Umsetzung Wochenplanarbeit

  • Hallo in die Runde,


    ich habe eine 2. Klasse in Mathematik, Deutsch, SU und Werken und in beiden Förderstunden. Täglich also 3-4 h im Schnitt.
    Momentan sieht mein Wochenablauf so aus, dass ich Montag - Mittwoch eher frontal unterichte. Oft in Gruppenarbeit, am Computer oder ähnliches ... aber halt doch eher lehrerzentriert. In dieser Zeit führe ich neue Sachen ein und wir arbeiten mehr oder minder differenziert gleichschrittig.


    Donnerstag und Freitag stehen dann im Zeichen der offenen Lernformen. Die Kinder erhalten differenzierte Aufgabenzettel, welche ich in Umfang und Inhalt den Ergebnissen der Schüler in den ersten drei Wochentagen anpasse. Man könnte also sagen, dass diese beiden Tage dann dem vertiefenden Üben, dem sozialen Lernen und dem Lernen lernen dienen.


    Nun würde ich diese tageweise Trennung gern lösen und eher zu einem Wochenplan mit je ca. 2 Stunden Bearbeitungszeit pro Tag übergehen. Aber mir mangelt es an Umsetzungsideen. ?(
    Ich müsste ja am Montag die Zettel ausgeben und sämtliche Materialien für die gesamte Woche bereitstellen.
    Manche Dinge würde ich ja aber erst im Laufe der Woche während der restlichen (Frontal)Stunden einführen. Die Kinder müssten dann also selbst erkennen, dass sie einige Aufgaben noch nicht lösen können ... weil eben die Einführungsstunde dazu noch fehlt.
    Und das wäre ja zu unübersichtlich und zu komplex.


    Wie löst ihr dieses Problem? Wie sieht Wochenplanarbeit bei euch konkret aus?


    Ich habe hier ein Buch zur Wochenplanarbeit ... da sind tolle Vorschläge drin ... aber meine Frage wird dort leider nicht beantwortet. Vielleicht denke ich aber auch einfach zu kompliziert?


    Lieben Dank
    Sunny

  • Also ich mach es vom Prinzip eigentlich so ähnlich wie du. Ich schaue halt meistens, dass ich das Erklären am Montag und Dienstag schaffe und danach dann 3 Tage oder auch länger meine Schüler frei arbeiten lasse.

  • wir haben bis vor zwei Jahren den Kindern auch Wochenpläne mit inhaltlichen Vorgaben von uns gegeben. Diese mussten in festgelegten Arbeitsphasen abgearbeitet werden. Das Problem: Es war unmöglich einzuschätzen, welches Kind in welcher Zeit wieviel schafft. Für einige war es ziemlich frustig. Vor zwei Jahren haben wir damit begonnen, Tagespläne zu machen. Dabei legen die Kinder selbst fest, was sie arbeiten wollen. In einer kurzen Gesprächsrunde erklärt jedes Kind, womit es sich an diesem Tag beschäftigen will. Das klappt meistens sehr gut und sowohl Kinder als auch LehrerInnen sind sehr viel entspannter und zufriedener mit dieser Regelung.

  • Zitat

    Original von xpete
    Dabei legen die Kinder selbst fest, was sie arbeiten wollen. In einer kurzen Gesprächsrunde erklärt jedes Kind, womit es sich an diesem Tag beschäftigen will.


    Das klingt gut. Legst du Materialien aus, aus denen sich die Kinder ihr Tagespensum aussuchen können? Oder wählen sie ganz frei? Wie viele Aufgaben müssen sie am Tag schaffen??

  • Das klingt nach unheimlich großem Arbeitsaufwand und Druck für dich.


    Wie viel Erfahrung haben die Kinder mit selbstgesteuertem Lernen?
    Meine Schüler haben letztes Jahr komplett frei gearbeitet, ich war dann aber ab Ostern nimmer in der Schule, und habe sie heuer wieder übernommen. Vieles klappte leider GAR nimmer (VIELE Kinder arbeiteten nicht mehr, sondern hatten 'frei' :) )), und so habe ich beschlossen, erst mal wieder entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, bevor ich sie wieder 'loslasse'.
    Ich habe den Kindern also einen Wochenplan vorgesetzt.


    Ich achte jetzt zu Beginn darauf, dass die Aufgabenstellungen LEICHT sind, locker in der Zeit schaffbar, und dass sie sich wiederholen. Also jede Woche werden die Lernwörter auf die selbe Weise geübt, jede Woche wird Schreibschrift (auf die selbe Weise) geübt, jede Woche steht was aus dem Mathebuch drinnen (da suche ich Seiten, die man halbwegs selber bearbeiten kann - in den verbleibenden gemeinsamen Stunden erarbeite ich dann soweit, dass nächste Woche oder für die Hausaufgaben wieder Übestoff da ist). Und dann gibt es noch Aufgaben wie in dieser Woche z.B. was aus Sachkunde und ein Buch lesen und dazu zeichnen, und eine Mathearbeit mit dem Montessorimaterial. ...


