"shift happens" auch in Dt.?

  • Hallo zusammen,


    ich stolperte kürzlich mal wieder über das Video "Did You Know?" von Karl Fisch und frage mich, ob diese sehr amerikazentristische Vision der Gegenwart und Zukunft ("Shift Happens") auch für uns in Deutschland bzw. Europa Relevanz hat.


    http://de.youtube.com/watch?v=pMcfrLYDm2U


    Haben sich die technologischen Entwicklungen bei euch an der Schule bereits durchgesetzt? Wie setzt ihr die Neuerungen in eurem Unterricht ein? Nutzt ihr das Internet regelmäßig?


    Grüße,


    klöni

  • Ein schöne Zusammenfassung der informations-technologischen Herausforderungen für unsere Gesellschaft in der nahen Zukunft.


    Zur Frage: "Bereiten wir unsere Kinder darauf vor?" Als Gesellschaft definitiv nicht. Wir müssten massiv mehr in Bildung investieren (kleinere Klassen, moderne Technologien in der Schule). Aber stattdessen gibt der Staat das Geld lieber einem aufgeblähten, überbezahlten Bankensystem, anderen Spekulanten und (veralteten) Industrien.


    An meiner Schule beträgt die Computerquote ca. 1 Computer pro 30 Schüler, obwohl das Gebäude inkl. Ausstattung erst ein paar Jahre alt ist. Für Unterricht mit dem Computer marschiert man wie anno dazumal mit der Klasse in einen Computerraum, in dem sich dann 2 Schüler einen Computer teilen müssen. Die Räume sind natürlich "sehr gut" ausgelastet. Laptop-Klassen wären zwar prinzpiell möglich, müssten aber von den Eltern finanziert werden, soviel zur "Bildungsgerechtigkeit".


    Heute nachmittag habe ich im Fernsehen einen kurzen Bericht über eine ostdeutsche Schule gesehen: Dort saßen ca. 20 Schüler mit ihren Laptops vor einem interaktiven Whiteboard und schrieben ihre Notizen mit einem digitalen Stift, der die Aufzeichnungen an den Computer übertragen konnte. So etwas wäre an unserem (staatlichen) niedersächsischem Gymnasium undenk- da unfinanzierbar. Das Geld wird halt für "wichtigers" (s.o.) gebraucht.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Hi,


    wie es in Schland ist, weiss ich nicht. :) Habt ihr noch Kreidetafeln? :D


    Wir haben drei Computerraeume mit insgesamt 60 oder 70 Computern. Das macht ca. 10 Schueler pro Computer. Zusaetzlich gibt's in jedem Klassenraum ein IWB. Ich benutze das Internet und Youtube regelmaessig. Ob ich meine Kekschen nun ein kurzes Video ueber Tiere gucken lasse, wir uns die neuste Ausgabe von Newsround (Kindernachrichten) anschauen oder sie in Mathe mit Breadhead und SuperDog einen Zaun bauen und die Platten in die richtigen Luecken bewegen...ohne Internet geht bei uns vieles nicht. :D
    Meine Schule nutzt ausserdem Fronter (VLE) um Unterrichtsmaterialien auch von ausserhalb des Schulnetzwerkes zugaenglich zu machen. Das soll in der nahen Zukunft auch auf die Schuelerschaft ausgeweitet werden, damit sie dann Hausaufgaben so einreichen koennen, Tests ausfuellen, von daheim Zugriff auf's Material haben, etc.


    Laptops und Mini-Klassen haben wir allerdings nicht. :)
    Leider hat meine Schule gerade erst nen "Challenge Award" kassiert. Wir sind nun also ganz offiziell (und nicht mehr nur inoffiziell) die herausragendste staatliche Schule der Gegend. Leider, weil unsere Klassen eh schon viel zu gross sind...und die Schulverwaltung gerade erst einen Ausbau der Schule abgelehnt hat. Dennoch lassen sie noch alle moeglichen Kinder zu, wenn die Eltern nur hatnaeckig genug sind. Na danke auch. Ich hab noch einen Stuhl frei...33 oder 34...auf den einen Hansel kaeme es jetzt auch nicht mehr an. :rolleyes:

  • Zitat

    Original von klöni
    Haben sich die technologischen Entwicklungen bei euch an der Schule bereits durchgesetzt? Wie setzt ihr die Neuerungen in eurem Unterricht ein? Nutzt ihr das Internet regelmäßig?


    Unsere Schule ist gar nicht so schlecht ausgestattet. Wir haben einige Räume mit fest installiertem Beamer, zwei große PC Räume, Laptops zum ausleihen.


