Berufsschullehramt studieren?

Hallo,
also ich bin kein Quereinsteiger, habe aber nach Studium des Gymnasiallehramts und Ref am Gym an ein Berufskolleg in NRW gewechselt und ich habe es bisher (nach 2,5 Jahren) keinen Moment bereut.
Allerdings lässt sich wenig pauschalisieren, da die Schülerklientel je nach Lage und Ausrichtung der Schule verschieden ist, hier gilt es, sich in deiner Region umzuhören.
Ich unterrichte an einer technisch orientierten Schule mit beruflichem Gymnasium sowohl in den Vollzeitklassen als auch bei den Berufsschülern und ich mag diese Abwechslung.
Die Einstellungssituation ist soweit ich weiß immer noch besser als am Gym, wobei bei deinen Fächern auch dies kein Problem darstellen dürfte.
Im Übrigen ist es sicherlich möglich, an einem BK in deiner Nähe mit deinen Fächern solange du studierst freiwillig mal zu hospitieren und so Kontakte zu knüpfen und einen Einblick zu bekommen!
Die Schule kannst du dir in sofern "aussuchen", als dass du dich in einem schulscharfen Verfahren ja nicht überall bewerben musst.
LG

oh, das weiß ichleider nicht, hoffentlich jemand anders.

ImNotfall kann man jedenfalls auch einen Versetzungsantrag stellen

Zitat

Original von timuse
Noch mal dazu, ob ich nach dem Studium (und Ref.) selber eine Schule wählen darf, mich also selber an Schulen bewerben darf..
Sehe ich das richtig:
Das geht nur bei "schulscharfen Verfahren", aber im normalfall nicht?
Laut wikipedia gibt es schulscharfe Stellen nur in NRW!?!
Für mich kommt eher Bremen oder Niedersachsen in Frage.

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Ich weiß jetzt nicht, was schulscharf heißt, aber in Niedersachsen werden Ende Februar die zu besetzenden Stellen für das ganze Schuljahr veröffentlicht. Und zwar hier:

http://www.mk.niedersachsen.de…691_N11503721_L20_D0_I579

Du bewirbst dich dann allgemein und gibst an, ob du bestimmte Wunschstellen hast und / oder ob du in ganz Niedersachsen eine Stelle annehmen würdest. Parallel schickst du Unterlagen an deine Wunschschulen. Diese führen dann Gespräche durch und wählen nach fachlicher Eignung (Fächerkombi), Note und ggf. weiteren Kriterien einen Bewerber aus.

Möchtest du an eine bestimmte Schule, ist es sinnvoll dort rechtzeitig vor den Stellenausschreibungen schon einmal anzufragen und sich vorzustellen, denn dann können die Schulleiter (wenn sie Bedarf haben) die Stellen passend auf dich ausschreiben.

Zitat

Original von timuse
Kann ich mich also gezielt an beruflichen Gymnasien oder Fachoberschulen bewerben?

Nein, das eher nicht. Berufliche Gymnasien und Fachoberschulen sind üblicherweise nur zwei Schulform neben vielen anderen innerhalb einer berufsbildenden Schule. Du bist also an einer berufsbildenden Schule angestellt und unterrichtest dann auch in weiteren Schulformen (Berufsschule, Berufsfachschule, Fachschule, etc.).

Zitat

Original von timuse
Wie ist das Schüler-Nineau an berufsbildenen Schulen?

Hängt von der Schulform ab: im Berufsvorbereitungsjahr haben die SuS keinen HAuptschulabschluss und müssen eher allgemeine Schulkompetenzen erwerben und festigen. In der Berufseinstiegsklasse ähnlich. Berufsfachschulen sind unterschiedlich. Häufig haben die SuS einen Hauptschulabschluss und werden zum Realschulabschluss geführt. Fachoberschulen und Fachgymnasien haben dann ein Niveau ab Realschulabschluss aufwärts. In den Berufsschulklassen hängt das Niveau und die Konzentrationsfähigkeit sehr von der Art des Berufs ab. So unterrichte ich Friseurinnen und Medizinische Fachangestellte in Englisch und die unterscheiden sich schon ziemlich.

Zitat

Original von timuse Was erwartet mich als Berufsschullehrer?

Da weiß ich jetzt gar nicht, was ich darauf antworten soll. Ich würde sagen: ein abwechslungsreicher, oft anstrengender, aber auch spaßmachender Job.

SuS = Schülerinnen und Schüler

Zitat

Original von timuse

Die Sorge bleibt aber, vor lustlosen Schülern mit unter Hauptschulniveau zu lehren.

Wenn man sich auf solche SuS einlässt und die Ansprüche an sie (und sich selbst) entsprechend formuliert, dann sind sie gar nicht mehr so schlimm.
Dafür ist mann ja auch Berufs- und Wirtschaftspädagoge und nicht bloß Lehrer. An vernünftigen Schulen sich in solchen Klassen aber auch feste Teams, die sich auf die Schülerklientel spezialisiert haben.

Zitat

Original von timuse
ps: Wofür steht eigentlich SuS?
Bei Wikipedia finde ich dazu nur: "eine Säugetiergattung aus der Familie
der Echten Schweine, siehe Sus (Schweine)" :tongue:

Also wenn ich da so an manche Klassenräume oder die Pausenhalle an manchen Tagen denke, dann kann ich mir nicht verkneifen, eine gewisse Wahrheit in deiner Erläuterung der Abkürzung SuS zu sehen.