    Wenn es etwas ist, wo ich erwarte, dass sich manche nicht auskennen, dann schreibe ich schon am Plan als Hinweis dazu "Komm zu mir!", dann erklären mir etliche, dass sie das eh schon mal gemacht haben, oder dass sie meine Hilfe nicht brauchen, ... und die anderen kommen dann eben, wenn sie diese Aufgabe bearbeiten.


    Im Moment ist der Plan noch ziemlich unfrei - bis sich diese "Routinearbeiten" soweit eingeschliffen haben, dass die Kinder ohne meine Hilfe wissen, wohin gehören die Lernwörter IMMER geschrieben, wohin die Lernwortsätze, welche Übung ist am PC grade dran, ... - wenn das mal läuft (und das dauert nicht viele Wochen), dann werde ich den Plan wieder öffnen, indem ich keine Buchseiten mehr vorgebe, dann überhaupt nur noch das Fach, und irgendwann sollen die Kinder selber ihren Plan schreiben. Ab spätestens Weihnachten denke ich, arbeiten alle wieder völlig frei.


    Anfangs ist der Plan endlos viel Erklärerei, aber schon ab der zweiten Woche läuft Vieles, und die Kinder haben ziemlich schnell heraußen, dass es besser ist, ZUERST zu arbeiten, und sich dann was Eigenes suchen, als am Ende der Woche einen Stress zu kriegen, denn: fertig werden wollen ALLE.


    Solltest du unter der Woche merken, dass du zu viel hineingepackt hast, dann wird eine frei gewählte Arbeit aus dem Wochenplan eben zur Hausübung erklärt - dann freuen sich die Kinder noch zusätzlich, weil sie dann in der Schule weniger zu tun haben ;).


    Also, versuch zu entstressen - DICH nämlich, entrümple Ideen, die Schule hat so oder so zu wenige Stunden, um sie alle unterbringen zu können, konzentrier dich im Plan auf das, was WIRKLICH gemacht sein soll am Ende der Woche und nutze die verbleibenden Stunden für Dinge, die euch im Lauf der Woche untergekommen sind, oder die die Kinder einbringen.
    Wenn du dann einen Rücklblick machst, wirst du sehen, dass SEHR viel gelernt worden ist, in so einer Woche.

  • flecki
    wir legen keine Aufgaben aus. Die Kinder entscheiden (fast) frei. Die Vorgabe ist, dass ihr Auftrag an sich selbst etwas mit "Arbeit" zu tun hat (also nicht Nichtstun, Malen als Vermeidungsstrategien). Das was als Arbeit definiert ist, wurde mit den Kindern gemeinsam besprochen und festgelegt. Als Anregung für die, die nicht wissen, wofür sie sich entscheiden sollen, hängt eine Liste in der Klasse. Diese Liste wird von Zeit zu Zeit neu überdacht, ergänzt oder es werden auch Aufgabenstellungen wieder gestrichen. Die Kinder bekommen auch kein festgelegtes Pensum, das sie schaffen müssen. Die Aufgaben sind einfach zu verschieden (z.B. ein Referat, eine Geschichte, Zeitungsartikel schreiben, Arbeit in der Mathe-Mappe usw.). Relativ selten greife ich in den Entscheidungsprozess ein, wenn ich das Gefühl habe, ein Kind will sich eine Auszeit nehmen oder kann sich gar nicht entscheiden. Kontrolle über das, was geleistet wird/wurde wird allerdings sehr stark durch die Gesprächsrunde ausgeübt (z.B. "Du hast aber schon 4x ein Elfchen geschrieben, du solltest auch mal was anderes versuchen"). Die Erfahrung ist, dass die Kinder ihre eigenen Aufgaben meist sehr ernst nehmen - also bei uns hat diese Herangehensweise sehr zur Entspannung der Arbeitssituation beigetragen.

  • xpete


    Oh ja, das Malen als Vermeidungsstrategie kenne ich aus den FA-Stunden. Oder Computer spielen (meine Kinder lieben Pushi aus der Lernwerkstatt) :)


    Ich versuche das, was du gerade schreibst, mit meinen Erfahrungen in Einklang zu bringen. Ich muss (ja leider) strikt nach einem Sprachbuch arbeiten. Ich muss zur gleichen Zeit die gleiche Arbeit wie die anderen 4. Klassen schreiben. Ich möchte einfach meinen Unterricht lockern - und dass nicht nur mit GA oder kurzfristigen Miniprojekten.


    Vielleicht kannst du mir noch etwas genauer beschreiben, wie du die Sache so angehst. Wie planst du? Das würde mir sehr helfen.