    Ich nutze das allerdings im Moment nur selten. Irgendwie läuft das alles nie problem- und stressfrei. Entweder haben sich zwei Lehrer gleichzeitig für den PC-Raum eingetragen oder irgendeine dämliche Einstellung an meinem Laptop verhindert, dass ich das YouTube-Video über den Beamer zeigen kann. Ich bin bestimmt nicht technikfeindlich, bin aber auch der Meinung, dass man vernünftig lesen und mit Büchern umgehen können muss, bevor mann mit dem Internet und all dem Kram startet. Außerdem wird das recherchieren im Internet an den Schulen häufig überstrapaziert, da es schnell orgnisiert ist ('Sucht mal im Internet Informationen zu ...'). Ich reiche lieber Texte rein, die aufbereitet werden sollen. Da weiß ich, was die SuS lesen und sie lernen auch gleich grafische Strukturierungsmethoden, wie Concept Maps, Word Webs, etc. Ich würde mir auch lieber eine echte Bibliothek an unserer Schule wünschen, als einen Haufen Activ Boards. Zumal man die Informationen, die ich für meinen beruflichen Fachunterricht brauche auch nur bedingt im Netz findet.

  • Dejana: du beschreibst traumhafte Arbeitsbedingungen!! (bis auf die Anzahl der Schüler natürlich)


    So hätte ich es ebenfalls gerne an meiner Schule, aber um den ganzen Technikkrams vor den Händen der Schüler zu schützen, bräuchte jeder Lehrer dann tatsächlich seinen eigenen, abschließbaren Raum. Dies würde wieder neue Probleme mit sich bringen...


    In England scheint ihr tatsächlich weiter zu sein. Ich erinnere mich mit Wehmut an meine Zeit als AssiTeacher in Manchester Mitte der 90er zurück. Die Uni (ich gebs zu) war schon damals perfekt ausgerüstet, die Lehrer bereits 100%ige Techwhizzes als ich noch bescheiden und unsicher meine ersten Schritte hinein in die unendlichen Möglichkeiten des Internets wagte.



    Zitat

    Zitat von CKR: Irgendwie läuft das alles nie problem- und stressfrei


    Kann ich absolut bestätigen. Wenn wir an unserer Schule mit Beamer und Laptop arbeiten wollen, müssen wir die Maschinerie (Laptop, Beamer, Verdopplungskabel, Boxen) 300 Meter durchs Schulgebäude schleppen, dann im Klassenzimmer erst einmal aufbauen, und so weiter. Was da an Zeit und Nerven draufgeht!!!


    Ich stimme dir zu, dass es wichtig ist, von den Kindern heutzutage einzufordern, auch mal ein Buch von Anfang bis Ende durchzulesen und dieses geduldig zu bearbeiten, eigene Gedanken udn Ideen zu entwickeln, ohne dass sie ständig im Internet rumhoppen, um dort vorgekaute Antworten zu finden. Wo bleibt da die Originalität und eigene Problemlösefähigkeit? Außerdem haben die Schüler ohnehin mehr Medienkompetenz als ich.


    Was die interaktiven Whiteboards angeht: Wisst ihr eigentlich wieviel Energie die verbraten?? In Zeiten der Energiekrise sollte man das auf jeden Fall berücksichtigen. Auch die Ersatzlampen für den Beamer kosten Unmengen!!

  • Zitat

    Original von klöni
    Dejana: du beschreibst traumhafte Arbeitsbedingungen!! (bis auf die Anzahl der Schüler natürlich)
    So hätte ich es ebenfalls gerne an meiner Schule, aber um den ganzen Technikkrams vor den Händen der Schüler zu schützen, bräuchte jeder Lehrer dann tatsächlich seinen eigenen, abschließbaren Raum. Dies würde wieder neue Probleme mit sich bringen...


    Keiner unserer Raeume ist abgeschlossen...ob ich nun drin bin oder nicht. Allerdings wuerden unsere Kids auch nicht unbedingt was klauen. Faellt doch auf, wenn ploetzlich das IWB weg ist und sich jemand damit im Gang abschleppt. :D


    Zitat

    Original von klöniIch stimme dir zu, dass es wichtig ist, von den Kindern heutzutage einzufordern, auch mal ein Buch von Anfang bis Ende durchzulesen und dieses geduldig zu bearbeiten, eigene Gedanken udn Ideen zu entwickeln, ohne dass sie ständig im Internet rumhoppen, um dort vorgekaute Antworten zu finden. Wo bleibt da die Originalität und eigene Problemlösefähigkeit? Außerdem haben die Schüler ohnehin mehr Medienkompetenz als ich.


