Zusammenarbeit mit Parallelkollegin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    ich komme jetzt an eine neue Schule und übernehme eine 2. Klasse.
    Diese Schule ist zweizügig, ich war bisher weitgehend an einzügigen Schulen.


    Nun ist es ja eigentlich positiv, dass man so mit der Parallelkollegin zusammenarbeiten kann. Bisher wurde das an der Schule auch so gehandhabt. Anscheinend vergleichen die Eltern die beiden Klassen auch stark. :rolleyes:


    Das Doofe ist nur, dass die Kollegin so ganz anders arbeitet als ich. :( Meine Vorgängerin und sie lagen da wohl schon eher auf einer Welle, aber ich fürchte, bei uns wird das anders sein.
    Bin deswegen gerade ziemlich gefrustet, denn es geht schon um grundsätzliche Ansätze: so kennen die Kinder beider Klassen kein freies Schreiben, kaum Sachthemen (und wenn, dann mit Merksätzchen und im Arbeitsheft), kein projektorientiertes oder anderes freies Arbeiten, haben in Klasse 1 mit Schreibschrift angefangen, aber noch nie nen eigenen Text verfasst, usw.
    Was soll ich denn jetzt machen?
    Natürlich wäre es sinnvoll, mit der Kollegin harmonisch zusammenzuarbeiten, aber das würde hier bedeuten, dass ich meine Grund- und Ansätze total über Bord werfe. Ich habe mir im Laufe der Zeit auch einige schöne Werkstätten zusammengestellt, habe viel mit Literaturprojekten, etc. gearbeitet. Das wollte ich eigentlich auch weiterhin tun.
    Es ist aber wahrscheinlich schwierig, den Kindern und Eltern die neuen Arbeitsformen bei- und nahe zu bringen, besonders, wenn die Kollegin den alten Stil weiterhin verfolgt. Da entsteht dann phasenweise nichts vergleichbares. :( Außerdem macht man sich wahrscheinlich nicht gerade beliebt, wenn man sofort aus der Spur läuft. Ich kann mir aber trotzdem nur schwer vorstellen, meinen Sachunterricht auf die Doppelseite im Pusteblume-Arbeistheft zu beschränken...


    Was würdet ihr denn tun? Wart ihr schon mal in so einer Situation?


    Unfrohe Grüße,
    Melo

  • Also mein erster Gedanke war: Verbieg dich nicht!
    Du kannst doch nicht deine ganzen Ansätze über Bord werfen, nur damit du mit der Parallelkollegin harmonisch zusammenarbeiten kannst.
    Das kann niemand verlangen.
    Ich würde zunächst noch vor Schulbeginn das Gespräch mit der Kollegin suchen, und einfach mal deine Sicht der Dinge (vorsichtig) schildern und andeuten, dass es nicht so wie bisher weiterlaufen kann/ wird.


    Vielleicht ist sie ja sogar froh, dass auch mal neuer Schwung rein kommt?

    Es gibt bestimmt Dinge, über die man sich trotzdem austauschen kann und die man auch gemeinsam planen oder angehen kann.
    Aber deshalb würde ich auf keinen Fall meinen Unterrichtsstil komplett ändern.

  • Liebe Melo,


    ja, war ich und zwar bereits zweimal an zwei unterschiedlichen Schulen.
    Ich habe versucht, Kompromisse einzugehen, mit denen beide Seiten leben können.
    Als ich merkte, dass die andere Seite nicht bereit war Kompromisse einzugehen, bin ich meinen Weg gegangen.
    In einem Falle sogar entgegen zwei Parallelkolleginnen.
    In solchen Fällen nehme ich am ersten Elternabend direkt den Wind aus den Segeln, in dem ich sehr genau erkläre, warum ich wie arbeite.
    Meiner Erfahrung nach macht es wenig Sinn "sich zu verbiegen", weil dabei nicht wirklich etwas herum kommt.
    Weder für die Kinder, noch für einen selbst.
    Authenzität halte ich für unabdingbar.


    Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Eltern sich nach wenigen Wochen sehr schnell begeistern und umstimmen ließen.
    :)


    Dir alles Liebe!
    strubbelsuse

  • Ach Mensch, das wünscht man sich natürlich anders.
    Ich habe vier Jahre auch mit einem Kollegen parallel gearbeitet, der einen ganz anderen Stil hatte als ich. Wir mögen uns persönlich sehr gerne, aber kommen halt beim Arbeiten nicht wirklich zusammen.
    Was wir aber versuchten gleich zu machen, waren die Sachunterrichtsthemen, Aufsatzthemen usw. Die Herangehensweise war eine andere, aber die Inhalte sehr ähnlich.
    Vielleicht wäre das ein Kompromiss?
    Du scheinst sehr zufrieden mit deiner Arbeit und deinen Methoden zu sein, du hast Erfahrung und den Lehrplan, der dir den Rücken stärkt. Deshalb würde ich meinen Weg des Unterrichtens weitergehen, immer wieder mein Material anbieten, über Inhalte des Unterrichts Absprachen treffen und die Eltern durch motivierte, leistungsfreudige Kinder überzeugen ;)
    Viel Erfolg!
    LG pinacolada

    • Offizieller Beitrag

    Vielen Dank für eure Antworten!
    Ja, vermutlich habt ihr recht!
    Der erste Elternabend ist leider schon am zweiten Schultag. Dort wird den Eltern erklärt, warum ich jetzt auf einmal ihre Kinder unterrichte und die alte Klassenlehrerin nicht mehr da ist. Das weiß nämlich noch niemand. Auch ne interessante Situation am Montag...
    Habe eigentlich Skrupel, den Eltern dabei auch gleich neue Arbeitsformen, mehr Klassenkasse und Kopiergeld, etc. nahezubringen.
    Aber wahrscheinlich ist das der einzige Weg. Stillschweigend neue Methoden einzuführen, wäre wohl nicht so gut.


    Suse, ich bin froh, dass du auch geantwortet hast :) Von dir habe ich ja viele Anregungen und tolles Material, womit ich auch weiterhin gerne arbeiten würde.


    Muss diesen Elternabend jetzt inhaltlich sehr gut überdenken... denn auch, wenn ich von meinem Vorgehen im Unterricht überzeugt bin, tue ich mich manchmal schwer mit Leuten, die meinen, es ging ja bisher auch so und ein Stift und ein Heft reichen...



    LG
    Melo

  • Wann geht die Schule bei euch los, kommende Woche schon? Ansonsten hätte ich dir erstmal geraten, schon in den Ferien nen Eltern-/Schülerbrief zu schreiben, in dem du dich vorstellst und kurz die Situation erklärst. Damit wäre der Montag schonmal entzerrt. Ich hab es mal so gemacht, als ich ne vierte Klasse übernommen hab - allerdings ist meine Vorgängerin da in Pension gegangen, die Kinder wussten also grundsätzlich schon, dass jemand Neues kommt.


    So grob unterschiedlich, wie bei euch die Ansätze sind, kann ich nur auch sagen: Verbieg dich nicht völlig! Ich bin Strubbelsuses Meinung: Begründe, warum du was wie machst, sei offen für Rückfragen von Eltern - aber steh zu deinem Unterricht.
    Blöde Situation.


    LG
    Britta

  • Oh mann, du arme - in der Situation (keiner weiß, dass ein neuer Lehrer kommt) war ich letztes Schuljahr auch... Und auch ne zweite Klasse. Nur hatte mir niemand vorher gesagt, dass die Kinder nicht wissen, dass sie ihre Lehrerin nicht behalten können... Und auch ich hab mich am ersten Elternabend "entschuldigt", dass ich die Klasse übernommen habe...


    Und auch ich hatte/habe eine Parallellehrerin, die einfach schon über 50 ist, und viel, viel Erfahrung hat mit dem was sie macht - und daher wenig Bedarf, noch was zu ändern (und von so einer Lehrerin habe ich auch die Klasse übernommen - die zwei sind also zusammen sicher ein gutes Team gewesen). Dass wir nicht alles gleich machen werden, haben wir gleich am Anfang geklärt. Geeinigt haben wir uns darauf, dass wir alle Probearbeiten gleich schreiben - zwar nicht am gleichen Tag, aber in der selben Woche. Gerade, weil an unserer Schule von Eltern viel verglichen wird...


    Diese Absprache zu treffen war auch genau die richtige Entscheidung. Damit lebten wir beide gut, es ging sogar so weit, dass meine Parallelkollegin sich immer mal wieder das ein oder andere Material und auch den ein oder anderen HSU-Experimetierzirkel durchführte - und begeistert war, wie interessiert, konzentriert und gründlich die Kinder arbeiteten. Aber das kam wirklich ganz langsam, sie kam von selbst auf mich zu (weil sie ein paarmal etwas aus meinem Klassenzimmer geholt hat und dann fasziniert war, die meine Kinder arbeiten), also nichts erzwingen und ja nicht "immer belehrend sein"!


