Zentralabitur D (Anforderungen- erwartet Lösung, Punkteverteilung dafür etc.) - Erfahrungen damit?

  • Hiiiilfe, ich ersticke in der Erstellung des Zentralabiturs.
    So langsam bekomme ich den Durchblick und verstehe, was die von mir wollen.
    Aber mir stellen sich einige Fragen.
    Das "alte" Abi wird gerügt dafür, dass es zu "schwammig" und zu individuell war. Kann ich ja alles verstehen. Aber ich sitze gerade an den Anforderungen (also an der "Musterlösung" und der Punkteverteilung) und orientiere mich an den Vorgaben vom letzten Jahr.
    Schwammiger gehts nicht! da ist keine Struktur drin, das sind ein paar zusammengewürfelte Aspekte, es gibt zu dem Bereich keine Textvorgabe (ich mache die Sachtextanalyse bzw. die Erörterungsaufgabe), eine Struktur im Sinne einer Textanalyse ist in der Lösung nicht erkennbar und der Aspekt der Erörterung wird in einem Satz abgehandelt.
    Wie soll ich mich da als Lehrer dran orientieren?
    Ich könnte es mir jetzt sehr leicht machen und da einfach ein paar Aspekte reinknallen, die Punkte mit dem Würfel auswürfeln. Aber das will ich nicht.


    Ich bin stinksauer, erstens, dass ich das machen muss, da der Kurs, für den ich das mache, bei uns nur als GK angeboten wird und die Aufgaben für den LK sind. Eine Beschwerde seitens der Schulleitung, die uns Kollegen einfach verbrät um bei der bezirksregierung gut dazustehen war erfolglos, außer, dass wir das zukünftig nicht mehr machen müssen für Kurse, die wir nicht anbieten - war auch sehr spät eingereicht.


    Ich bin auch noch sauer, weil mich das unheimlich viel Arbeit kostet, ich aber denke, dass es den Korrigierenden kaum hilft


    Ich bin der Ansicht, dass das für viele Themen im Fach Deutsch einfach nicht geht mit der Punkteverteilung. Zumindest nicht so, wie ich es hier machen muss. Für mich passt das Raster nicht auf Deutsch. Deutsch ist eben kein mathe und nicht derart instrumentalisierbar.


    Ich brauche eure Erfahrungen, die ihr dieses Jahr im Abi Deutsch korrigieren musstet! Hat euch die Musterlösung geholfen/geschadet/ hat sie euch verwirrt/ hat sie Schülern ungerechtfertigterweise Noten versaut?
    Vor allem bin ich an den Lösungen für dieses Jahr (Sachtextanalyse) interessiert - findet man die evtl. im Netz?

    3 Mal editiert, zuletzt von Micky ()

  • Hi Mickey!


    Zitat


    Schwammiger gehts nicht! da ist keine Struktur drin, das sind ein paar zusammengewürfelte Aspekte, es gibt zu dem Bereich keine Textvorgabe (ich mache die Sachtextanalyse bzw. die Erörterungsaufgabe), eine Struktur im Sinne einer Textanalyse ist in der Lösung nicht erkennbar und der Aspekt der Erörterung wird in einem Satz abgehandelt.
    Wie soll ich mich da als Lehrer dran orientieren?


    Ja, das ist halt so im Zentralabi. Ich kann gar keine Details abfragen, da ich (bei den schwammigen Vorgaben) nicht weiß, wer was gemacht hat.
    In NDS war das dann in Erdkunde so, dass als Thema "Süd und Ostasien" vorgeschrieben war (ohne Ländervorgabe), im Abi dann Details, die im Unterricht zu China behandelt wurden, gefragt waren.



    Zitat

    Ich brauche eure Erfahrungen, die ihr dieses Jahr im Abi Deutsch korrigieren musstet! Hat euch die Musterlösung geholfen/geschadet/ hat sie euch verwirrt/ hat sie Schülern ungerechtfertigterweise Noten versaut?
    Vor allem bin ich an den Lösungen für dieses Jahr (Sachtextanalyse) interessiert - findet man die evtl. im Netz?


