Kann man mich zu Kursfahrten zwingen?

  • Hallo allerseits :)


    ich bin in den kommenden 12 Monaten in drei Kurs-/Klassenfahrten involviert. Da ich zwei Klassenleitungen habe und an einem Austausch beteiligt bin, möchte ich nicht auch noch an einer Studienfahrt der Stufe 13 als vierte Fahrt teilnehmen.


    Da es an unserer Schule keinen finanziellen "Topf" für die finanzielle Unterstützung der Lehrkräfte gibt, die "Freiplätze" auf die Schüler umgelegt werden müssen und vom Land NRW so gut wie gar kein Geld fließt für Lehrer bei Kursfahrten, muss ich die Fahrten komplett von meinem Geld bezahlen.


    Ich kann mich daran erinnern, dass es vor ca. zwei Jahren einen Präzedenzfall gab, bei dem ein Sportlehrer es in ähnlicher Situation ablehnte eine weitere Fahrt machen zu müssen und Recht bekam.


    Hat jemand noch Infos zu dieser Situation oder kann mir sagen, wie die rechtliche Situation momentan aussieht???? Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir dienstlich verpflichtet werden können, solange der Staat nichts dazu bezahlt??

  • Hallo,
    ich bin in einem anderen Bundesland (BW), beantworte das also aus dieser Perspektive:
    Im Schulgesetz steht als einzige obligatorische Fahrt das Schullandheim, hier kann ein Lehrer verpflichtet werden. Kursfahrten stehn da nicht drin.
    Der leitende Lehrer benötigt natürlich eine Genehmigung seines SL. Dabei kann er ankreuzen, dass er auf die Erstattung der Kosten verzichtet. Natürlich darf ihn dazu niemand zwingen. In der Praxis werden Fahrten, die dieses Kreuz nicht haben, nicht genehmigt - Geldmangel.
    Das heißt also - aus BW-Perspektive - , dass dich niemand zwingen kann.
    Ciao

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von paukernils
    Da es an unserer Schule keinen finanziellen "Topf" für die finanzielle Unterstützung der Lehrkräfte gibt, die "Freiplätze" auf die Schüler umgelegt werden müssen und vom Land NRW so gut wie gar kein Geld fließt für Lehrer bei Kursfahrten, muss ich die Fahrten komplett von meinem Geld bezahlen.


    Das stimmt so nicht ganz. Das Land hat für den Fall von Lehrerfreiplätzen (die müssen so deklariert sein) eine Sondererlaubnis erteilt. Die dürfen wir Lehrer annehmen. Wie ich bereits mehrmals schrieb, ist das perfide daran, dass diese Freiplätze natürlich über die Plätze für die Schüler subventioniert werden. Somit also reiner Etikettenschwindel.


    Zitat


    Hat jemand noch Infos zu dieser Situation oder kann mir sagen, wie die rechtliche Situation momentan aussieht???? Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir dienstlich verpflichtet werden können, solange der Staat nichts dazu bezahlt??


    In NRW kannst Du nicht zu einer Dienstreise (=Klassenfahrt) verpflichtet werden, wenn Voraussetzung dafür ist, dass Du auf Reisekostenerstattung verzichten musst.
    Erst wenn die Kostenerstattung in vollem Umfang erfolgt, kann man Dich zur Dienstreise verpflichten.


    In anderen Worten: Du könntest theoretisch jede Fahrt verweigern.
    Hier setzt das Land aber auf den Gruppenzwang (viele Lehrer machen es ja trotzdem) und auf den pädagogischen Idealismus, der hier vom Land gezielt ausgebeutet wird.


    Hier nochmal der Link zur rechtlichen Lage.


    Und hie der Link zum Thema "Zwang".

  • Hallo Bonzo 21,
    ich bin auch aus NRW. Du bist ganz klar in zuviele Fahrten eingebunden - erkläre anderen, dass das zuviel ist und Dir dabei auch zuviel Unterricht flötengeht, auf den Du nicht verzichten kannst, da Du ja Lernziele zu erfüllen und Klassen auf Arbeiten und Prüfungen vorzubereiten hast.


