Mitarbeitergespräche

  • Ich komme aus Niedersachsen. Unser Schulleiter hat nun angefangen, mit uns Mitarbeitergespräche zu führen. Dabei geht er nach einem irrsinnig langen Fragenkatalog vor. Alles wird genauestens protokolliert. Ist das mit dem Protokoll erlaubt? Wo finde ich etwas zu diesem Thema?

  • Mitarbeitergespräche zu führen und sie zu protokollieren ist "Vorschrift" Hat der Schulleiter euch nicht darüber informiert?
    Mit einem aus dem Kollegium kann man als Schulleiter vielleicht gut, mit anderen vielleicht nicht so. Um umgekehrt von Kollegium zum Schulleiter auch. Da ist ein festgelegter Ablauf doch nicht so verkehrt, um alle gleich und gerecht zu behandeln, oder?
    Gruß
    Pepi

  • Einen Kollegen an Hand eines langen Fragenkataloges "meinungstechnisch auszuforschen" halte ich für fragwürdig. Auch die Frage, in welcher Form ein derartiger Katalog erstellt bzw. ausgewertet wird - und vor allem in welcher Akte das landet, muss wohl geklärt werden.


    Welcher Art sind die Fragen in diesem Katalog? Welches Ziel wird verfolgt? Sind die Fragen rein dienstlicher Natur oder teilweise suggestiv?
    Unter einem MitarbeiterGESPRÄCH stelle ich mir jedenfalls etwas anderes vor als ein Abhaken von Fragen - die eventuell nach einem Fünf-Punkte-System bewertet werden sollen (trift zu-trifft nicht zu...). Sowas ginge in Richtung "Stasi 2.0"


    Dienstliche Fragen, die für die Schulorganisation von Belang sind und die mir unverfänglich erscheinen würden wären z.B.:
    -"Gibt es Medien, die wir für die Unterrichtsgestaltung anschaffen sollten?"
    -"Ist Ihnen in den Klassenzimmern oder in der Schule etwas aufgefallen, was die Sicherheit der Lehrer oder Schüler gefährden könnte"
    -"Müssten wir nächstes Jahr neue Schulbücher beschaffen, wenn ja wie viele?"
    -"Bekommen Sie morgens problemlos einen Parkplatz?" 8)


    Suggestiv wäre:
    "Sind Sie an dieser Schule zufrieden?"
    "Gibt es im Kollegium Spannungen?"
    "Haben Sie Beschwerden von Eltern?" ....


    Das dürfte dann wohl ein Fall für die GEWerkschaft bzw. den Personalrat sein.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Ich hab mal ein wenig gegoogelt nach "mitarbeitergespräch fragenkatalog":


    MAG - Das Mitarbeitergespräch
    Leitfaden für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für Vorgesetzte:
    http://www.vkm-baden.de/infothek/mag.htm


    Mitarbeitergespräch - Leitfaden (vom Bundeskanzleramt........ jedoch nicht von unserm ;)
    http://www.zaverwaltung.at/fil…_Mitarbeitergespraech.pdf


    Fragen- / Themenkatalog aus der Verwaltung:
    http://www.informdoku.de/theme…/mitarbeiterbefragung.php

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Von der Perspektive der inneren Führung her (hui, was für ein böserböser militärischer Begriff!) ist ein Mitarbeitergespräch, das so angelegt ist, dass es schon im Vorfeld beim Mitarbeiter Bedenken und Skepsis auslöst, vom Sinn und Zweck her verfehlt. Das könnte ein Indiz für Defizite in den Führungskompetenzen seitens des Schulleiters sein.


    Dass Formalismen Gerechtigkeit und Gleichbehandlung erzeugen, ist übrigens ein Trugschluss. Das führt nur zu überbordender Bürokratie und allseitiger Unzufriedenheit.


    Nele

  • Mein Mann führt jedes Jahr mit seinem Chef sowohl ein Mitarbeiter- als auch ein Beurteilungsgespräch. Er arbeitet jedoch nicht als Lehrer,sondern in der Wirtschaft und da gehört das zur Personalführung. Kann es sein, dass Lehrer zwar selbst jeden Tag beurteilen, einige selbst aber ein Problem haben wenn sie selbst beurteilt werden? Im Übrigen ist festgelegt, dass das Protokoll nicht an Dritte weitergegeben werden kann, als z.B. auch nicht an den Schulrat. Ich für meine Teil halte es weiter für sinnvoll für möglichst viel Transparenz zu sorgen, gebe z.B. meinen "Gesprächsleitfaden" vorher den Kollegen und erkläre auch die Sache mit dem Protokoll.

  • Zitat

    Original von Pepi
    Mein Mann führt jedes Jahr mit seinem Chef sowohl ein Mitarbeiter- als auch ein Beurteilungsgespräch. Er arbeitet jedoch nicht als Lehrer,sondern in der Wirtschaft und da gehört das zur Personalführung.


