Tod aufarbeiten

  • Hallo ihr,


    bei einem meiner Religionsschüler ist der Papa an einem plötzlichen Tod gestorben. Ich möchte nun das Thema mit dem Rest der Klasse, die sehr bedrückt ist, aufarbeiten.
    Habt ihr Ideen? Hattet ihr schonmal einen ähnlichen Fall?
    Schon mal vielen lieben Dank an euch.


    Liebe Grüße
    Mayine

  • Der Kleine ist völlig neben der Spur, sein Vater ist tot. Bist Du Dir sicher, er will das Thema in der Schule auch noch hören? Es tut Menchen gut, sich auch mal abzulenken. Es steht einem Lehrer auch nicht zu so etwas Schreckliches einfach "aufzugreifen" und einen Unterricht damit zu machen! Bitte sprich erstmal mit dem Kind alleine und sag, dass du es sehr traurig findest, was passiert ist. Lass ihn erstmal in Ruhe und am normalen Unterricht teilnehmen. Den anderen Kindern der Klasse kann man (ohne das betreffende Kind) kurz sagen, was passiert ist. Meist erzählen die Kinder dann selber (aber in der Pause, dem besten freund etc und nciht im Unterricht)


    Ich weiß Du meinst es sicher gut, aber Du musst unbedingt zuerst mit dem Kind sprechen.


    Er will bestimmt nicht, dass "hinter seinem Rücken" mit der Klasse darüber gesprochen wird bzw ein Unterricht veranstaltet wird.


    Gruß
    Anna

  • Es ist der eindeutige Wunsch der Elternvertreter das Thema in der Klasse aufzugreifen.
    Die meisten Klassenkameraden haben die Nacht im Bett der Eltern verbracht, weil es für sie schwer zu verarbeiten ist. In diesem Fall geht es mehr Richtung Seelsorge für die Klassenkameraden.
    Das Kind wird nicht dabei sein, da es momentan noch zu Hause ist. Das sehe ich genauso wie du, dass das sonst zuviel wäre.


    Liebe Grüße Mayine

  • Beim plötzlichen Unfalltod einer Schülerin meiner Schule, den auch noch Mitschüler selbst mitansahen, habe ich KIBBS angefordert. Zusammen mit unseren Religionslehrern haben sie dann speziell die betroffenen verwaiste Klasse, aber auch alle anderen Kinder und Lehrer betreut. Kennst du das? Hier http://www.kibbs.de/kibbs1.php als Überblick. Es gibt auch KIS = Kirchliche Hilfe in Schulen. Schau hier http://www.katholische-notfall…im-schulbereich-infoblatt
    Gibt es in deinem Bundesland vielleicht auch?
    Gruß
    Pepi

  • Bei mir ist das leider letztes Schuljahr auch passiert.


    Ich hab am Folgemorgen eigentlich nicht viel gemacht, ausser die Kinder in den Kreis zu holen und darüber zu sprechen, wie es dem Kind jetzt gehen könnte. Die Kinder, die sehr nahe mit der Familie befreundet waren/sind, haben zum Teil das Gespräch geleitet und übernommen. Wir haben dann überlegt, was wir dem Kind Gutes tun können, wenn es wieder kommt und die Kinder haben sich für ein kleines Büchlein mit Bildern entschieden. So konnte jedes Kind die Situation in einem Bild verarbeiten.


    Das war ein tolles Gefühl des Zusammenhalts für die Klasse und die Kinder konnten die Situation für sich verdauen.
    Richtige "Trauerarbeit" haben die betroffen Familien unter sich gemacht, das hatten die Elternvertreter so entschieden.

  • Ich sehe das ähnlich wie milliethehorse - auch bei uns ist etwas Ähnliches passiert (5. Klasse).


    Im Unterschied zu der weiter oben aufgeführten Situation ist ja nicht ein Klassenkamerad gestorben, sondern ein Angehöriger.
    Darum fände ich es nicht richtig, den Verstorbenen in den Mittelpunkt zu stellen - es sollte eher darum gehen, wie man sich verhalten kann, um es dem betroffenen Kind nicht noch schwerer zu machen.


    Bei uns war es ähnlich wie bei milliethehorse: Wir haben (bevor das betroffene Kind wiederkam) zusammen überlegt, wie wir uns in dieser Situation fühlen würden und was wir uns von den anderen wünschen würden (auch bei uns wurden vor allem die mit dem Kind näher Befreundeten angehört, die es auch schon gesprochen hatten).


    (Das Ganze ergab durchaus konstruktiv, dass es Unterschiede je nach Grad der Vertrautheit gibt: Neugierige Fragen werden als unangenehm, mitfühlende von Freunden als durchaus hilfreich empfunden - etc.)


    Der Verlust des Opfers (und das Zusammenstehen der Gruppe in dieser Situation) sollte mMn Vorrang haben - die Verarbeitung der eigenen Gefühle der Schüler findet bei so einer Art des Vorgehens dann sowieso statt. Dass das Ganze eine sehr traurige Sache ist, die einfach im Leben vorkommt - diese Erkenntnis kann man den Schülern leider nicht abnehmen....


    Als direktes "Objekt für den Religionsunterricht" fände ich so etwas auch als zu "emotional besetzt".

Werbung