Wer hat Erfahrungen mit der Offenen Eingangsstufe?

  • An unserer Schule gibt es die offene Eingangsstufe.
    Ich unterrichte da zwar nicht, ich habe eine dritte Klasse. Aber ich bekomme natürlich trotzdem viel mit... und habe auch die Schüler, die aus diesen Eingangsstufen kommen.
    Vielleicht kann ich dir helfen? Was genau möchtest du wissen?

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Ich möchte alles wissen! Also zum Beispiel: Wie habt ihr das organisiert? Wie läuft das alles konkret ab? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Wie geht es dem Kollegium damit? Wo gibt es Schwierigkeiten?

  • Wie genau das alles organisiert ist, weiß ich nur begrenzt, da ich ja dort nicht unterrichte.
    Aber ich berichte mal.
    Wir haben also mehrere Eingangsklassen...
    Die Randstunden sind oft nur für eine der Klassenstufen, denn manchmal muss man auch etwas nur mit den Erstklässlern oder nur mit den Zweitklässlern machen.... neue Inhalte Einführen... oder Methoden erklären... da kommt dann also nur die halbe Klasse.
    In Deutsch und Mathe, wenn alle zusammen sind, wird relativ frei gearbeitet... wir haben Einstern als Mathebuch und das benutzen wir dann auch in der dritten Klasse, so dass die Schüler sich da nicht umgewöhnen müssen.
    In Deutsch wird mit Sommer-Stumpenhorst gearbeitet. Jedes Kind arbeitet dann da weiter, wo es gerade ist.
    In Sachunterricht iist es oft so, dass die Zweitklässler etwas lesen und schreiben müssen und die Erstklässler mehr Bilder zum Thema bekommen... wie ich in Kopierergesprächen herausfinden konnte.
    (Kopierergespräche: Gespräche mit Kolleginnen, während alle in der Warteschlange vor dem Kopierer stehen. ;) )
    Es gibt offenbar wenig Materialien... ich sehe die Kolleginnen der Eingangsstufen sehr viel kopieren.
    Die Klassen sind alle mit neuen Möbeln ausgestattet, die viele offene Regale haben... denn das Arbeitsmaterial muss ja irgendwo gelagert werden.... und für die Kinder jederzeit zugänglich sein.
    Und es ist sehr viel Material, das da steht!
    Die Kolleginnen der Eingangsstufen sitzen sehr viel zusammen, besprechen sehr viel und planen gemeinsam. das ist sehr viel zusätzlicher Zeitaufwand.
    Allerdings sitze ich mit meiner Kollegin der dritten Klasse auch zusammen und plane gemeinsam... gute Zusammenarbeit ist unerlässlich.
    Die Zusammenarbeit der Eingangsstufenlehrerinnen ist auch deshalb wichtig, da die Kinder in der dritten Klasse ja zusammengelegt werden und neue dritte Klassen bilden.
    Da müssen also dieselben Voraussetzungen gegeben sein und die Kinder sollten dasselbe gelernt haben.
    Ehrlicherweise ist unser Kollegium aber ein bisschen gespalten. Die Eingangsstufenlehrerinnen sind die eine Einheit... und die Lehrerinnen der dritten und vierten Klassen sind die andere Einheit.
    Ich bin da ja erst seit August, aber das ist schon interessant zu beobachten. Und wie ich erfahren habe, war das vorher auch schon so.
    Die Lehrerinnen der dritten und vierten Klassen sind auch nicht alle positiv eingestellt, was diese Eingangsstufe anbelangt... die wollen da gar nicht unterrichten.... und haben auch ihre Gründe dafür, die man akzeptieren muss.
    Von daher ist es so, dass die Eingangsstufenlehrerinenn nun seit Beginn der Eingangsstufe in den Eingangsstufen sind.... und die Kolleginnen der dritten und vierten Klassen auch nur diese dritten und vierten Klassen unterrichten. Wenn ich also meine Klasse nach der Vierten abgebe, werde ich wieder eine dritte Klasse übernehmen.
    Man hat als Lehrerin also nur noch das halbe Grundschulerlebnis...
    Mag sein, dass andere Schulen das anders regeln... aber bei uns ist es irgendwie so geregelt.
    Diese Eingangsklassen haben an unserer Schule auch hohe Priorität... da ist seit Jahren der Schuletat hingeflossen. Wir haben in der dritten Klasse Sprachbücher, die 10 Jahre alt sind, alte Schulmöbel, unrenovierte Klassenräume...


