dialekt

    • Offizieller Beitrag


    was heißt, "so einer bildet lehrer aus"?


    sprach man an deiner seminarschule niederbayrisch?


    lässt du aufsätze in oberpfälzisch schreiben?


    findet dein unterricht nicht in der herkömmlichen amts- und verkehrssprache statt?


    hach gott, warum verschwende ich meine zeit?



  • toller kommentar.
    was erwartest du? dass sich die bayerischen kinder um einen saarländer zuagroasten drehen??
    du gehörst wohl zu der sorte, die im ausland von bedienung und hoteliers fließendes deutsch erwarten.
    wie weltfremd ist das, in ein anderes bundesland zu wechseln und zu erwarten, dass dort alle perfekten hannoveraner dialekt sprechen?? und das kommt noch dazu von einem saarländer, der den tollsten dialekt deutschlands drauf hat.
    ja, in der tat spricht man an meiner schule u.a. niederbayerisch. ja, natürlich können unsere kinder auch hochdeutsch.

  • ach ja, europa fördert die regionen und unterstützt durchaus den erhalt von dialekten. da darf man auch von einem saarländer, der lehrer ausbildet und wie jeder andere lehrer zu werten erziehen soll, die toleranz erwarten, dialekte zu tolerieren. ansonsten kann man nur hoffen, dass er die kinder in ihrer kompetenz fördert, hochdeutsch zu sprechen.

    • Offizieller Beitrag

    Meine Herren Mitbayern,
    hier ist mal so ein Fall, wo mir persönlich die "Mia san mia"- Mentalität ganz mächtig auf die Senkel geht!
    Ich erwarte in so einem Fall zwar von einem neuen Lehrer, dass er durchaus ein bisschen auf sein Klientel eingeht, andersherum erwarte ich aber auch ein gewisses Entgegenkommen von den Schülern. Hier ist doch wohl Toleranz auf beiden Seiten gefragt!
    Ich selbst, gebürtige Münchnerin, kann Bayerisch verstehen, aber auf Grund meines familiären Hintergrunds, nicht sprechen.
    Seit drei Jahren unterrichte ich in einem Gymnasium direkt vor den Alpen, wo überwiegend Dialekt gesprochen wird.
    Trotzdem erwarte ich von meinen Schülern, dass sie "bilingual" sind und halte das auch für sehr wichtig!
    In der Praxis sieht das so aus: Im Unterrichtsgespräch wird der Dialekt akzeptiert, bei Referaten, Vorträgen und selbstverständlich in Aufsätzen natürlich nicht!
    Die Schüler kommen damit übrigens prima zurecht.
    Nette Anekdote am Rande: Letztes Jahr meinte eine "zugeroaste" Fünftklässlerin:"Darf ich dann im Unterricht auch Platt reden?" Man glaubt gar nicht, wie schnell meine bayerischen Schüler ob dieser Bemerkung bereit waren, auf Hochdeutsch umzuswitchen!
    Liebe Grüße
    Hermine


    Edit: Wenn ich im Urlaub bin, erwarte ich selbstverständlich nicht, dass überall fließend Deutsch gesprochen wird. Andersherum darf man aber auch nicht erwarten, dass ich die Landessprache perfekt beherrsche!

  • Wenn sisch kahner drieber aufrescht, wenn iesch mei gelaber ofang, is mir des fei wurscht.


    Ne mal ernsthaft. Als übergeordnetes Unterrichtsziel "Erhalt der bayrischen Sprachkultur", oder wie die das nennen, in den Lehrplan zu integrieren, finde ich etwas übertrieben.


    (Achtung..eventuell offtopic)
    Ich kam einmal mit dem bayrischen Lehrplan näher in Kontakt und war geschockt. Ich besuchte ein Seinar zum Thema Sexualkunde und musste die Situation in Bayern vortragen. Da steht tatsächlich Homosexualität im Themengebiet zwischen(!) "Schädliche Auswirkungen von Massenmedien" und "Prostitution". Da waren noch weitere Dinge, die ich sehr sehr merkwürdig fande.
    sorry.. war leicht offtopic... aber muste mal raus

  • Hermine
    ich seh mich ganz an deiner seite.


    @fonzie
    seh mich auch an deiner seite. aber alle nicht-bayern sollten auch mal zur kenntnis nehmen, dass nicht jeder anständige bayer csu wählt.

