sondern auch bei denen mit guten: Die Schüler fühlen sich besonders dann verunsichert, wenn es von den Noten abhängt, ob sie von ihren Eltern geliebt werden oder nicht und ob sie vom Lehrer akzeptiert werden. Die Angst vor Zurückweisung und Liebesverlust kann zu Angst vor Versagen werden, die häufig auch zu Schulversagen führt.
    • Ziffernnoten sagen über Leistungsfähigkeit und Lernbereitschaft des Schülers wenig aus
    Die Schüler erfahren durch eine Ziffer nichts darüber, worin sie „gut“ oder „schlecht“ sind, ob ihre Anstrengungen anerkannt werden, welchen Fortschritt sie mit ihrer Leistung gemacht haben, und auf welche Weise sie ihre Leistung verbessern können.
    Kinder und Jugendliche brauchen für ihre Leistung eine „Antwort“, bei der auch das Bemühen berücksichtigt werden muss. Zensuren sind jedoch keine „positive Antwort“, weil lediglich erreichte Leistungen beurteilt werden.
    • Eltern bekommen kein annähernd vollkommenes Leistungsbild von ihren Kindern
    Zensuren ermöglichen den Eltern nicht, sich so über das Wissen und Können ihrer Kinder zu informieren, dass sie sinnvoll weiterhelfen können. Selbst wenn sich der Lehrer in den Sprechstunden bemüht die Situation zu erklären bleiben die Ziffernnoten 1-6 sind eine unvollkommene Form, die Eltern leicht dazu verführen kann, unangemessen zu reagieren: von der Zeugnisprämie bis zur Zeugnisstrafe.
    • Schulzensuren können sich unsozial auswirken
    Das drückt sich darin aus, dass die Starken gestärkt, die schwachen Schüler aber geschwächt werden. Die von Anfang an Benachteiligten werden meist an ihrem schwächsten Punkt, der unzureichenden Sprache, getroffen und damit nicht angenommen, und das wiederum nimmt den schuldlos benachteiligten Schülern den Mut zum Sprechen.
    • Noten können als Disziplinierungsmittel missbraucht werden
    Unmoralisch werden die Zensuren, wenn mit ihnen auf Schüler Disziplinierungsdruck ausgeübt wird. Es widerspricht pädagogischen Grundwerten, Schülern mit Noten Angst zu machen. Eine nicht am Kind orientierte Unterrichtsmethode wird oft durch besonderen Notendruck begleitet und als „Leistungsbezogenheit“ getarnt. Dass auf diese Weise Schüler durch Zensuren gefügig gemacht werden, widerspricht dem Auftrag zu demokratischer Erziehung.
    • Noten sind nicht objektiv
    Zu den vielen pädagogischen Nachteilen kommt hinzu, dass Noten nicht objektiv sein können. Dies wird immer wieder durch Untersuchungen bestätigt: Zensuren fallen in allen Unterrichtsfächern, bei verschiedenen Lehrern in verschiedenen Klassen, an verschiedenen Orten, unterschiedlich aus, und obwohl die Schüler mit zunehmenden Schuljahren eine immer „bessere Auslese“ darstellen, werden die Noten schlechter. Vor allem sind es die unterschiedlichen Lehrereinstellungen zur Benotung, zum einzelnen Schüler und zum Fach, die die Notengebung beeinflussen und unobjektiv machen. Zifferzensuren täuschen also nur vor, dass sie objektiv und richtig sind. In Wirklichkeit sind sie unzuverlässig und können gar nicht messen, was sie angeblich messen sollen.

  • Gerade der letzte Punkt "Objektivität" lässt sich aber auch wunderbar gegen Verbalbeurteilungen anbringen.
    Wir als Lehrer sollten Profis genug sein und die Subjektivität so weit wie möglich ausschalten. Dass das nicht 100%ig möglich ist, ist mir klar. Aber auch bei einer Verbalbeurteilung schwingt die subjektive Sichtweise des Beurteilenden mit.

    • Offizieller Beitrag

    Verbalbeurteilungen stellen sich aus meiner Sicht so dar:


    - differenziertere Beschreibung möglich als bei Ziffernnoten, dadurch z.B. auch nicht das Problem des "steht zwischen 2 und 3 - was geb ich nur?"
    - drücken für das Kind mehr Zuwendung aus, wenn jemand da ist, der die Beurteilungen mit dem Kind durchspricht
    - sind individueller
    - überfordern Eltern in sozial schwächer gestellten Einzugsgebieten,
    - sind eine Weitere-Überstunden-Ansammelmaßnahme für Lehrerinnen (Meine erste Verbalbeurteilung hat pro Kind 7 Stunden gedauert bis zum Zeugnisdruck, die zweite "nur" noch 5 Stunden. Plus die Zeit, welche zum Aufbereiten der Lernstandstest und Zusammenfassen derselben für das Zeugnis nötig war, etwa 2 bis 3 Stunden pro Kind. Rechne mal 26 oder 28 Kinder, Rechne die normale 60-Stunden-Woche im Schuljahresendwahnsinn hinzu und verteile die entstehende Arbeitszeit auf maximal 6 Wochen zusätzlich zu diesen 60 Stunden. Rechne aus, wie viele durcharbeitete Wochenenden das bedeutet. Eine Zensur brauche ich nur in mein Notenbuch zu tragen, am Ende des Halbjahres mache ich aus vielen Zensuren eine.)
    - sind sehr subjektiv. Ich finde sie noch subjektiver als die Zensuren. Bei Zensuren habe ich am Ende irgendeinen Mittelwert oder Median oder was auch immer ich nehmen mag. Bei verbalen Beurteilungen muss ich mich mehr festlegen, ich muss genauer formulieren. Vielleicht steht dann eine 3 in Musik gegenüber einem ".... kann sich gut in den Musikunterricht einfügen. Während ihm das Musizieren Freude bereitet und er sich schnell Lieder einprägt und diese sicher wiedergeben kann, hat er keinerlei Notenkenntnisse. Die Instrumente des Sinfonieorchesters und der Band kann er weder benennen noch deren Tonerzeugung erklären." Das ist genauer,man liest die Stärken heraus, es zeigt in so einem Fall aber auch schonungslos die Schwächen auf. (Und wenn eine Teilleistung 5 bis 6 ist, muss ich so oder ähnlich formulieren, wenn ich ehrlich sein möchte.)
    - sind interpretierbar: Wenn es einen Übergang zwischen Verbal- und Ziffernbeurteilung gibt, kann es üble Überraschungen geben, je nachdem wie vorher formuliert und vom Lesenden interpretiert wurde.


    Conni

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

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