    Von Eltern höre ich nicht nur positive Resonanz. Im ersten Schuljahr sind sie noch zufrieden... denn für Erstklässler gibt es ja durchaus viele Vorteile in der Eingangsstufe.
    Aber die Eltern der Zweitklässler haben nicht mehr das Gefühl, dass die Eingangsstufe für ihre Kinder gut ist. Sie finden, dass die Kinder da nicht mehr genug lernen... sie finden, dass ihre Kinder als Helfer für die Erstklässler benutzt werden, statt selbst und für sich zu lernen. Sie finden, dass die Eingangsstufe zu Erstklässlerlastig ist.
    Das übrigens bestreiten die EingangsstufenKolleginnen.
    Ich habe nicht genug Einblick, um mir da eine Meinung anzumaßen...


    Aber als Mutter bin ich heilfroh, dass meine Kinder durch die Grundschule gekommen sind, ohne Eingangsklassen zu besuchen.
    Ich bin nicht überzeugt davon, dass es wirklich die wahnsinnig tolle Neuerung in der Grundschule ist...


    Und auch wenn ich das nun an meiner Schule beobachten kann... so richtig sehe ich nicht, was daran besser sein soll, als an herkömmlichen Klassen.
    Ich habe eine Klasse, die aus drei Eingangsstufen zusammengemischt wurde... es dauert wirklich eine Zeitlang, bis daraus eine Klasse geworden ist. Und trotz all der vielen Absprachen der Eingangsstufenlehrerinnen... es gibt doch ziemlich viele Unterschiede in den Methoden und Inhalten, die die Kinder so mitbringen. Da muss man dann erstmal einen gemeinsamen Nenner finden.
    Und ich finde auch nicht, dass die Kinder da nun weiter im Stoff wären... oder sonst etwas besser gelernt hätten, als in herkömmlichen Klassen.
    Sie sind aber unruhiger...
    Durch diese vielen freien Materialien sind die Kinder gewohnt, dauernd aufzustehen, sich mit ihrem Nachbarn abzusprechen, sich Lernpartner auch aus der entgegengesetzten Ecke des Klassenzimmers zu suchen... es ist unruhiger als in anderen Klassen, die das nicht so gewohnt waren.
    Und bei 30 Schülern macht mich das nicht immer froh.


    Wenn ich die Wahl hätte... ich hätte lieber kleinere Klassen als eine Eingangsstufe!