    Richtig. Allerdings kenne ich es so, dass diese Gespräche auch im Unternehmen nicht im luftleeren Raum anhand obskurer Checklisten geführt werden, sondern definierte Ziele verfolgen, d.h. im Mitarbeitergespräch werden Ziele professioneller Art (Steigerung des Auftragsvolumens, Umsatzes, Übernahme neuer Aufgaben) angesprochen und auch über Gehaltsfragen verhandelt.
    In den rechtlichen Vorschriften meines Bundeslandes (nicht Niedersachsen) ist auch festgelegt, dass das Mitarbeitergespräch eben diesem Ziel der beruflichen Weiterentwicklung zu dienen hat und konkrete Maßnahmen zur Weiterbildung und Aufgabenübernahme beschlossen werden sollen (und nur darüber würde ich mich mit meinem Chef unterhalten).


    Zitat

    Original von Pepi
    Kann es sein, dass Lehrer zwar selbst jeden Tag beurteilen, einige selbst aber ein Problem haben wenn sie selbst beurteilt werden?


    Diese Feststellung halte ich an dieser Stelle für unglücklich da sie pauschalisierend ist und - weit wichtiger - der Threadersteller lediglich anspricht, dass ihm das Mitarbeitergespräch anhand dieser Checkliste nicht glücklich vorkommt. Ob das mit Beurteilung zu tun hat, wird gar nicht erwähnt.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Also, ich glaube nicht, dass es bei diesem Gespräch um Beurteilung geht, davor habe ich keine angst. Ich denke, der Beitrag oben, der von objektiven Punkten sprach, würde mir auch nicht viel ausmachen. Was mich verunsichert, sind die suggestiven fragen, bei denen ich mich total ausgehorcht und zu persönlichen Stellungnahmen aufgefordert sehe. Es gibt eben Dinge, über die ich nicht sprechen möchte, z.B. wie ich mit meinen Kollegen auskomme oder wie ich meinen Chef als chef finde. Und schon gar nicht meine Aussagen in einem Protokoll niedergeschrieben finden. Es gibt einfach persönliche Einstellungen, über die ich nichts sagen möchte ( vielleicht, weil ich weiß, dass ich damit sicher beim chef anecken würde). die Frage ist doch auch, darf über so ein Gespräch ein Protokoll für die Personalnebenakte angefertigt werden?

  • Zitat

    Original von Freeking
    wie ich meinen Chef als chef finde.


    Das fragt meiner auch (zumindest einige Kollegen, die mir von ihrem Gespräch erzählt haben). Die haben sich ganz gut aus der Affäre gezogen, indem sie exemplarisch sein Handeln in verschiedenen Situationen aus ihrer Sicht beschrieben und bewertet haben.
    Die Bewertung der Vorgesetzten ist bekannt als Teil des 360° Feedbacks, allerdings muss man das wohl, darauf ging nele ja schon ein, den Kollegen gegenüber erläutern.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Zitat

    Original von Pepi
    Mitarbeitergespräche zu führen und sie zu protokollieren ist "Vorschrift" Hat der Schulleiter euch nicht darüber informiert?
    Mit einem aus dem Kollegium kann man als Schulleiter vielleicht gut, mit anderen vielleicht nicht so. Um umgekehrt von Kollegium zum Schulleiter auch. Da ist ein festgelegter Ablauf doch nicht so verkehrt, um alle gleich und gerecht zu behandeln, oder?
    Gruß
    Pepi


    an meiner schule gab es die diskussion auhc und "mitarbeitergespräche" sind nirgednwo im beamtengesetz explizit vorgesehen. was es gibt sind personalgespräche, die auch protokolliert werden und in die von allen instanzen einsehbare akte kommen. was mit den protokollen der mag geschieht, darauf gibt es derzeit keine antwort an meiner schule. bei uns werden in den mag auch so nette sachen diskutiert wie "warum waren sie im letzten jahr 4 tage krank, das erscheint uns zu viel". herzlichen dank auch. ich gehe davon aus, dass in der freien wirtschaft etwas mehr auf qualität bei sowas geachtet wird und es nicht so dilettantisch gemacht wird wie in vielen schulen. deshalb hab ich durchaus meine zweifel an der sinnhaftligkeit und dem nutzen für die lehrer.

    • Offizieller Beitrag

    Von Bundesland zu Bundesland ist das verschieden - in Hessen gab es eine "Handreichung für Mitarbeitergespräche" seitens des KM, die aber keinesfalls Erlass- oder Verordnungsstatus hat. An vielen Schulen wurde das aber so ausgelegt und in vorauseilendem Gehorsam und ohne vorherige Regelungen Mitarbeitergespräche geführt, protokolliert und fröhlich in Personalakten oder Personalnebenakten geheftet... alles sehr dubios.


    An jeder Schule sollten die Personalräte auf ihr Mitbestimmungsrecht in diesen Dingen hingewiesen werden und mit dem Schulleiter eine Dienstvereinbarung zum Thema Mitarbeitergespräche erarbeiten: was wird (nicht) besprochen? Einfluss des Mitarbeiters auf die Themenauswahl? Welche Ankündigungszeit vorher? Welche Form des Protokolls? Wohin damit? Welche Zielvereinbarungen? Mit welcher Verbindlichkeit?
    http://www.gew-bw.de/Binaries/…rbeitergespr%C3%A4che.pdf

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    4 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Das ist ja interessant, was du schreibst, das mit den Personalräten wusste ich ja noch gar nicht, werde mich informieren.

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