Schülerin reißt sich Haare aus

  • Hallo,


    ich komme heute mit einem etwas ungewöhnlichen Problem zu Euch und hoffe, dass irgendjemand was dazu sagen kann.


    Ich habe eine 4.Klasse, das mal vorweg. Seit gestern, der Verdacht bestand bei mir schon länger, weiß ich mit Sicherheit, dass sich eine meiner Schülerinnen die Haare ausreißt.


    Habe gestern die Mutter darauf angesprochen und sie hat es mir bestätigt.


    Wie wir inzwischen beide wissen, handelt es sich dabei um eine Krankheit/Störung namens Trichotillomanie. (Hoffentlich habe ich das jetzt richtig wiedergegeben)


    Nun meine Frage..


    Hat schon jemand etwas dergleichen in seiner Klasse oder sonstigem Umfeld erlebt?


    Mit der Mutter hatte ich heute noch mal ein Gespräch, sie hat nun wohl, auf meinen Impuls gestern hin, schon einiges in die Wege geleitet und nun auch endlich einmal offen mit ihrem Kind gesprochen.


    Am meisten "Angst" habe ich vor Reaktionen anderer Kinder in der Klasse und die werden sicher nicht ausbleiben, denn man sieht es schon ziemlich..


    Hat jemand Tipps für mich?


    Ich bin ein wenig ratlos..

    • Offizieller Beitrag

    Im Gegensatz zu Essstörungen (mit denen Trichotillomanie oft einhergeht) hat dieses psychosomatische Krankheitsbild eine gute Prognose, wenn früh erkannt und psychotherapeutisch oder besser verhaltenstherapeutisch behandelt. Verständnis und Absenkung des Stresslevels führen meist schon zur (temporäten) Verbesserung (der Symptome, an der Wurzel des Stresses muss natürlich trotzdem gearbeitet werden, sonst flammt's wieder auf).
    Ich hatte eine junge Frau in der Beratung, die davon betroffen war (Oberstufe). Dieser hat es schon geholfen, dass sie a) offen mit mir darüber sprechen konne und es nicht als "schlechte Gewohznheit" abqualifiziert wurde b) ich mit allen Kollegen die Verabredung getroffen habe, dass sie unkommentiert Kopfbedeckungen im Unterricht tragen darf, so dass die kahlen Stellen nicht auffallen und c) wir für sie einen Verhaltenstherapeuten gefunden haben, der ihr Entspannungs und Ablenkungstechniken beigebracht hat, die geholfen haben, den Zwang zumindest teilweise einzuschränken / zu kontrollieren.


    Vielleicht könntest du ähnlich vorgehen. Da es sich um ein Kind handelt, muss vor allem das Ziel sein, dem Kind klarzumachen, dass es nicht irgendwie "abartig" ist und sich nicht schämen muss und dass es gute Aussichten hat, das Problem in den Griff zu bekommen, wenn es sich helfen lässt.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Hallo,


    ich hatte auch mal so einen Schüler. Kam in der 5. Klasse - und ich hatte keine Ahnung (woher auch?). Kopfbedeckungen sind im Unterricht abzunehmen, wäre ja noch schöner, wenn da jemand ständig mit Baseballcap sitzt...


    Tipp für dich (und auch die Eltern): Informiert die anderen in der Klasse unterrichtenden Kollegen - und die weiterführende Schule. Die Schülerin sollte ohne Probleme eine Kopfbedeckung tragen dürfen.



    PS: Der Schüler, den ich dort zwei Jahre lang im Unterricht hatte, ist jetzt zwar ein paar Jahre älter, das Problem hat sich aber leider nicht verbessert, sondern verschlechtert, trotz Behandling :(


    Die Klasse ist damit übrigens bestens umgegangen, das gab nie Probleme. Zu Anfang hatte sich der Schüler einen Einzeltisch in der letzten Reihe gesucht, aber sehr bald saß er freiwillig in der ersten Reihe.

  • Mein Sohn hatte dieses Problem in der 3. oder 4. Klasse. Wir haben es relativ früh gemerkt (bevor der Kopf zu "löchrig" aussah) und unseren Kinderarzt/Jugendsychologen kontaktiert.


    Ihm hat z.B. geholfen, immer einen Handschmeichler (ein poliertes Tigerauge) dabei zu haben, um etwas in den nervösen Fingern zu haben. Das durfte er dann auch im Unterricht in der Hand behalten. Außerdem haben seine Lehrerin und er ein geheimes Zeichen vereinbart, das sie machte, wenn sie ihn bei Ausreißen beobachtete.


    Zum Glück war das Ganze in ein paar Wochen im Griff...

Werbung