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  • Hallo hks,
    seit gut vier Jahren haben wir an unserer Schule die flexible Schuleingangsphase. Und abgesehen von ein paar "Kleinigkeiten" haben wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
    Es ist richtig, dass man als LehrerIn nur noch "das halbe Grundschulerlebnis" hat, das ist etwas, was mir auch ein wenig fehlt - allerdings gibt es ja auch genug Schulen, die aus Prinzip nach der zweiten Klasse einen Klassenlehrerwechsel vornehmen, damit die Kinder auch mal eine andere Bezugsperson in der Grundschule haben.
    Ich finde, dass es enorme Vorteile für die Kinder und das Lernen hat. Und das nicht nur für die "Erstklässler". Nehmen wir ein Kind, das mit einem eher schwachen Entwicklungsstand in die Schule kommt. In einer herkömmlichen Klasse ist es immer Schlusslicht, irgendwann hängt es dann vielleicht so weit hinten, dass es sitzen bleibt. In diesem Fall muss es eine Klasse wiederholen - wiederholt dabei aber möglicherweise gar nicht den Stoff, da die Lücken vielleicht schon früher entstanden sind. Dazu muss es in eine vollkommen fremde Lerngruppe. In der offenen Eingangsphase gehört es im ersten Lernjahr zu den Schwächeren. Aber nach einem Jahr werden jüngere Kinder eingeschult und dieses Kind gehört zum ersten Mal zu denen, die auch einmal etwas erklären können (und vertieft sein Wissen dabei). Auch wenn es den Lernrückstand im zweiten Jahr nicht aufholt, kann es ein drittes Jahr in der Schuleingangsphase bleiben, ohne in eine komplett neue Lerngruppe zu kommen.
    Aber genauso hat das System auch für stärkere Kinder Vorteile. In einer herkömmlichen Klasse ist ein starkes Kind an der Spitze und lernt, dass es sein Können aus dem Ärmel schütteln kann, ohne Anreiz durch Kinder zu haben, die weiter sind als es selbst. In einer jahrgangsgemischten Klasse lernt es aber von Anfang an Kinder kennen, die schon weiter sind, als es selbst, und kann sie als Vorbilder nehmen.


    Auf jeden Fall bedeutet es für die Lehrerin/den Lehrer eine Umstellung im Unterrichten. Ein wenig Erfahrung mit offenen Unterrichtsformen sind auf jeden Fall von Vorteil.
    Deutsch und Sachunterricht unterrichten wir bei uns mit "Anton & Zora", das klappt gut auch im gemeinsamen Unterricht mit Erst- und Zweitklässlern. Die Nebenfächer funktionieren ohnehin auch mit mehreren Jahrgängen in einer Klasse. Einziges Problem ist nach wie vor Mathematik, wo wir nach Möglichkeit in Doppelbesetzungen auch die Lerngruppe teilen. Ganz glücklich bin ich da noch nicht, aber zu dem Thema "Mathematik in jahrgangsgemischten Klassen" gab es hier auch schon eigene Foren...


    Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiter helfen. Ansonsten frag einfach weiter ;)


    LG
    Benno

  • - Habe ich richtig rausgelesen, dass ihr grundsätzlich allein in der "Klasse" unterrichtet und gelegentlich im Team?


    - Ist es bei euch allen so, dass es Kollegen/innen für die Eingangsstufe und welche für Klasse 3/4 gibt? Kann man nicht auch mal auf- bzw. absteigen, um alle Jahrgänge zu unetrrichten? Falls ja: In welchem Turnus?


    - Wie sieht das Unterrichten in der Praxis aus? (Ich kann mir das noch nicht so ganz vorstellen...)


    Welche Tipps habt ihr für Schulen, die mit der Offenen Eingangsstufe ganz neu beginnen?

  • Ja, bei uns sind die Lehrerinnen grundsätzlich alleine in der Eingangsstufe.... und niemals im Team.
    Dafür sind das aber auch kleine Klassen... so um die 20 bis 22 Kinder... das werden in Klasse3 dann 30 Kinder... so wie meine Klasse.
    Bei uns wird nicht auf und abgestiegen, da die Kolleginnen der dritten und vierten Klassen nicht in der Eingangsstufe unterrichten wollen.... sie sind von dem Konzept nicht überzeugt...
    Mag sein, dass die Eingangsstufenlehrerinnen auch mal wieder in ein drittes und viertes Schuljahr wollen und finden, dass gewechselt werden muss.
    Auf diese Lehrerkonferenz bin ich dann mal sehr gespannt...
    Das Unterrichten in Sachunterricht, Kunst, Musik, Religion, Sport... das ist wie wenn man eine einheitliche Klasse hätte, denn da muss man ja nicht soooo doll differenzieren.... denn auch die Interessen sind ja noch sehr ähnlich.
    Die Zweitklässler müssen in Sachunterricht vielleicht zum Thema schreiben, die Erstklässler malen ein bisschen... das geht.
    ZUm Thema Herbst haben die Eingangsstufenlehrer es zum Beispiel so gemacht, dass sie in einem Jahr mehr die Pflanzen durchnehmen und im anderen Jahr die Tiere. So kann man immer aktuell das Thema wählen, aber es dennoch so gestalten, dass die Kinder in jedem Jahr etwas Neues lernen.
    Deutsch und Mathe findet oft in der Kleingruppe der Klassenstufe statt. Und wenn es in der Eingangsklasse stattfindet, dann ausschließlich in freien Arbeitsformen... jedes Kind holt sich sein Lernmaterial und arbeitet damit.


