HILFE - neues Kind spricht überhaupt kein Deutsch!!!

  • Hallo,
    ich brauche bitte dringend eure Hilfe, denn in meine 3. Klasse kommt ein Kind, das überhaupt kein Deutsch spricht. Ich weiß nicht, was ich machen kann/soll/muss, denn es gibt z.B. kein anderes Kind, das übersetzen könnte.
    Habt ihr Erfahrungen diesbezüglich? Ich wäre für alle Tipps dankbar! :)

  • Ich kenne das auch, muss aber sagen, dass das Kind mich in den letzten Tagen oft zum Staunen bringt, weil es schon einiges mitbekommt vom Unterricht und sich im Rahmen seiner Möglichkeiten auch beteiligt.
    Wie gehen wir damit um? Das Kind erhält möglichst viele Förderstunden zum Erwerb der Zweitsprache. Allerdings haben wir das Glück, dass ein anderes Kind auch mal übersetzen kann. In den ersten Tagen war das auch nötig, mittlerweile arrangieren wir uns, zum Teil eben auch mit Händen und Füßen ;)

  • Ja, übersetzen kann von uns keiner. Es ist aber auch noch kleiner, viele der Aufgaben sind selbsterklärend. Das Kind muss also keine langen Erklärungen lesen können. Bisher kommt er gut klar, sonst müssten wir uns da klar etwas Anderes einfallen lassen.

  • Zitat

    Original von hks
    Was macht das Kind denn während des Unterrichts? Bekommt es die Arbeitsblätter, die die anderen auch bekommen?


    In so einem Fall gab's eine Art Abteilungsunterricht. Ist mühsam und frisst Ressourcen, aber ich weiß nix Besseres.


    Gelegentlich Intensivunterricht mit dem Begleitlehrer, aber auch den könnte ich für andere Kinder genau so gut brauchen.

  • ich kann euch die LÜK Kästen empfehlen. Dazu gibt es Hefte in verschiedenen Schwierigkietsgraden, die selbstständig durchgeführt werden können. Und so sehr teuer ist das alles auch nicht - muss die Schule eben mal was investrieren. Schließlich wird das nicht das letzte Kind ohne Deutschkenntnisse sein.

  • Hallo hks,
    wenn Du einen PC mit Lautsprecher in der Klasse hast, ist die CD-Rom des Tobi-Arbeitsheftes (Klasse 1) vielleicht hilfreich. Wenn man auf die Bilder klickt, wird der Gegenstand jeweils benannt.


    Ähnlich aufgebaut sind auch einige Übungen der CD-Rom "Zweistein" des gleichen Autors mit einem ganz leicht fränkischen Idiom, wird für hiesige Kinder ab Klasse 2 empfohlen.


    craff

  • Ein Patentrezept kann ich dir leider nicht geben, aber vielleicht helfen dir folgende Tipps:



    allgemein:


    - Schraube deine Ansprüche herunter. Wenn das Kind wirklich kein Deutsch kann, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach am Ende des Schuljahres auch nicht alle Ziele der 3. Klasse erreicht haben. Bei diesem Kind geht es jetzt erst mal darum, dass es sich an die neue Situation gewöhnt und sich in deiner Klasse wohlfühlt.
    - Da du in einem anderen Bundesland bist, kenne ich mich mit rechtlichen und organisatorischen Fragen nicht aus. In Bayern kann es einem schon passieren, dass blindlings nach Alter und nicht nach besuchten Klassen über die zu besuchende Jahrgangsstufe entschieden wird. Lass dir -wenn es geht- Zeugnisse bringen, falls möglich schon übersetzt um dir ein Bild davon zu machen, was das Kind schon kann und was nicht. Allerdings sind die ausländischen Zeugnisse unterschiedlich aufschlussreich. Falls das Wissen und Können nicht einem Drittklässler entspricht, wäre ein Besuch der 2. Jahrgangsstufe eventuell sinnvoller.
    - erkundige dich bei deiner Schulleitung und deinem Schulamt darüber, ob es zusätzliche Förderstunden für dein ausländisches Kind gibt. In Bayern konnte man soweit ich das noch im Kopf habe, auch eine Hausaufgabenbetreuung für einige wenige Stunden beantragen. Das allerdings nur, wenn man gescheit genug war den Antrag auszufüllen. Und daran sind selbst wir Lehrer gescheitert. Es lebe die Bürokratie! X(
    - Besorge dir für die ersten Tage das, was das Kind am nötigsten braucht. Block, Stifte, Radiergummi, etc. Sich auf die Eltern zu verlassen, kann manchmal in die Hose gehen.
    - Versuche einen Dolmetscher zu organisieren (ich weiß, das ist schwierig und manchmal unmöglich) und lade die Eltern zu einem Gespräch ein. Erkläre Ihnen wie die nächsten Wochen für das Kind aussehen werden. Für Kinder ist es außerdem hilfreich mit deutschen Kindern den Nachmittag zu verbringen, z.B. im Hort und in einem Verein. Versuche auch das den Eltern zu erklären. Solltest du am Anfang wirklich die Eltern bei dir haben, versuche auch organisatorische Dinge gleich zu klären (Geld für Ausflüge, Kopien, etc.)