    DANKE

  • Hallo flecki,
    das mit der Planung ist nicht so einfach zu beschreiben. Eigentlich brauche ich nicht wirklich zu planen. Wichtig für das Gelingen scheint mir die Struktur (also eher indirektes Planen). Ich habe mit den Kindern ein paar Mal darüber geredet, welche Bedeutung "Arbeit" hat (in Richtung Wertschätzung, dazu gehören auch Gesprächsrunden mit "Lernerlebnissen" - die schreibe ich auf). Dann haben wir gemeinsam überlegt, welche Aktivitäten man als Arbeit akzeptieren/wertschätzen könnte. Das haben wir schriftlich festgehalten und nach einigen Wochen überprüft und an die "Realität" angepasst. Zu Beginn der Woche bekommen die Kinder ein Deckblatt für ihre "Wahlarbeitsmappe" (die frühere Wochenplanzeit heißt jetzt übrigens Wahlarbeitszeit). Zu Beginn jeder Wahlarbeitszeit versammeln sich alle Kinder und jedes erzählt kurz was es heute tun will (das Abfragen dauert etwa 5-10 Min., die Kinder übernehmen das selbst ). Das wird von den Kindern auf Tauglichkeit überprüft. Es gibt ein paar Einschränkungen: z.B. eine Aktivität darf nur 3x pro Woche vorkommen, Malen od. geometrisches Zeichnen nur 1x (also, einmal dürfen sie ruhig vermeiden. Vor dem Treffen wird noch auf mögliche "Angebote" hingewiesen (heute z.B. Mosaike). Mit einzelnen Kindern gibt es Sonderabsprachen - ein Junge malt z.B. gern alles andere versucht er eher zu vermeiden. Bei ihm gilt die Regel: er darf jedes Mal malen, wenn er vorher eine Seite für Deutsch oder Mathe geschafft hat, klappt meistens ganz gut. Am Ende der Arbeitszeit trägt jeder auf dem Deckblatt für die Woche ein, was er/sie gemacht hat - das dient auch der Kontrolle über Häufigkeiten einzelner Aktivitäten. Am Schluss des Tages wird nochmals (wieder von einzelnen Kindern) überprüft, ob alle ihr Pensum auf ihrem Deckblatt eingetragen haben.
    Soweit zunächst mal. Wenn du an Einzelheiten interessiert bist, wären gezieltere Fragen nicht schlecht.

  • Hallo,


    also entscheiden die Kinder ganz alleine, ob sie heute lieber eine Aufgabe Deutsch oder Mathe machen?!? Arbeitest du mit einem Lehrwerk?? Wie gesagt, ich muss nach einem Sprachbuch arbeiten. Es gibt immer bestimmte Themen und dann Aufgaben dazu (schreiben, Rechtschreibung, Gramatik) - ich finds öde.


    Verstehe ich das richtig, dass die Kinder dann freiwillig z.B. die Seite x bearbeiten? Ist das, wenn ich es richtig verstehe, ohne große Hilfe so möglich? Oder gibt es gemeinsame Übungsstunden, in denen du bestimmten Stoff allgemein einführst?


    Nach welchen Kriterien wählst du Angebote für die Kinder aus? Welche Materialien nutzt du so? Wie lange arbeitest du jeden Tag an der Wahlarbeit?


    Wie sieht es denn mit Klassenarbeiten aus? Oder musst du keine schreiben?


    Ich versuche gerade gezieltere Fragen zu stellen :D . Da ich diese Art des Arbeitens aber nicht kenne (weder aus dem Ref noch jetzt) erscheinen sie vielleicht doch sehr allgemein. Sorry!

  • ich versuche jetzt mal deine Fragen zu beantworten.
    1. ja, die Kinder entscheiden im Prinzip selbst, ob sie Mathe, Deutsch, Sachkunde oder was anderes machen wollen. Im Prinzip, weil wenn es zu einseitig wird erfolgt schon eine Aufforderung, doch auch mal was anderes zu machen.
    2. Ein Sprachbuch könnte allerdings ein Hindernis sein. Für das Fach Deutsch benutzen wir Hefte wie: "Zauberlehrling, Elefantenbuch usw. Damit können die Kinder relativ gut alleine arbeiten. Da das Arbeiten meist ziemlich selbständig erfolgt, bleibt Zeit, auftauchende Fragen individuell zu klären.
    In Mathe benutze ich kein Lehrwerk. Ich stelle das Arbeitsmaterial selbst zusammen.
    3. Ja, die Kinder entscheiden überwiegend selbst, welche Seite sie bearbeiten.
    4. Wir arbeiten jeden Tag 1 Stunde in Wahlarbeit. Die Auswahl des Materials erfolgt danach, ob es selbständiges (Zusammen-)Arbeiten zumindest unterstützt.
    5. Zum Glück müssen wir keine Klassenarbeiten schreiben.


    Ich hoffe, dass dir die Kurzantworten irgendwie weiter helfen. Wenn es weitere Fragen geben sollte, werde ich auch diese versuchen zu beantworten.
    Liebe Grüße

  • Vielen lieben Dank für die vielen Rückmeldungen. Ich lese sie mit großem Interesse und werde sehen was sich umsetzen lässt.


    Herzchen, deine Ideen werde ich auf jeden Fall teilweise aufgreifen. Viele Dinge laufen auch bei uns jetzt schon so ... lernwörter und Co. Danke!


    Liebe Grüße
    Sunny

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