    Wenn Schulen sich das wirklich gut überlegt haben und wirklich wirklich eine Eingangsstufe möchten, dann macht es Sinn, bereits mit dem ersten Schuljahr diese freien Arbeitsformen einzuüben. Wenn die dann als Zweitklässler erst getrennt und dann mit dem neuen ersten Schuljahr zusammengesetzt werden zu einer Eingangsklasse, dann kennen sie schon die Methode.


    Außerdem rate ich, sich gut zu überlegen, wie man speziell die Zweitklässler fördert, denn die werden zu oft bei diesem Konzept vergessen.
    Ich persönlich sehe für Zweitklässler keinen einzigen Vorteil der Eiingangsstufe.

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  • Bei uns sind eher die Eingangsklassen groß, weil die Kinder eher hier wiederholen - sprich ein drittes Jahr in der Eingangsklasse bleiben, bis sie wirklich fit genug sind für das 3. Schuljahr. In der 3 oder 4 wiederholt dann nur noch selten ein Kind.


    Teamstunden oder Doppelbesetzungen gibt es nicht oft, das ist auch bei uns ein Nachteil. Das hängt halt immer davon ab, wie gut eine Schule besetzt ist, wie viele Teilzeitstellen dabei sind und und und ...


    Auch bei uns ist es so, dass sich LehrerInnen entweder für 1/2 oder für 3/4 spezialisieren. Es spricht allerdings nichts dagegen, auch mal zu wechseln, dann könnte eine Lehrerin aus der 1/2 dann mit einem Teil ihrer Kinder in die 3 wechseln. Ist aber bei uns bisher noch nicht vorgekommen. Es hat schon Vorteile, sich zu spezialisieren. Wenn man beispielsweise nur alle vier Jahre mit frisch eingeschulten Kindern zu tun hat, hat man damit natürlich weniger Erfahrungen, als jemand, der damit in jedem Jahr zu tun hat.


    Als Tipp kann ich nur empfehlen, möglichst häufig in Schulen/Klassen zu hospitieren, die damit schon arbeiten. Das haben wir gemacht und haben viele wertvolle Tipps bekommen. Vielleicht entsteht dabei auch eine weitergehende Kooperation. Wir haben auch in den ersten drei Jahren regelmäßige Teamsitzungen in den Eingangsklassen gehabt. Das war ein guter Erfahrungsaustausch, weil ja alle in der gleichen Situation sind.