    Ich und meine Kollegen mache das so, dass wir die Klausur sozusagen erst einmal selber schreiben. Da merken wir, wo es zu Problemen kommt. Du kannst dann ja auf diese Stellen im Gutachten eingehen, warum du die fehlenden Dinge nicht so wichtig findest bzw. warum das Fehlen die Aufgabe nicht heruntergezogen hat. Ganz kann man den EHZ natürlich nicht überlesen.
    Ich bin grad Zweitkorrektor. Ich lese eine Klausur einmal durch und rechne meine Note aus. Erst dann vergleiche ich mit dem Gutachten des Kollegen. Das kommt erstaunlich gut hin.


    Gebt ihr in Deutsch Binnenpunkte oder wie ist das? Wenn nicht, hast du doch alle Spielräume. DU hast den Unterricht bei dir gemacht und somit weißt du, was du von den Schülern erwarten kannst. Im Zentralabi gilt: in dubio pro reo


    Die LK Aufgaben kannst du ja abschwächen bzw. die Benotung raufziehen mit dem Argument, dass für eine GK die und die Leistung ausreicht. Das kannst du im Zweifel mit den EPA abgleichen.

  • hallo Matula und danke für deine Antwort. Die Rückmeldung, dass auch du das als schwammig bezeichnest, tut gut:-)


    Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich erstelle eine Aufgabe innerhalb des Zentralabis für den LK Deutsch 2009 - ich unterrichte ihn aber nicht! Ich habe noch nie einen LK Deutsch unterrichtet, weil er bei uns nicht angeboten wird. ich habe zur Zeit einen GK in der 11.


    Ich habe keine Literaturangabe innerhalb des Themas. Es gibt zwei schwammige Themenbereiche, einer galt für ein Quartal in der 12 und einer für ein Quartal in der 13.
    Der genaue Wortlaut ist:


    12.1 Themenbereich „Chancen und Risiken der Informationsgesellschaft“
    Aktuelle Informations- und Meinungstexte zum Thema Medienwirklichkeit
    und Alltag mit dem Schwerpunkt Gewaltdarstellung


    13.2 Themenbereich: Wirkung medialer Welten auf Wahrnehmung, Sprache,
    Denken und Handeln
    Massenmedien und Alltag mit dem Fokus auf Gewaltdarstellung auf der
    Basis journalistischer und wissenschaftlicher Texte



    Null Literaturangabe, null Konkretisierung. Ich habe jetzt einen Text genommen, von dem ich denke, dass er gut in diese Themenbereiche passt.


    Und nun sitze ich am Erwartungshorizont, orientiere mich an den Unterlagen vom letzten Jahr und denke: oberflächlicher gehts nicht.

  • Du hast mein tiefstes Mitgefühl! Ich schreib dir mal einfach ein bisschen was:


    Bei der Auswahl des Textes kannst du dich ja völlig frei fühlen, von daher fände ich die kaum vorhandene Themeneingrenzung eher hilfreich. Hör dich bei LK-Lehrern um, guck mal in die Schulbücher, was da so zum Thema gemacht wird, damit du eine Idee hast, was die Schüler mitbringen, bisher sind ja die Medientexte immer gut bei den Schülern angekommen und gerade zum zweiten Thema gibts richtig schöne Texte.


    Ich mache seit Einführung der zentralen Prüfungen jede Deutschklausur mit Erwartungshorizont per Punkteraster, allerdings sieht das bei mir auch etwas anders aus als der des Abiturs. Dabei habe ich festgestellt, dass man immer ein paar Resevepunkte für besondere Leistungen bereit halten sollte, die Möglichkeit würde ich beim Zentralabi auch ausschöpfen.


    Wünschen würde ich mir fürs Abi wieder die z.B.- Formulierungen. Also: der Prüfling stellt den Aspekt X angemessen dar, indem er z.B. auf Y und Z eingeht...