    Ich glaube, es kommt drauf an, wie man das regelt. Meine Kinder lesen taeglich in ihrem eigenen Buch, haben 30 Minuten pro Woche "Bibliothek" (wir gehen also zur Schulbibo und sie suchen sich neue Buecher aus oder lesen gemeinsam was oder geben welche zurueck) und dann nochmal 60 Minuten pro Woche "Group Reading" (sie lesen also in ihren Lesegruppen ein von mir jeweils fuer diese Gruppe ausgesuchtes Buch...laut, im Kreis, abwechselnd nach nem Paragraph oder ner Seite). Trotzdem muessen sie auch wissen, wie man Google richtig benutzt oder wie sie denn nun auf ihren Tutpup Account zugreifen koennen um Kopfrechnen und Rechtschreibung zu ueben. Nur ein Buch benutzen zu koennen reicht heute eben nicht mehr...

  • Dejana: Aber du hast doch wahrscheinlich deinen eigenen Raum, oder? Inklusive Computer, an dem Fehlzeiten, Noten, etc. direkt eingegeben und zentral verwaltet werden können, einem Schrank für CD-Player, Wörterbücher, Karten, Lautsprecherboxen, Whiteboard-Utensilien, und was der moderne Lehrer sonst noch so braucht. Eigene Wände, an die du Poster, Bilder, Regeln aufhängen kannst, vllt einen Teppich, damits mal ein bisschen gemütlicher wird, einen ruhigen Schreibtisch, an dem du in Freistunden ungestört arbeiten kannst, mit Internet-Anschluss, Telefon, allen Lehrwerken, einen Fernseher mit Video-und DVD-Player, deine eigene Whiteboard, einen Beamer an der Decke hängend, einen Drucker, eine Kaffeemaschine oder den Wasserkocher für den Tea 4 2, so ähnlich sah der Raum eines Deutschlehrers einer HighSchool in den USA aus, bei dem ich mal hospitiert habe. Hab ich was vergessen?


    Grüße, klöni

  • Zitat

    Original von klöni
    Dejana: Aber du hast doch wahrscheinlich deinen eigenen Raum, oder? Inklusive Computer, an dem Fehlzeiten, Noten, etc. direkt eingegeben und zentral verwaltet werden können, einem Schrank für CD-Player, Wörterbücher, Karten, Lautsprecherboxen, Whiteboard-Utensilien, und was der moderne Lehrer sonst noch so braucht. Eigene Wände, an die du Poster, Bilder, Regeln aufhängen kannst, vllt einen Teppich, damits mal ein bisschen gemütlicher wird, einen ruhigen Schreibtisch, an dem du in Freistunden ungestört arbeiten kannst, mit Internet-Anschluss, Telefon, allen Lehrwerken, einen Fernseher mit Video-und DVD-Player, deine eigene Whiteboard, einen Beamer an der Decke hängend, einen Drucker, eine Kaffeemaschine oder den Wasserkocher für den Tea 4 2


    Aehm... :D
    Ich hab meinen eigenen Raum, mit IWB, Computer, Lautsprecher an der Wand, Beamer und Internetanschluss (weil, ohne geht's nicht) und dann halt auch nen Schreibtisch auf dem der Computer steht. Nen Schrank hab ich nicht (nur den generellen Materialschrank fuer Year 5, weil der nunmal in meinem Raum ist). Woerterbuecher hab ich aus dem Gemeinschaftsbereich entfuehrt und bei mir in nem Regal (meine Kids wissen, wo die sind...und nehmen sie sich auch, ausser, sie haben ihren eingenen kleinen elektronischen Spellchecker). An meinen Waenden haben wir alles moegliche aufgehaengt und ja, wir haben auch ne eigene Wand fuer unsere Klassenregeln. :D
    CD Player steht ueber meinem Schreibtisch, Lehrwerke sind im Gemeinschaftsbereich...nur unsere Mathebuecher stehen bei mir, weil die von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich sind.
    Teppichboden haben wir im ganzen Klassenzimmer und im gesamten Year 5 Bereich. Schliesslich sitzen meine Kids auch gelegentlich auf dem Fussboden...
    Fernseher haben wir draussen, brauch ich aber nicht, weil DVDs ja auch ueber's IWB laufen. Drucker, Wasserkocher, Kekse und Telefon sind im Year 5 Buero. Zusammen mit unserem TA, die uns zur Pause immer nen schoenen Tee macht. :tongue:
    Wenn meine Klasse nicht da ist, ist mein Raum meist nicht belegt, was ganz praktisch ist. Ansonsten kann ich aber auch im Buero oder oben im Lehrerzimmer arbeiten (gibt in beiden Raeumen Computer mit Internetanschluss, Wasserkocher und was zu futtern...).