    Mathematik:


    Hier gibt es meiner Meinung nach für den Anfang am wenigsten Probleme. Versuche herauszufinden, was das Kind alles kann. Alles natürlich in dem Bereich, in dem keine Sprachkenntnisse erforderlich sind. Ich habe mir dafür Arbeitshefte des Vorjahres genommen und fleißig kopiert. Die Arbeitsblätter waren in Ablagekörben, die Kinder konnten nach ihrem Tempo arbeiten. Falls es da Probleme gibt, geh noch ein Jahr weiter zurück und teste aus, was das Kind davon kann. Ich hatte übrigens nie das Problem, dass Kinder verstimmt waren, dass sie vielleicht zu leichte Aufgaben bekamen. Anscheinend waren alle froh, dass sie etwas ohne fremde Hilfe und ohne Übersetzung konnten.



    Deutsch:


    Da wird es jetzt schon schwieriger. Wichtig wäre zu wissen, wie weit das Kind beim Lesen und Schreiben ist und ob hier noch Lücken bestehen. Falls große Lücken bestehen, müsste man erst mal daran arbeiten. Deinem Unterricht wird das Kind anfangs kaum folgen können. Eventuell wäre es möglich, ebenfalls wie in Mathe mit einer Art Tagesplan zu arbeiten. Damit meine ich einfach nur Arbeitsblätter, Unterrichtsmaterialien, etc. in einen Ablagekasten für das Kind und in Arbeitsphasen werden diese Sachen von dem Kind bearbeitet. Sicherlich nicht ideal, aber du wirst dich nicht teilen können. Für Deutsch eignet sich, wie schon von tigerente303 erwähnt, das Materiel von LÜK. Von Logico dürfte es auch einiges geben. Der Finken-Verlag hat zu Deutsch als Zweitsprache einiges an Material, ist allerdings nicht günstig. Im Augsburger Verlag für Lernen gibt es Arbeitsmaterialien für DaZ mit dem Namen "Und jetzt du". Am Anfang stehen immer neue Wörter (mit Bild). Ausgehend von diesen Wörtern werden dann weitere Aufgaben bearbeitet. Einige dieser Aufgaben können auch selbstständig bearbeitet werden. Zusätzlich kann man daraus noch Materialien für die Freiarbeit kopieren und laminieren.



    HSU:


    Ich kenne nicht die Themen der 3. Klasse in Niedersachsen. Aber vielleicht gibt es ja sprachlich leichtere Themen, die man jetzt am Anfang durchnehmen könnte? Spontan wäre mir für Bayern noch etwas aus der 4. Klasse eingefallen, ich würde das vorziehen. Dann sollte man allerdings auch die Eltern informieren, warum man dies tut. Ist ja nicht ganz legal.



    Sport/Musik/Kunst usw.


    Einfach mitmachen lassen. Das klappt schon irgendwie. Die meisten Dinge funktionieren nach dem System anschauen-nachmachen. Gerade im Sport war ich oft verblüfft, wie schnell Kinder sich auch komplexere Spielregeln aneignen können.


    Vielleicht hilft dir das ja ein wenig weiter. Ganz wichtig: Lass dich nicht entmutigen. Kinder haben ihre eigene innere Uhr und werden auch nicht dann sprechen, wenn du es gerade willst. Eine Schülerin hat mich von September bis Ende Dezember hartnäckig angeschwiegen. Sie hat sich auch geweigert Worte im Unterricht nur nachzusagen. Kurz vor den Weihnachtsferien hat sie dann losgelegt Und zwar richtig. :D Manche Kinder brauchen auch durchaus noch länger. Solange du nicht den Verdacht hast, dass ein sonderpädagogischer Förderbedarf vorliegt, würde ich mir keine Sorgen machen.