    Ein Tipp noch (den Fehler habe ich nämlich immer wieder gemacht und die Schüler deshalb immer wieder ganz schön überfordert): wenn die Kinder wirklich gar nichts "freies" gewöhnt sind, wirklich gaaaaanz, gaaaaanz langsam und schrittweise anfangen. Bei mir gabs schon Tränen, als sie das erste mal wählen sollten, ob sie das selbe Arbeitsblatt auf gelben oder auf blauem Papier bearbeiten wollen...

    • Offizieller Beitrag

    Ihr baut mich wirklich auf! Schlafe nachts schon schlecht, weil ich hin und her überlege, wie ich da jetzt drangehe. *seufz*
    Leider fängt die Schule bei uns schon kommenden Montag an. M.E. hätte man die Eltern auch mal per Brief über den Lehrerwechsel informieren können, aber die Schule spart, wo sie nur kann. Portokosten gehören ins Sparprogramm...
    Ich find's schon krass, dass die Kinder alle Kopien bezahlen müssen! Kenne es bisher nur so, dass man einen Grundstock an Kopien pro Klasse hat, der dann ggf. ergänzt wird, so mit ca. 5 € im Jahr. Naja, hier sinds wohl eher 15-20€ pro Kind im Quartal! 8o
    Findet ihr das normal?
    Naja, da muss ich mit leben, aber es schränkt mich doch schon schwer ein. Meine Vorgängerin hat alles aus der Klassenkasse bezahlt. Dabei hat sie pro Jahr und Kind nur 15 € eingesammelt. Ist mir jetzt schon schleierhaft, wie das geht. Vermutlich hat sie einfach sehr wenig kopiert. Womit ich wieder bei meiner Arbeitsweise bin. Werstätten, differenzierte ABs, etc. benötigen eben viele Kopien.
    Hab heute hin und her gerechnet und komme zu dem Schluss, das sich besser fahre, wenn ich alles zu Hause an meinem Laserdrucker ausdrucke. Es gibt billige Kartuschen und billiges Papier im Internet - das ist schon günstiger als die Kopien in der Schule.
    Ärgert mich aber eigentlich ein bisschen, dass man solche Umwege gehen und seine eigenen Sachen verwenden muss!
    Wenn die Schule wirklich sooo wenig Geld bekommt, ist es eigentlich eine Frechheit. Man soll als Lehrerin nach den neusten und tollsten Rahmenplänen alle Kinder optimal und individuell fördern und fordern, muss aber sehen, woher man die Mittel dafür bekommt! X(
    Würd mich ja mal interessieen, wie ihr das handhabt. Auch, wenn das ein bisschen vom Thema abweicht.


    LG
    Melo

  • Oh die leidigen Kopierkosten...! Das hatten wir an meiner ersten Schule auch. Dort wurde jede einzelne Kopie aufgeschrieben und am Ende eines Halbjahres bekam man dann die Rechnung!
    Ich habe damals die Eltern offen gefragt, ob sie eine Möglichkeit haben für unsere Klasse zu kopieren. Es haben sich wirklich 5 (!) Eltern gemeldet. Also habe ich Werkstätten früh fertig gestellt und sie dann dem entsprechendem Kind mitgegeben. Ein paar Tage danach kam dann eine dicke Kiste zu mir, mit allen Arbeitsblätter in der gewünschten Anzahl kopiert. Beim nächsten Thema kam dann jemand anderes dran, manchmal habe ich auch eine Werkstatt auf zwei Eltern aufgeteilt. Auch Kopien aus verschiedenen Arbeitsheften, die ich im Laufe des Jahres auf jeden Fall einsetzen will, habe ich schon früh verteilt und kopieren lassen. So haben wir die hohen Kopierkosten gut drücken können.
    Vielleicht kannst du, wenn du am Elternabend dein Konzept vorstellst, danach fragen. Einige Eltern werden dich bestimmt gerne unterstützen. Ich glaube auch, dass einige Eltern froh sein werden, dass du so offen unterrichten willst. Vielleicht freuen sich einige Eltern auch über einen Lehrerwechsel.
    Ich wünsche dir einen schönen Schulstart.
    LG

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