    • Offizieller Beitrag

    Also, das mit dem übergeordneten Lernziel ist wohl in der Praxis leicht übertrieben, denn ich bin nie, niemals dazu gezwungen worden, mir den bayerischen Dialekt anzueignen. Ginge auch gar nicht, ohne dass es sich furchtbar anhört.


    @Fonzie: Wenn wir wirklich über Lehrplanunterschiede in den einzelnen Bundesländern diskutieren wollten, würde das mit Sicherheit xxxxx Seiten in Anspruch nehmen und zu keinem Ergebnis führen. Ich war auf Grund des verlangten Niveaus in einigen Bundesländern auch schon zutiefst geschockt (nicht immer!)- das ist halt einfach so.
    Übrigens war der Lehrplan, den du gesehen hast, vermiutlich von 1990, der ist inzwischen erneuert worden. Und das Fach war nicht so ganz zufällig "Katholische Religion", hm?


    @Maiersepp: Natürlich wählt nicht jeder anständige Bayer CSU- warum sonst ist unsere schöne Landeshauptstadt seit Jahren rot?

  • Zitat

    Original von Hermine
    @Maiersepp: Natürlich wählt nicht jeder anständige Bayer CSU- warum sonst ist unsere schöne Landeshauptstadt seit Jahren rot?


    war eine anspielung auf den letzten wahlkampf.


    wollte sagen: nicht jeder, der bayerisch spricht, ist rückständig, gestrig, reaktionär, kuhmistschaufler, schuhplattler, ochsentreiber, weißwurschtzuzzler.
    das ist nur ein teil bayerns, ein bedauernswerter zwar, aber der wird toleriert.


    http://www.youtube.com/watch?v=RPnQZ_RDZyM&feature=related
    http://www.youtube.com/watch?v=XPYyVH9jOHo
    http://www.youtube.com/watch?v=G-f0br63wH0&feature=related

    • Offizieller Beitrag



    a) ja, ich bin toll...das hör ich öfter...


    b) ich erwarte, dass die bayerischen kinder sich so ausdrücken, dass es JEDER versteht. ich weiß ja nicht, in welchen reinrassigen klassen du unterrichtest...


    c) ausland=bayern...das ist schön.


    d) ich erwarte wie gesagt, dass meine kinder in meinem deutschunterricht hochdeutsch reden, weil wir hochdeutsche lehrpläne und bücher haben. meine deutschschulaufgaben korrigiere ich nach hochdeutschen regeln - wonach sonst?


    e) einen hannoveraner dialekt gibts nicht . dort spricht man deutsch ;)


    aber das meiste hat hermine schon gesagt...:) danke.

  • Auch wenn man mein Lokalatriotismus nicht im Geringsten mit dem vom Maiersepp oder Obermeier, Sepp konkurrieren kann: In der Region nordöstlich von Hannover ist die einzige dialektfreie Zone auf den dialektologischen Landkarten.


    Diese Aussprache des dortigen Hochdeutschen kommt der Schriftsprache am nächsten und so hat es durchaus berechtigte Gründe, wenn Schüler, die Deutsch schriftlich (und mündlich) beherrschen lernen sollen, entsprechend unterrichtet werden.


    Dieser "Dialektpatriotismus" wirkt provinziell und rückständig auf mich, nicht die Menschen, die Dialekt sprechen und wissen, wann dies situativ adäquat ist.





  • HALLOOOOO? ich selbst wurde von oberfranken nach oberbayern versetzt. ähnlich wie bei hermine liegt es wohl an meinem familiären hintergrund, dass ich keinen dialekt spreche.


    fakt ist, dass es sogar bei bei versetzungen INNERHALB bayerns zu unlösbaren sprachproblemen kommt.


    damit ihr hier alle mal was zum schmunzeln habt, blamiere ich mich doch gerne mal und erzähle euch eine geschichte aus meiner 1. klasse:


    ein junge erzählte mir, dass er ein "biberl" aus dem ei hat schlüpfen sehen. ich, mit meinem oberfränkischen sprachhintergrund, habe unter einem "biberl" einen kleinen biber vermutet.
    mein hauptfach war biologie und ich war mir zu 1000% sicher, dass biber nicht aus eiern schlüpfen.
    egal, der junge erzählte weiter und weiter von seinem "biberl", das so schön gelb war und auch sowas ähnliches wie fell hatte.
    häääää??? biber: gelb? fell?
    irgendwann merkte der erstklässler, dass ich ihn überhaupt nicht verstehe und er sagte zu mir "frau xy, biberl sind küken!"


    aufgrund dieser situation haben wir uns darüber unterhalten, dass es durchaus wörter gibt, die man eben nur in dieser gegend so nennt (--> dialekt). das verstehen sogar schon erstklässler und strengen sich an so zu sprechen, dass es jeder versteht. dialekt können sie daheim mit den eltern und großeltern sprechen. das kann ich ihnen beim besten willen nicht bieten!