  • Hallo Elaine,
    ich sehe die 1/2 schon als eine Einheit, wo ich in meinen Lehrmethoden nicht groß unterscheiden würde, es kommen halt immer mehr Übungsformen dazu. Und das betrifft auch das Thema Rechtschreibung.
    Wenn man sich ansieht, was zum Thema Rechtschreibung in den Lehrplänen der Länder gefordert wird, ist das ja in der Regel noch gar nicht so furchtbar viel. Bei Anton und Zora gibt es vereinzelt Rechtschreibübungen in den Werkstätten. Im Lehrerband finden sich dann Tipps und Erläuterungen zur Rechtschreibentwicklung bei Kindern.
    In meinem Unterricht läuft vieles individualisiert ab, wenn Kinder mir ihre Schreibergebnisse zum Beispiel im Schreibbilderbuch zeigen. Schreibt ein Kind lautgetreu, mache ich es darauf aufmerksam, dass Erwachsene in der Regel die kleinen Buchstaben benutzen, dass es Wortgrenzen gibt, dass am Ende eines Satzes ein Punkt kommt.
    Ich schreibe möglichst häufig mit den Kindern gemeinsam an der Tafel, z. B. einen Text für das Klassentagebuch. Diesen Text untersuchen wir in der Regel auf verschiedene Rechtschreib- oder Grammatikphänomene hin: Warum habe ich hier wohl zweimal den gleichen Buchstaben geschrieben? Wie viele Wörter hat dieser Satz? Wie viele Silben hat dieses Wort? Wie viele Buchstaben? Warum wird dieses Wort groß geschrieben?
    Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kinder erstaunlich viel herausbekommen, wenn sie erst einmal lesen können und ihre eigenen Schreibungen mit denen der "Erwachsenen" vergleichen.
    Ansonsten ist der Deutschunterricht für die Zweitklässler nicht anders angelegt, als für die Lernanfänger. Im Mittelpunkt stehen möglichst häufige und vielfältige Schreibanlässe. Und jeder schreibt halt nach seinem Lernvermögen. Da gibt's Erstklässler, die in kürzester Zeit viele Zweitklässler überholen. Und umgedreht natürlich genauso ... Aber das ist ja der Vorteil, an diesem Unterrichtskonzept, dass jedes Kind in seinem Tempo lernen kann, ohne unter- oder überfordert zu werden.


    Die Werkstätten von Anton und Zora sind so aufgebaut, dass sie sowohl für schwache Erstklässler als auch für starke Zweitklässlere eigentlich genügend Angebote bieten.

  • Hm, Benno, also erstmal: Das hört sich schon super an, wie du das machst. Vor allem, dass du alles zusammen machst.


    Aber dennoch frage ich mich: Wie stellst du sicher, dass die Kinder am Ende der zweiten Klasse wissen, welche Wortarten es gibt? Welche Wörter mit ie geschrieben werden? Usw.? Klar, du besprichst das an den gemeinsamen Sätzen und an den Texten, aber die Kinder müssen das doch auch üben, bis es wirklich sitzt, oder?? Ich frag wirklich, weil es mich interessiert (nicht, weil ich dir was vorwerfen will...)


    Ich hätte Angst, dass allein durch das Schreiben keine Entwicklung da ist. Wenn ich mir überlege, wie oft ich in meiner Klasse predige, dass nach einem Punkt groß geschrieben wird und wie viele Übungen ich dazu schon gemacht habe und es immer noch nicht sitzt... Und jetzt stell ich mir vor: Ich erwähn das dem jeweiligen Kind an Hand seines freien Textes mal, aber das wird es doch nicht nur durch mein Hörensagen behalten... Wie sind denn deine Erfahrungen in der Hinsicht? Benutzt du gar keine Übungsblätter z.B. für doppelte Selbstlaute??



    Wobei ich andererseits auch denke, dass dieses ständige Üben auch oft wenig Sinn macht in Deutsch, weil ich üb zwei Wochen und in Woche vier fang ich mit dem Üben wieder fast von vorne an. Bzw. es findet keine Übertragung auf die eigenen Texte statt. Was ja für deine Art des Unterrichtens sprechen würde... Hm, ich bin mal wieder verwirrt von mir selbst.


    Würde mich super über ANtwort freuen!