    Es wäre übrigens widersinnig, wenn Du einen Antrag auf Genehmigung der Fahrt stellst und dann die Erklärung des Kostenverzichts nicht unterschreibst - dann wird die Fahrt natürlich nicht genehmigt und die Schüler gucken in die Röhre.
    Besser: Bevor Du mit dem für Fahrten zuständigen Verwaltungskollegen sprichst, finde jemand anderen, der an Deiner Stelle fährt, wobei Du für diesen Kollegen die Fahrt organisatorisch vorbereitest, am besten mit ihm/ihr zusammen. Bei uns fahren oft zwei Kurse zum gleichen Ziel, was die Vorbereitung vereinfacht, da sie sich auf mehrere Schultern verteilt. Zum Organisiern kannst Du nämlich schon verpflichtet werden, aber ich galube nicht, dass man Dir mehrere Fahrten abverlangen kann.
    Frage doch mal die Kollegen, auch die Neueingestellten, die Deinen Kurs kennen - ich habe bisher keine Schwierigkeiten gehabt, jemanden zu finden, der für mich fährt. Vorbereiten tue ich die Schüler in meinem Unterricht (Referate zm Fahrtziel etc).


    Viel Erfolg!


    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

    • Offizieller Beitrag

    Mir ist gerade noch eine Sache eingefallen:


    Frau Sommer hat ja in einer Presseerklärung angekündigt, dass der Etat zur Erstattung der Reisekosten deutlich erhöht wurde.


    Mein stellvertretender Schulleiter sagte mir, dass dadurch das Fahrtenbudget der einzelnen Schule nur unwesentlich erhöht wird und so (ich zitiere dem Wortlaut nach) "jeder Lehrer künftig statt 20 Euro Erstattung eben dann 30 oder 40 Euro bekommt".


    Angesichts einer solchen Presserklärung, die ja suggeriert, dass ach so viel getan wird und der Realität, die bedeutet, dass wir auf einem Großteil der Kosten nach wie vor sitzen bleiben werden, sollte man einmal überlegen, eine offene Anfrage an Frau Ministerin zu stellen bzw. sie mit der Realität zu konfrontieren.


    Mit Anerkennung von Leistungen und Engagement der Lehrkräfte hat das nämlich nichts zu tun - eher mit populistischer Selbstdarstellung.


    Gruß
    Bolzbold

  • Solange es sich immer wieder Lehrer finden, die die Bildung aus eigener Tasche finanzieren (wie hier Klassenfahrten) wird man mit uns Lehrern alles Mögliche versuchen. Fragt mal einen in der Wirtschaft, ob er bereit ist eine Dienstreise auf eigene Kosten vorzunehmen. Ich habe mehrmals einen Vogel als Antwort gezeigt bekommen. Ich verweigere Klassenfahrten.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von tschajka
    Solange es sich immer wieder Lehrer finden, die die Bildung aus eigener Tasche finanzieren (wie hier Klassenfahrten) wird man mit uns Lehrern alles Mögliche versuchen. Fragt mal einen in der Wirtschaft, ob er bereit ist eine Dienstreise auf eigene Kosten vorzunehmen. Ich habe mehrmals einen Vogel als Antwort gezeigt bekommen. Ich verweigere Klassenfahrten.


    Das ist einerseits konsequent - keine Frage. Andererseits wird man sich damit im Kollegium wie auch bei der Schüler- und Elternschaft früher oder später isolieren, solange es genug Kollegen gibt, die ihrem pädagogischen Idealismus folgen und die Fahrten aus eigener Tasche zahlen.
    Ein Konferenzbeschluss wäre mir da lieber - doch dann wird wieder an die pädagogische Verantwortung appelliert und die Verweigerer werden schief angeguckt und die Abstimmung fällt zugunsten der Fahrten aus.


    Auch wenn die gerade genannte Reaktion einiger Kollegen, Eltern und Schüler diesbezüglich natürlich unsachlich und unbegründet ist, so wäre mir das die 250 Euro definitiv nicht wert, die ich durch eine Weigerung spare.


    Hier wäre eine klare Positionierung seitens der Lehrerschaft und der Schulleitung notwendig.


    Gruß
    Bolzbold

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