  • so viele missverständnisse:


    natürlich sollen die kinder hochdeutsch beherrschen und in der schule auch sprechen. da machen manche von euch ein fass auf ...
    aber dialekte sind eben realität. und wenn ein gerade eingeschultes kind in seinem umfeld nur dialekt hört und spricht und möglicherweise zum erlernen des hochdeutschen nicht stundenlang dem fernsehen ausgesetzt wird, dann kann es eben noch kein hochdeutsch. wo liegt hier das große problem. sprachbarrieren lassen sich doch überwinden, da muss man nicht gleich bei spiegel.online alarm schlagen. überall wird interkulturelles lernen angepriesen, aber kinder sollen keinen dialekt sprechen dürfen? "biberl" ist doch nett. der bayer muss auch erstmal dahinterkommen, wen oder was der franke mit "Dindoreddo" meint. das bereichert doch das leben.


    den verfechtern des hannoveraner dialekts sei gesagt: kein volk kommt mit einer hochsprache auf die welt. in westeuropa hat sich bei wohl allen völkern/nationen aus sozio-ökonomischen oder rein politischen gründen der dialekt einer bestimmten region als schrift- und damit als hochsprache durchgesetzt. kann man in einschlägigen werken nachlesen.


    patriotismus: ich fühl mich zu 100% als bayer, wenn irgendeiner daherkommt, und mir/uns erklärt, was bayern zu tun habe. der herr saarländer sollte sich doch erstmal zur bildungspolitik seines bundeslandes äußern, bevor er über niederbayerische kinder herfällt. dass in bayern - wie überall - einiges im argen liegt, darüber lässt sich auch mit aufgeklärten bayern diskutieren.

  • Zitat

    Original von Spock
    Auch wenn man mein Lokalatriotismus nicht im Geringsten mit dem vom Maiersepp oder Obermeier, Sepp konkurrieren kann: In der Region nordöstlich von Hannover ist die einzige dialektfreie Zone auf den dialektologischen Landkarten.


    Diese Aussprache des dortigen Hochdeutschen kommt der Schriftsprache am nächsten und so hat es durchaus berechtigte Gründe, wenn Schüler, die Deutsch schriftlich (und mündlich) beherrschen lernen sollen, entsprechend unterrichtet werden.


    Dieser "Dialektpatriotismus" wirkt provinziell und rückständig auf mich, nicht die Menschen, die Dialekt sprechen und wissen, wann dies situativ adäquat ist.


    dialektfreie zone s. sprachgeschichte!!! wenn du meinst, mit deiner dialektfreien zone eine art überlegenheit herleiten zu müssen, dann hast die geschichte nicht verstanden. warum kehren wir eigentlich nicht zum indogermanischen zurück, dann müssten die armen kinder keine fremdsprachen mehr lernen?


    dialektpatriotismus, schöne wortschöpfung, und sicherlich situativ adäquat. rückständig sind für mich leute, die dialekte ablehnen. hochdeutsch in der schule, klares ja.

  • Zitat

    Original von Hermine
    Übrigens war der Lehrplan, den du gesehen hast, vermiutlich von 1990, der ist inzwischen erneuert worden. Und das Fach war nicht so ganz zufällig "Katholische Religion", hm?


    Oh Mann... Wäre es kath. Religion gewesen, haette ich es dazugeschrieben. Was es genau war, weiß ich aber garnicht mehr. Bio auch nicht. Warscheinlich gibts da noch nen anderen Sexualkunde-lehrplan den dann Sozialpädagogen oder so vermitteln. Keine Ahnung.. Fakt ist: dieser war natürlich aktuell. und das mit der Homosexualität war nicht das einzige, was eher an Mittelalter, als an 2009 erinnerte.


