NotenschlÜssel

  • Wir geben die Noten immer nach einer Tabelle, die meine Kollegin noch von ihren Vorgängerinnen (die leben gar nicht mehr, glaub ich) bekommen hat.


    ich habe grade im Internet ein Seite gefunden, wo man Maximalpunkte eingibt, danach die Punkte, die das Kind erreicht hat und wo dann die Note rauskommt. Der Rechner hätte jetzt gesagt, dass bei 80 Punkten insgesamt eine 1 bis 74 Pkt. eine 1 möglich gewesen wäre.


    Mir ist aufgefallen, dass wir an der Schule lt. dieser besagten Tabelle bei
    max. 48 Punkten bei 47/48 erreichten eine 1 geben
    und bei
    max. 80 Punkten bei 80/79 und 78,5 eine 1 geben.


    Das geht doch nicht. Man kann ja eigentlich nicht bei nahezu 1/3 mehr Gesamtpunktzahl jedesmal bei 2 Punkten weniger als Maximalpunktzahl eine 1 geben, das ist ja von den Prozenten her total unlogisch.


    Könnt ihr mir verraten, wie ihr das bewertet. Ich finde es total unbefriedigend, dass das nicht einheitlich ist.

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt da keine einheitliche Richtung.
    Du kannst ja mal eben in die Suche "Notenschlüssel" eingeben oder einfach hier klciken, da findest du ganz viele Threads zu dem Thema aus den letzten Jahren. Und es gibt praktisch so viele Notenschlüssel wie User, die dort gepostet haben.


    kl. gr. Frosch

  • Ich sehe das so:
    Die Notengebung ist ureigenste Aufgabe und liegt somit in der Verantwortung des Lehrers - sie kann nicht durch ein mathematisches Programm oder durch Beschluss einer Konferenz bestimmt werden. Die Notengebung ist eine pädagogisch-fachliche Gesamtwertung der Schülerleistungen - und dieser Grundsatz bezieht sich nicht nur auf die Berechnung der Zeugnisnote, sondern auch auf die Ermittlung der Teilnoten.


    Selbst wenn innerhalb der Schule per Konferenzbeschluss "einheitliche Maßstäbe bei Notengebung und Versetzung" festgelegt wurden, sind dies nur nicht verbindliche Empfehlungen an die Lehrkraft. (Konferenzordnung §2, Abs.1 Nr.5).


    Lehrer haben einen Beurteilungsspielraum, innerhalb dem sie frei entscheiden können und für den sie verantwortlich sind. In der Notenbildungsverordnung in Ba-Wü ist dieser pädagogische Freiraum explizit formuliert.


    Eingeschränkt wird dieser Freiraum durch folgendes Urteil:


    Zitat

    Bei der Bewertung einer schriftlichen Arbeit unter Verwendung eines Punkte-Systems liegt die Leistungsbewertung allein in der Vergabe der Punkte. Deren Umsetzung in das Notensystem ist rein arithmetischer Art. Sie ist einer erneuten pädagogisch-fachlichen Gesamtwertung nicht zugänglich. ..."(Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg, Urt. vom 24.1.1979 - XI 1690/76 H). Das Gericht führt in seinem Urteil ferner aus, daß "Note = Note" sei und deshalb die Abstände zwischen den Noten proportional zu den Abständen zwischen den Punkten sein müssen


    http://www.ph-ludwigsburg.de/f…estle/allgemein/alt16.htm


    Im - übrigens lesenwerten Link - werden die verschiedensten Faktoren bei der Bewertung von Schülerarbeiten mathematisch auseinander gefieselt.


    Nach dem genannten Urteil dürfte eigentlich nur eine lineare Notenskala zulässig sein - womit ich keinerlei Probleme habe. Denn die eigentliche Bewertung erfolgt bei der Punktevergabe. Gebe ich bei jeder Aufgabe genau die halbe Punktzahl steht die Endnote schon fest: Es ist eine 3/4 - falls ich mich streng an die lineare Berechnung halte.


    Persönlich unmöglich finde ich eine Gauss'sche Verteilung, die davon ausgeht, dass der Großteil der Schüler nur eine 3 erreichen kann. Das ist für Lehrer zwar bequem - man kommt nicht in irgendwelche Rechtfertigungszwänge beim Klassendurchschnitt - es widerspricht jedoch der "Leistungmessung": Es muss Arbeiten geben, die besonders gut ausfallen - weil alle Schüler das Thema beherrschen - und es kann Arbeiten geben, die mit einem Schnitt schlechter als 4 enden - weil die Schüler das Thema nicht beherrscht haben. In letzterem Fall muss ich jedoch als Lehrer meine Vermittlung des Themas hinterfragen - und eventuell durch eine "Nachschulung" und weitere Arbeit nachkorrigieren.


    edit: da kam kermit dazwischen...

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    2 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • In Niedersachsen legen, so weit ich das weiß, die Fachkonferenzen fest, mit wieviel Prozent es noch welche Note gibt. Der Schulvorstand genehmigt das ganze dann offiziel.
    Das kann von Fach zu Fach unterschiedlich sein.
    Bei uns bekommt man z.B. mit 95% im Fach Mathematik noch eine 1. So kann man ausrechnen bei wie vielen Punkten das noch der Fall ist.
    Eigentlich muss das bei euch irgendwo für jedes Fach festgeschrieben stehen.

  • Wir haben in Klasse 3/4 folgenden Notenschlüssel:


    Note 1: 100 – 91 %
    Note 2: 90 – 80 %
    Note 3: 79 – 65 %
    Note 4: 64 – 50 %
    Note 5: 49 – 25 %
    Note 6: 24 – 0 %

    • Offizieller Beitrag

    ich muss noch einmal eine ehemalige Kollegin an der Realschule zitieren. Als ich dort meine erste Arbeit korrigierte (Nebensätze, Deutsch, Klasse 8) habe ich sie nach einem Notenschlüssel gefragt.
    Zitat:

    Zitat

    Ein Drittel der Noten darf unterm Strich (also 5 oder 6) sein. Du solltest den Schlüssel so gestalten, dass das auch hinkommt.


    Die Frau ist zum Glück nicht mehr im Schuldienst.


    Bei meiner aktuellen Notenproblematik (siehe anderer Thread, oben verlinkt), wo es im dritten Schuljahr in Mathe nur bei 10 - 98 % eine 1 geben soll und auch die Zweier entsprechend verteilt sind (bis 85% statt wie bei mir bis 86%) sagte mir ne Kollegin:


    Zitat

    Wenn ich deinen Schlüssel nutze, haben bei mir viel zu viele Kinder eine 2.


    Ich finde auch diese Aussage recht ... sarkastisch. Und freue mich über alias' Ausführungen, weil die mich dazu bewegen, ggf. eine eigene Linie zu fahren.


    kl. gr. Frosch

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