    Ich kann dich aber völlig verstehen, was die Schwammigkeit angeht, aber sieh es mal so: die Kollegen vorher haben sich da auch durchgemogelt, und die Schüler sind damit klargekommen. Ist vielleicht nur ein kleiner Trost, aber vielleicht hilft es dir!

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Ich musste gestern erst mal zu meiner Mutter fahren (sie ist seit langen Jahren Deutschlehrerin) und mich davon überzeugen, dass ich nicht falsch liege. Sie musste auch über die Vorgaben lachen und meinte, dass ihr diese als Muter zum Korrigieren nicht helfen würden.


    Wen es interessiert, hier sind die Beispielaufgaben ... ich habe die dritte Aufgabe


    http://www.standardsicherung.n…bitur-bk/fach.php?fach=23


    Die anderen beiden Aufgaben sind ausführlicher und klarer gelöst.
    Trotzdem finde ich das alles unglaublich - bei der Offenheit, die dem korrigierenden Lehrer da um die Ohren schlägt, könnte man das Zentralabi doch gleich sein lassen, oder?
    Naja, wenigstens müssen nicht mehr alle Abi-Aufgaben erstellen. Das ist viel Arbeit, wie ich einmal merkte, als ich 3 Vorschläge für einen Grundkurs erstellen musste.


    Sorry für den Zynismus - ich habe das Jahr durchgeackert, 800 Klausuren korrigiert und muss mich jetzt noch mit dem Blödsinn rumschlagen, obwohl dieser Kurs bei uns gar nicht angeboten wird. Ich brauch Urlaub.

  • 8o Hallo Micky,
    über die Beauftragung mit der Erstellung einer Abituraufgabe - denn so habe ich deine Antwort gelesen - darfst du eigentlich leider gar nicht sprechen. Da werden empfindliche Strafen angedroht ....

  • das ist mir schon klar, aber hier bin ich anonym unterwegs und ich habe ja auch nichts über die Aufgabe preisgegeben.
    Mein Vorschlag wird eh in der Tonne landen.
    Außerdem - wer sagt denn, dass ich hier die Wahrheit sage von wegen Deutsch und LK und Berufsschule und NRW?:-)

    Einmal editiert, zuletzt von Micky ()

    • Offizieller Beitrag

    <Zeigefingermodus>


    @Micky:


    wenn du nciht zufälligerweise über einen Proxy im Ausland surfst, bist du nicht anonym.
    Ich denke nicht, dass das Kultusministerium versucht, über deine IP-Adresse an deine Daten zu kommen, aber rein theoretisch wäre es denkbar.
    Und wenn du hier "Geheimnisse" verrätst (ich weiß das nicht, du weißt es wahrscheinlich besser), solltest du dich nicht hinter der Anonymität des Internets verschanzen. Die gibt es nämlich (meistens) nicht.


    kl. gr. Frosch


    </Zeigefingermodus>


    Nachtrag: @Micky. Zum Thema "hier bin ich anonym unterwegs" habe ich dir gerade eine PN geschickt.

  • hm ... eigentlich stelle ich die Anfrage für einen Freund, der in einem ganz anderen Bundesland unterrichtet :tongue:

  • Zitat

    Original von Micky
    hm ... eigentlich stelle ich die Anfrage für einen Freund, der in einem ganz anderen Bundesland unterrichtet :tongue:


    Na, sei nicht albern. :tongue:


    Aber um mal in ein anderes Horn zu tuten: ich habe jetzt einige Zentralabitursklausuren korrigiert und ich hatte vor der Zentralabiturs in meinem Lehrerleben ca. 15 Aufgabenvorschläge eingereicht. Ich kann nur sagen, ich komme mit den Korrekturvorgaben, wie sie den Abiturklausuren beigeheftet sind, ganz wunderbar klar. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wieso eine relativ freie Hand so eine schlimme Sache sein soll - als ausgewiesener Fachwissenschaftler bin ich doch in der Lage, zu erkennen, ob und inwieweit eine Schülerleistung analog des Erwartungshorizontes verläuft.