    Was hat das denn jetzt mit den Buechern zu tun? :D

  • Zitat

    Original von Dejana
    Was hat das denn jetzt mit den Buechern zu tun?


    Ich wollte herausfinden, ob deine Schule in England die Voraussetzungen geschaffen hat, die Schüler auf den "shift" vorzubereiten. Das scheint sie, und zwar so, dass die Technologien von der Lehrkraft kontinuierlich und somit effektiv genutzt werden können.


    An meiner Schule ist die Arbeit mit den neuen Apparaturen z.Z. nur unter enormer Mehr-Arbeit (i.e. Mehr-Stress) und geringem Mehr-Wert zu haben. Da überlege ich mir natürlich, ob der Schwerpunkt der Arbeit mit den Kindern tatsächlich die Vorbereitung auf den 'shift' oder nicht doch lieber der Umgang mit den traditionellen Methoden der Informationsbeschaffung und -bearbeitung sein soll.


    Solange hier in Dt. nicht in die Modernisierung des öffentlichen Bildungssystems investiert und es den Lehrern somit erleichtert wird, die neuen Technologien stressfrei einzusetzen, wird sich die "Alles-Scheiße-Grundhaltung" (eben nur: shit happens) vieler Kollegen gegenüber diesen Entwicklungen wohl nicht ändern. Ich hab da so ein paar Exemplare in meiner Fachschaft sitzen. Deren Widerstände sind wie mir scheint unüberwindbar, und ich kann es auch irgendwie verstehen...


    Nutzen bei euch an der Schule alle Lehrer die neuen Technologien oder gibt es da TROTZDEM einige "Unverbesserliche"?


    Gruß, klöni

  • Zitat

    Original von klöni
    Nutzen bei euch an der Schule alle Lehrer die neuen Technologien oder gibt es da TROTZDEM einige "Unverbesserliche"?


    Effektive Einsetzung von Informationstechnologie ist fester Bestandteil der Pruefungsstandards und der kontinuierlichen Qualitaetskontrolle fuer Unterrichtsstunden. Es geht nicht ohne. Den Fall, dass da jemand nun nicht "will" gibt es eigentlich nicht. Denn dafuer gibt es keinen Spielraum an meiner Schule.
    Natuerlich ist es in manchen Faechern (Kochen, Werken, Sport, etc.) schwieriger...aber nicht unmoeglich. Bei Unterrichtsbesuchen wird deswegen geschaut ob es nicht haette eingebunden werden koennen. Da zaehlt die Entschuldigung, dass man sich damit aber nicht auskennt oder nicht damit arbeiten will einfach nicht - es ist Teil des sog. CPD (Continuous Professional Development).
    Wir hatten erst heue Nachmittag eine Fortbildung fuer Espresso (http://www.espressohome.co.uk) und unser stellv. Rektor ist ganz heiss auf ICT. :D

  • Hallo Dejana,


    danke für

    Zitat

    CPD (Continuous Professional Development).

    !!! :)


    Werde ich auf der nächsten Fachschaftssitzung mal als Argumentationshilfe einsetzen.


    Jetzt sag mir doch noch bitte was ICT, TutPup,VLE Fronter sind. Dann kann ich gestärkt und entspannt in die nächste Sitzung gehen. 8)


    Gruß, klöni

  • Hi,


    sorry...nach nem langen Tag denk ich immer so schlecht zweisprachig.


    ICT - Information and Communication Technology (so heisst "Informatik" als Schulfach)


    Tutpup - http://www.tutpup.com ist eine Website, auf der ich meine Klasse und meine Mathegruppe angemeldet habe. Somit koennen sie gegen Kinder weltweit Kopfrechnen und Rechtschreibung am Computer ueben. Ausserdem kann ich ihre Resultate pruefen und sehen, was sie denn so alles bisher gemacht haben. Gleichzeitig muessen sie keine persoenlichen Daten eintragen, weil sie sich ueber ihre Klasse und meinen Account anmelden. Sie koennen das entweder daheim machen oder bei uns in der Schule. Besonders meine Jungs spielen recht gerne gegeneinander....die bleiben dafuer dann sogar in der Pause drin. Mir soll's recht sein. :D


    VLE - steht fuer "Virtual Learning Environment"...und eines dieser VLEs ist "Fronter". Ist sozusagen die Platform, auf der sich dann alle Materialien befinden, Chatrooms, Messageboards, Hausaufgabeneinreichungsmoeglichkeiten, etc.
    http://www.fronter.co.uk


    Gute Nacht, :)
    Dejana

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