    @maiersepp: Ja , dass ist mir bewusst ...also...wirklich ;). Nicht alle Bayern sind erzkonservative weltfremde Vollidioten rechts von der Mitte. Wäre ja schlimm...


    back to topic

  • Ehrlich gesagt kommen bei mir die "Missverständnisse" vor allem aufgrund deines doch eher radikalen oder wenigstens stark emotionalen Eingangsposts auf.
    Den Artikel empfand ich jetzt nicht so schlimm, nirgendwo habe ich da gelesen, dass der "Zugereiste" den Bayern sagt, wie sie's machen sollen - wo bei dir ja, nach eigenen Aussagen, sofort der Patriotismus (und nach meinem Empfinden damit eben eine gehörige Portion Emotionalität bis Aggressivität) hochkommt.
    Deine Meinung empfand ich einfach als zu heftig ausgedrückt ("und so einer bildet lehrer aus") und so kam nicht heraus, dass im Prinzip die gleiche Position dahinter steht (Hochdeutsch in der Schule ja, Dialektpflege bitte gerne, Wechsel zwischen beiden Varianten erlernen).

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Zitat

    Original von maiersepp


    dialektfreie zone s. sprachgeschichte!!! wenn du meinst, mit deiner dialektfreien zone eine art überlegenheit herleiten zu müssen, dann hast die geschichte nicht verstanden. warum kehren wir eigentlich nicht zum indogermanischen zurück, dann müssten die armen kinder keine fremdsprachen mehr lernen?


    dialektpatriotismus, schöne wortschöpfung, und sicherlich situativ adäquat. rückständig sind für mich leute, die dialekte ablehnen. hochdeutsch in der schule, klares ja.


    ad 1) Geschichte und Linguistik sind mir nicht fremd.


    ad 2) Das Gefühl "herabgesetzt" bzw. "unterlegen" zu sein, wird von dir in meine Äußerungen hineininterpretiert. Wenn du dir entsprechenden, praktischerweise nochmals zitierten, Sätze durchliest, würde es mich interessieren, wo du dies herauszulesen vermagst.


    ad 3) Ich wiederum lehne Dialekte nicht ab, halte diese Diskussion jedoch in ihrer Emotionalität und Aggressivität für wenig konstruktiv.


    Zumal es nicht von der Hand zu weisen ist, dass eine standarddeutsche Variante in Schrift und Wort ihre Vorteile hat und dementsprechend in einer Bildungsanstalt, die nicht (nur) zum privaten Vergnügen besucht wird, ihre Berechtigung hat.

    • Offizieller Beitrag

    @Fonzie: Sorry, aber woher soll ich das riechen, wenn du es nicht dazu schreibst? Was soll denn das "Oh Mann"?
    Tatsache ist, dass in den Lehrplänen, die ich kenne, eine derartige Formulierung nicht vorkommt...- was nicht heißen soll, dass ich alle Lehrpläne kenne- die meisten, das Gymnasium betreffend, aber schon. Und die von dir erwähnten Formulierungen würden am ehesten auf Deutsch (geht nicht, weil man da kein Sozialkundeunterricht gibt, außerdem kenne ich da tatsächlich den ganzen Lehrplan), Geschichte oder Religion oder eben Sozialkunde (am Gym gibt es aber keine Sozialpädagogen!) zutreffen. Übrigens, anscheinend ist das "Mittelalter" manchmal gar nicht so schlecht, wenn man sich gewisse Ergebnisse anguckt.…
    Tut mir Leid, das war jetzt wirklich OT.
    Liebe Grüße, Hermine

  • Ehrlich gesagt: Auf das Argument, dass auch das Hannoveraner Hochdeutsch letztlich nur eine dialektale Form des Deutschen war, habe ich seit den ersten Äußerungen in diesem Thread gewartet.


    Meine Position dazu:
    In der Sprachgeschichte des Deutschen hat eine Festlegung des Deutschen auf diese "hochdeutsche" Form des Sprechens stattgefunden. Demzufolge kann sich nun jeder auf diese Festlegung beziehen. Und muss sich nicht belehren lassen, dass diese festgelegte Form vormals nur eine unter vielen gewesen sei. Sie ist es nun nicht mehr.


    Auffällig ist übrigens für mich (der noch gar nicht lange dabei ist) mal wieder, dass in der Sache die Standpunkte alles andere als weit auseinander liegen.


    (Man kann Forumsauseinandersetzungen vermutlich gut in einzelne, häufig wiederkehrende Phasen aufteilen. Hier beginnt gerade die Phase der detaillierten Textanalyse: Welches Wort hat welches Potenzial, um welche Emotionen zu wecken...? ;) )

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

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