    Ich verstehe wirklich nicht, warum der Lehrer als Gattung immer nach rigiden Vorgaben ruft. Betrachtet das ganze doch mal als Möglichkeit! Ich sehe das genau so wie Kiray. Ich bin nun noch nicht an der Abituraufgabenerstellung beteiligt, aber ich habe schon vor einem Jahr begonnen, meine normalen Klausuren ganz entsprechend den Abiturklausuren zu konzipieren und auch Bewertungsschlüssel nach dem Modell der Zentralaufgaben anzufertigen und bei der Rückgabe beizulegen. Ich sehe das alles als sehr machbar an.


    Was die vermeintliche Schwammigkeit angeht: man muss sich eben vom Gedanken lösen, dass in einer Klausur "Details abgefragt" werden, wie Matula meint. Es geht darum, Kompetenzen anzuwenden - mit einem Grundstock von wichtigem Basiswissen werden Probleme gelöst, die textinhärent angelegt sind und immer zu einer qualifizierten Bewertung durch den Schüler führen sollen. Der Schwerpunkt liegt in der Methodik - und da weiß man als Fachwissenschaftler doch, worauf es ankommt. Das ist ein prinzipieller Paradigmenwechsel in den Prüfungsmodalitäten, aber den muss man als Lehrer eben einfach mal mitmachen.


    Ganz abgesehen davon, dass ich diesen Paradigmenwechsel für sehr vernünftig halte...


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Ich bin fast fertig mit dem Vorschlag und habe mich etwas entspannt. ich halte das Zentralabi auch prinzipiell für ne gute Sache und vielleicht ist diese Freiheit, die der Lehrer hat, auch positiv zu bewerten. Ich hatte befürchtet, dass ich da jedes Detail in ein Punkteschema quetschen muss.
    Ich bin gespannt, was das bei mir gibt, zu Zeit habe ich eine 11, 2010 werde ich es dann erleben wie es ist, wenn man die Prüfungsaufgaben nicht selber stellt.
    Aber die Erstellung ist kein Zuckerschlecken!



    @neleabels

    Zitat

    Ich verstehe wirklich nicht, warum der Lehrer als Gattung immer nach rigiden Vorgaben ruft. Betrachtet das ganze doch mal als Möglichkeit! Ich sehe das genau so wie Kiray. Ich bin nun noch nicht an der Abituraufgabenerstellung beteiligt, aber ich habe schon vor einem Jahr begonnen, meine normalen Klausuren ganz entsprechend den Abiturklausuren zu konzipieren und auch Bewertungsschlüssel nach dem Modell der Zentralaufgaben anzufertigen und bei der Rückgabe beizulegen. Ich sehe das alles als sehr machbar an.


    Wir sprechen uns nochmal, wenn du einen Vorschlag erstellen musst:-)

  • Zitat

    Original von Micky
    Wir sprechen uns nochmal, wenn du einen Vorschlag erstellen musst:-)


    Ich sehe dem Ganzen wirklich eher gelassen entgegen - was wahrscheinlich daran liegt, dass mich Abitur prinzipiell nicht mehr sonderlich aufregt. :) An unserer Schulform gibt es jedes Semester Abiturprüfungen, deshalb war ich mit 5 Dienstjahren schon an 10 Prüfungsdurchgängen beteiligt und habe, wie gesagt, 15 Vorschläge nach altem Muster produziert. Das Wasser, mit dem gekocht wird, ist immer das gleiche.


    Ich nutze eben jetzt die Gelegenheit, schon mal mit den normalen Klausuren "Zentralabitur zu üben", so dass ich vorbereitet bin, wenn ich mit einer Aufgabe dran bin. Ich habe die Vorgaben zur Aufgabenstellung sehr genau zur Kenntnis genommen und wende sie immer an - Üben schafft Sicherheit (das sagen wir schließlich unseren Schülern auch immer) - das kann ich nur jedem SekII-Kollegen hier in NRW empfehlen!


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

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