    Wo kommt das Kind eigentlich her? Mädchen oder Junge?



    Bibo

  • Hallo,
    über Google bin ich auf deinen Beitrag gestoßen, mir stellt sich zur Zeit dasselbe Problem - und außerdem gibt es in kürzester Zeit Halbjahreszeugnisse hier in NRW. Wie hast du das damals gemacht? Gab es Zensuren für das fremdsprachige Kind? Oder wie hast du dich sonst aus der Affäre gezogen?
    Grüße von der Löwin

  • Hallo Löwin,


    gib uns doch mal mehr Informationen. Dann wird es auch leichter, dir etwas zu raten.



    Bibo

  • Hallo alle,


    am Montag bekomme ich nun zum dritten Mal ein Kind ohne Deutschkenntnisse. Bin mal gespannt, wie´s diesmal läuft - da ich zur Zeit eine 1. Klasse habe, kann die Kleine vielleicht noch einsteigen und mitkommen. Sie kommt aus Bulgarien, kann kein Wort Deutsch, die Eltern ebenfalls nicht. Nach dem hessischen Schulgesetz, wird erstmals nach Alter (sie ist 7 Jahre) eingeschult, um dann evtl. in die Vorklasse zurück gestuft zu werden.
    2007 habe ich auch einen Jungen aus Bulgarien in meine damals 2. Klasse bekommen. Aus ja - nein konnte er kein Deutsch. Es wurde auch nicht mehr. Nach 2 Monaten wurde er in die 1. Klasse rückversetzt.
    2008 kam ein Junge aus Rumänien in meine damals 3. Klasse. Das erste halbe Jahr hat er überhaupt nichts gesprochen. Viele Arbeitsschritte musst ich mit Händen erklären. Nach und nach wurde es besser. Sein Stärke lag besonders in Mathe. Am Ende der Grundschulzeit konnte er besser Deutsch als manch andere Migrantenkinder aus meiner Klasse (wir haben einen Migrantenanteil von über 70%).
    Du siehst also, es kann so oder so ausgehen.

  • Ich habe auch ein Kind in der Klasse, was kein Wort deutsch konnte.


    Leider finde ich, dass man da auch zu wenig Unterstützung von der Schule bekommt. Zumindest in meinem Fall.
    Wie dem auch sei, das Kind kann in Mathe mitarbeiten.
    In Deutsch natürlich nicht.
    Ich habe gehört, dass es meist etwa ein halbes Jahr dauert, bis diese Kinder dann von selbst auch anfangen zu sprechen.
    Ich hoffe, dass das bald der Fall sein wird bei meinem Kind.



    @ Löwin
    Was die Zensuren angeht...
    Soweit ich weiß, kann man im ersten Jahr die Noten zumindest in Deutsch aussetzen. Aber wie das genau ist, kann ich dir leider auch nicht sagen.
    Frag doch mal deinen SL! ;)

  • Hallo!
    Ich weiß dieser Beitrag ist nun schon einige Jahre alt, aber ich stehe derzeit vor der selben Herausforderung.
    Ich habe in meinem ersten Dienstjahr eine vierte Klasse als Klassenlehrerin in einer GTVS übernommen und habe einige Kinder, die sehr schlecht Deutsch sprechen und eines, das erst seit einem Monat hier ist, der Bub kommt von den Philippinen, und noch gar kein Deutsch spricht. Die KK helfen ihm zwar rührend, aber ich merke, dass es sie schon langsam sehr anstrengt und ein bisschen nervt.
    Ich bekomme außerdem viel Unterstützung durch andere Lehrerinnen, die dem Buben helfen.


    Der Schüler war bereits 6 Jahre lang in der Schule, kann schreiben und rechnen aber eben nicht Deutsch.


    Ich habe für diesen jetzt einige PPP erstellt, bei diesen kann man Ton hinzufügen. So kann er, während der Rest der Klasse arbeitet seinen Wortschatz am Computer erweitern. Ich habe es noch nicht ausprobiert, kann mir aber vorstellen, dass es gut funktioniert.


    Ich kann hier leider nur ein in PDF konvertiertes Beispiel hochladen, vielleicht hilft es ja trotzdem jemandem :)


    Liebe Grüße
    Sus

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