Hab keine Angst vor der Schülerklientel!!
Ich habe eine Zeit lang im "Werkstattjahr" und anderen Qualifizierungsmaßnahmen für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, teils von der "Sonderschule" kommend unterrichtet und es war eine tolle Erfahrung, ich finde es eher schade, das an meiner jetzigen Schule solche Klassen nicht unterrichtet werden (wir haben nur BG-Klassen, aber da werden eigentlich keine Frauen eingesetzt).
Das waren kleine Klassen mit um die 10 Schülern, ein sehr angenehmes Arbeiten, fast wie Nachhilfe. Fast kein Abschlussdruck, sondern es ging eher um Arbeitstugenden, um Motivation, darum, den Schülern Perspektiven aufzuzeigen. Und es war ein sehr schönes Gefühl zu sehen, dass es bei allen Schülern meiner beiden Klassen funktioniert hat. Alle haben entweder ein Arbeitsverhältnis begonnen oder gehen teils weiter zur Schule um Abschlüsse nachzuholen (zwei sind an meiner jetzigen Schule gelandet, die sehe ich noch).

So... als Berufsschullehrerin möchte ich ja doch gerne mal antworten. Ich mag meinen Beruf, ich mag meine SuS und vor allem mag ich, dass ich es als Lehrerin an einer berufsbildenden Schule mit verschiedenem Schülerklientel zu tun habe. Gerade das macht meinen Beruf ja interessant!

So, was ich aber nicht mag, sind Kollegen, die...

.... kein Pädagogik studiert haben und über irgendwelche Schlupflöcher und Quereinstiege auf einmal überrascht vor "unserem" Schülerklienetel stehen und "schlecht" von ihm spricht. Wir können uns unsere SuS nunmal nicht aussuchen, sondern sie nur so nehmen wie sie sind.

.... die sich die Schule selbst aussuchen möchten. Wohlbememerkt habe ich mir meine Schule selbst ausgesucht und für mich wurde sogar eine Stelle ausgeschrieben - das klappt aber nicht immer. Und gefordert hätte ich es niemals.

.... sich zu "fein" sind auch mit schwierigeren SuS umzugehen und sich die "Nerven nicht kaputt machen möchten". Super! Sollen das dann die Kolelgen machen, oder wie?

Sorry, aber bei solchen Postings kräuseln sich mir die Fußnägel!

Zitat

Original von Kristin
Ich mag meinen Beruf, ich mag meine SuS und vor allem mag ich, dass ich es als Lehrerin an einer berufsbildenden Schule mit verschiedenem Schülerklientel zu tun habe. Gerade das macht meinen Beruf ja interessant!

Geht mir genauso.

Zitat

Original von Kristin
So, was ich aber nicht mag, sind Kollegen, die...
.... kein Pädagogik studiert haben und über irgendwelche Schlupflöcher und Quereinstiege auf einmal überrascht vor "unserem" Schülerklienetel stehen und "schlecht" von ihm spricht.

Zum Glück tut unser Threadstarter das nicht, denn er / sie hat sie ja noch gar nicht kennengelernt und informiert sich hier schon mal vorab. Außerdem möchte er / sie ja Pädagogik noch studieren.

Zitat

Original von Kristin
.... die sich die Schule selbst aussuchen möchten. Wohlbememerkt habe ich mir meine Schule selbst ausgesucht und für mich wurde sogar eine Stelle ausgeschrieben - das klappt aber nicht immer. Und gefordert hätte ich es niemals.

Geht mir genauso. Aber ich bin heilfroh, dass ich da bin wo ich hinwollte. Macht mein Leben sehr viel leichter. Und auch ich wollte mir die Schule im Voraus aussuchen und habe gebangt, ob es klappt oder nicht. Finde ich sehr verständlich.

Zitat

Original von Kristin
.... sich zu "fein" sind auch mit schwierigeren SuS umzugehen und sich die "Nerven nicht kaputt machen möchten". Super! Sollen das dann die Kolelgen machen, oder wie?

Er / sie kennt sie ja noch gar nicht, sondern hat den Kopf wahrscheinlich voller Klischees aus Medienberichten und vom Hörensagen. (Die übrigens zuweilen dazu führen, den Nervfaktor an Fachoberschulen und Fachgymnasium zu unterschätzen. Die SUS dort können nämlich auch hochgradig lustlos, faul, schwach, albern, laut, etc. sein und da ist der 'Stoffdruck' dann gleich etwas höher. Außerdem sitzen gerade an den Fachoberschulen SuS, die eben keinen Ausbildungsplatz ergattern konnten und dementsprechend motiviert und fähig sind). Und das Pädagogikstudium steht ja erst noch an. DA sind erstmal Ängste da, die können einem ja genommen werden oder noch verschwinden.

Zitat

Original von Kristin
Sorry, aber bei solchen Postings kräuseln sich mir die Fußnägel!

Da gab es aber schon schlimmere. Für mich war es eine ehrliche Nachfrage, auf die man konkret antworten konnte.

Da hier im Forum immer wieder mal die Frage nach dem oft unbekannten Wesen der berufsbildenden Schulen auftauchen sollten wir vielleicht mal einen Infothread dazu starten. Vielleicht fange ich demnächst mal damit an.