Zehnerübergang und Einstern

  • Hallo zusammen,


    im letzten Schuljahr habe ich zum ersten Mal eine erste Klasse übernommen und unterrichte u. a. auch fachfremd Mathematik. Wir arbeiten in der ganzen Schule im Mathematikunterricht mit Einstern. Ich habe mich natürlich im Vorhinein und auch während des Schuljahres immer wieder mit der Mathe-Didaktik und mit Rechenschwäche auseinandergesetzt und mich in die Thematik eingearbeitet. Wenn man jedoch noch keine Erfahrung hat, wird man auf einige Schwierigkeiten erst in der Praxis aufmerksam.


    Dass beispielsweise die Rechenaufgaben mit Zehnerübergang im Zahnlenraum bis 20 laut der Einstern-Konzeption von den Kindern "als Ganzes" erfasst werden sollen, stellt sich nun im Rückblick (Anfang Klasse 2) als eine solche Schwierigkeit heraus. Die schwächeren Schüler in meiner zweiten Klasse haben diese Rechenaufgaben noch nicht automatisiert und verfügen bestenfalls über eine zählende Rechenstrategie um über den Zehner zu rechnen. Ein Schüler beherrscht auch diese Strategie nicht. Im Einstern werden Zerlegungsschritte für den Zehnerübergang kaum trainiert.


    Ich mache mir inzwischen diesbezüglich Vorwürfe, weil ich befürchte, dass den Kindern die Basis für weiteres erfolgreiches Lernen in Mathe fehlt.


    Ich habe nun ein Zusatzprogramm auf der Grundlage folgenden Buches für diese Schüler vorbereitet:


    "Kinder mit Rechenschwäche erfolgreich fördern: Ein Praxishandbuch für Eltern, Lehrer und Therapeuten" von Claudia Oehler


    Ich hoffe, dass ich mit ihnen dadurch die nötigen Grundlagen nachträglich erarbeiten kann.


    Ist es "normal", dass einige Kinder zu Beginn der zweiten Klasse den Zehnerübergang noch nicht beherrschen?


    Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht? Kann ich durch o. g. Förderprogramm den Kindern nachträglich das notwendige Rüstzeug mitgeben oder ist der Zug schon abgefahren, weil sich das Zählen als Rechenstrategie nicht mehr so leicht ablösen lässt?


    Viele Grüße


    Mila

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Mila


    Dass beispielsweise die Rechenaufgaben mit Zehnerübergang im Zahnlenraum bis 20 laut der Einstern-Konzeption von den Kindern "als Ganzes" erfasst werden sollen, stellt sich nun im Rückblick (Anfang Klasse 2) als eine solche Schwierigkeit heraus.


    Ja, kann ich bestätigen.


    Zitat


    Ist es "normal", dass einige Kinder zu Beginn der zweiten Klasse den Zehnerübergang noch nicht beherrschen?


    Ja, ist es. Ich bin froh, wenn sie die Aufgaben bis 10 automatisiert haben, ist aber sicher ein anderer Einzugsbereich als bei euch.


    Zitat

    Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht? Kann ich durch o. g. Förderprogramm den Kindern nachträglich das notwendige Rüstzeug mitgeben oder ist der Zug schon abgefahren, weil sich das Zählen als Rechenstrategie nicht mehr so leicht ablösen lässt?


    Das Programm kenne ich nicht, aber danke für den Tipp.
    Selbstverständlich ist der Zug nicht abgefahren. Es ist normal, dass Kinder nach den Sommerferien einiges vergessen haben und man im 2. Schuljahr Wiederholungen einbauen muss.
    Trainiere mit ihnen den Zehnerübergang jetzt, gehe dann zügig in den Zahlenraum bis 100 und trainiere dort den Zehnerübergang zu gegebener Zeit wieder. Dann sollten es viele Kinder hinbekommen.


    Hast du die Möglichkeit, die Eltern um Hilfe beim Automatisieren der Aufgaben mit ZÜ zu bitten? Wenn ja, tu das unbedingt. Unterstützend können sie die Zahlzerlegungen bis 10 wiederholen. (8 = 3 + 5), wenn ich also 7 + 8 rechne, muss ich 7 + 3 + 5 zerlegen.


    Nochwas: Ist den Kindern klar, dass 7 + 3 + 5 einfacher zu rechnen ist als 7 + 8? D.h.: Sind die Aufgaben bis 10 automatisiert? Ist das Addieren zu 10 bzw. das Subtrahieren bis zur 10 sicher? 10 + 3 = 13, 13 - 3 = 10? Diese Einsichten sind nötig, sonst kannst du die Kinder von keiner Nicht-Zählenden Strategie überzeugen. Meine Erfahrung ist, dass auch letzteres am Anfang des 2. Schuljahres nicht klar ist. (Wir arbeiten im 1. Schuljahr auch mit Einstern.)


    Gruß,
    Conni

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

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