  • Hi Elaine,
    ich denke, einige der Themen, die du mit den Kindern in der Schuleingangsphase übst, sind einfach zu früh. Sicher, es gibt immer Kinder, die schon wissen, wann ein doppelter Konsonant oder ein "ie" kommt, aber für den Großteil ist das einfach noch zu hoch. Auch wenn das in einigen Sprachbüchern des 2. Schuljahres schon vorkommt, gehört es eigentlich nicht in die Lehrpläne Deutsch (zumindest nicht in NRW). Ich hab noch mal nachgeschlagen, im Bereich Rechtschreibung wird nur verlangt:
    "Die Schülerinnen und Schüler
    - schreiben bekannte Texte mit überwiegend lautgetreuen Wörtern fehlerfrei ab
    - nutzen Abschreibtechniken
    - wenden beim Schreiben eigener Texte erste Rechtschreibmuster und rechtschriftliche Kenntnisse an (z. B. Einhalten der Wortgrenzen, Großschreibung nach Satzschlusszeichen, Endungen -en und -er sowie Schreibung von Wörtern mit au, ei, eu, ch, sch, st, sp und qu)
    - nutzen das Alphabet beim Nachschlagen in Wörterverzeichnissen."
    In einer Tabelle werden dann noch die Fähigkeiten und Kenntnisse im Rechtschreiben genannt, die im Laufe der GESAMTEN Grundschulzeit erworben werden müssen. Und ich denke, da bringe ich die Kinder auch mit individuellen Tipps auf einen guten Weg.


    Im übrigen kann man ja auch zusätzlich noch die ein oder andere Rechtschreibübung einbauen, da würde ich aber nach Möglichkeit individualisieren. An unserer Schule wird im Laufe des 2. Schuljahres der Rechtschreibpass von Sommer-Stumpenhorst eingeführt. Ein Freund von mir aus Hamburg arbeitet mit den Rechtschreibmaterialien von Lessmann, die kenne ich aber nicht ...


    Noch etwas anderes, was die Frustration manchmal wieder ins rechte Verhältnis bringt: Für Grundschulkinder ist es in der Regel noch zu schwierig, den Focus auf die Entwicklung von Texten (oder das grundsätzliche Verschriften) UND die Rechtschreibung zu legen. Wenn man das aber in zwei Schritte aufteilt, gelingt es meistens. Also: zuerst schreiben, dann mit Blick auf bestimmte Phänomene (Wortgrenzen, Satzschlusszeichen, Groß-/Kleinschreibung ..., aber nach Möglichkeit nicht alle auf einmal :) ) den Text noch einmal durchsehen...


    Ich hoffe, ich konnte dir weiter helfen (auch wenn's mit der Antwort ein bisschen gedauert hat ;) ) ...

  • Rechtschreibnoten sind ein leidiges Thema (wie Noten generell). In NRW bekommen Erstklässler im Moment noch keine Noten, im Berichtszeugnis beschreibe ich halt einfach, wie weit die Kinder sind, ob sie Wortgrenzen einhalten können, ob sie schon Groß-Kleinschreibung beherrschen, ob sie alle Laute hören etc.
    Die Zweitklässler bekommen zum Übergang in Klasse 3 zum ersten Mal Noten. Dabei gehe ich in erster Linie von den Lernerfolgskontrollen aus "Anton & Zora" aus. Außerdem sehe ich mir an, wie die Kinder mit dem Rechtschreibpass (Sommer-Stumpenhorst) arbeiten, den wir bei uns in der Schule benutzen. Wir haben im Kollegium ausgehend von den Lehrplänen Formulierungen/Noten abgestimmt, welche Fähigkeiten die Kinder bei welcher Note besitzen müssen.


    Zur Frage, wann Kinder freies Schreiben und Rechtschreibung gleichzeitig unter einen Hut bringen, gibt's - glaube ich - keine eindeutige Lösung. Da haben wir halt mit der riesigen Bandbreite in der Grundschule zu kämpfen. Einige können ihr Rechtschreibgespür von Anfang an in ihren Texten einbringen, andere haben während der gesamten Grundschulzeit (und wahrscheinlich auch darüber hinaus) Schwierigkeiten. Ich würde deshalb auf jeden Fall immer nach dem Schreiben eines freien Textes zusätzliche Zeit geben, um die Rechtschreibung zu überprüfen - am besten mit einem Tag Abstand (zumindest, wenn es mir nicht nur um den freien Text sondern auch um eine rechtschriftliche Betrachtung geht ...).

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